Hörner für Klassik oder Jazz

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von ullileh, 23.März.2008.

  1. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    In diesem Zusammenhang fällt mir ein tolles Beispiel ein:

    Heiner Goebbels und Alfred Harth, die Gründer des "sogenannten Linksradikalen Blasorchesters" haben auf einer ihrer Schallplatten (ich weiß nicht, ob es die auch auf CD gibt) das Cembalo Stück von Jean-Philippe Rameau namens Le Rappel des Oiseaux eingespielt.

    Auf 2 Tenorsaxophonen! und
    erstens in keinster Weise selbst den kühnsten Vorstellungen des Komponisten entsprechend,
    zweitens in keinster Weise dem "üblichen" klassischen Tonideal entsprechend und
    drittens ganz sicher nicht mit einem der hier als "klassisch tauglich" genannten Setups und
    viertens einer von Beiden hat sicher auch keine vernünftige Ausbildung auf dem Saxophon genossen

    Und trotzdem, für mich eine geniale phantastische Fassung.

    Gruß,
    xcielo

    PS: Die Aufnahmen von den Beiden waren nicht unerheblich daran beteiligt, dass ich unbedingt Saxophon lernen wollte, und natürlich gleich Bach und Rameau darauf spielte ;-)
     
  2. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Na dann sind wir ja mal wieder angekommen!!!
    Viel Wind um nichts und keiner weiß Bescheid, hehe....

    Liegt es nun im Auge des Betrachters, dies zu entscheiden?
    Oder an dem welcher sich im Auge des Betrachters spiegelt, nämlich dem "vermeintlichen klassischen Saxspieler"...?

    VG Ten.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Wenn wir über Klassik reden meinen wir hier nicht nur Mozart und Beethoven (eigentliche Epoche der Klassik) sondern von Barok bis hin zur Modernen Musik. Und im letzten Jahrhundert wurde sehr viel fürs Saxophon geschrieben.

    Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, warum ihr jetzt gegen die Klangvorstellungen angeht. Das ist nicht meine Meinung oder Geschmack sondern eher Fakt.

    Selbst als ich im Musikkoprs gespielt habe, die ein recht anspruchsvolles Konzertprogramm, wurde mir relativ deutlich empfohlen, doch mit meinem S80 MPC zu spielen.

    klar, kann man bach brötzen, oder verjazzen oder nen Latin draus machen. Das ist dann aber nicht mehr Klassik spielen.

    @Boston, ein merkwürdiger Vergleich.


    Aber selbst wenn wir ehrlich sind, gibt es auf der anderen Seite des Ufers diverse Klangvorstellungen beim Sax.
    Man hat die Meinung, dass Oldschool Sax so klingen mu, bei Rock so, bei Latin nochmal anders, und beim Funk auch nochmal, und im Pop so.
    Wie oft heißt es hier, ich suche nen funky Sound, oder "der und der haben nen Popsound.
    Und ganz ehrlich, wenn wir jemanden mit nem Popsound bebop spielen hören, oder jemanden mit nem hellen funky sound ne ruhige ballade empfinden wir das als unpassend.
    Und fragt mal nen Studiosaxophonisten. Wenn die nen Popsound brauchen, mußte den bringen, auch wenn du selber eher wie Coltrane klingen möchtest.

    Tja, als Hobbymuiker, der nur für SEINEN Spaß spielt, dem darf das echt egal sein, hauptsache, es gefällt ihm.

    Aus irgendwelchen Gründen spiele ich gerne auf der Bühne, und da will ich dem Publikum gefallen mit meinem kram. Aber da muß ich mich halt auch mal verbiegen.
    Und wenn es ums Geld geht....
    Ich will mit dem Sax auch mal ab und zu ein wenig Kohle machen, habe ich auch viel Spaß dran.
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Leon,

    vermutlich ist das einer der Hauptgründe, wieso ich nie Profi geworden bin.

    Ich finde es zwar schön, wenn dem Publikum meine Musik gefällt, und ich spiele auch sehr gerne auf der Bühne, aber dafür würde ich mich niemals verbiegen.

    Der Gedanke, dass ich bestellte Musik auf eine bestellte Art spielen müsste, wenn diese mir nicht zusagt ist mir ein absoluter Graus, eher würde ich Mülleimer leeren.

    Mich hat ehrlich gesagt auch immer schon die "übliche" klassische Klangvorstellung genervt. Diese war früher zumindest immer orientiert an einem samtigen Klang, der sich gut mit Streichern mischt. Tatsächlich spielt man aber recht selten inmitten einem Symphonieorchester, wo dieses Klangideal noch einen gewissen Sinn machen würde, und bspw. im Duett mit einem Klavier ist ein nicht samtiger glatter Ton nach meinem Geschmack viel schöner.

    Und in der Blaskapelle fand ich es bei Aufnahmen immer genial, wenn ich mein Saxophon unter allen Anderen am Klang deutlich raushören konnte.

    Aber genau so hat mich die Klangvorstellung der Jazzer auch auf meinen Workshops genervt. Man musste ein Selmer haben und wie Parker (der aber gar kein Selmer gespielt hat) klingen, sonst war man gleich out.

    Ich habe für mich daraus die Konsequenz gezogen, die Musik, die ich mag, so zu spielen, wie ich es schön, angemessen und gut finde. Bislang habe ich auch immer noch Leute gefunden, die mit mir spielen wollen.

    Gruß,
    xcielo
     
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