Liebe Späteinsteiger

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von Mugger, 25.Januar.2013.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich denke, Du meinst da etwas anderes als ich. Ich meine: Wenn ich ein Fis sehe, sofort ein Fis spielen. ;-) Oder einen Lauf bzw. eine Abfolge von Tönen schnell spielen können. So schnell, wie es vorgegeben ist.
    Du meinst wahrscheinlich Licks und so etwas, von denen man sich dann mit der Zeit löst, weil man selbst "komponiert" beim Spielen.

    Exerzieren heißt übersetzt ja nichts anderes als Üben, Trainieren. Je öfter man Dinge tut, desto einfacher werden sie, das ist alles.

    Charlie Parker hat angeblich zeitweise 15 Stunden am Tag geübt, Tonleitern rauf und runter, und deshalb konnte er dann so improvisieren, wie er es getan hat. Weil es so in seinen Fingern war, die Verbindungen der Töne so in seinem Kopf waren, dass das für ihn wie Atmen war. Das fällt schon unter Exerzieren mehr als unter Üben, finde ich. Aber es ist garantiert nicht für jeden machbar - und auch nicht wünschenswert. Schließlich hat man auch noch was anderes zu tun als Sax zu spielen, und für uns ist es nur ein Hobby, das uns Spaß machen soll.
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich bewundere alle Späteinsteiger!

    Denn es gehört schon viel Mut dazu, nochmals etwas Neues zu beginnen.

    Du musst den Alltag teilweise völlig umkrempeln.

    Ich habe mit ca. 45 Jahren begonnen, Bandoneon zu lernen. Nun hatte ich es deutlich einfacher; denn seit dem 7. Lebensjahr gehört Musik zu meinem festen Bestandteil des Lebens.

    Da ich Akkordeon, Orgel, Keyboards, Saxofone und Klarinetten ganz passable spielen kann, sollte ich es doch "locker" noch erlernen können.

    Hinzu kam, dass bei mir schon Erwachsene Saxofon bzw. Klarinette gelernt haben und ich die Probleme der Erwachsenen ja kenne.

    Phase 1:

    tolles Instrument gekauft, Lehrmaterial zum Selbststudium besorgt und los geht es...

    Bin ich zu blöd? Wieso ist am Bandoneon alles anders? Warum ist das Lehrmaterial so kompliziert? Schon wieder nicht geübt, weil... Kann mich nicht konzentrieren, weil im Beruf Stress... Tochter soll schlafen ...

    Ergebnis: Entgegen aller Erfahrungen mit früheren Instrumenten, konnte ich NICHTS!!!!!!!

    Phase 2:

    einen guten Privatlehrer gesucht, nun geht es los!

    die ersten einfachen Stücke kann ich, keiner will es hören... ob ich nicht lieber Saxophon spielen könnte... Die Konzentration am Abend reicht nicht aus, also morgens um 6 Uhr vor der Arbeit üben... Stücke werden schwerer, immer noch will es keiner hören, tolle Bandoneonspieler in Krefeld gehört, du bist hunderttausend Jahre zurück, Unterricht entwickelt sich langsam zu einer Therapie, beruflich immer größere IT-Projekte, Ich MUSS üben!!!!!, ... Lerne die Stücke erst auf dem Klavier (kann ich eigentlich auch nicht) und dann auf dem Bandoneon, weil ich sonst diese nicht begreife...

    Ergebnis nach ca. 4 Jahren: Entgegen aller Erfahrungen mit früheren Instrumenten, konnte ich auf dem Bandoneon zu wenig und habe die anderen Instrumente vernachlässigt.

    Danach:

    Das Bandoneon ohne Wehmut verkauft. Die Musik von Dino Saluzzi ganz weit "weggepackt". Konzentration auf die Klarinette; denn da kann ich aufbauen auf das was ich bereits kann!

    Ich bewundere alle Späteinsteiger!

    Haltet durch! Ihr werdet es schaffen!!!!!!
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Hallo Mugger,

    danke für den Thread, den ich jetzt erst gesehen habe.

    Ja, Entspannen ist echt nicht so leicht. Man ist als Erwachsene/r gewöhnt, Dinge zu können und Fehler peinlich zu finden.

    Und man hat, wohl eher als ein junger Anfänger, eine Vorstellung davon, wie toll Saxophone klingen können, und daß man es bis "richtig toll" wahrscheinlich nicht mehr schafft.

