Homöopathie, Globuli & Co.

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von mcschmitz, 25.Januar.2022.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Sollten homöopathische Mittel über die eher psychologischen Mechanismen von Nocebo/Placebo Auswirkungen auf die Gesundheit oder auch nur das Wohlbefinden haben, hätten sie schon eine Berechtigung.

    Man muss halt nur auch daran glauben:
    Wenn ich über das "Potenzieren" nachdenke, widerspricht die vorgenommene Tätigkeit allen naturwissenschaftlichen Bedeutungen des Wortes.
    Im Prinzip könnte ich in Lindau in den Bodensee pinkeln und ein Fläschchen Seewasser aus Konstanz als "Essenz" verkaufen.

    Und die Bande von Wissenschaftsverweigerern aus dem Anthroposophenumkreis schneidet nicht nur mit ihren Kügelchen Geld von Gutgläubigen.
    Das Enkelkind unserer Freunde ist seit Kurzem in einem Steiner-Kinderhort weil nirgends sonst ein Platz zu bekommen war ... teuer und haarsträubend!

    Das Fatale aus meiner Sicht ist, dass dieser Hokuspokus allzu oft mit solider, nachweisbarer Naturheilkunde und/oder Traditioneller Chinesischer Medizin abgemischt wird, deren Wirkmöglichkeiten und Grenzen länger bekannt sind, als es "moderne" Schulmedizin gibt und die sich jederzeit in klinischen Studien nachweisen lassen.
     
    giuseppe gefällt das.
  2. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Ich finde es von der Medizin etwas arrogant, immer darauf zu verweisen, dass es bei der Homöopathie keinen Wirknachweis gibt. Den gibt es bei den meisten Medikamenten ja auch nicht. Es gibt lediglich eine statistische Warscheinlichkeit, die in den genannten Doppelblindtests ermittelt wird. Das ist aber reine Statistik und kein wissenschaftlicher Nachweis im Sinne eines biochemischen Wirknachweises. Den gibt es nur für relativ wenige Mittel.
    Indirekt gibt es den statistischen Wirknachweis auch für Pflanzenheilmittel oder für Homöopathie. Würde es nicht wirken, dann würde niemand die Mittel kaufen. Als jugendlicher hatte ich öfter Mandelentzündung. Der Schulmediziner verschreibt Antibiotika oder lässt die Mandeln entfernen. Ist das wissenschaftlich?
    Mir wurde von einer Freundin in Südfrankreich gezeigt, dass ich die Knospen an Brombeersträuchern sammeln und einen Aufguss machen soll. Den mit Honig trinken, das hat geholfen. Wenn kein Brombeerstrauch zur hand war, hatte ich ein homöopatisches Mittel, kleine Tabletten, die ich unter der Zunge zergehen habe lassen, mit einem Wirkstoff, der D6 potenziert war. Hat auch geholfen.
     
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich bin nun wirklich kein Pharmakologe oder Arzt - aber ich weiß ganz sicher aus einem Projekt bei/mit Novartis, dass bei neuen Medikamenten die chemischen und physikalischen Wirkzusammenhänge im menschlichen Körper (meistens eines etwa 35-jährigen Mannes aus dem eher westlichen Kulturkreis) zumindest weitgehend erklärt sein müssen, bevor eine Zulassungsbehörde die klinische Studie (also den Doppelblindtest im größeren Maßstab) überhaupt erlaubt, deren Ausgang für die Zulassung des Medikaments wesentlich ist.

    Und bis zu 60% der neuen Medikamente mussten zu diesem Zeitpunkt mindestens zwei voneinander unabhängige klinische Studien vorweisen. Ist ein bisschen her und ich hatte mit der eindeutig nachverfolgbaren Logistik der Medikamente, Laborproben und Befunde zu tun, nicht mit dem medizinisch/pharamzeutischen Inhalt.

    Die Brombeerknospen fallen in den Bereich der Naturheilkunde (und können schon bei Hildegard von Bingen nachgelesen werden).

    Homöopathische Pastillen - im Gegensatz zu Globuli - enthalten meist, neben dem „potenzierten“ auch pflanzliche Wirkstoffe.

    Und der Placebo/Nocebo - Effekt, sich in einer Stresssituation (Halsschmerzen oder bei mir Pollenallergie) mit etwas zu behandeln, von dem man überzeugt ist, funktioniert bei mir auch bestens: Wenn ich Allergieattacken habe, lutsche ich ein Fisherman’s Friend Salmiak. Hilft mir.
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    @Kohlertfan, das Gegenteil ist der Fall. Ich finde es eher arrogant anzunehmen, man dürfe Menschen in schwierigen Lebenssituationen ausnutzen in dem man ihnen gewinnbringend Dinge verkauft, die nicht den strengen Nachweispflichten unterliegen, denen Medikamente unterliegen.

