Kunststoffblatt für Anfänger?

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von bebob99, 21.September.2008.

  1. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Stimmt deshalb nicht, weil es nicht wenige Fälle gab, in denen Anfängern Ausrüstung mit deformierten Ligaturen, die das Blatt quetschten, Blättern der Stärke 3 und Mundstücken, die auch als defekt eingestuft werden können, angedreht wurden.

    Generell ist gerade ein Anfänger häufig sehr sensibel für Equipment, da funktionierende Komponenten den Lernfortschritt deutlich erleichtern können. Hat man dann das Anfangsstadium hinter sich, kann man mit -fast- jedem Schrott vernünftig blasen.

    Mit Schrott üben kann aber für einen Anfänger schnell "tödlich" sein.

    Hört sich banal an, ist aber so. :lol:

    :idea:

    Und zurück zum Thema: Probiere ruhig auch Plateblätter aus. Die sind nicht besser oder schlechter, meine ich. Nur anders. Holz hat Vorteile, Kunststoff auch. Nur ist Kunststoff immer teurer! Und nach einiger Zeit mit Fibracell bin ich zu Vandoren und Hemke "Holz" zurück gekehrt.

    Blattstärke: Ich begann mit Vandoren Classic 2,0 und blase jetzt meistens 3,5 ZZ. Entwicklungszeitraum: 3 Jahre. Nur so als Anhaltspunkt.
     
  2. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    @Brille

    Ich gebe Dir vollkommen recht. Ich vergaß die Fälle zu erwähnen, wo man einem Anfänger eine Klarinette statt eines Saxophon verkauft hat und er jetzt mit einem Trompetenmundstück und Fagottblättern dumm dasteht. Also für diese doch recht häufigen Vorkommnisse gilt meine Aussage natürlich nicht. ;-)

    Beste Grüße aus MH
    Klaus
     
  3. doc

    doc Ist fast schon zuhause hier

    bebop99: Das kannst Du ganz entspannt angehen, glaube ich. :)

    In den allerersten Wochen/Monaten sind einzelne Rico-Royals vielleicht doch vernünftiger (preiswert, wachsen schnell, und dürfen auch mal vorzeitig entlebt werden) als vergleichsweise hochpreisige, aber dafür potentiell langlebige Kunststoffblätter.

    Halt so lange, bis sich die Muskeln etwas aufgebaut haben, und die erforderliche Blattstärke länger beibehalten werden kann. Da berät Dich Dein Lehrer aber bei?!

    Danach würde ich durchaus frühzeitig langzeitstabile, universelle, Kunststoffblätter wie die von Légère einsetzen. Aus denau den von Dir genannten Gründen (konstantes Übegerät ohne Zicken). Mein persönlicher Top-Grund: Mehr Zeit zum Üben, weniger Zeit für Blattmanagement brauchen ("weniger ist mehr"). Das Motiv kann mit ausreichend täglicher Übezeit natürlich vernachlässigt werden.

    Guy Légère selber empfiehlt (natürlich) selber seine Blätter ausdrücklich auch Anfängern, bzw. deren Lehrern zur Empfehlung, ebenfalls aus den genannten Gründen :)

    Nein, ich bin kein Legere-Endorser. Ich find die Dinger halt nur wunderbar nützlich. :)
     
  4. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    @Dexter:

    Ah, jetzt verstehe ich! Dexter.

    Bisher dachte ich, man würde Dexter am besten mit "Rechthaber" übersetzen. Da war ich wohl auf dem Holzweg!!!




    @alle:

    Und nochmal meine Kernaussage:
    Generell ist gerade ein Anfänger häufig sehr sensibel für Equipment, da funktionierende Komponenten den Lernfortschritt deutlich erleichtern können. Hat man dann das Anfangsstadium hinter sich, kann man mit -fast- jedem Schrott vernünftig blasen.

    Das kann ein Plasteblatt genau so sein wie eines aus Holz.
     
  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @Brille

    Ich habe manchmal den Eindruck, dass Du nur um des Widersprechens willen widersprichst.

    Ich kann Dexters Aussage nur zu 100% unterstreichen: solange die Ausrüstung nicht defekt oder aus sonstigen Gründen schlicht unbrauchbar ist (davon war Dexter in seinem vorletzten Post erkennbar ausgegangen), investiert man die Zeit am sinnvollsten ins schlichte Üben.