    Mich betrübt das manchmal auch. Aber dann denke ich wieder, boah, ey, ich spiele Saxophon, ist das nicht toll? Und kann ich nicht schon viel mehr als am Anfang oder vor einem Jahr?
    Ist doch egal, ob sich irgendwo Wunderkinder abfeiern lassen. Musik ist keine Wettkampfsportart.

    Was ist denn deine Erfahrung als Lehrer, üben die Erwachsenen mehr? Ich übe jedenfalls regelmäßiger als zu Schulzeiten auf anderen Instrumenten. Wenn es natürlich auch zeitliche Limitierungen gibt, die manchmal lästig sind.

    Dir liebe Grüße
    Tröterine
     
  4. Mugger

    Mugger Guest

    Servus liebe Tröterine,

    bis auf ein paar extrem talentierte junge Musiker, die bereits im Vorschulalter von Talentsuchern der Blasorchester gescoutet wurden und für die Musik eigentlich immer ein ganz wichtiger Teil ihrer Freizeit war/ist würde ich sagen, dass meine Erwachsenen eher mehr üben.

    Ich habe z.B. heuer einen Rentner als Schüler bekommen, der bis zu 3 Stunden täglich übt.
    Er spielt großartig, obwohl er das Kokettieren mit seinem Nicht-Können nicht ganz lassen kann. Aber er macht es mit einem Augenzwinkern, und er kommt gut voran.

    Liebe Grüße,
    Guenne

     
  5. Gast

    Gast Guest

    Hab diesen Thread erst jetzt entdeckt!

    Bereckis schrieb:
    Da war wohl die Faszination bzw. Motivation nicht groß genug. ;-)
    Schade!

    Ich finde die Kombination von Bandoneon und Saxophon toll.
    Ich meine, diese beiden Instrumente zusammen gespielt finde ich wundervoll!

    Ich bin Späteinsteiger, kann gut mit "Fehler machen" umgehen,:) freue mich über das, was ich heute kann und habe nichts von meiner Begeisterung eingebüßt!

    Ich übe viel, weil ich in einem Musikschulquartett spiele und dort auch weiterhin mitspielen möchte! ;-)

    Nur,... bei Aufführungen,... Konzerten,... da bin ich das reinste Nervenbündel! :-o

    DAS ärgert mich!!

    Gruß,
    Ww.

     
  6. Saxbaer

    Saxbaer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Guenne,

    Danke für den Thread. Da ich auch erst mit 48 angefangen habe Saxophon zu spielen, spricht mir vieles aus der Seele.

    Gestern war es erst ein Thema mit meinem Lehrer. Er sagte, ich solle das Spiel mehr geniessen und nicht so sehr mit dem Kopf auf die Musik schauen. Hmmm, guter Ansatz aber die Umsetzung ist eine Herausforderung.

    Auch so ein Punkt wo sich der Späteinsteiger von dem Früheinsteiger unterscheidet. Als Kind geht man deutlich weniger kopflasting an die Themen heran und umschifft so einige Klippen einfacher.

    Als Erwachsener kennt man vieles und weis wie es gehen könnte, ist ehrgeizig und denkt, es müsste doch gehen. Tut es auch irgendwann, aber eben nicht immer nur auf dem Weg, wie der Kopf es will.

    Also weiter daran arbeiten und auf eine gute Kopf/Bauch-Balance achten und dann wird es schon werden. Hoffe ich doch mal. :)


    Viele Grüße
    der Saxbaer
     
  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Wattwürmchen,
    auch erst gerade gelesen!

    Mit Saxophon und Klarinette hatte ich bereits zwei tolle Instrumente... Die Frage ist eher, wo stecke ich meine beschränkte Energie rein? Als blutiger Anfänger ins Bandoneon oder zur Optimierung meines Könnens in das Saxophon?

    Seit einigen Monaten spiele ich nur noch Alt-Sax, weil ich spüre, dass ich so die nächste Hürde nehmen kann. Ansonsten würde ich mit mehreren Saxophonen auf einem Level bleiben.

    Parallel versuche ich etwas Klarinette zu blasen, um da nicht schlechter zu werden.

    Gruß
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Guenne,

    meine Erfahrungen mit Späteinsteigern sind ähnlich.

