Kunststoffblatt durch Hitze verformt

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Sexy, 15.Juli.2010.

  1. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Die Legere-Blätter haben definitiv keine Faserstruktur im engeren Sinne wie beispielsweise Fiberreed oder Fibracell.

    Mit "faserig" meinen die wahrscheinlich, dass das Material sehr ähnliche Eigenschaften wie ein echtes faseriges Rohrblatt aufweist:

    Irgendwo auf der Homepage von Legere finden sich Diagramme, wo das Schwingungsverhalten eines frei schwingenden echten Rohrblattes, eines Legere-Blattes sowie eines nicht näher genannten Konkurrenz-Kunststoffblattes verglichen werden.
    Die Diagramme sollen belegen, dass das Legere-Blatt sich völlig wie das echte Rohrblatt verhält, während das Konkurrenz-Blatt dagegen deutlich abfällt (geringere Frequenz und Amplitude).
    In diesem Sinne wirbt Legere wohl damit, ein sehr "faseriges" Kunststoffblatt zu produzieren.
     
  2. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich kann natürlich auch nur raten, aber als gelernter Chemiker rate ich vielleicht in die richtige Richtung.

    Die Legere Blätter sind nicht optisch als faserig erkennbar. Das heißt erst einmal, dass die innere Struktur keine optischen Inhomogenitäten enthält, an denen sich das Licht bricht oder reflektiert. Falls es Fasern mit einer Dicke von mehr als 1µm sind, dann müssen sie in ein Substrat eingebettet sein, das annähernd den gleichen Brechungsindex aufweist. Das ist denkbar und das wahrscheinlichste Material ist eines, das den "Fasern" chemisch eng verwandt ist.

    Wenn die Fasern einen Durchmesser von weniger als 0.5µm haben, dann sind sie optisch unsichtbar. Die trübe, leicht bläuliche Färbung läßt auf eine innere Struktur schließen, die eine Größe zwischen 300 und 500 nm hat (blaues Licht wird teilweise gestreut, rotes Licht geht ungehindert durch).

    Ohne das Blatt chemisch zu zerlegen würde ich auf eine Basis aus "vorgestrecktem Polyamid" tippen. Das Material bildet lange Molekülketten von hoher Festigkeit und Elastizität. Durch Strecken (etwa geeignete Strang-Press Verfahren) richten sich diese Moleküle parallel aus. Das Material erhält eine enorme Festigkeit in Zugrichtung und ist sehr Formstabil.

    Wer schon einmal versucht hat, einen (guten) Kabelbinder abzureissen, oder eine Angelschnur, der kennt das Material.

    PET oder ABS wären auch noch Kandidaten für so ein Material, unter Umständen sind es dünne Fasern aus dem Einen, eingebettet in das Andere. Das wäre ebenfalls optisch sehr homogen.

    Wie auch immer, "faserig" kann durchaus verschiedenes bedeuten. Wenn ich die Physik des schwingenden Rohrblattes aber richtig verstanden habe, dann beruht der Klang zu einem wesentlichen Anteil darauf, dass die Biegungs Elastizität in Längs und Quer Richtung so deutlich unterschiedlich ist. Das verlangt zwangsläufig nach einem anisotropen, streng in Längsrichtung orientierten inneren Aufbau.
     
  3. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Danke für diesen sehr interessanten Beitrag bebop99!

    Fiberreed, Fibracell etc. werben damit, die Hohlfasern des Schilfrohres synthetisch nachzubilden.

    Ich habe bereits mehrfach irgendwo (ich glaube sogar auch von Legere selbst) gelesen, dass Legere diesen Weg nicht beschreitet.

    Deshalb war ich bisher der Ansicht, dass das Material der Legere-Blätter völlig homogen ist.


    Ich habe länger über deinen Satz
    nachgedacht. In meinem laienhaften Sachverständnis überzeugt mich diese Argumentation. Egal aus welchem Material, das Material der Blätter kann nicht völlig homogen sein, sondern es muss sich unterschiedlich verhalten je nachdem, ob man es entlang der Längs- oder Querrichtung betrachtet.

    D.h. auch bei den Legere-Blättern muss irgendwie eine Richtungs-Inhomogenität hergestellt werden, der Vergleich zu den Kabelbindern ist hier sehr anschaulich.