    Das Ausprobieren neuen Materials kann zwar Spass machen, weil es die Neugier befriedigt, aber man sollte sich davor hüten zu glauben, dass man damit als Spieler automatisch große Fortschritte macht. Gerade für Anfänger scheint es mir nicht sinnvoll zu sein, andauernd Blätter oder Mundstücke zu wechseln, sondern sich erst einmal gründlich mit dem vorhandenen Material vertraut zu machen.
     
  6. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Als ich blutiger Anfänger an der Kirchenorgel war, hatten wir einen Lehrer für den Gruppenunterricht in Improvisation, der sagte, dass es 7 Jahre dauern würde, bis wir wirklich routiniert sind, vorausgesetzt, wir üben regelmäßig ;-) - und ob es daran lag, dass der Mann besonders schlau und erfahren war, oder daran, dass ich immer schon besonders brav das gemacht habe, was gute Lehrer von mir verlangt haben...ich habe nach relativ genau 7 Jahren festgestellt, dass er in meinem Fall ziemlich exakt vorausgeschaut hat :).
    Also auch von mir Zustimmung: möglichst nicht durch den Blick aufs Material das Üben vergessen. Banal. Wie so vieles im Leben.

    Alles Liebe

    Toffi
     
  7. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    @Brille

    Ich zitiere mal einen Satz von mir, den ich vor gar nicht allzu langer Zeit in einem anderen Forum an Dich gerichtet habe:

    »Wie kommst Du eigentlich dazu, mich in dieser Weise anzupöbeln. Ich glaube Dir geht es nicht so gut!!«

    Diesen Satz scheinst Du noch nicht richtig verstanden zu haben, denn sonst hättest Du Dir den »Rechthaber« und den »Dexterlink« verkniffen. Ich bin für Kritik sehr offen und laß mir durchaus auch einen einschütten, wenn es abgebracht ist, aber anpöbeln laß ich mich nicht. Das solltest Du Dir endgültig abkneifen.

    Klaus
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Bevor wir bei diesem Thema in einen Glaubenskrieg schlittern, möchte ich als Kompromissvorschlag anmerken, dass meiner Ansicht nach beide Aspekte ihre Berechtigung haben:
    Gewiss sollte man anfangs kein reines "Schrott-Equipment" zur Verfügung haben, aber Übung ist natürlich wichtiger als die ständige Suche nach dem Heiligen Gral, ääääh, nach dem PERFEKTEN Setup. ;-)

    Beides ist nicht zu vernachlässigen, Übung wie Ausrüstung - am besten hat man einen aufmerksamen, erfahrenen Lehrer, der einen bei der Auswahl des Equipments unterstützt, aber auch gegebenenfalls eher beruhigt als verrückt macht. :)

    Schließlich sind die Menschen völlig unterschiedlich - manche kommen tatsächlich auch mit "Schrott" ganz gut zurecht, andere sind da etwas empfindlicher und benötigen anfangs eine ihnen besser passende Ausrüstung (die eben auch wieder individuell differiert).


    Beste Grüße und Friedenswünsche,
    Rick
     
  9. wilber

    wilber Ist fast schon zuhause hier

    Eine schöne und zutreffende Zusammenfassung :)

    Techniker aus welchem Bereich? Das mit dem konstanten Setup stimmt schon, allerdings wird man auf Fragen wie:

    "Ich bin Fahranfänger, soll ich mir als erstes Auto eher einen Benziner oder einen Diesel holen?"

    "Welche Grafikkarte soll ich für meinen nächsten Rechner kaufen?"

    auch nur Antworten erhalten, die einen ähnlich uneindeutigen Konsens enthalten. :lol:

    Ich selbst habe vor einem halben Jahr angefangen, Sopran angefangen und **exakt** die hier wiedergegebenen Erfahrungen gemacht:

    - die Blattstärke ändert sich bei konstanten Üben recht schnell

    - der Lehrer wirds schon richten (bzw. gibt einem die richtigen Tipps)

    - maßvolles Ausprobieren macht Spaß: in der vom Lehrer empfohlenen Stärke (Vergleichstabelle(n) nutzen!) einmal bei Thomann rauf und runter je ein Blatt verschiedener Marken bestellen. Die Investition bleibt (fast) im einstelligen Euro-Bereich. Danach dann die Unterschiede hören und für sich selbst die/den Favoriten rausarbeiten.

    Bin damit von der Empfehlung meiner Sax-Lehrerin (Vandoren 2,5) jetzt beim mir besser gefallenden Hemke 3 gelandet.

