jazz kultur ade

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast, 26.Oktober.2013.

  1. bluesfreak47

    bluesfreak47 Guest

    Danke für den Brief, bluefrog. Dreas hat geschrieben: Die "dummen Fehler" bleiben. Das sehe ich auch so. Ich wünsche W.G., dass er die Kraft hat, sich etwas Neues aufzubauen.
    Bluesige Grüße
    bluesfreak47
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Tja, Beate Weber war auch häufiger Gast bei Hildes Veranstaltungen, ihr Wohlwollen erinnert mich irgendwie an unsere Bundeskanzlerin und ihre "vollste Unterstützung" von Kabinettsmitgliedern... :roll:

    Und Hilde hat keineswegs chaotisch gewirtschaftet, sie war ganz im Gegenteil Geschäftsfrau durch und durch, aber sie hat nicht mit der Unfairness und der Vetternwirtschaft der Stadtverwaltung gerechnet:

    Im "Hellebäch'l" gab es aufgrund schlechter Bausubstanz zahlreiche Schäden (verschimmeltes Büro, Löcher in der Außenwand des Gastraums usw.), die sie vom Vermieter, der Stadt Heidelberg, bitteschön ausgebessert haben wollte.
    Die Stadt stellte sich stur, wollte in das alte Gemäuer kein Geld mehr reinstecken, man hoffte auf Investoren, die das Gebäude kaufen würden. Dafür musste aber Hilde erst mal rausgeekelt werden...

    Aufgrund des schlechten Zustands (kalter, quasi unheizbarer Veranstaltungsraum) und des schikanösen Verbots, an der B3 Werbung machen zu dürfen, kamen immer weniger Gäste, also behielt Hilde teilweise die Miete ein, um die Stadt zum Handeln zu bewegen.
    Statt Verhandlungen bekam sie jedoch gerichtliche Vorladungen wegen "Mietrückständen", verlor dummerweise einen entscheidenden Prozess, hatte danach keinen finanziellen Atem mehr.
    Sie musste schließlich das Gelände räumen und starb nur ein paar Jahre später an einer Lungenkrankheit, die sie sich durch den ständigen Aufenthalt im verschimmelten Büro geholt hatte. :-(

    Ich hatte ja vorher schon einige Pächter mit dem Hellenbach scheitern gesehen, deshalb sagte ich, nachdem mir Hilde von ihren Umzugsplänen dorthin Anfang der 90er erzählte:

    Wenn es irgendein Wirt schafft, den Hellenbach hochzubringen, dann die Hilde.
    Doch wenn es irgendein Lokal schafft, die Hilde fertig zu machen, dann der Hellenbach.

    Leider hatte ich mit dem zweiten Satz Recht... :cry:

    Das "Jazzhaus" war dann von der Stadt quasi als Ersatz fürs Hellebäch'l vorgesehen, Wolfgang Graf hatte ja vorher in seiner "Galerie Graf" bereits Konzerte durchgeführt und damit gezeigt, dass er so etwas kann, der Ort in der Altstadt erschien zudem attraktiver als das ehemalige Vereinslokal am Stadtrand.

    Vielleicht hätte es ja geklappt, wenn man Hilde da mit einbezogen hätte?
    Sie hatte wirklich Ahnung vom Geschäft als ehemals erfolgreiche Wirtin mit jahrzehntelanger Erfahrung in verschiedenen Gaststätten ("Gilberts goldener Adler", "Zum Löwen" usw.), Wolfgangs handwerkliche Fehler wären ihr wahrscheinlich nicht passiert.
    Aber sie war natürlich dann "persona non grata" für die Stadt und sowieso todkrank.

    Danke, Heidelberger Verwaltung! :evil:


    Viele Grüße,
    Rick
     
  3. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    So, und damit wären wir beim Kern des Problems. Es gibt nicht DIE Stadtverwaltung, sondern solche und solche, die in der Stadtverwaltung sitzen. Die Vetternwirtschaft ist offensichtlich, nicht nur bei den hier angesprochenen Fällen. Man kann sich z.B. nur wundern, wer welche Baugenehmigungen kriegt. :roll: Ich glaube, Du siehst da Beate Weber nicht ganz richtig, wenn Du sie pauschal verantwortlich machst. Ihr Fehler war sicher, dass sie sich um Kultur generell zu wenig gekümmert hat und daher "die Verwaltung" in dieser Hinsicht nicht im Griff hatte.