    Du glaubst nicht und weißt offenbar nicht, was für ein Aufwand betrieben wird, um zu untersuchen ob etwas nutzt und nicht schadet. Du kennst auch den Unterschied zwischen Effektivität und Mechanismus nicht. Du verstehst nicht, dass Methodik zur Untersuchung von Wirksamkeit das Ergebnis jahrzehntelanger wissenschaftlicher Arbeit ist, dass sich die Standards ständig ändern.
    Du hast keine Vorstellung davon, für wie viele Medikamente es tatsächlich so einen Nachweis gibt und wieviele Ärzte ausschließlich Medikamente mit wissenschaftlichem Wirknachweis verwenden, diesen auch kennen und beurteilen können. Du kennst nach deinem Beispiel offenbar keine einzige der zahlreichen Untersuchungen, die die Notwendigkeit von Antibiotikabehandlung bei Mandelentzündung im Hinblick auf späte Herz- und Nierenerkankungen untersuchten (eine Seuche, die immer noch viele teils junge Erwachsene tötet und bei uns durch intensiven Antibiotikagebrauch nach dem Krieg komplett besiegt wurde und in den letzten Jahren eine Neueinschätzung erfahren hat, weil es eben reicht bestimmte Infektionen zu behandeln).

    Es gibt nicht eine Schulmedizin, die gegen andere kämpft. Innerhalb der Schulmedizin gibt es immer verschiedene Meinungen und teils kämpferische Auseinandersetzungen darüber was richtig ist. Es gibt aber das einende Einverständnis über die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Überprüfung. Du kannst nicht einfach BEHAUPTEN, dass dein Brombeerextrakt wirkt, du musst es anhand der dokumentierten Heilungen Erkrankter BEWEISEN. Wer sich dem entzieht, weil er Aufwand oder auch das Ergebnis scheut und die Überprüfung für sein Geschäftsmodell gar nicht braucht (oder sie sogar schaden würde), ist halt nicht Teil der wissenschaftlichen Medizin.

    Am Ende steht vor allem durch die wissenschaftlichen Standards bei uns übrigens eine ziemlich gute medizinische Versorgung. In den wenigen Ländern, in denen es eine vergleichbare Versorgung gibt, ist sie nur für Reiche zugänglich. Bei uns ist es (noch) kostenlos für alle verfügbar.

    Du nennst die zugrundeliegende Standards Arroganz?
     
  5. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Für die schulmedizinischen Medikamente forderst Du eine genaue Erklärung der Wirkmechanismen ein, bei homöopathischen Mitteln reicht Dir anscheinend der Glaube, dass es hilft.

    Doppelblindstudien, die eine Wirksamkeit bestätigen sind für Dich kein Nachweis für die Wirksamkeit. Wenn Doppelblindstudien belegen, dass ein Mittel nicht hilft, dann ist es für Dich kein Nachweis der Unwirksamkeit. - OK, kann man so sehen, entspricht aber nicht dem Stand der wissenschaftlichen Forschung.

    An was sollen wir uns orientieren, wenn nicht an dem, was die Naturwissenschaft in Jahrhundertelanger Kleinarbeit als Standart etabliert hat?

    Hast Du - abgesehen von anekdotischen Erkenntnissen - eine bessere Herangehensweise?

    Es gibt zahllose anekdotische Berichte von der Wirksamkeit schulmedizinischer Mittel. Erstaunlicher Weise werden diese von den Befürwortern der Naturheilkunde stets als nicht relevant abgetan, während anekdotische Berichte andererseits selbstverständlich die Wirksamkeit von Globulin & Co. "beweisen" sollen. DAS empfinde ich als arrogant.

    Für praktisch Alle (zumindest neueren) Medikamente liegt die Wirksamkeit lt. Doppeblindstudien deutlich über dem Placeboeffekt. Homöopathische Mittel liegen allenfalls gleichauf mit Placebos.
    Wenn Dir dieser statistische Nachweis nicht reicht, solltest Du besser gar keine Mittel irgendwelcher Art einnehmen.
    Auch die Einnahme vom Vitaminen und Nährstoffen in Form von Nahrung wird überbewertet, da für die meisten Stoffe nur statistische Wirksamkeitsnachweise vorliegen, aber keine genaue biochemische Erklärung der Wirksamkeit im Körper.
    Wohlmöglich lässt sich die Nahrungsaufnahme komplett durch Zufuhr geeigneter Energiequellen ersetzen. Die weiter oben bereits erwähnt "Orgonenergie" scheint mir da ein guter Kandidat zu sein. Es wäre schließlich arrogant, zu behaupten dass dies nicht funktioniert, nur weil noch Niemand den Wirkmechanismus entschlüsselt hat. Und bezüglich des Nährwertes liegt die Orgonenergie garantiert gleichauf mit Placebos. Da bin ich sogar ohne Doppelblindstudie sicher ;-)
     
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