    Der Rentner übt am meisten, lernt aber in der Regel aufgrund seines Alters eher langsam.

    Der Berufstätige ist in der Regel sehr kopflastig und hat Schwierigkeiten seinen Alltag mit der Musik in Balance zu bekommen.

    Die irrste wahre Geschichte eines "Späteinsteigers" hatte ich vor einigen Tagen erfahren.

    Ein namhafter deutscher Keyboarder (1976 - ???), spielte im Jazzrock und Rock in der ersten Liga in Deutschland, wurde dann Arzt mit eigener Praxis.

    Mit 57 Jahren arbeitet er nun nur noch vormittags und übt jeden Tag 5 - 7 Stunden klassisches Klavier.

    Mindesten zweimal in der Woche kommt sein Klavierdozent (Professor) zum Unterrichten vorbei.

    Er will noch mal richtig gut werden...

    Kein Kommentar!

    Gruß

     
  9. Sax-Shrapnell

    Sax-Shrapnell Schaut öfter mal vorbei

    Hallo zusammen,
    ich kann saxoryx voll und ganz verstehen. Als Umsteiger sind die ersten Monate qualvoll. Spiele schon sehr lange Querflöte und hatte in meiner Saxophon-Schule ständig klassische Stücke, die ich schon vor 20 Jahren auf der Flöten schön spielen konnte und dann diese Trötentöne und die furchtbare Intonation! Technisch konnte ich das einwandfrei spielen, angehört hat es sich furchtbar. Inzwischen ist das alles viel besser geworden, aber ich übe auch täglich. lieben werd ich die Klassik auf dem Saxophon wahrscheinlich nie so wie auf der Flöte, dafür hat das Sax aber ganz andere Möglichkeiten. Ich freu mich darauf und übe fleißig weiter.

    Eine Freundin hat mit über 70 angefangen Klavier zu lernen, das nenn ich einen echten Späteinsteiger.

    Grüßle Sax-Shrapnell
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Nun möchte ich mich hier zu Wort melden und werfe mal die Frage in den Raum, ab wann man eigentlich "Späteinsteiger" ist?

     
  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Sagen wir mal ab 40 Jahre?

    Gruß
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Lieber Mugger (Guenne),

    als ausgebildeter Musiklehrer - hier im Fach Saxophon - beklagst Du Dich, dass immer weniger "Naturtalente" aus dem Bereich Kinder und Jugendliche gegen die über 55jährigen eine Chance haben.

    Es liegt an unserem Bildungs-System.

    Ich, Jahrgang '59, musste schon in der Grundschule das Glockenspiel erlernen. Dann wurde es mir gestohlen. Leider besorgten mir meine Eltern ein weiteres Glockenspiel der Marke Sonor, welches ich heute noch besitze. Es folgte das zweite Instrument: Eine Melodika (Hohner).
    Auch hier: Unverkäuflich!

    Ich persönlich, als Kind wohlgemerkt, fand den Klang der Melodika in der zweiten Oktave für nicht würdig, gespielt zu werden. Und so kam es, dass ich zwar zum Unterricht ging, bei der zweiten Oktave aber nur so tat, als würde ich spielen. Unglaublich, aber wahr.
    Um Ausreden, mir selbst gegenüber, war ich nie verlegen. Anstatt die Wahrheit zu sagen, dass Instrument gefällt mir ab der zweiten Oktave nicht mehr, der Klang ist gemeint, versuchte ich, dass Notensystem zu "vereinfachen", um die Schreibweise auf die erste Oktave zu reduzieren. Wäre ich doch nur zum Patentamt gegangen .... ;-)

    Was ich damit sagen will, ich lernte durch das Glockenspiel und die Melodika das Notensystem schon im Grundschulalter. Wer nach Noten spielen kann, spricht alle Sprachen dieser Welt.

    Mit Befremden empfinde ich die Schulzeiten bei meinen beiden Neffen, die erst gegen 15.00 - 16.00 Uhr nach Hause kommen. Dreimal in der Woche spielen sie Fussball. Da bleibt - l e i d e r - nicht mehr viel Zeit für Musikinstrumente. Jan, 13 Jahre, hat Bongos, und Nico, 10 Jahre, bekam von mir eine Gitarlele, die ich zur Gitarre umgestimmt habe, zum Geburtstag. Jetzt liegen beide Instrumente in der Ecke 'rum.