    Wie dem auch sei, jetzt haben wir einen anderen OB, den solche Einrichtungen wie das Jazzhaus nicht die Bohne interessieren, dafür umso mehr das Wohlergehen der "besseren" Kreise, inklusive der umsatzstarken Gastronomie, die ja schließlich seinen Wahlkampf finanziert haben.

    Ich glaube, nein ich weiß, dass es Leute in der Verwaltung und nicht zuletzt im Gemeinderat gibt, die auf unserer Seite stehen. Sogar die Rhein-Neckar-Zeitung hat ziemlich positiv berichtet, abgesehen vom letzten Artikel. Wir müssen diese Kräfte argumentativ stützen. Ich verstehe Deine Bitterkeit wegen Hildes Hellebäch'l gut, würde aber deswegen noch nicht die Flinte ins Korn werfen.

    Liebe Grüße
    Helmut
     
  4. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Ein Jazzhaus in der Region muss ja nicht zwangsläufig in Heidelberg stehen. Wenn die Stadt Heidelberg den Schwerpunkt lieber auf schlagende Verbindungen und internationalen Tourismus legt, dann sollen sie halt Paukböden unterstützen und Läden, die den Amis und Chinesen Kuckucksuhren (made in China ;-)) verkaufen.
    Gut gefallen hat mir das kleine Städtchen Schrießheim, wo ja im Sommer beim Jazz Stadtfest viel los war. Vielleicht ist hier die Gemeinde aufgeschlossener, der Jazzhaus Idee gegenüber.
    Oder andere Orte und Lokalitäten in der Region, die vielleicht eine neue Heimat für den Jazzhaus Verein werden könnten, wie z. B. der Veranstaltungsort am Bahnhof in Wiesloch (Nimo hat da mal was gepostet mit Fritz Neidlinger, oder wie der hieß) oder die Location in Ladenburg, wo die Sonntags Session vom Jazzhaus mal ausgewichen ist.
    Auch Freinsheim, wo der Workshop im April stattgefunden hat, habe ich von der Bevölkerung und von der Verwaltung her ziemlich Jazzfreundlich erlebt - o.k., ist vielleicht schon zu weit vom Schuss).
    Es gibt in der Region sehr viele dem Jazz aufgeschlossene und tolerante Menschen, muss nicht unbedingt weiterhin Heidelberg sein, meine ich.

    :idea:


    Hier noch ein Nachtrag:

    Auf den Jazz Pages findet auch eine aktuelle Information und Diskussion statt.
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Hallo Bluefrog,

    Frau Weber war mir auch anfangs sehr sympathisch, aber ich habe eben bei der Hilde-Geschichte miterlebt, wie sie sich, obwohl häufiger Gast im "Hellebäch'l", auf die Probleme direkt angesprochen bewusst zurückgezogen hat.
    Manchmal ist Nichtstun auch eine Aktion mit Konsequenzen... :-(

    Davon gehe ich auch aus und wünsche der Heidelberger Szene eine bessere Lösung als die ersatzlose Schließung!

    Nun, ich bin einfach schon lange raus, wohne jetzt seit 20 Jahren woanders und habe mit der Region nur noch peripher zu tun.
    Seit 2001 arbeite ich im Vorstand des Öhringer Jazzclubs, der ja am kommenden Wochenende groß sein 15-jähriges Bestehen feiert, war sogar eine Zeit lang Erster Vorsitzender, daher habe ich hier vor Ort genug mit Widrigkeiten zu kämpfen.

    Aber vielleicht wäre unser aktuelles Modell eine Möglichkeit für das Jazzhaus als Verein:
    Wir haben seit 2011 kein eigenes Lokal mehr, sondern stehen in Kooperation mit verschiedenen Wirten, deren Lokale wir für unsere Veranstaltungen nutzen. Dadurch entfallen endlich die lästigen Gastronomie-Pflichten, wir müssen uns nicht mehr um Schanklizenzen, Miete, Bedienungen, Getränkevorräte usw. scheren, sondern können uns ganz auf die Durchführung der Konzerte einstellen.
    Die Wirte bekommen umgekehrt größere Aufmerksamkeit, Werbung und mal ein paar neue Gäste, die sonst nicht unbedingt das Lokal besuchen, brauchen sich ihrerseits nicht um die Veranstaltung, Verträge, GEMA usw. zu kümmern.
    Also eine "Win-Win-Situation" für alle Beteiligten. :)

    -----------------------------------

    Hallo Nummer_13,

    das Schriesheimer Straßen-Jazzfestival wird auch wieder von einem Kulturverein getragen, ist also keine Veranstaltung der Gemeinde.

