Maturaarbeit-> Saxduett für 4 Saxopophone

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 27.August.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    Hallo meine Lieben

    Ich werde nächstes Jahr meine Matura ( in Deutshcland Abitur!?) machen.
    Für meine Maturaarbeit will ich ein modernes Stück komponieren.
    Mit sehr viel versch. Techniken will ich überzeugen und eine gute Note machen. Ich möchte v.a. Stellen im Stück haben, bei denen man man zu 2. , 4 Saxophone spielt.

    Also jeder hat 2 im Mund ( Jeff Coffin macht das ab und zu mal)


    Meine Frage: Wie soll ich das aufschreiben? eigendlich wie eine klavierstimme?
    und wenn man dann wieder "nur" mit einem spielen soll,,, einfach wieder normal?

    versteht ihr was ich meine?

    Beste Grüsse
    Fabio
     
  2. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Wie man so etwas notieren kann wenn es nur gelegentlich vorkommt wäre mir schon klar: Man baut "Ossia" Notenlinien ein. Dazu einen Hinweis, dass das nicht alternativ sondern zusätzlich zu spielen ist (oder alternativ zusätzlich).

    Wenn das die Regel ist, dann zwei Notenlinien in ein System pro Spieler.

    [Mecker Modus an]

    Ich verstehe aber nicht, wie Dir das als Komponist Bonuspunkte bringt. Eine zusätzliche Stimme ins Arrangement rein zu nehmen ist doch sicher keine fortgeschrittene Technik. Was anderes wäre, wenn Du das selbst so aufführst. Wenn Du das als Sax SPIELER so hin bekommst, ist das eine beachtliche Leistung - oder zumindest ein kurioser Gag.

    Die paar Töne, die man am Sax mit einer Hand spielen kann zu einem brauchbaren Stück zusammen zu stellen, ist wahrscheinlich das kompliziertere bei so einer Komposition. In meinem ersten Sax Lehrbuch war ein "Zwei Ton Blues" drin, der mit zwei Noten ausgekommen ist. Allerdings mit vernünftiger Background Band. Alleine wäre das zu langweilig gewesen.

    Mit zwei Mundstücken im Mund kannst Du eine vernünftige Tonformung vermutlich vergessen. Das wird immer schräg klingen.

    Letztendlich kommt es beim fertigen Stück völlig gleichwertig, wenn nicht besser, wenn diese Passagen einfach ein weiterer Saxophonist spielt. So eine "Zweistimmigkeit" ist meiner Meinung nach nur optische Bühnenaktion, nicht musikalische Qualität oder Ausdruck besonderer kompositorischer Leistung.

    Was Jeff Coffin mit diesem Gag musikalisch abliefert ist dann auch eher mager.

    Im Grunde schreibst Du also ein Sax Quartett mit dem sehr begrenztem Tonmaterial - was man eben einhändig spielen kann, und verdonnerst zwei arme Wichte das alleine aufzuführen.

    Sei mir nicht böse, ich halte davon in etwa so viel wie vom "modernem Theater" bei dem man Romeo und Julia in die Slums von Bangladesh verlegt und alle Darsteller nackt auftreten lässt, wo sie auf die Bühne pinkeln. Weil das ja sooo kreativ und modern ist. Oder weil den Theatermachern einfach nichts eigenes einfällt, was nur annähernd die Qualität eines (original) Shakespeare hat. Da kommt es dann immer gut einen großen Meister aufs eigene Niveau runter zu ziehen, zu modernisieren, zu verbessern.

    Aber Du machst das ja auch nicht für mich und wenn's Dir was bringt ...
    [Mecker Modus aus]

    Das ist jetzt nicht gegen Dich persönlich gerichtet, Du machst auch nur Deinen Job. Das ist mein Frust gegenüber der Tendenz möglichst immer alle Regeln brechen zu müssen um zu "beweisen" dass man kreativ ist, aber das Beispiel war für mich ein guter Aufhänger.

    So, jetzt werden vermutlich einige über mich her fallen, weil ich so spießig bin, so verhaftet am imperialistisch europäischen Klang Diktat. Ich als Verhinderer der Befreiung der Töne aus der Geiselhaft der überlieferten harmonischen Beziehungen, vom Zwang der temperierten Stimmung und vom Zwang nach Funktion.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Eigentlich wollte Fabio ja nur wissen, wie man sowas aufschreibt - und gibt sich selbst schon die Antwort.

    Ich finde es weder revolutionär noch schlimm, sowas zu machen. Meine Helden in diesem Feld waren vor Jahrzehnten Dick Heckstall-Smith von Collosseum im Pop-Bereich und Roland Kirk als Jazzer. Die Tonbildung (als Spieler) auch als Breitmaulfrosch sauber hinzukriegen und die reduzierten Möglichkeiten (als Schreiber) geschickt auszunutzen sind m.E. durchaus reizvolle Herausforderungen, und durchaus bewertbare Leistungen durch eine Jury.

    Nur zu - und viel Erfolg,

    Herman
     
  4. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Moin Fabio,

    vor einiger Zeit war ich mal auf einem Konzert von Daniel Kientzy, der das meisterhaft beherscht (z.B. Sopranino und Sopran). Da ich wissen wollte, wie er seine Musik aufschreibt, habe ich in der Pause mal nachgesehen: Abgesehen davon, dass er neben Notenköpfen viele Linien und Pfeile drin hat, hat er für jede Stimme eine Zeile genommen, also wie beim Klavier. Das ganze war handschriftlich.

    Gruß
    Saxfax
     
  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich glaube, der Meckermodus ist hier nicht so angebracht. Es geht ja hier um eine Maturaarbeit und nicht um den nächsten Shakespeare.

    Zur Frage der Notation: ich würde das eigentlich zweistimmig in dieselbe Notenzeile schreiben, so wie bei divisi-Passagen. Oder in vollkommen separate Zeilen.

    Bleibt allerdings die Frage an Fabio: soll das auch aufgeführt werden ? Hast Du einen zweiten "Breitmaulsaxophonisten" ?
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Hallo meine Lieben

    Ja das wird aufgeführt und ICH werde es mit meinem Saxlehrer ( Sascha Armbruster, vl kennt ihr ihn) spielen und auch professionell im Studio aufnehmen.

    Ich bedanke mich für die Antworten.
    Ich glaube ich weiss jetzt, wie ich das aufschreiben werde und bin mir sicher, dass es gut kommt. Ich habe sehr viele Ideen und glaube an mich.

    @bebob99: Was du da schreibst.... finde ich jetzt für mich persönlich schon ziemlich hart. Ich akzeptiere es aber. Ich habe für das Ganze 1 Jahr Zeit,, ich werde es professionell aufnehmen und dazu ein Video machen, ich werde es dir schicken und dann schreibst du mir, wie du es findest ok?

    LG Fabio
     
  7. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Hm, als jemand, der jedes Jahr aufs neue Abiturprüfungen abnimmt, (allerdings nicht in Musik, sondern in Englisch) bin ich ein wenig überrascht. Das Abitur ist per se der Nachweis des Studiervermögens, nicht aber einer fachwissenschaftlichen Ausildung.

    Insofern verstehe ich nicht, wie eine von einem Abiturienten in einer ausgefallenen Technik gefertigte und vom ihm selbst aufgeführte Komposition - Komposition ist bekanntlich immerhin ein eigenes Studienfach - gut bewertet werden kann. Sie wird fachlichen Aspekten nicht genügen und Genies sind eher selten.

    Als Lehrer halte ich persönlich es für fahrlässig, einem Abiturienten hier zuzuraten. Just my 2 cent.
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Na, ist schon OK, wie gesagt, das Gewitter hat Dich eher zufällig getroffen. Ich hatte heute Weltuntergangsstimmung, da ist mir "Modern und Kreativ" gerade Recht gekommen. Du machst das sicher super und ob ICH das dann mag, was ja überhaupt noch nicht fest steht, ist doch auch gar kein Kriterium. Wahrscheinlich klingt das sogar gut. Ich drücke Dir jedenfalls alle Daumen, dass es gelingt.

    Die Idee mit zwei Musikern und vier Saxophonen mit begrenztem Tonumfang ein "modernes" Stück aufzuführen vermittelt mir (ungehört) eben mehr ein "Guck mal Mutti, Freihändig!" Gefühl und weniger den Impuls etwas wichtiges und wertvolles schaffen, oder seine Empfindungen musikalisch ausdrücken zu wollen. Musik ist das was bleibt, wenn man die Bilder weg macht. Meine Meinung. Sehr subjektiv und hat mit Dir oder Deiner Arbeit nichts zu tun. Es ist nicht Deine Aufgabe es MIR Recht zu machen. Das ist überhaupt niemandes Aufgabe.

    Ich kann eben mit dem Anspruch "modern und kreativ" in den meisten Fällen wenig anfangen, unabhängig von der Geschmacksrichtung. Ich werde da nie den Verdacht los, dass mich jemand bloß ordentlich vera*** will. Nach dem Motto, ich bekomme das regulär nicht auf die Reihe, dann mache ich es doch gleich ganz falsch und behaupte dann das ist die neue Kunst, so muss das sein.

    Wenn einer ein paar Kritekratze auf ein fremdes Bild malt und das dann "künstlerische Übermalung" nennt, Rinderhälften auf der Bühne mit der Kettensäge zerteilt, riesige (und figurativ hässliche) schweinchenrosa nackte Plastik "Mozarts" mit entsprechend riesigen erigierten Penissen in die Fußgängerzone stellt, eine zweistündige unflätige Beschimpfung des (zahlenden) Publikums als geniales Theater verstanden haben will oder glaubt, mit nackten Künstlern auf einer leeren Bühne mit dadaistischen Satzfragmenten Romeo und Julia neu erfinden zu müssen, dann ist das für mich weder modern noch kreativ, sondern schlicht Schwachsinn. Geboren aus dem dringenden Bedürfnis mit Gewalt "anders" zu sein. Bloß sind doch alle schon lange "anders". Daran ist überhaupt nichts kreatives oder revolutionäres mehr. Das enthält alles keine Substanz, ist völlige Beliebigkeit. Jeder Affe im Zoo hat da mehr kreatives Potential.

    Wie findet man in einem Ort den Architekten? Der wohnt in dem scheußlichen, sterilen Beton Würfel Ungetüm. Eine Seite mit Holzlatten verkleidet. Immer. Das ist total modern und total kreativ und total hässlich. Das war vielleicht in den 1970er Jahren provokant, heute ist das nur noch lächerlich. Architekten Einheits Schachtel. Sehr kreativ...

    Was ich WIRKLICH zu modern UND kreativ zähle sind etwa "Stomp". Das sind Rhythmus, perfekter Klang und erstklassige Choreographie, umgesetzt mit "einfachen" Mitteln. Die Gedichte von Ernst Jandl. Der versteht es berührende Inhalte zu vermitteln, indem er Worte und Silben aus ihrer unsprünglichen Bedeutung gelöst lautmalerisch neu erfindet. Eine Aufführung von John Cage's "4:33" hat zumindest etwas humoristisches. Selbst Mnozil Brass mit dem Solo für vier Instrumente mit nur einem Spieler ist genial. Kreativ und musikalisch erstklassig umgesetzt.

    Je "moderner", desto schwerer kann man Kunst von Schmarrn unterscheiden. Wenn die Abitur Kommission also Dein Künstlerisches Schaffen nicht nur aufgrund Eurer akrobatischen Aufführungstechnik sondern tatsächlich nach "versteht das Handwerk" bewerten soll, legst Du Dir die Latte ziemlich hoch. Selbst Picasso hat zuerst einmal die Regeln der Kunst gewissenhaft ausgelotet, ehe er begonnen hat sie gezielt und kreativ zu brechen.

    Mich würde das fertige Werk und das Ergebnis der Prüfung aber wirklich interessieren. Ich verspreche auch ggf. eine ebenso umfangreiche und Überschwängliche Lobesrede darauf zu halten. Irren ist menschlich und ich bin einer, der das anschließend auch zugibt. Also viel Erfolg mit Deinem Projekt!
     
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