    Als ehemaliges Vorstandsmitglied eines örtlichen Schachvereines habe ich mir schon oft Gedanken gemacht, wie man den Nachwuchs fördert. In Russland ist und war es üblich, Talente direkt in die örtlichen Schachschulen zu schicken. Nur in Deutschland, und leider auch in vielen anderen Ländern auch, hinken wir da noch sehr hinterher.

    Wenn es um Fehler geht, statt einem f# ein f zu spielen, rastete ich jedesmal aus und wollte mich, im Beisein meiner Querflötenlehrerin, direkt vor Ort an die Heizung anbinden und selber auspeitschen.
    Sie war und ist eine grossartige Pädagogin und sagte einmal in solch einem Moment zu mir: "Ich beobachte Dich schon eine ganze Weile. Du trägst Deine Querföte sehr professionell." Die Antwort von mir kam prompt: "Dafür habe ich auch sehr viele Stunden vor dem Spiegel verbracht". *und wir lachten gemeinsam*

    Aber, Mugger, wenn ich ehrlich bin, ich habe sie belogen, denn dieses "professional like handling" lernst Du nur, wenn Du dir alle DVDs von Jethro Tull bzw. Ian Anderson anschaust. Und genau das, habe ich getan.

    LG Jörg









     
  13. Gast

    Gast Guest

    Ja, ich verfolge leider den "Philosophen-Thread viel zu selten.

    Musicus warf die Frage auf:

    Da ich Organisator eines SpäteinsteigerWorkshops bin, habe ich mal versucht, den Begriff zu definieren:

    Ein SaxophonSpäteinsteiger ist jemand, der deutlich nach der Schul- und Berufsausbildung mit dem Saxophonspielen begonnen hat und keine wesentliche andere musikalische Vorbildung hatte.


    Herzliche Grüße,

    Joe
     
  14. Gast

    Gast Guest

    OK! Das ist geklärt. Ich bin Späteinsteigerin!

     
  15. Albolina

    Albolina Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich auch :)
    ...und der Thread spricht mir aus der Seele! Ich dachte bis jetzt, ich sei allein mit diesen Gedanken, wobei ich mich nach und nach schon entspanne.
    Der Ärger ist nun nicht mehr so bestimmend, viel mehr freue ich mich über meine Fortschritte.

    Gruß, Alex
     
  16. Blasebalg

    Blasebalg Ist fast schon zuhause hier

    ...keine musikalische Vorbildung???

    Das ist bei einem Späteinsteiger der bereits in der Schule jahrelang die Blockflöte quälen musste kaum vorstellbar...

    Ich bin nun 52 und auch erst recht kurz dabei. Aber meine Devise ist einfach nach vorne schauen. Wenn was nicht klappt, dann muss ich halt schauen woran es liegt. Da ich derzeit ohne Lehrer spiele gibt das manchmal leichte Zweifel. Aber wirklich nur ganz leichte! Denn mit Übung und Geduld geht es dann schon. Wenn ich mal wirklich "dauerhaft" nicht weiter kommen sollte, dann geht das Sax mal zur Überprüfung zum Saxdoc und hinterher bin ich schlauer. Wenn es dann genauso läuft wie vorher, ich also irgendwie nicht weiter komme, dann rufe ich meinen Lehrer an und mache eine Stunde mit ihm ab um es zu klären. Es ist doch ganz easy. Egal ob mit 15 oder 51.....

    Ich selber habe jetzt aber seit 1 Jahr keinen Saxdoc oder Lehrer mehr aufgesucht...:-D

     
  17. acts76

    acts76 Schaut nur mal vorbei

    Bis bereit zu lernen. thanks for sharing einige Kenntnisse
     
  18. Gast

    Gast Guest

    Lieber Blasebalg,

    mir scheint, Du wolltest mich mit diesen Worten zitieren:

    Aber ich sprach von keiner wesentlichen musikalischen Vorbildung. Blockflöte in der Grundschule und dann nix mehr, ist für mich nicht wesentlich. Aber ab acht Jahen 15 Jahre Klavierunterricht ist für mich eine wesentliche musikalische Vorbildung.

    Sicher können die Grenzen fließend sein.

    Herzliche Grüße,

    Joe

     
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