(Kind of) Blue 100% nachgespielt

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast, 15.Oktober.2014.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    In den 1930er Jahren spielten einige Solisten der Bigbands jeden Abend das gleiche Solo. Ansonsten ist es im Jazz unüblich und auch vom Publikum nicht gewollt.

    Die Solotranskriptionen beziehen sich somit auch immer auf eine bestimmte Aufnahme.

    (oh, Rick war schneller)
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Praktisch nie stimmt nicht. Wenn man oft genug verschiedene F-Blues mit Charlie Parker hört oder auch unterschiedliche Takes (Now's the Time, Billie's Bounce, Au Privave u.a.), hört man dieselben Starts, Wendungen, Übergänge immer wieder.

    Natürlich bleibt es trotzdem Improvisation - ganz anders als bei den Big Band-Solos bei Glenn Miller, der es ja ausdrücklich NICHT wünschte, dass improvisiert wurde.

    Herman
     
  3. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Die Soli als Ganzes sind in der Regel einmalig. Aber natürlich tauchen viele Fragmente immer wieder auf. Das macht einen Solisten ja erst erkennbar.
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Hi,

    Solotranskriptionen sind sehr wichtig für das Studium des Jazz/Instruments. Und es gibt auch genug Musiker, die Zitate in Ihre Soli einbringen (ich selber auch). Das zeigt eigentlich nur, dass derjenige sich mit der Musik ausführlich beschäftigt hat.

    Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn man z.B. Don Byas irrsinniges Solo über "Stardust" auf der Bühne hört, dann auf der Platte genau dasselbe, etwas enttäuscht ist.

    Auch kann ich mir vorstellen, dass wenn diese Band Live die Soli von z.B. "All Blues" genau nachspielen würde, das Publikum begeistert wäre. Es auf eine CD zu pressen oder gar eine "Coverband" im Jazz zu sein, empört das Publikum.

    Kaufen würde ich mir die CD nicht und auch auf ein Konzert würde ich nicht gehen. Mich würde es trozdem interessieren, ob sie wirklich alle Stücke genau nachspielen konnten. Wenn ich es also kaufen würde, dann nur um die Fehler rauszuhören. Das ist dann nicht mehr wirklich "Musik hören"...

    LG,
    Sara
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Hallo Herman!

    Gewiss - Charlie Parker hatte meines Wissens nicht unbedingt den Anspruch, ständig etwas Neues zu erschaffen; irgend jemand hat mal seine typischen Licks gezählt, die er immer wieder verwendete, und kam dabei auf keine sehr hohe Zahl.

    Nichtsdestotrotz ist es für mich ein gewisser Unterschied, ob ich ein Solo absichtlich Ton für Ton wiederhole (dahingehend habe ich tmbs Frage verstanden) oder ob ich es aus einer bestimmten Anzahl von typischen Wendungen immer wieder neu zusammensetze.

    Man kann ja auch bei Literaten oft genug sagen: Kennt man einen Roman, kennt man alle. ;-)

    Hm, das wiederum halte ich für ein Gerücht und es würde mich wirklich interessieren, woher es kommt, denn gerade bei Glenn Miller war es definitiv nicht so.
    Ich kenne etliche Aufnahmen derselben Nummern, etwa von "In The Mood", mit unterschiedlichen Solos - da gibt es ja einige historische Radio-Mitschnitte von Live-Konzerten, wo man sehr schön hört, was für eine wirklich geile Band das auf der Bühne war.

    Natürlich wollte Herr Miller vor allem kommerziellen Erfolg und hatte nicht den missionarischen Eifer etwa von Benny Goodman, der offenbar bezüglich Jazz über ein gewisses Sendungsbewusstsein verfügte, was Miller zu Beginn seiner kurzen Karriere als Orchesterleiter eher vorsichtig agieren ließ (ich liebe das angeblich authentische Zitat von ihm: "Jungs, ihr swingt zu sehr, das soll doch Tanzmusik sein!"). :lol:

    Doch spätestens mit den ersten Schallplatten-Hits war klar, dass die Musik sehr gut ankam, gerade auch bei den jungen Leuten, und die wollten in der Regel keine "gesittete, kultivierte Ballmusik", sondern liebten das "Abhotten" zu mitreißenden Jazzklängen, wozu auch spontane Solos gehörten. :cool:

    Nicht zu vergessen die hervorragenden Musiker, die Herr Miller auf dem Gipfel seiner Karriere beschäftigte - das waren teilweise erstklassige Jazzer, die höchstens für die doppelte Gage auf ihre Solo-Improvisationen verzichtet hätten. :-D

    Ich glaube eher, dass die "Cover-Bands" von zahllosen Tanzorchestern bis zu den heute herumtourenden "Glenn Miller Orchestras" die liebgewonnenen Solos der jeweils ersten Plattenaufnahmen zelebrieren und so möglicherweise der Eindruck entstanden ist, das sei damals auch so üblich gewesen. :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  6. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Sehe ich genau so!
     
  7. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Jim Snidero zu "Kind of Blue" eben auf facebook:

    I tend to agree.

    Cheers
    HanZZ
     
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