Kleiner Trost bei Intonationsproblemen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von altruist, 12.September.2008.

  1. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Zusammen,

    weiß nicht ob der Beitrag hierher gehört, aber am Anfang gibt's schon mal Probleme bei der Intonation. Köstlich amüsiert und getröstet habe ich mich da mit dieser Aufnahme der Sax Ars Band von Tuxedo Junction:

    http://www.youtube.com/watch?v=O0vCayWsmB8

    Es geht ja eh mehr um den Groove als um alles andere ;-)

    LG,
    Johannes

    PS: bin dann mal wech
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Grandios!

    Vor allem diese ausgefeilte Dynamik, nicht zu vergessen der überaus WICHTIGE Dirigent mit seinen Tanzdarbietungen (besonders in der Bridge)...! :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

    So stelle ich mir die Saxofonisten-Hölle vor - in alle Ewigkeit mit DIESEM Ensemble spielen zu müssen. :-o

    Der tosende Beifall am Ende erinnert mich an die Frage, die ich schon mal einem Kollegen nach einer überaus mäßigen eigenen Leistung auf der Bühne stellte: "Wie schlecht muss man eigentlich spielen, um KEINEN Applaus zu bekommen?" :-?


    Grüße,
    Rick
     
  3. Saskia

    Saskia Ist fast schon zuhause hier

    ach ja - jeder fängt halt mal an..

    Ich mag den wippenden Fuß ab Minute 2.35 - so schön in Time...
    :-D außerdem bewundere ich das Selbstbewusstsein des Bandleaders!
     
  4. Ansax

    Ansax Schaut öfter mal vorbei

    is das ne "comedytruppe" oder nehmen die sich ernst...?
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Ähem - ist Dir das Durchschnittsalter der Herren schon aufgefallen? :-?

    Bei Jugendlichen oder Kindern würde ich ja nix sagen... :roll:

    Der unvermeidliche Quietscher um 3:05 ist auch ein Highlight am Ende - beim langen Ton schafft das wirklich kaum jemand! :-D

    Der ist sowieso im falschen Film! ;-)

    Jedesmal, wenn ich so einen mit Dirigierstab rumwedeln sehe, während seine Musiker alle stur in die Noten starren und ihn praktisch keines Blickes würdigen, zumal ja auch noch ein(e) Schlagzeuger(in) auf der Bühne die am wenigsten peinliche Darbietung liefert, könnte ich wirklich nur noch lachend auf dem Boden rollen! :lol:


    Sich kringelnd,
    Rick
     
  6. Saskia

    Saskia Ist fast schon zuhause hier

    Also ich kenne viele "ältere" Leute, die ein Instrument lernen, auch welche weit über 50.

    Das stimmt allerdings - siehste, das musste erst mal können! Ohne den Quietscher würde aber auch was fehlen. Ist doch eigentlich das Sahnehäubchen! :-D

    Der Schlagzeuger allerdings versteckt sich wohl nicht ganz unabsichtlich :-D
     
  7. Saskia

    Saskia Ist fast schon zuhause hier

    nochmal zum Ausgangspost:
    Das ist aber kein Anfängerproblem -
    ich schätze mal das Gehör entwickelt sich da einfach und das dauert halt,

    oder kann man das speziell schulen?
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Klar - aber irgendwie glaube ich nicht, dass das alles blutige Anfänger sind, dafür gebärden sie sich zu selbstbewusst.
    Ich fürchte, sie haben einfach einen miserablen Bandleader, der weder auf Dynamik noch auf Intonation achtet! :-D

    Also ich begleite meine Schüler ja am Keyboard und weise sie immer wieder auf die Intonation hin ("Das D gerade war etwas zu hoch, spielen wir die Stelle noch mal und lass etwas lockerer!").
    Ich stimme mit ihnen auch immer zu Beginn des Unterrichts nach dem Instrument und lasse SIE zuerst beurteilen, ob alles okay ist ("Was meinst du - musst du noch rein oder raus, oder brauchst du nichts zu verändern?").

