lohnen sich Gigs noch?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Tröterich, 18.März.2025.

  1. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    wollte mal in die Runde fragen, wie ist eure Meinung zu der oben gestellten Frage. Seit Corona ist irgendwie der Wurm drin. Wir 6 Profimusiker spielten dieses Wochenende in unserem Landeshauptdorf (MV) Jazz in einer Kulturkneipe. Nach 5 Stunden gingen wir jeder mit 22,50 € als Gage nach Hause. Zu essen gab es nix und wir hatten 3 Freigetränke. Die Zeiten einer Festgage sind hier lange vorbei. Ist das jetzt aktive Freizeitgestaltung und wir können froh sein, dass wir überhaupt spielen ? Wie gesagt wir spielen Jazz und kein All of Me etc.. Swinglöffelmuggen zum Gelderwerb in Duoformation funktionieren nur noch mäßig, den Großteil sammle ich mit Saxophonunterricht ein. Wohne ich in der falschen Gegend oder ist es bei euch genauso?

    Gruß Tröterich
     
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  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Wenn Du auch nur halbwegs ökonomisch denkst, lohnen sich Gigs praktisch gar nicht, das war aber auch schon vor Corona so. Mittlerweile muss man ja fast noch dafür bezahlen, irgendwo spielen zu dürfen.

    Aber Musik machen, Saxophon spielen ohne Band, und ohne Gigs, dann kann man es auch gleich sein lassen. Ich jedenfalls hätte keine Lust, nur im Übungsraum zu spielen.

    Gruß,
    Otfried
     
  3. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Also wir sind nur 5 Hobbymusiker, aber wir spielen meistens für 1500 Euro ,selten drunter.
    Ich sage mal, die Selbstvermarktung, professionelles Auftreten bei Verhandlungen und Ruhe und Gelassenheit gegenüber chaotischen Veranstaltern ist da sehr wichtig.
    Auch eine professionell gestaltete Webseite mit Fotos von einem sehr guten Fotografen helfen bei der Findung der richtigen Gage
    Einfach nur spielen können alleine langt heute nicht mehr.
     
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  4. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier


    zum Glück gehe ich ab Mai in Rente und betrachte die paar Piepen als Bürgergeld. Werde wohl bis zur Kiste Saxophonunterricht geben. Denke damit gleiche ich den ökonomischen Verlust aus.
     
  5. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Frankfurt am Main ist anders als Frankfurt an der Oder…..
     
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  6. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    garnicht zu reden von Schwerin in MV
     
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  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Generell ist der Markt tot. Und aus dem Kollegenumfeld höre ich genau das gleiche, selbst Leute, die früher sehr viel gespielt haben (bis zu 3 Gigs am Tag) haben teilweise gar keine Anfragen mehr oder nur auf Hut. Allgemein scheint es sich seit Corona nie erholt zu haben und der Ukrainekrieg sowie die Energie- und Wirtschaftskrise, macht es nicht besser. Es gibt wohl noch Orte wo es besser ist aber in vielen Großstädten sieht es mau aus. Und dann konkurrierst du mit Amateuren auf dem Markt, die leider vom Preis oft die "normalen" Preise unterbieten können (haben ja noch einen anderen Job).
     
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  8. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Ich denke, es ist zu allerst die Frage, welche Musik man spielt. Blues und Rock´n Roll trifft wohl auf mehr Interesse als eben "richtiger Jazz" und nicht All Of Me (also nix gegen All Of Me, ich spiele das gern).
     
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  9. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tröterich
    Ich kann nur berichten, was mir als Beobachter hier in meinem Berliner Kiez
    in den letzten Tagen (Sonnenschein-Wetter) aufgefallen ist.

    Ein gut sortierter Weinladen hat jetzt jeden ersten Samstag im Monat
    ein Profi Jazz Trio zu Gast.
    Dabei geht's nicht -Konzert-

    Da geht's um -Laufkundschaft- für den Weinhändler.
    Vor dem Trio liegt der allseits bekannte Hut.

    Im Park nebenan gibt's Sonntags Musik von
    drei bis vier Leuten, die ihr Handwerk durchaus verstehen.

    Leider überlagern sich ihre Vorträge, weil sie sich natürlich alle
    in der Nähe von Restaurant und Cafe positionieren.

    Der Hut will gefüllt sein.

    Wobei ....
    Bei einem Pianisten mit analogem Instrument auf Fahrrad-Anhänger
    kann man Bargeldlos bezahlen.:)

    VG
     
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  10. scenarnick

    scenarnick Admin

    Moin @Tröterich

    Wir veranstalten hier im Dorf (Vorort von Wiesbaden) in der Pfarrscheune 4 Konzerte pro Jahr. Die meisten Formationen, die bei uns auftreten, gehen mit 100-200 Euro pro Musiker nach Hause, wobei wir sehr darauf achten, den Eintrittspreis auf 10 Euro festzunageln. Bislang hat das Konzept für alle Seiten gut funktioniert und alle waren happy. Hut machen wir in dem Rahmen nicht.

    Mag aber tatsächlich auch an der Kaufkraft der Umgebung hier liegen, dass es so läuft.
     
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  11. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Wobei 100-200 pro Musiker nicht viel ist.
     
  12. scenarnick

    scenarnick Admin

    Sicher nicht, aber wir kommunizieren transparent dass das unser Budget ist (statt 22,50). Wer damit einverstanden ist, für den passt es.
     
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  13. Rick

    Rick Experte

    Leider gibt es auch nicht ewig Sax-Schüler...
    Von denen allein könnte ich schon lange nicht mehr leben.
     
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  14. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    meinst du damit, dass bald kein Mensch mehr Saxophon kennt?
     
  15. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    von Handarbeit, Einzelanfertigungen und Kunsthandwerk leben immer weniger Leute, auch in anderen Gewerken, es ist zum Luxus geworden.
    Nun trifft es seit längerem die Musiker, nach Corona verstärkt.
    Die Frage an die Musiker: Wer leistet sich denn noch LIVE-Musik?, das wären die Kunden. Bestimmt nicht die Masse? Interessant die Combo vor dem Weingeschäft. Dort sind die Kunden.

    Claus
     
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  16. Rick

    Rick Experte

    So weit würde ich nicht gehen, aber das eigenhändige Musizieren nimmt allgemein immer mehr ab.
    Kein Wunder: Noch nie in der Geschichte war so viel Musik öffentlich frei verfügbar. Und die Digitalisierung der Musik tut ihr Übriges - Warum noch mühsam ein Instrument lernen, diszipliniert stundenlang üben, wo es heute so einfache Möglichkeiten gibt, Musik am Computer zu erzeugen?

    In der Allgemeinheit ist dementsprechend der Stellenwert von Livemusik gesunken.
    Ich will da niemandem zu nahe treten, aber wenn Alleinunterhalter oder Solisten mit Playback-Begleitung schon das Bild der Livemusik bestimmen, dann machen ja Musiker selbst vor, dass Instrumentalisten überflüssig sind...
     
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  17. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Bin im ländlichen Bereich zu Hause.

    Gute Jazz- und Bluesmusiker gibt es bei uns einige.
    Die Konzerte sind jedoch nicht üppig besucht.

    Leben können die Profis davon nicht.

    Unterhaltung im Bereich Rock, Pop, läuft noch relativ gut.

    Die Entwicklung ist nicht toll.

    Nachwuchs bei den Musikkapellen z. T. Sehr dürftig.
    Bei einigen innovativen Vereinen läuft es jedoch sehr gut.

    Grüße Gerrie
     
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  18. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    @Rick
    Alleinunterhalter oder Solisten mit Playback-Begleitung

    wurde ich auch mehrfach angefragt, einen Teufel werde tun.
     
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  19. Rick

    Rick Experte

    Nun, die Mischung machts. Auf einem Standbein allein steht es sich unsicher. Das gilt eigentlich für alle Branchen.

    Generell sollte man nicht nur an sich selbst denken, sondern Kants "kategorischen Imperativ" im Kopf haben: Was für gesellschaftliche Auswirkungen hätte es, wenn sich alle so verhielten wie ich?
    Bin ich ein gutes oder schlechtes Vorbild für meine Mitmenschen?

    Unsere Generation hat schließlich die kapitalistische Konsumgesellschaft wesentlich geprägt und damit die verhängnisvolle Entwicklung getragen: Weniger Qualität, mehr Quantität, und alles so billig wie möglich.
    Wenn wir "Konservenmusik" unterstützen, dann wird das zur Regel. Wenn jeder lieber bequem zu Hause Aufnahmen hört, anstatt ein Konzert zu besuchen, dann stirbt die hochwertige Livemusik eben aus. Wenn wir immer weniger bereit sind, uns auf Unerwartetes, Neues einzulassen, sondern nur noch das Altbekannte, leicht Goutierbare bevorzugen, dann gibt es immer weniger Originelles, Herausforderndes.

    Heute brauchen Künstler wieder betuchte Mäzene, die das, was sie hervorbringen, zu schätzen wissen und finanziell unterstützen. Willkommen zurück im 18. Jahrhundert!
     
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  20. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Weil ggf. genau im Erlernen der Reiz liegt, und darin, die Musik selbst zu erzeugen und zu spüren, nicht nur zu hören.
    Es ist immer ein Wechselspiel von Technisierung und analoger Musik. In den 70ern sind die elektronischen Instrumente aufgekommen, und mit denen war dann "alles" möglich, und es sah aus, als würden sie - zumindest im Pop - die akustischen Instrumente ersetzen - ist nicht passiert. Die nicht-elektronischen waren nie weg und haben weiterhin ihren Stellenwert.
     
    Alex_Usarov gefällt das.
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