    Der Wirt des dortigen Lokals "Zur Pfalz" war übrigens früher ein Fan von Hildes Hellebäch'l (lag ja gerade mal zwei Ortschaften entfernt) und führt nun selbst seit mehreren Jahren Musik-Veranstaltungen durch, wobei er sich ausdrücklich als ein "Hilde-Nachfolger" versteht.

    Warum also nicht einfach dezentral - mehrere "Jazzhäuser" in der Region verteilt anstelle eines einzelnen? ;-)

    Ich bin jedenfalls ein großer Anhänger der Eigeninitiative - seitdem ich Stadtverwaltungen kenne, weiß ich sie möglichst zu meiden. :-D


    Liebe Grüße,
    Rick
     
  6. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hier noch einmal ein Bericht aus der Rhein Neckar Zeitung von heute:

    RNZ Jazzhaus

    Für mich bleibt diese GEMA-Sache undurchschaubar. Allerdings wissen wir ja, dass die GEMA mit harten Bandagen kämpft. :evil:

    LG bluefrog
     
  7. Gast

    Gast Guest

    das licht der wahrheit blinzelt hier irgendwie nicht!

    aber warum sollte es auch, es geht um interessen. :-( :-x
     
  8. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Zur aktuellen Entwicklung beim Jazzhaus Heidelberg

    Gestern war Mitgiederversammlung des Trägervereins.
    Dazu der Artikel in der RNZ

    Mein Eindruck: Alle sind sehr daran interessiert, das Jazzhaus zu retten. Wolfgang hat einen m. E. kompetenten Rechtsanwalt gefunden, der ihn vielleicht aus dem Schlamassel raushauen kann. Aber auch:

    "Dass Du von einer Haftstrafe bedroht bist, haben wir erst aus der Zeitung erfahren", sagte ein Mitglied während der Versammlung zu Wolfgang Graf und fügte an: "Es ist schwierig, Hilfe zu leisten, wenn wir nicht genau wissen, was los ist."

    Ich habe selten Juristen so entgeistert gesehen wie gestern.

    LG bluefrog
     
  9. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

  10. Gast

    Gast Guest

    kenne als heidelberger die vorgänge,

    A B E R


    so langsam wird es spannend - wer erstellt hier falsche behauptungen?
    GEMA - der betreiber, die stadt U N D wer will da einziehen, der nachbarsgastwirt, der schon lange lauert?! mutmasungen.

    wo ist die wahrheitsgrenze

    die gema KANN die regierung/ administration anrufen zur durchsetzung ihrer interessen?

    muss ich mir ein paddelboot kaufen für freeland in dem noch alles freiheitlich zugeht? und wo liegt es?

    es ist wohl die grosse politik, hier im kleinen die uns wieder mal vorgegaukelt wird - ich schäme mich.

    ...und bekenne mich: - keine musik die besser ist als jazz/blues.
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Danke für den Link, Bluefrog!

    So schade, wirklich. Aber irgendwie habe ich es halt kommen gesehen, Wolfgang war immer für meinen Geschmack eine Idee zu unbekümmert...
    Vielen war sein Gebahren etwas suspekt, man hat nur einem pensionierten Kriminalbeamten nicht zugetraut, derart unseriös zu agieren - Vorschriften zu ignorieren, Zahlungen zu verschleppen, Fristen auszusitzen...

    Doch zehn Monate Haft ohne Bewährung kommen mir als Strafe ziemlich übertrieben vor. Wem hat das Jazzhaus denn im Endeffekt geschadet?
    Hier scheint allen Seiten jegliches Augenmaß abhanden gekommen zu sein... :roll:

    Eine Merkwürdigkeit ist für mich die Sache mit dem nicht zurückgezahlten Darlehen für die Bühne. Dieses seltsame Konstrukt, wo man stets Angst haben musste, einzukrachen, das schon vor 15 Jahren baufällig wirkte, dieser komische Aufsatz über einem ominösen Brunnen?
    Der könnte als gruseliger Aufhänger für eine Horrorstory alla H. P. Lovecraft dienen ("Tor zu scheußlichen Kreaturen, die in den unheimlichen Tiefen der Erde lauern"), als veritable "Bühne" mochte ich das "Ding aus einer anderen Welt" nie ansehen.