    Allerdings findet dieser Prozess auf einer wesentlich kleineren Ebene statt als bei den natürlichen oder synthetischen Hohlfasern, die in allen anderen Blättern zu finden sind.
     
  4. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Den Fasercharakter kann man ganz leicht austesten. Hab es schon probiert:

    Man nehme ein altes, unbrauchbares Blatt und versuche es im Bereich des Anstichs quer zur Längsachse zu brechen. Geht nicht, total stabil und elastisch. Dann fasse man es im Bereich des Anstichs und versuche es parallel zur Längsachse zu brechen. Geht ganz einfach.

    Auch beim Legere wird offensichtlich der Faserverlauf des Rohrblatts in Längsrichtung kopiert.


    SlowJoe
     
  5. rbur

    rbur Mod

    Hab ich auch schon ausprobiert: Man nehme das Sax und stelle es in den Ständer, vegesse den Deckel und schramme vorsichtig mit der Jacke dran vorbei.
    Dann kann man die Struktur sehr schön erkennen.
     
  6. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    dachte ich auch erst, aber anscheinend ist es doch nicht so schlimm.
    ich bin letztens mit dem sax im kofferraum bei 38°im schatten erst nach kiel ,dann mit der fähre nach göteborg und am nächsten tag richtung oslo gefahren. auch nachts in der fähre gab es im auto keine abkühlung, ich hatte nämlich auch bedenken und habe nachgeschaut, es aber dann doch im kofferraum gelassen.
    insgesamt war das sax der hitze ungefähr 30h ausgesetzt, hat aber alles problemlos überstanden. :top: .
    aber was legereblätter angeht, habe ich auch ohne hitze schlechte erfahrungen gemacht. alle blätter haben nach ein paar tagen risse in der spitze bekommen... ich spiele mittlerweile nur noch holz.
     
  7. rbur

    rbur Mod

    Das ist aber nicht normal.
    Meine sind alle ok (bis auf das oben erwähnte)
     
  8. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    by the way, hab noch ein altes gefunden und werde nachher mal für die nachwelt (euch) probieren ob man sie kochen kann.
     
  9. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    claptrane schrieb:
    Jaha im Norden, da tropft doch auch im Sommer die Eiscreme nicht vom Stengel :-D geschweige denn schmilzt ein Sax im Auto. Schon bei uns sieht das anders aus - dann erst Richtung Italien oder Maroko :)

    Also ich finde auch, dass die von dir beschriebenen Risse nicht gerade normal sind. So was habe ich bisher noch nicht beobachtet - ich spiele allerdings auch erst einige Monate auf den Legere.

    LG
    antonio
     
  10. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    ...so, habs jetzt ausprobiert, man kann legere kochen...
    ...nur bringen tuts nichts...
    ich habe ein in der spitze welliges legereblatt genommen und in kochendes wasser gelegt. nach ca 4min habe ichs dann rausgenommen (hab mir fast die finger für euch verbrannt, ich hoffe ihr seit mir ewig dankbar) und auf eine glaßplatte gelegt und die spitze mit einem dicken messing-bottleneck beschwert.
    nach ca 10 min abkühlzeit habe ichs dann wieder hochgenommen und nachgesehen, es hat absolut nichts gebracht. die wellen waren nach wie vor drinn und die spieleigenschaften waren ebenfalls so schlecht wie vorher. :sorry:
     
  11. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    :-D hehe, ja hast recht in skandinavien ist es normalerweise auszuhalten, aber auf der fahrt war wirklich sitzen und schwitzen angesagt :) .war auch egal ob die klimaanlage an oder aus war, vielleicht war das so eine wie die bundesbahn benutzt ;-) .
     
  12. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Tja, mittlerweile ist es auch bei uns merklich kühler geworden, geht gerade ein heftiges Gewitter nieder. Nun wellen sich die Blätter im Takt der Blitze :) und am S-Bogen gibt es Elmsfeuer :-o

    Nein, im Ernst, das ist schon sehr komisch ich hatte noch kein einziges Legere, was sich nur annähernd irgendwie wellte oder gar spaltete. Einzige Ausnahme: Eins ganz hinten am Ende des Schaftes kurzer Riss, aber da war ich vermutlich schuld, weil einen Biegetest machte.

    antonio
     
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