    - Üben nicht aus dem Blick verlieren, insbesondere die Grundlagen. Bei den Longtones ist (zumindest bei mir) relativ unwichtig, welches Blatt verwendet wird.

    Ein schöner Satz aus der (sehenswerten) Last Lecture von Randy Pausch: "If you dont know the basics, the fancy stuff wont happen"


    Gruss

    Jürgen
     
  10. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    "Klasse" finde ich immer Aussagen, denen keinesfalls widersprochen werden kann, wie:

    Es fehlt nur noch: Basta!

    Und stören können mich leider auch solche "Statements":

    Aha. Immer sachlich bleiben und nicht provozieren.

    Dexter, gut dass das bei dir immer so ist. Deshalb entschuldige ich mich für alle Antworten in diesem Posting, bei denen ich unsachlicher war als du.........

    Und ich frage mich, lieber Dexter: Wie kommst Du eigentlich dazu, mich in dieser Weise anzupöbeln? Ich glaube, Dir geht es nicht so gut!!

    Claus meinte.
    Sorry, d a s, was du hier vermutest, steht nicht im Post. Aber ich danke dir, dass du meinen Aussagen zustimmst ;-)

    Nun denn. Nach meiner Erfahrung bleibt es dabei: Funktionierende Technik hilft ungemein. Sie ersetzt keinesfalls das Üben. Aber sie unterstützt entscheidend den Lernerfolg. Und selbst ausprobieren hat noch keinem geschadet.

    Diskutiert schön weiter.

    Grüße Brille
     
  11. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ohne nun auf einzelne Aussagen des gesamten Threads einzugehen gebe ich hier nun auch noch meine Senf dazu: Ich spiele ausschliesslich mit Kunststoffblättern. Anfängern erkläre ich die beiden Alternativen Holz und Kunststoff mit ihren Vor- und Nachteilen.
    Der einzige Nachteil bei Kunststoff ist der relativ hohe Preis. Wenn man lernt, mit diesem Teil am Halsgurt umzugehen, dann kann der Verschleiss bei weniger geschickten Leuten ziemlich gross sein. Aber im Laufe der Zeit merkt man sehr schnell, wem man bereits zu Beginn ein teures Blatt empfehlen kann und wem dann halt erst etwas später.

    Wenn aber ein Anfänger von Beginn an mit Kunststoff spielen kann, dann hat dies einen für mich gravierenden Vorteil: Das Setup tönt heute gleich wie morgen und übermorgen. Die meisten wissen, dass Holz keine Konstante ist. Es kann morgen mit anderer Temperatur und anderer Luftfeuchtigkeit komplett anders tönen. Oder sich sogar verzogen haben und so den gestern bestandenen Plopp-Test nicht mehr bestehen und ein Anfänger weiss garantiert nicht, weshalb C' gestern gut gekommen ist und heute nur noch oktaviert kommt...

    Bei Anfängern bilden sich Gefühl und Muskulatur für den Ansatz. Dieser Aufbau ist eine weitere Variable im ganzen Saxophon-Theater. Hat ein Anfänger sich gestern übernommen und die Muskulatur überanstrengt, dann wird er heute sicher anders fühlen (wir erinnern uns ungern an Muskelkater...).
    Ebenso hat der das Mundstück vielleicht einen halben cm weiter oder weniger weit im Mund. Logisch wird er dadurch anders klingen. Und wenn Holz hier noch eine weitere Klang- und/oder Ansprachvariante ins Spiel bringt, dann kann ich mir gut vorstellen, dass Frust angesagt ist.

    Bei Kunststoffblättern ist dieser Frust garantiert weniger angesagt: Wenn ich heute anders klinge als gestern, dann bin ICH die Ursache, denn das Setup ist konstant. Und was daran nicht gut sein sollte, konnte mir bis anhin noch niemand erklären...
     
  12. Ansax

    Ansax Schaut öfter mal vorbei

    ich kann nicht verstehen, warum alle in lernprozessen wie dem erlernen des saxes möglichst jeden problemfaktor ausschalten wollen.

    was ist das denn für ein saxer, der nur auf seinen kunststoffblättern klarkommt, weil die immer gleich tun?

    für mich ist lernen oft genug auch das überwinden von problemen. beim musizieren gibt es meiner erfahrung nach oft genug irgendwelche probleme. mir hat man beigebracht damit umzugehen, nicht allen eventualitäten aus dem weg zu gehen.
     