    Ach ja, wenn wir schon bei Grusel und Lovecraft sind:
    Der seltsame halb verschüttete Geheimgang neben der "Bühne" bereitete mir ebenfalls leichtes Unbehagen - ich habe mich mehr als einmal während Auftritten dabei ertappt, misstrauisch hineinzuspähen: hatte sich da nicht etwas bewegt, war da nicht ein Rascheln zu hören gewesen? :-o

    Hach, es war eben immer ein ganz besonderes Gänsehaut-Erlebnis, in diesem morbiden Keller zu spielen! :-D

    Im Ernst, dort herrschte von Anfang eine ganz spezifische Atmosphäre, die man sonst wirklich suchen müsste, ein Besuch im Jazzhaus war wie der Eintritt in eine andere Welt - mit eigenen Regeln. Alles hatte einen unwirklichen Hauch...
    Vielleicht hat dieses Unwirkliche auch die Macher in seinem Bann gehabt?
    Hätten sie sich in einem nüchternen Neubau geschäftlich ebenso verhalten?


    Schönen Gruß nach Heidelberg,
    Rick
     
  12. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Rick, Du wirst ja richtig poetisch. :)

    Aber noch ist Jazzhausien nicht verloren. Es kommt jetzt besonders auf die Solidarität der Jazzer aus der Region an, um zu einer tragfähigen (Vereins-) Konstruktion nach der Ära Graf zu kommen.

    Wolfgang tut mir unendlich Leid. Er hat sicher sein Herzblut und sein Geld in den Laden gehängt, war aber einfach nicht in der Lage, die Realität wahrzunehmen. Die drohenden zehn Monate Knast hat er der GEMA zu verdanken. Die Stadt und der Eigentümer des Kellers waren und sind zu Kompromissen bereit. Das muss so deutlich gesagt werden.

    Wer sich solidarisch mit dem Jazzhaus zeigen will, kann als erstes morgen Abend zur Jamsession kommen.

    Viele Grüße
    bluefrog
     
  13. Gast

    Gast Guest

    ich finds geil, dass ein ...

    ...So schade, wirklich. Aber irgendwie habe ich es halt kommen gesehen, Wolfgang war immer für meinen Geschmack eine Idee zu unbekümmert...

    ...kripomann abtaucht in die welt des jazz - wird seine gründe gehabt haben.....


    ...und bei aller liebe zur sache, mit dem versuch des neutralen, es geht hier um machenschaften und einflüsse, - wo,wie,wer, auch immer.
    es gibt leute die wissen das besser - lol.



    schade - schade - schade - schade - schade
    sach ich nur .

    kultur ist, wenns etabliert ist (wasn schmarrn) junge kultur muss sich etablieren (was'sn schmarrn).

    100qm jazz schaden der weltstadt heidelberg? - muss ich jetzt von der brücke springen ?

    was für ein popoliges volk sind wir geworden!?

    wir reden lieber über europa, als über uns!


    lukas: alles ist möglich dem der da glaubt.
    Mk 9,23
     
  14. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Alles sehr schwierig und traurig.
    Ich sehe in einer weiterführung des alten Kellers als Jazzhaus irgendwie keine Zukunft mehr. Es sollte ein neue Location gefunden werden. Jazz muss ja auch in Deutschland nicht immer in alten Kellern und Gruften stattfinden!
    In Heidelberg ist doch jetzt die internationale Bauausstellung (IBA) vielleicht springt da ja ein neues Jazzhaus mit heraus, wenn Neues gebaut wird!
    Im Neuenheimer Feld ist noch viel Platz! ;;-)
     
  15. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

  16. Rick

    Rick Experte

    Wenigstens hat jetzt Wolfgang einen guten Rechtsanwalt! ;-)

    Gut Sax,
    Rick
     
  17. Gast_13

    Gast_13 Guest


    Auf den hatte ich ja bereits in Beitrag #12 verwiesen. Toll, dass es endlich geklappt hat!
    Und hoffentlich bringt der neue kreative Ansatz was - wobei unklar ist, ob Wolfgang jetzt einen guten Anwalt hat oder der Verein.
     
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