Lohnt sich ein mittelpreisiges Saxophon?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Saxoryx, 28.Mai.2021.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    In Ländern, in denen Materialgutachten ausgestellt werden, die falsch sind(eigene Erfahrungen), in denen sicherheitsbauteile zertifiziert werden, die nicht mal funktionieren (ebenfalls eigene Erfahrungen) , in denen CE etc. ausgestellt werden ohne das es korrekt ist kauch selbst erlebt), da vertraust du darauf, dass es im Bereich Arbeitsbedingungen anders ist? Träum weiter....
     
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  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Erkundige Dich, bevor Du irgendwelche Annahmen triffst.
     
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    "...
    Bei vielen Produkten aus dem asiatischen Raum ist das CE-Kennzeichen falsch. Wir erfahren davon erst, wenn sich die Verbraucher bei uns melden. Im aktuellen Fall um einen Wlan-Verstärker aus China hatte der Verstärker eine viel höhere Sendeleistung, als frequenztechnisch in Europa erlaubt. In solchen Fällen darf der Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur ausrücken und die Störquelle suchen. Der Verbraucher bleibt dann auch auf diesen Einsatzkosten sitzen.
    ..."
    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ce-zeichen-gefaelscht-1.4254726

    Also, verlassen kann man sich da nicht wirklich drauf.

    Grüße
    Roland
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ok. Autobahnbrücke Leverkusen. Träger wurden in Deutschland noch einmal geprüft. Materialzusammensetzung nicht gemäß Zertifikat.
    Die anderen Beispiele sind aus meinem Betrieb. Stahl für HD"-Uberhitzer nicht gemäß Zertifikat, trotz Kontrolle durch T.., E-Teile mit ATEX, leider ohne funktionierende Erdung, CE scheitert schon, neben technischen Mängeln, an der technischen Dokumentation...etc. EMV war auch immer eine Baustelle, also vereinfacht Abschirmung, Erdung, Abstrahlung). Dass da normen nicht eingehalten werden, davon rede ich schon mal gar nicht.
    Das sind alles Sachen, bei denen eine unabhängige Prüfung durch ein externes und zugelassenes institut vorgeschrieben sind, entweder als Stichproben oder sogar konkret für ein bestimmtes Teil.

    Also, bevor DU hier irgendwelche tollen Ideen entwickelst mach dich mal mit der Realität vertraut.
     
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  5. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Du redest von Industriezertifikaten, ich rede von fairen Arbeitsbedingungen - völlig unterschiedliche Prüfungsmechanismen.
     
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  6. Rick

    Rick Experte

    Damit tut man den armen Arbeitern vor Ort aber auch keinen Gefallen, denn wenn weniger verkauft wird, sind ihre karg bezahlten Stellen in Gefahr und sie stehen auf der Straße...
    In Bangladesch hat man große Angst davor, dass die Käufer aus reichen Ländern mehr auf dort vor Ort produzierte Ware setzen und ihre langsam aufstrebende Textilwirtschaft wieder nach unten rasselt.
     
  7. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Dann soll die liebe Textilwirtschaft ihre Betriebe nicht in Abbruchhäusern unterbringen und die Leute wie Sklaven halten, dann reden wir weiter. Liegt an ihnen, das zu ändern.
    (ich weiß, dass es nicht ganz so einfach ist, aber von der Idee her)
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Und wird ja auch seit dem tragischen Unglück geändert beziehungsweise stärker kontrolliert - vergessen wir nicht: das war 2013, seitdem gab es meines Wissens keine vergleichbaren Fälle mehr, bloß hört man DAVON natürlich nichts.

    "Als Reaktion auf die Tragödie wurde Tausenden Familien, die vor dem Nichts standen, Geld aus einem insgesamt 30 Millionen US-Dollar hohen Entschädigungsfonds ausgezahlt. Zudem einigten sich einkaufende Modeunternehmen und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) darauf, in Kooperation mit staatlichen Behörden die Arbeitsbedingungen in den Nähfabriken regelmäßig zu überprüfen."
    Quelle: Schlechte Arbeitsbedingungen in Textilfabriken Bangladesch (fluter.de)

    Die Löhne sind freilich nicht nennenswert gestiegen, das liegt vor allem an der gleich gebliebenen Nachfrage nach Billigstklamotten.
    Deshalb gefällt mir bei dem Thema diese Aktion (aus dem oben genannten Link):

