(Kind of) Blue 100% nachgespielt

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast, 15.Oktober.2014.

  1. Gast

    Gast Guest

    Hi,

    weil die Definition des Jazz angesprochen wird:

    Wird Jazz nur durch "Improvisation" definiert?
    Was ist mit den Musikern, die Ihre eigenen Soli auswendig lernen und öfter "nachspielen"?

    Don Byas hat das z.B. mit seinem Solo über "Stardust" gemacht.
    Hat das irgendeine negative Auswirkung auf seine Musik?

    Übrigens - tolle Dsikussion :)

    LG,
    Sara
     
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Sara....

    Für mich nicht....wie ich schon schrieb....

    Ja, ist doch klasse! Dann wird es wirklich sicher....Gibt doch große Jazzer, die genau das gemacht haben...

    Siehe Paul Desmond bei "Take Five".....es gibt Aufnahmen, wo er immer variiert, aber auch welche, wo er einfach, mehr oder weniger, wiederholt...

    CzG

    Dreas

     
  3. Marko1974

    Marko1974 Kann einfach nicht wegbleiben

    Für mich ist Jazz keine Definition, keine Richtung.
    Eher ein Verteiler, so ne Art Hauptbahnhof.
    Man kann in verschiedene (musikalische) Richtungen abbiegen, ohne die Verbindung zur Basis verleugnen zu können bzw zu wollen.


     
  4. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Viele Fragen.....na dann noch eine: wann wurde Jazz zu Kunst ?

     
  5. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    doppelt ....
     
  6. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Zustimmung !

    Eine Frage: würdest Du dein Conn durch zeitgenössischen Nachbau (z.B. aus China oder Taiwan ersetzen), falls es solchen gäbe ?

     
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hmm..habe mir den Von juju verlinkten Track, All Blues angehört.
    Ich stimme Juju absolut zu, mit der Originalaufnahme hat nichts zu tun...das hört man schon in den ersten paar Takten. Kommt auch soundmässig ganz anders daher.

    Solche Sachen stufe ich als "Experiment" ein. Ernstnehmen ist doch hier nur auf der Ebene "was ist machbar-was geht gar nicht" angesagt. .jedenfalls war es interssant AllBlues unter diesem Aspekt anzuhören. Ein Stück reicht da aber, dann ist es abgehakt. Diese CD kaufen? Sicher nicht.

    antonio

     
  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ gefiko

    Sicher nicht..... :)

    CzG

    Dreas
     
  9. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    also die Entscheidung ist fürs Original..... das Gleiche würde ich bei einem Bild von Kandinsky machen ;-)
     
  10. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Naja..................

    also beim Horn würde ich Wert darauf legen, mit welchem ich besser zurechtkomme, gelle?

    Wir haben hier doch wohl keine Markenvoreingenommenheit, oder?


    Cheerio
    tmb
     
  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ 47 tmb

    Die Frage war ja, wenn es "original nachgebaut wäre". Da gehe ich dann davon, dass der Nachbau auch all Eigenheiten hat wie das Original.

    Des weiteren ging ich davon aus, dass mein Original hinsichtlich Sound und Intonation ein gutes Horn ist.

    Also könnte der Nachbau MAXIMAL so gut sein wie mein Original. Dann bleibe ich natürlich beim Original.... CzG

    Dreas
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Hallo Gefiko,

    daran waren französische "Bohémiens" nicht ganz unbeteiligt, und zwar spätestens Anfang der 1930er Jahre.
    Ich schätze, dass ohne den Enthusiasmus, die Veröffentlichungen und auch die hitzigen, teilweise öffentlich geführten Debatten von Autoren wie Hugues Panassié und Charles Delaunay der Jazz weiterhin nur als "Unterhaltungsmusik weißer Orchester" wahrgenommen worden wäre.

    Die erwähnten Herren gründeten 1932 den "Hot Club de France" in Paris, luden amerikanische Musiker zu Konzerten und sogar Tourneen (u. a. Louis Armstrong und Coleman Hawkins), veröffentlichten die ersten ernsthaften Zeitschriften sowie Sachbücher über Jazz.

