(Kind of) Blue 100% nachgespielt

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast, 15.Oktober.2014.

  1. cedartec

    cedartec Ist fast schon zuhause hier

    Wenn es Ihnen Spass macht, sollen sie doch. Mit der Diskussion schaffen sie auf jeden Fall genügend Publicity.

    Mich würde es noch nicht mal interessieren, ist halt eine Kopie und keine eigene Interpretation, auf jeden Fall funktioniert das Marketing. Mann kann das Handwerk bewundern, aber ne Imitation bleibt es halt, und mein GEld gebe ich für etwas anderes aus.
    Letztlich muss es sich ja keiner anhören.

    HG Gerhard
     
  2. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    Witzige Idee. Ich kaufe es mir nicht, habe ja schon das original. Wenns andere kaufen, hat sich dennoch gelohnt
    ....

    Grüsse

    Mixo
     
  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    wenn das Ernst gemeint ist, gar Schule macht entwickelt sich das, was man mal unter Jazz verstand immer mehr in Richtung der klassischen Musik.

    Dort wurde auch früher mal die Musik für den Moment geschrieben, gar heftigst improvisiert. Heute trauen sich die Virtuosen ja nicht mal mehr Solokadenzen frei zu spielen, und uralte Opernmusik feiert immer wieder in den merkwürdigsten sogenannten "modernen" Inszenierungen ihre irrwitzigste Reinkarnation.

    Ähnlich wäre es halt, klassische Jazzaufnahmen und Soli einzufrieren und noch in 100 Jahren genau so zu spielen wie seinerzeit.

    Natürlich ist das erlaubt und als "Provokation" vielleicht sogar witzig, nur, hoffentlich wird es nicht erst zur Gewohnheit und dann zur täglichen "Kultur".

    Und ausdrücklich verweise ich in diesem Zusammenhang auf meine Signatur :)

    Gruß,
    Otfried

    PS: ob das nun Jazz ist oder nicht, das ist mir übrigens völlig egal. Heute ist das doch eh nur noch ein Sammelsurium an Musik, die man nirgends anders einsortieren kann.
     
  4. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    vielleicht wollte er nur malen wie... ( geldliche motive ausblendend)
    wie viele von uns laufen los mit ich möchte mal klingen wie.....

    für mich recht einfach
    Ich will klingen das es mir gefällt...
    @ssaxhornet .. mein Soundkonzept :-D
     
  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ich finde eine 1:1 Kopie eines solchen Werks einfach nur langweilig.

    Es gibt keinen Grund, sich näher damit zu beschäftigen und noch weniger einen, sich die Scheibe zu kaufen.
     
  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Wie ist es denn, wenn

    Herbert von Karajan
    oder
    Leonard Bernstein
    oder
    Kent Nagano

    mit einem Orchester nach vielen Proben auf Tournee gehen/gingen?

    Was ist das "Original"?
    Jeder einzelne "Gig", weil jedes mal neu gespielt und evtl ein klein wenig anders....?

    Oder sind alles lediglich Kopieen, weil ja durch intensives Proben sichergestellt ist, dass jede Darbietung (nahezu) identisch ist?

    Oder ist das alle immer lediglich Imitat, weil ausschließlich die Uraufführung das "Original" ist?


    Cheerio
    tmb
     
  7. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Also das was man davon im Link hören kann ist schon verblüffend. Als solches finde ich die Aktion und Idee sehr cool, meiner Ansicht nach schon ein Kunstwerk(-projekt). Es bekommt halt nur einen komischen Beigeschmack wenns dabei ums Geld verdienen geht.
     
  8. cedartec

    cedartec Ist fast schon zuhause hier

    @47tmb

    Wie bei vorliegenden Noten, wenn man sie "nur" (nicht ernst gemeint) nachspielt ist es Interpretation, wie bei Klassik immer. Das hängt jeden Abend vom Orchester und dem Dirigenten ab. Beim selben Dirigenten ist es bestenfalls sehr ähnlich. Kann schon sein, dass der eine oder andere Dirigent glaubt dem Komponisten am nächsten zu sein, aber das ist Ansichtssache.

    Es sei denn der Anspruch war eine 1:1 Kopie der Uraufführung oder einer anderen, aber das wäre mir neu. Da geht es nicht um das "Original", sondern um die jeweilige Version. Aber im Beispiel des Threads war doch das Ziel eine ganz genau Kopie, von daher sehe ich da die gestellte Frage nach "Original" und "Interpretation" nicht.

    HG gerhard
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Hallo Sara! :)

    Ähnliche Projekte gibt es bereits, so hat etwa der Berliner Swing-Musiker André Hermelin mit seiner Big-Band das Carnegie-Hall-Konzert von Benny Goodman & his Orchestra aus dem Jahr 1938 so originalgetreu wie möglich nachgespielt.

    Ich finde so etwas ein wenig gruselig, wie sich ja auch Juju bereits ausdrückte.

    Mit meiner Big-Band führe ich viele Originalarrangements der Swing-Größen auf, die auf Transkriptionen der berühmten Aufnahmen beruhen, die wir uns natürlich auch angehört haben - aber ich versuche, dafür eigene Interpretationen zu finden, die uns entsprechen, freilich im WISSEN um die Vorbilder, es soll ja auch keine stümperhafte Karikatur werden. ;-)

    Das "wörtliche" Nachspielen ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum eigenen Stil, aber kein befriedigendes eigenständiges Ziel.

    Letzteres finde ich ein wenig albern, wenn man wirklich beim reinen Kopieren stehen bleibt, ohne jegliche eigene Interpretation.
    So etwas kann bestenfalls eine Aufgabe im Jazz-Studium sein und ein Fleißsternchen einbringen. :-D

    Mir persönlich ist es wichtiger, eine Aufnahme, einen Stil zu VERSTEHEN, um daraus Anregungen für mein eigenständiges Spiel extrahieren zu können.
    Dazu muss der Imitation die Analyse folgen, die natürlich beim "wörtlichen" Nachspielen wegfällt.

    Gar nichts, weil ich darin keinen breiteren Trend erkenne.

    Auseinandersetzung mit der Tradition ist nie verkehrt, diesbezüglich sehe ich sogar eher Defizite bei jungen Jazzern, insbesondere mit der Musik VOR "Kind of Blue", die nach meinem Eindruck kaum ein heutiger Nachwuchsmusiker ausreichend kennt oder gar authentisch imitieren könnte.
    Mir scheint es, als würde für viele vor Davis und Coltrane nichts Nennenswertes existieren, das beunruhigt mich viel mehr. :roll:

    Mit Sicherheit nicht.
    Die Diskussion, ob etwas Nachgespieltes, gar noch Notiertes, Jazz sein kann, ist schon so alt wie die wissenschaftliche Beschäftigung mit Jazz.
    Was gab es da nicht früher für Diskussionen über Paul Whiteman oder George Gershwin!

    Grundsätzlich machen Berufsmusiker, auch Jazzer, die nicht gerade durch Unterricht und/oder Hochschul-Dozenturen ausreichend finanziell abgesichert sind, das, was ankommt und Geld bringt.
    Wenn eines ihrer improvisierten Solos durch eine Schallplatte "berühmt" wurde, haben schon die alten "Heroen" es eben auch live nachgespielt oder zumindest zitiert, um dem Publikum zu gefallen.

    Zitate gehören zum melodischen Repertoire der Improvisation, denn sie sind ein Mittel der Kommunikation mit dem Zuhörer, der sich immer über bekannte Elemente inmitten all des Neuen freut, das Wiedererkennen beruhigt und setzt sogar Endorphine frei.
    Je mehr jemand auf das Vertraute, viel Gehörte setzt, desto weniger fordert er seinen Zuhörer heraus.
    Nicht nur der Musiker, auch das Publikum liebt gängige Licks und anheimelnde Klischees! :cool:


    Viele Grüße,
    Rick
     
  10. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. :danke:
     
  11. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    ...und spricht damit z.B. auch mich an. Ich mag beim Musik hören nicht denken müssen. Das muss ich im Arbeitsleben genug. Ich mag mich "mitnehmen" lassen, mag fühlen, was ich fühle und einfach entspannt genießen.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  12. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    ??? Aber da muss man doch schon taub sein, wenn man das nicht sofort hört, ich meine, wenn die jetzt tatsächlich so klingen würden wie Trane und Cannonball, um mal nur bei den Saxophonisten zu bleiben, dann wär's zumindest beeindruckend. Aber so, wie sich das anhört, ist das, als würde ich ein Bündel selbstkopierter Banknoten bei der Bank einzahlen wollen und denke, vielleicht merken die's ja nicht... - es ist doch so offensichtlich eine Kopie, und noch dazu eine schlechte. Die haben den Sound doch überhaupt nicht hingekriegt.

    All Blues by MOPDTK

    Im übrigen ist es nicht wie die Original Platte eingespielt, das haben sie überhaupt nicht hingekriegt. Die sagen doch selbst, dass sie es overdubben mussten, sie haben erst die Rhythmusgruppe eingespielt und dann abschnittsweise die Bläser.
    Beim Original existiert glaube ich nur für ein Stück ein komplettes zweites Take.

    Haben sie eigentlich auch das Master-Band für den ersten Session-Tag langsamer als 15ips laufen lassen, so dass die ersten drei Stücke einen Viertelton zu hoch sind? ;)

    Liebe Grüße
    Juju
     
  13. GelöschtesMitglied5507

    GelöschtesMitglied5507 Guest

    Juju, ich habe da noch überhaupt nicht reingehört, aber wie sich gleich brüskiert wird, wie man den "Holy Grail" entweihen kann, da musste ich halt provozieren. Und ich bin mir sicher, ohne es gehört zu haben, dass da einige ins Schlingern kommen. Du bist viel zu tief in der Materie, als das Du Dich täuschen würdest.

    LG cweg
     
  14. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Warum sollte ich mir das Album kaufen???
    Es ist für mich keine Blasphemie, es interessiert mich nur überhaupt nicht, wie gut, wie schlecht, eine Band etwas nachspielen kann.
    Hätte sie sich damit auseinander gesetzt und das ganze neu interpretiert hätte ich mal reingehört, vielleicht hätte es mir gefallen.
    Aber einfach nur nachgespielt?
    Hat was von Beschäftigungstherapie für Musiker ohne eigene Ideen.
     
  15. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    cweg, mit Provozieren liegst Du schon sehr richtig, MOPDTK wollen mit "Blue"provozieren, alles andere macht gar keinen Sinn. Hey, das sind Free-Jazzer, "Blue" steht dem, was sie sonst machen, diametral entgegen:



    LG Juju
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ xcielo

    Deinen Vergleich mit der Klassik finde ich sehr treffend.

    @ Bluefrog

    Sehe ich anders. Ein kopiertes oder gar gedrucktes expressionistisches Billd
    vermittelt ja immer noch den gewünschten expressionistischen Ausdruck des Malers.
    Und es ist klar als expressionistisches Bild zu erkennen.

    So ist es doch auch beim Hören. Ich höre ein Musikstück und erkenne es als Pop, Blues, Rock oder eben Jazz, egal ob es nun nachgespielt, interpretiert oder neu komponiert wurde.

    Wenn Du das allerdings auf das "produzieren" gemünzt hast, kann ich Dir folgen.
    Der Maler malt kein expressionistisches Bild, sondern er malt es nach.

    Der Musiker spielt keinen "Jazz", sondern spielt ihn nach.

    Insofern haben wir zwei Betrachtungsebenen. Die des Spielers und die des Hörers.

    Wobei wahrscheinlich die des Hörers für die allgemeine Wahrnehmung ausschlaggebend ist, da er einfach in größerer Zahl vorhanden ist....

    @ Juju,

    Ja, eben gute PR!

    CzG

    Dreas

    P. S. Und im Prinzip ist mir die Diskussion "ist es nun Jazz oder nicht" sowas von Schnuppe. Da gibt es ja Gott sei Dank auch keine Institution wie einen Pabst, der festlegt was katholisch ist oder nicht....
     
  17. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ich für meine Person wäre überglücklich wenn ich auch nur ein Stück von guten Musikern 1:1 nachspielenn könnte.
    Und Orginale sind oft nur so hoch gelobt weil s orginale sind nicht weil sie gut sind. Picasso hat sich oft darüber lustig gemacht.
     
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    da hast Du Recht. Wenn es anders wäre, hätten Fälschungen auf dem Kunstmarkt keine Chance.

    Ja, stimmt auch. Ich glaube aber, dass es bei "Blue" gar nicht darum geht, ob man es als Jazz oder Cool Jazz oder im Stil von Miles oder ... erkennt, sondern wie exakt diese Aufnahmen in allen Einzelheiten nachgespielt werden können. Das finde ich ein interessantes Experiment. Andere mögen es nicht. Ich sehe darin aber auch kein Sakrileg, gegen das die Jazzpolizei einschreiten muss...

    Ich würde mir sowas allerdings nicht kaufen. Warum auch? Man kann höchstens feststellen, wieweit es gelungen ist: Es ist entweder nicht richtig gelungen und unbefriedigend, oder es ist genau wie das Original, das ich schon habe. (Übrigens mehrfach, es gab die CD mal im Sonderangebot. Ich hab ein paar zum Verschenken gekauft. :))

    Ja, das ist die Frage der Originalität. Aber da kommen wir auf ein vermintes Feld in der Kunsttheorie...

    LG Helmut
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Abraxas

    Einerseits hast Du Recht. Aber "Kind of Blue" hat schon berechtigt Musikgeschichte geschrieben.....nicht weil es das "Original" ist....

    CzG

    Dreas
     
  20. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Hallo zusammen,

    der wichtigste Aspekt wurde noch gar nicht erwähnt.

    Was ist jetzt mit der Gema?
    Haben die ursprünglichen Improvisationen ausreichende Schöpfungshöhe, um als Werk anerkannt und vergütet zu werden?
    Und wieviel gibts denn dann, wenn jede Komposition noch 4 bis 5 Improvisationswerke beinhaltet? Und das auch noch in London!

    grübelnde Grüsse



    http://swing-jazz-berlin.de/weihnachtsmusik.htm
     
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