    "Während die Näherinnen in Bangladesch auf die Straße gehen, regt sich auch in den Ländern Widerstand, in denen die billige Mode in den Läden hängt. Max Gilgenmann berät Modeunternehmen, die auf Nachhaltigkeit und Fairness umstellen wollen, indem sie zum Beispiel Biorohstoffe verwenden. Er ist einer der Organisatoren der Nachhaltigkeitsmesse Neonyt. Im April baute er mit seinen Freunden von der Protestbewegung „Fashion Revolution“ einen Onlineshop für die virtuelle Marke „Crisis Fashion“. Für 50 Cent werden dort T-Shirts angeboten, doch sobald jemand ein Shirt anklickt, löst sich die Seite auf, und ein Text erscheint, der über das Unrecht in der Modeindustrie aufklärt. Im Anschluss können Besucher der Website an ihre Lieblingsmarke eine Protestmail schreiben oder Geld an einen Fonds für die Arbeiterinnen spenden." :thumbsup:
     
    Zuletzt bearbeitet: 9.Juni.2021
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  9. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Die Produktion in China befasst sich nach wie vor bis auf weiteres auf das kopieren, statt investieren. Somit ist die "Billigware" die dort produziert wird nach wie vor in meinen Augen zumindest teilweise oder großteils mangelhaft im Punkto der Verarbeitung. ABER, diese Ausage soll keine Allgemeingültigkeit haben. Denn es gibt so viele verschiedene Labels dort, alle kann ich nicht kennen. Allerdings bin ich überzeugt, dass eine gehobene Qualität von Schüler- bis Profiinstrument Investitionen benötigt, die dann auch die Preise verändern werden. Das heißt nicht, dass China keine gut klingenden Instrumente baut. Denn hier gilt es zwischen Klang und Verarbeitung zu unterscheiden. Ich selbst betrachte zuerst die qualitative Verarbeitung, da mein Interesse zuerst in die Richtung geht, dass meine Kunden Instrumente erwerben sollen, die dauerhaft das Spielen auf dem Instrument befriedigen, egal ob Schüler- oder Profiinstrument und nicht nach 2-3 Jahren in die Tonne müssen.

    Großteils lehne ich noch die Reparatur von Chinaproduktionen ab, wenn ich sehe, dass eine Reparatur nicht zu einem für mich zufriedenstellenden und dauerhaften Ergebnis führen kann. Trotzdem schaue ich mir die Instrumente vor Ablehnen IMMER an, denn es gab auch schon einzelne Ausnahmen, bei denen alle Materialien noch neuwertig waren und die Mechanik den Eindruck vermittelt hat, dass ein Arbeiten daran zu einem Ziel führen wird, hinter dem ich stehen kann.

    Dennoch ändert sich auch etwas an dem Standort China, dass man erwarten kann, dass sich die Produktionsqualität ändern wird, durch zunehmendes Know How aufgrund ausgelagerter Produktionsstätten anderer Hersteller. Z. Bsp. Buffet Crampon und andere lassen in China produzieren (korrigiert: Yamaha hingegen in Indonesien). Dies in enger Zusammenarbeit mit eigenen Technikern, um die Qualität der Instrumente zu garantieren.
    Das führt natürlich dazu, dass neues Know How im Bereich Planen, Produzieren etc. nach China gelangt. Früher oder später werden dann auch dortige Arbeiter selbst Firmen gründen und auch investieren.

    Das am Ende wird dann dazu führen, dass auch aus China deutlich mehr großflächige Qualität auf den Markt kommt, wenn auch zu angepassten Preisen. Aber wenn es dann gut ist und gefällt.....

    So meine Einschätzung.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 9.Juni.2021
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  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Danke dir für deine ausführliche Einlassung, lieber @Toko.
     
  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Toko

    Yamaha lassen in China fertigen?

    Bisher war mein Kenntnisstand, dass Yamaha nicht zukauft sondern nur in eigenen Werken fertigt, z. B. in Indonesien.

    CzG

    Dreas
     
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  12. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hi Dreas,

    bitte entschuldige, Du hast völlig recht. Yamaha lässt in Indonesien produieren nicht China. Ja, sie lassen dort in eigenen Werken produzieren, aber die Arbeitskräft werden großteils aus Indonesien eingestellt. So mein Kenntnisstand. Sorry, für meinen Fehler
    .

    Gruß, ToKo
     
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  13. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    da bin ich mit meinen Anfänger-Fähigkeiten (oder gerade deswegen) anderer Meinung
    Claus
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Das ist schon klar. Aber es ist halt ein Unterschied ob man in Lohn fertigen lässt oder mit eigenen Mitarbeitern.

    Danke für die Aufklärung…:;)

    CzG

    Dreas
     
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  15. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Anfangs grenzte sich mit "Made in..." Großbritannien gegen die damals schlechte deutsche Qualität ab. Dann Deutschland von Japan, dann Japan von Korea, derzeit Korea von China... und China sucht derzeit nach Ländern mit niedrigerem Lohnniveau.
     