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie dadurch recht bald ein erstaunlich gutes Gefühl für die Intonation entwickeln und besser stimmen als manche Anfänger, deren Lehrer lediglich auf dem Sax mitspielen.
    (Wenn man als Lehrer auf dem Sax mitspielt, kann man sich nämlich leicht aus Versehen der Schüler-Intonation angleichen, damit es besser klingt, das passiert routinierten Satzbläsern schnell...) :roll:

    Das Wichtigste bei der Intonation ist, dass man zunächst einen gut hörbaren Bezugspunkt hat (richtig stimmendes Begleitinstrument oder Playback) und sich immer wieder darauf konzentriert, bis die Sache in Fleisch und Blut übergegangen ist.


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Mal ein Beispiel von Hoffnung weckenden Anfängern mit einem offensichtlich lässig-coolen und kompetenten Orchesterleiter - "Tuxedo Junction" von den "Tatuda-Big-Band-Kids" aus Japan (?):
    http://www.youtube.com/watch?v=s97qSP8I8oo

    Natürlich gibt es hier auch wieder unfreiwillig komische Elemente, wie die leeren Stuhlreihen, die beiden deplatzierten Xylophonisten, die energischen, aber nichtsdestotrotz einsamen beiden Klatscher sowie die obligatorischen kurzen Verbeuger nach dem herangeeilt gespielten Solo (typisch Fernost)... ;-)

    (Der Vergleich Leistung/Applaus könnte kaum unverhältnismäßiger ausfallen als zwischen "Sax Ars" und "Tatuda".) :roll:


    Viel Vergnügen,
    Rick
     
  10. upsidedown

    upsidedown Schaut nur mal vorbei

  11. Rick

    Rick Experte

    Ob es jetzt genetisch oder kulturell bedingt ist - nach meiner Erfahrung "ticken" Asiaten in mehr als einer Beziehung ganz anders als Europäer, besonders glänzen sie in puncto Präzision und Gedächtnisleistung.
    Dafür hapert's dann manchmal eher, wenn Individualität und Außergewöhnliches gefordert sind... :roll:

    Meine Big-Band hatte beispielsweise im April auf einem Wohltätigkeits-Ball zu spielen, illustre Gäste waren angekündigt, es ging richtig um etwas - und dann sagte mir der Schlagzeuger (alter Profi, routiniert, jahrzehntelange Erfahrung) wenige Wochen vorher ab.
    Ich sprang im Viereck - woher sollte ich so schnell eine kompetente Aushilfe bekommen? Abgesehen davon war ich natürlich sauer auf ihn, weil er von unserem Auftritt wahrhaftig schon lange genug gewusst hatte, also forderte ich von ihm einen Ersatzmann.

    Er brachte daraufhin einen seiner Schlagzeug-Schüler an, einen 16-jährigen Halb-Japaner.
    Dieser Junge war einfach unglaublich!!!!!!! :-o
    Ich habe noch NIE mit so einem PERFEKTEN Big-Band-Drummer zusammengearbeitet!
    Innerhalb von drei Proben hatte er das gesamte Repertoire drauf und spielte es absolut fehlerfrei, bis auf den I-Punkt GENAU SO, wie es sein sollte.
    (Und es war auch sehr angenehm, NICHT mit ihm jede Kleinigkeit durchdiskutieren zu müssen wie mit dem Alten, da er absolut keine eigene Meinung äußerte - er tat einfach brav, was man von ihm wollte.)

    Allerdings durfte man von ihm dafür keine eigene Kreativität erwarten, doch seine Fähigkeit, einmal Durchgenommenes zu reproduzieren, und zwar absolut exakt, war phänomenal.

    Ich denke, dass sicher nicht jeder Ost-Asiate so ein Genie ist, habe aber schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass den Menschen dort bestimmte Dinge einfach wesentlich leichter fallen, ja, sie WÜNSCHEN sich konkrete Anweisungen und freuen sich, wenn sie diese so genau wie möglich erfüllen können.
    Einfach eine andere Kultur. ;-)


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  12. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,

    so einen Drummer hätten wir auch gern :sensatio:
    ...Mit unserem muss man alles ausdiskutieren (nervig)!

    Grüßle
    Michale
     
  13. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Stefan Raab & Consorten scheinen ja tiefere Spuren in der deutschen Psyche hinterlassen zu haben als gedacht.

    Es ist anscheinend völlig in Ordnung über andere herzuziehen und sich lustig zu machen.

    Und dann noch die tiefschürfenden anthropologischen Erkenntnisse über den Asiaten im Allgemeinen und Speziellen.