  13. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Weil es noch viele andere wichtige Probleme zu beachten gibt! Allen Eventualitäten kann man so oder so nicht aus dem Weg gehen. Aber es gibt wichtigere und weniger wichtige Hürden zu überwinden. So gesehen schalte ich die weniger wichtigen aus, um sich auf die wichtigen zu konzentrieren.
    Beispiel: Ein Saxophonist muss einen Ton lange und ohne rumzueiern aushalten können. Das ist essenziell. Soll er sich da zusätzlich mit Problemen herumschlagen, die z.B. die Ansprache behindern, jedoch mit anderem Setup oder einem dichten Horn eliminiert werden könnten?
     
  14. Ansax

    Ansax Schaut öfter mal vorbei

    ich finde es schadet überhaupt nicht, wenn man mal mit sowas zu kämpfen hat.
     
  15. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ich gehe davon aus, dass du für dich selber sprichst. Andere Leute ticken anders und ich selber hätte beinahe nach 1 1/2 Jahren das Sax spielen aufgegeben, weil ich ohne es zu wissen auf einem undichten Horn lernte. Das war vor 25 Jahren und es gab noch kein Internet, wo man Tipps holen konnte. Dies ist für mich eine Pauschalaussage wie "Der Militärdienst hat noch jedem Mann gut getan"...
     
  16. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe:
    Die "Kämpfe" auf später verschieben? :)

    Ist sinnvoll, aber irgendwann (meine ganz persönliche Meinung) muss der Saxplayer aber auch selbst in der Lage sein herauszufinden warum sich das Sax "komisch" anhört.Das kann ja wie Ihr wisst sehr viele Ursachen haben, angefangen beim Blatt, der verbogenen Oktavmechanik, einer Schraube die nachjustiert werden sollte, ...

    Es ist ja nicht ganz schlecht wenn man sein Sax etwas besser kennt und sich auch mal mit der Mechanik und dem Uhrmacherschraubenzieher auseinandersetzt - dadurch habe ich sehr viel gelernt... :-D

    Viele Grüße
    Michale
     
  17. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier


    Im Prinzip ja :)

    Vielleicht etwas anders ausgedrückt: Unnötige Kämpfe so gut wie nur möglich vermeiden, denn es hat noch genügend andere unumgängliche Scharmützel, die gewonnen werden sollen.
     
  18. blue_asphalt

    blue_asphalt Ist fast schon zuhause hier

    zitat Peter Wespi: "Bei Kunststoffblättern ist dieser Frust garantiert weniger angesagt: Wenn ich heute anders klinge als gestern, dann bin ICH die Ursache, denn das Setup ist konstant. Und was daran nicht gut sein sollte, konnte mir bis anhin noch niemand erklären..."

    Peter, wo du Recht hast, hast du Recht!!! danke Herb
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Peter,
    also mal wieder was zum Bedenken:
    ich als Anfänger brauche so nach ca. 6 Monaten eine andere Blattstärke (o.k., jetzt nicht mehr, aber das hat auch knapp 2 Jahre gedauert). So ein Holzblatt kostet so 2,50-3.00€ (Schweitzer Franken: k.A.) und hat bei mir so ziemlich von einer Härtesteigerung zur nächsten gehalten.
    So ein Plaste-reed kostet mind. das 10-fache. Wozu?? Außerdem bringen die Dinger andere Probleme mit wie z.B. harte Kanten, ein glitschiges Mundgefühl etc. Damit hast Du dann doch Kämpfe, wenn auch andere.
    Und was die Qualität der Blätter angeht: also vor 25 Jahren, als ich noch mit der Schwarzwurzel gekämpft und verloren habe, hat mir schlicht mein Lehrer die Blätter besorgt. Der hatte eine gute Quelle und hat einfach die Guten aus einem Pack rausgesucht. Trefferquote >90%!!
    JEs
     
  20. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    @JES

    Nach 6 Monaten wechselt Du erst ein Blatt??? Und sooo schnell ändern sich bei einem Anfänger auch die Spielstärken nicht.

    Mein Blatt (Légère) kostet gerade mal das 3,5-fache eines Holzblattes. Theoretisch. Praktisch kostet es weniger, da ich von 10 Bariton-Blättern i.d.R. nur 5 gebrauchen konnte = 1,6-fach.

    Zu allem anderen, was es über Kunststoffblätter zu sagen gibt, stimme ich Peter Wespi zu 100% zu. Ich brauch nicht schleifen, nicht zu schnitzen, nicht zu wässern, habe keine Probleme mit Spielpausen - ich kann einfach das machen, was ich primär will - Musik.


    Beste Grüße aus MH
    Klaus
     
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