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  16. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    danke @visir, war mir so nicht bekannt
    https://www.br.de/wissen/made-in-germany-100.html
    Claus
     
  17. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe den Eindruck, dass in den letzten Jahren sowohl das Thema Nachhaltigkeit, aber auch Fair Trade sowohl bei Kunden, als auch bei Herstellern und sogar bei Investoren sehr stark an Beachtung gewonnen hat und Label wie Fair Trade, Bioprodukte aber auch Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen so langsam ihre Wirkung entfalten. Da es wie bei Kleidung und Nahrung oft eine lange Kette ist vom Arbeiter in einem armen Land bis zum Konsumenten im Industriestaat, lässt sich eine Verbesserung nicht von heute auf Morgen übers Knie brechen, aber durch stetige Verbesserung, Zug um Zug, ändert sich etwas. Und ein weitere großer Schritt ist zumindest von der politischen Bedeutung das neue Lieferkettengesetz. Auch wenn es von vielen in der derzeitigen Ausgestaltung als zahnloser Tiger betrachtet wird, sehe ich darin das Potenzial, die Bewegung hin zu besseren Verhältnissen auf der produzierenden Seite der Lieferkette auf den nächsten Gang zu beschleunigen. Wenn seitens der Unternehmen die Nachfrage nach fairen Arbeitsbedingungen stärker an die Produzenten herangetragen wird, Verhältnisse vor Ort durch verstärkte Prüfungen und mediale Berichterstattung stärker publik werden und die Aufträge verstärkt an Firmen vergeben werden, die die Voraussetzung besser erfüllen, sollten das auch langfristig den Arbeitern zugute kommen.

    Sorry für off-Topic.
     
  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Du hast unabhängige Kontrolle und zertifizierung verlangt. Ich sage dir, was immer du haben möchtest bekommst du bestätigt.
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das kann ich so nicht bestätigen. Kopieren ja, stimmt, aber investiert wird auch.
    Ich sehe das Problem eher darin, dass man gar nicht verstanden hat, worauf es beim Saxophon ankommt. Selbst wir hier schaffen es nicht zu sagen, was unterscheidet ein gutes von einem weniger guten, und wichtig, warum.

    In China funktioniert es immer dann, wenn der Prozeß verstanden wurde. Dazu brauchst du weniger Maschinen und gutes Werkzeug, als vielmehr ausgebildete Leute, die wissen, was sie tun. Die hat china nicht bzw nur in sehr begrenztem Umfang. Das ist anders, wenn du Erfahrung aus dem Ausland hast.
    Stell dir vor wir beide reparieren in deiner Werkstatt mit deinem Werkzeug zwei Saxophone. Ich kopiere, ohne Verständnis, exakt jeden handgriff, den du tust. Glaubst du, dass bei mir ein vernünftig spielbares Instrument herauskommt? Ich frage dich nicht, warum du etwas tust, weil das bedeuten würde, ich weiß etwas nicht und da verliere ich mein Gesicht.
    Alternativ, du bildest mich aus, ich verstehe, was ein gut repariertes Instrument ausmacht, wie ich etwas tun muss und warum. Dann ist es prinzipiell egal welches Werkzeug ich benutze. Es macht die Sache nur einfacher und bequemer, wenn das Werkzeug gut ist.
    In China spielt Zeit aber keine Rolle, die kostet nix.
    Falsch, die Zeit eines ungebildeten arbeiters kostet nix. Da kommen wir mal zu einem Punkt, der systemisch ist. Wenn du einen Arbeiter in china einstellst, dann brauchst du die ersten 6 Monate keine Versicherungen bezahlen und kannst ihn jederzeit rauswerfen. Danach wird er teurer und du wirst ihn für mind 1 Jahr nicht los. Zumindest war es vor ein paar Jahren so. Wenn der Arbeiter Glück hat, geht er einfach eine Tür weiter und baut beim Mitbewerber, wobei das dann eine partnerfirma seines ursprünglichen arbeitgebers sein kann. Für offiziell ist es ein neuer Vertrag und er ist wieder für 6 Monate unter.... Da kannst du nicht erwarten, dass er was beigebracht bekommt, was über das absolute minimum hinausgeht.
    Aber auch das kapiert China. Wenn das mal überall angekommen und umgesetzt ist, noch hat china da nicht unbedingt ein Interesse daran, dann bekommst du made in china, da ist alles andere edelschrott gegen.
     
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  20. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Kommt darauf an, wer prüft...
     
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