    Selbst, wenn man es selbst hundertmal besser kann, hat man nicht das Recht in dieser Weise über andere zu sprechen/schreiben. Hier täte etwas mehr Respekt dringend Not.

    Hört mal kritisch die Aufnahmen aus dem »Showcase« oder von »Workshops« an - das dürfte reinigend wirken.

    Beste Grüße aus MH
    Klaus
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo Klaus,

    nein, es ist natürlich NICHT in Ordnung, über andere herzuziehen - außer, sie stellen sich beispielsweise bei YouTube der Öffentlichkeit.

    Ich mache wahrhaftig nun lange genug Musik und leite seit fast 20 Jahren ein größeres Ensemble (Big-Band).
    Aber SOLCHE Aufnahmen würde ich mit allen Mitteln aus dem Netz fernhalten und sie NICHT auch noch (mit Band-Logo) einstellen - außer, ich wäre davon überzeugt, dass sie GROSSARTIG sind. Und dann hätte ich Spott wahrhaftig VERDIENT. :roll:

    Ich habe nun mal diese Erfahrungen mit einigen Asiaten gemacht und meinte das auch keineswegs negativ. Es gibt andererseits auch jede Menge Vorurteile über uns "Langnasen"...
    Empfandest Du meine Äußerungen als diskriminierend? :-o

    Es geht nicht darum, ob man es besser kann, sondern darum, ob man sein Scheitern auch noch stolz ins Internet stellt.
    Im Medienzeitalter MUSS man damit rechnen, dass sich Leute über einen lustig machen, wenn man an die Öffentlichkeit tritt, das ist menschlich und gehört zum Alltags-Risiko. ;-)

    Die sind aber unter dem Vorbehalt des Lernens zu sehen, und nicht als "Sax ARS" (= Kunst, nicht Hintern) scheinbar GEKONNT. :-D


    Beste Grüße zurück,
    Rick
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Und was hast Du überhaupt gegen Stefan Raab?

    Ich war mal als Gastmusiker in einer seiner Shows und erlebte ihn als sehr fairen und mitfühlenden Zeitgenossen.

    Wenn er bestimmte Extreme aufgreift, dann ist das tatsächlich eher Medienkritik als Häme - schließlich WOLLEN ja bestimmte Leute unbedingt ins Rampenlicht, manche Sender nutzen das gewissenlos aus, Raab prangert den ganzen Mechanismus lediglich an... :roll:


    Beste Grüße,
    Rick
     
  16. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Lieber Rick!

    Dein Beitrag (#14) zeigt, daß Du die Begründungsstrategien der Medien bereits perfekt verinnerlicht hast.
    »Wer bei Youtube einstellt ist selber schuld«.

    Auch das - gibt mir nicht und niemandem das Recht, über andere Kübel der Häme auszuleeren.

    Bei Deinen asiatischen Anmerkungen ging es mir um das Stereotyp der schwach ausgeprägten Individualität und der damit verbundenen eingeschränkten Leistungsfähigkeit zu »Außergewöhnlichem«.

    Dein Beitrag (#15) ist schwer zu kommentieren.

    Du möchtest doch nicht im Ernst behaupten, daß es Raab um Medienkritik geht. Ich bitte Dich, beleidige nicht Deine eigene Intelligenz.

    Wenn sog. »Show-Praktikanten« in Fußgängerzonen ältere Menschen mit abstrusen Fragen überfallen und so gezielt verwirrte Reaktionen ernten, wenn aus einer Dokumentation (der ö.r.) über eine alleinlebende ältere Frau, ein kurzer Filmschnipsel, in dem zu sehen ist, wie die ältere Dame langsam zu einem Regal geht und versucht, dort eine Tasse abzustellen, ihr diese dann kurz davor aber aus der Hand fällt, wenn sich über diesen kurzen Filmschnipsel dann das Studiopublikum incl. Raab halb schieflacht, haben wir es dann mit »Medienkritik« zu tun?

    Das sind nur zwei Beispiele aus einer unendlichen Reihe.
    Diese Menschen, die solche Dinge produzieren (deshalb schrieb ich auch Raab & Co) verachte ich zutiefst. Weit schlimmer finde ich die Einschaltquoten - daß zeigt, wo sich große Teile unserer Gesellschaft geistig und moralisch befinden.