    Meines Wissens gehörten sie zu den wichtigsten "Jazzdefinierern", die den Wert der Improvisation im Jazz erkannten und betonten, weiterhin stellten sie die Wichtigkeit der afroamerikanischen Musiker heraus, verorteten New Orleans als die "Wiege des Jazz" und erstellten umfassende Listen, Biografien sowie Sammlungen von Äußerungen amerikanischer Musiker.

    Soweit mir bekannt ist, weckten diese französischen Veröffentlichungen über den Umweg England erst das Interesse US-amerikanischer Intellektueller am Jazz, die sich dann ihrerseits als Kritiker und Förderer mit diesem Musikphänomen befassten.

    Die französischen Jazzfans waren übrigens sehr dogmatisch und untereinander oft heftig zerstritten; besonders seit den 1940ern gab es fanatische Auseinandersetzungen über Bebop im Besonderen und daraus folgend Modern Jazz im Allgemeinen - Weiterentwicklung oder Totengräber des Jazz?
    (Die französischen Existenzialisten um Boris Vian, die zumeist Bop und später Cool verehrten, beeinflussten sicherlich die amerikanischen "Beatniks" in deren Bewunderung des Modern Jazz.)

    Die Auswirkungen der Ansichten, Lehrmeinungen und Debatten dieser Pioniere der Jazzrezeption sind in ihren Grundzügen bis heute zu verfolgen und haben wohl unabänderlich unsere Betrachtung des Jazz als eines "genuinen künstlerische Ausdrucks afro-amerikanischer Musiker in den USA" geprägt.

    Die enthusiastische Wertschätzung der Franzosen veränderte ganz entscheidend die Selbstwahrnehmung der Jazzer, sie bekamen mit, dass sie etwas Besonderes machten, das vielen Menschen auf der Welt äußerst wichtig war.
    Das künstlerische Selbstverständnis, ja das Selbstbewusstsein von Duke Ellington, Miles Davis und vielen anderen wäre ohne das frenetische Feiern ihrer Tourneen in Frankreich sicher nicht so groß geworden.
    Ihre Erfolge in Europa stellten für die meisten Musiker Schlüsselerlebnisse dar, die sie anspornten und auch dazu brachten, ihr eigenes Schaffen neu zu bewerten - eben als "Kunst". :cool:

    Ohne Panassié und Kollegen wäre vielleicht die Musikgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anders verlaufen... :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  13. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    @Rick: vielen Dank für die ausführliche Antwort !
     
  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Dem möchte ich widersprechen. Die Aufnahme der MOPDTK ist schon unglaublich nah am Original. Dass sie trotzdem nicht die athmosphärische Dichte erreicht, liegt einmal an der Abmischung (z.B. drums zu laut), im Wesentlichen aber daran, dass die Musiker hier schauspielern und in die Identität der Altvorderen schlüpfen mussten.

    Das machen sie den Umständen entsprechend gut, wie man hören kann, wenn man beide Aufnahmen übereinander legt. Leider nur in schlechter Qualität, weil ich die Clouddatei nicht Stereo habe herunterladen können. So ist das Tenorsolo viel zu leise, sorry:



    Links das Original, rechts die Replik (-; oder umgekehrt?).

    Hier wird klar, dass sie im Studio die Originalaufnahme gepitcht und einfach dazu gespielt haben. Nur bei ca. 6'55" sind sie raus gepflogen, oder wie?
    Tatsächlich fehlt hier im Original eine Achtel; es ist nur einen 5/8-Takt zu hören.

    Den haben die Replikanten schön repariert, wie ich meine. Schneidet man dort in das Original eine Achtelpause hinein, dann laufen beide Aufnahmen absolut synchron bis zum Ende durch.
     
  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ist doch spannend, was die Jungs da angestellt haben.

    Im Prinzip haben sie das Kopieren doch nur mal auf die Spitze getrieben.

    Ich habe früher schon einige Soli auf Sessions gehört, die teilweise komplett im Omnibook von Parker drinstehen.

    Gruß

     
  16. Gast

    Gast Guest

    Toll, danke für Deine Mühe! Da bekommt man einen ganz anderen Eindruck davon. Schade, dass das Tenorsolo zu leise ist, denn auf das schimpfen die meisten ja.

    LG,
    Sara
     
  17. Dr-Dolbee

    Dr-Dolbee Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde das Projekt für die Musiker selber super. Exakt kopieren muss man erst mal können.
    Kaufen würde ich mir das nicht, warum auch. Es dürfte wohl für kaum jemanden einen Mehrwert haben (ausser für die Bandkasse :)
    Trotzdem hat die Band sicher was aus dem Projekt gelernt und Spaß dabei gehabt. In dem Interview kann man ja auch lesen, das sie die Frage interessant fanden wie gut man es kopieren kann. Ob von vorneherein eine Veröffentlichung geplant war, wer weiss?

    Viele Menschen starten ihr Instrument mit der Zielgabe mal so spielen zu können wie XY. Wenn es dann einer geschafft hat, kommt direkt die Meckerei, dass diejenigen nichts eigenes machen sondern nur kopieren würden.

    Gruß
    dr.dolbee
     
  18. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Zunächst mal ist es völlig gleichgültig, aus welcher Stilrichtung gecovert wird. "Einfach" oder "nur" nachspielen funktionert ja meist nicht. Oft gibt es kein Notenmaterial und die Stimmen müssen teils mühsam herausgehört werden. Und eine gute Coverband kann Musik überzeugend und auf hohem Niveau auf die Bühne bringen. Es stimmt natürlich, dass es dabei kein kreatives Schaffen gibt. Ist aber auch nicht nötig, weil für viele Zuhörer nicht wichtig.

    Beim Jazzpublikum wird so etwas nicht akzeptiert, weil die Improvisation da einen hohen Stellenwert hat. Und man zumindest erwartet/erhofft, dass man etwas Einmaliges geboten bekommt. Oft ist es auch so, wenigstens formal gesehen. Aber am Ende muss man feststellen, dass es in jedem Bereich tolle und weniger tolle Akteure gibt. Mir geht es jedenfalls so, dass ich ungern Unvermögen als Kreativität verkauft bekomme.

    Nur einmalig ist halt auch zu wenig... :)

     
  19. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Das führt mich wieder zu der Frage:

    Welches Solo der jeweiligen Titel steht denn im Omnibook oder anderen Solotranskriptionen?

    Und wie oft haben Parker und andere ihre Soli mehr oder weniger identisch wiederholt?
    Entstehen und entstanden Soli immer "aus dem Moment heraus", sind somit immer originär und einmalig oder greift und griff man (zumindest teilweise)auf schon mal gespieltes, funktionierendes zurück und kopiert sich somit selbst?

    Will "Publikum" nicht eventuell sogar dieses irre Solo von der CD (Studioaufnahme) auch im live-Konzert hören (zumindest ansatzweise)?

    Solong
    tmb
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Hallo tmb!

    Meistens hat man dazu die jeweils populärsten Studio-Aufnahmen der jeweiligen Musiker genommen.
    Im Omnibook stehen übrigens ausschließlich die Themen sowie Sax-Solos von Parkers eigenen Kompositionen, also keine Improvisationen über bekannte Standards (außer man wertet beispielsweise "Ornithology" als Improvisation über "How High The Moon").

    Praktisch nie. Selbst bei mehreren Takes desselben Songs derselben Aufnahme-Session desselben Tages hört man in der Regel völlig unterschiedliche Solos.

    Das kommt auf den künstlerischen Anspruch an:
    Je kommerzieller der Musiker ausgerichtet ist, desto mehr setzt er auf Nummer sicher, auf bewährte Rezepte.
    Je künstlerischer, desto eigenständiger.

    Das kommt wiederum auf den künstlerischen Anspruch des Publikums an - die einen wollen einfach gut unterhalten werden (siehe Bernd), die anderen möchten gerne bei der "Neuschaffung im Augenblick" Zeuge werden und wären von einer Solo-Wiederholung bitter enttäuscht. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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