    Negativer Höhepunkt neulich in einer Dokumentation über »Papparazi« war der Spruch eines solchen, daß »das meiste Geld eine Photo brächte, welches die tote Amy Winehouse zeige, die man aus ihrem Haus in London trage«.

    In diesem Zusammenhang fiel mir gestern wieder eine Antwort von Mahatma Gandhi auf die Frage ein, was er denn von der Zivilisation des Westens hielte. »Das« meinte er, »wäre keine schlechte Idee«. Und das ist nicht witzig, sondern bitternotwendiger Ernst.


    Beste Grüße aus MH
    Klaus
     
  17. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Guten Morgen,

    Dexters Kritik bezieht sich ja wohl auf den gesamten Mechanismus, und natürlich gehört da auch zu, dass es unvernünftig und selbstverachtend ist, wenn sich jemand um des Preises einer scheinbaren Popularität willen in reißerischen TV-Shows öffentlich bloßstellen lässt.

    Aber wenn ich solch einen Mechanismus kritisch hinterfrage, ist es für mich persönlich am effektivsten, wenn ich ZUNÄCHST mein persönliches Verhalten betrachte, und da bin ich in diesem konkreten Fall nun mal auf der Seite der Betrachter des Spectaculums. Die "Scheiß-Privatsender" (ist jetzt nur ein Zitat eines mir im Moment entfallenen Politikers vom vergangen Jahr ;-)) zu kritisieren für ihr sehr oft menschenverachtendes Programm, ist auf jeden Fall notwendig, vorrangig, weil effizienter, ist aber die Kritik an meinem eigenen Verhalten, weil ich da nun mal mehr und direkter Einfluss drauf habe ;-) - und zu "meinem Verhalten" gehört dann schnell logischerweise auch das Verhalten meiner Freunde bzw. meines quasi-freundschaftlichen Umfeldes, wie es hier im Saxophonforum ja glücklicherweise zu finden ist.

    Zu SAX ART:

    Ich finde es offensichtlich, dass es sich hier um ein Musikschulensemble handelt, das mit großer Motivation Musik macht und Freude daran hat, die erarbeiteten Stücke im eigenen Umfeld öffentlich aufzuführen - also "janz normaaal", haben wir hier in Dülmen auch massig von, und so gut wie SAX ART intonieren längst nicht alle Laienensembles, die mir hier vor Ort gerade einfallen, meine eigene Blockflötengruppe mal eingeschlossen :).
    Nun veröffentlicht jemand eine ganze Reihe Videos von SAX ART bei YouTube. Ich gehe doch mal davon aus, dass das nicht als Präsentation professioneller Kunst gedacht ist, sondern als Möglichkeit für Freunde des Ensembles, sich die Videos von den Auftritten nochmal anzusehen.

    Dass dies über den öffentlichen Raum von YouTube geschieht, birgt eben die Gefahr, dass außenstehende Betrachter weniger auf den fantastischen Spaß, den alle Beteiligten dort offensichtlich haben, achten, sondern mehr auf die spieltechnischen Mängel.
    Es ist aber schon berechtigt, zu hinterfragen, ob ich über diese spieltechnischen Mängel in meinem stillen Kämmerlein schmunzle oder ob ich in einem Internetforum brüllend darüber lache.
    Unterstellen wir mal (rein spekulativ), dass der Kameramann (oder die Kamerafrau) ganz bewusst z.B. auf den Fuß gezoomt hat, der völlig außer Takt geraten ist – wäre es so, dann wäre es fies, und diese kameraführende Person wäre mit Recht zu kritisieren, weil sie diesen kleinen Mangel so plakativ darstellt. Als Betrachter aber muss ich mich doch auch und zuerst fragen, wie gehe ich mit meinem Amusement über diese Szene um? Ich will hier offen erzählen, dass ich selber gekichert habe, dass ich aber auch sofort an unzählige Schüler und Mitmusiker gedacht habe, bei denen mir im Laufe der Jahre aufgefallen ist, dass sie mit dem Fuß etwas vollkommen a nderes wippen, als sie – ganz korrekt – spielen. Und ich bin sicher, aus meinem eigenen musikalischen Leben könnte es reichlich Dokumente mit rhythmisch desolaten Auftritten geben, wenn nur jemand die Kamera draufgehalten hätte.

    Ich weiß, dass Johannes’ Intention bei der Verlinkung zum YouTube-Video von SAX ART nicht die Bloßstellung einer Truppe von Sich-Selbst-Überschätzern war, sondern ganz ehrlich der Trost für alle, die am Anfang Intonationsprobleme haben, so dass man wissen kann, dass das völlig normal ist. Dass das aber etwas heikel werden kann, wurde auch meiner Meinung nach an so manchem ziemlich respektlosen Beitrag hier deutlich.

    Zu Stefan Raab & Consorten:

    Auch hier geht es Dexter gewiss nicht nur um die Person Stefan Raab, sondern um den Mechanismus, den Stefan Raab anzuprangern vorgibt, den er aber nur zu häufig sehr fleißig und mit nicht wegzudiskutierender Häme unterstützt und forciert.
    Ich glaube gerne, dass Stefan Raab ein richtig netter Mensch ist, aber TV Total ist nach wie vor weit davon entfernt, ein satirisches Magazin zu sein, das Medienkritik übt, sondern es ist vorwiegend ein Ersatz für den in unserer und der nach uns kommenden Generation fehlenden Stammtisch, wo man sich mit brüllendem Gelächter an den Schwächen anderer Menschen belustigt.
    Ich glaube ja genauso, dass die leichtbekleideten Mädchen, die irgendwelche bescheuerten Pseudo-Quiz-Sendungen um Mitternacht präsentieren, alles andere als sexbesessene Nudistinnen sind, das sind ganz normale nette Menschen, die halt gerne einen Job beim Fernsehen haben wollten. Aber sie machen sich leider zum Teil dieses voyeuristischen Systems, ebenso wie die Moderatoren sämtlicher Shows wie TV Total eine ist.

    Ihr seht schon, das Thema wird extrem komplex, und es lässt sich natürlich mit Recht einwerfen, dass wir die unmenschlichen Auswüchse des Fernsehsystems nicht mal eben so wegdiskutieren können, und das Recht, falsch zu handeln, können wir ja auch niemandem nehmen, solange es nicht in Kapitalverbrechen ausartet.
    Aber im eigenen persönlichen Umfeld diese Mechanismen zu hinterfragen und bei meinen eigenen Freunden und Bekannten ein möglichst respektvolles Umgehen auch mit fremden Menschen, die sich auf ungeschickte Weise mit ihren Schwächen präsentieren, zu erbitten, das ist gut machbar.

    Zum Thema „Langnasen“:

    Es ist mir auch klar, dass es überall auf der Welt respektlose Bezeichnungen und spöttische Beschreibungen für Menschen anderer Kontinente gibt.
    Aber auch hier gilt der Spruch aus dem Buch der Bücher: „Was zeigst du auf den Splitter im Auge deines Bruders, und siehst den Balken in deinem eigenen nicht?“
    Ich habe in meinem Beruf so viel mit schrulligen Musikern zusammengearbeitet, Europäer, Afrikaner, Asiaten waren darunter, aber ich finde schon, dass äußerste Vorsicht angezeigt ist, wenn über irgendwelche „typisch asiatischen“ Verhaltensmuster zu schreiben angefangen wird, das, lieber Rick, hatte auch für mich in deinem Beitrag einen ziemlich unangenehmen Beigeschmack.

    Alles oben gesagte ist von mir in aller Freundschaftlichkeit gemeint, ich möchte niemanden eines Fehlverhaltens anprangern, ich möchte lediglich Dexters deutlich formulierte Hinterfragung des Systems „Voyeurismus“ unterstützen und dabei das Prinzip „Kehre vor der eigenen Haustür zuerst“ obenanstellen.
    Ich hoffe, dass mein Artikel angesichts seiner Länge nicht automatisch als blabla bezeichnet wird, selbst wenn man eventuell den einen oder anderen Absatz zweimal lesen muss, weil meine blumige Schreibweise möglicherweise ungewohnt ist.

    Alles Liebe

    Toffi
     
  18. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    naja-recht habt ihr wohl beide. wer sich über youtube in die öffentlichkeit begibt, muss damit rechnen, auf einen
    oder mehrere "schlechten" menschen zu stossen, denen es spass macht, jemanden lächerlich zu machen.
    andererseits gibt es keine verpflichtung, eben dieser schlechte mensch zu sein.man kann so eine etwas misslungene
    vorstellung auch mit einem lächeln übergehen und sich sagen, dass man nicht jede chance nutzen muss, jemanden runterzuputzen- aber im fall raab zb. lebt halt eine ganze industrie davon.das sind arbeitsplätze und arbeitsplätze sind das(!) totschlagargument für jede art von sauerei.
     
  19. rbur

    rbur Mod

    Wer sich als Promi von Raab zum Affen machen lässt, weiß sehr wohl, was auf ihn zukommt und macht es trotzdem.
    Einfach, um im Gespräch zu bleiben.
    Das Comeback von Bata Ilic nach über 30 Jahren wäre sicher nicht gekommen, wenn er nicht ein paar Tage durch den Dschungel gerobbt wäre.
    Von daher hält sich mein Mitleid hier in Grenzen.
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Lieber Klaus!

    Ich bin wirklich kein hämischer Zeitgenosse und habe Respekt vor allen Menschen.
    Aber wenn ein Ensemble eine ganz offensichtlich katastrofale Leistung hervorbringt und damit auch noch im Internet andere Leute quält (für mich ist das eine musikalische Zumutung), dann ist das Lachen darüber noch freundlich im Gegensatz zu vielleicht eher gerechtfertigten Reaktionen. :roll:

    Das ist aber eine sehr einseitige Wahrnehmung - immerhin hatte ich vorher große Lobeshymnen gesungen, die erwähnte Passage war die einzige Einschränkung und zudem noch vorsichtig formuliert.
    Es ging konkret um die Darbietungen von ost-asiatischen Jugendlichen, die als "gedrillt" erschienen. Dazu habe ich bemerkt, dass man diese Jugendlichen nicht unbedingt drillen muss, sie können das durchaus freiwillig so machen und dabei sogar noch Spaß haben.
    Das war alles, das muss man nicht überinterpretieren und auswalzen.

    Ich werde aber gern noch einmal betonen, dass ich mit meinen "asiatischen Äußerungen" niemanden herabwürdigen wollte, ganz im Gegenteil!

    Natürlich geht es ihm um Einschaltquoten, das ist schließlich sein Job, er ist kein Journalist oder gar Wissenschaftler.
    Aber ohne die Medien, die jede Peinlichkeit veröffentlichen, und die freiwilligen Exhibitionisten, die auch noch begeistert mitmachen, wäre so etwas nicht möglich.

    Meines Wissens ist das großes, inszeniertes Theater. Da rennen Leute mit Mikrofon in der Hand sowie Kamera auf der Schulter durch die Gegend - so eine Betacam ist keine "Spion-Kamera", die man in der Handtasche versteckt! ;-)
    In der Regel wird auch hinterher gefragt, ob man das verwenden darf - wenn jemand dagegen ist, wird es nicht gesendet, ganz einfach. Aber viele Mitmenschen sind nun mal unheimlich scharf drauf, ins Fernsehen zu kommen... :lol:

    Die berühmten juristischen Klagen rührten von Schnipseln aus anderen Sendern, die Raab "weiter-verwertet" hat, nicht von den eindeutigen Interview-Szenen.

    Ja, durchaus.
    Denn der ö. r. Sender, der diese Dokumentation ausgestrahlt hat, hat schließlich die Dame lächerlich gemacht, nicht Raab, der lediglich mutig genug ist, die Dreistigkeit anzuprangern, dass man solche Szenen nicht fairerweise rausgeschnitten hatte, sondern sogar noch einem Millionenpublikum zeigte. :evil:

    Ich kann nur hervorheben, was ich aus meiner eigenen Erfahrung mit dem Fernsehen weiß:
    Es gibt das Recht am eigenen Bild. NIEMAND darf ohne Erlaubnis Aufnahmen veröffentlichen.
    Das bedeutet, dass ALLE Leute, die dort scheinbar bloßgestellt werden, vorher ihre Einwilligung dazu gegeben hatten, dass man die Aufnahmen sendet - mit allen Konsequenzen.
    Sie haben also in Kauf genommen, dass man über sie lacht. :-o


    Beste Grüße,
    Rick
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden