Mechanik verharzt - was ist zu tun?

Hallo,
ich besitze u.a. ein sehr gut erhaltenes Keilwerth Toneking Tenor Bj. 1960 (lackiert, mit versilberter Mechanik, Metall-Engelsflügel, Hoch-Fis).
Leider bewegt sich die Mechanik so gut wie gar nicht, das das Mechaniköl verharzt ist.
Mein Sax-Dox (Alexandre Fainshtain) meinte, mit einer üblichen Generalüberholung wäre es nicht getan, im Gegenteil, es wäre schwierig, die verharzten Achsen überhaupt gängig zu bekommen, um die Mechanik abzubauen ...
Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen oder Tipps oder könnte das ggfs. machen?

Gruß, Micha

 

Hallo @Micha C.

Verharztes Öl hatte ich mal in meinem Kohlert Alto nach ca. 60 Jahren trockener Lagerzeit.
Mit Fingerspitzengefühl und einer Kalt-Warm Therapie unter Zuhilfenahme von Kriechöl mit Lösungsmitteln
gelang die zerstörungsfreie Zerlegung. Der Zeitaufwand dazu betrug etwa 15 Stunden....

Sollte allerdings auch Rost mit im Spiel sein muß eventuell die Säge um Hilfe gebeten werden.

Viel Erfolg und gute Nerven !

 

Wie passiert das denn, dass das Mechaniköl verharrt? Kann das auch passieren, wenn Instrument genutzt wird?

 

Hi,

eher nicht, denn bei regelmäßiger Nutzung wird sich sowieso irgendwann die Notwendigkeit ergeben, die Mechanik nachölen zu müssen.
Im Übrigen hängt es sehr davon ab, womit die Mechaniken geölt werden. Ich verwende standardmäßig Getriebeöl, synthetisch - evtl. mit wenig Kriechöl vermischt. Hat sich über die Jahre bewährt. Da verharzt nichts mehr.

Eingesetzt werden die Mechaniken bei der Überholung mit MoS2-Fett. Da dieses bei mir nur ein halbfestes Gemisch aus Molybdändisulfid und Öl ist und als Basis keine Metallseifen hat. Das MoS2 verbleibt in der Schmierstelle und das Grundöl mischt sich problemlos beim Erst- und Nachölen mit den anderen Schmierstoffen.

 

Wie sieht das mit bremsenreiniger aus? Der ist ja eigentlich dazu da gerade verkrustete fette und Öle zu lösen. Ich weiß nur nicht, was der mit messing macht. Auf aluminium sollte man ihn nicht nutzen....

 

Hi,

Könnte gehen. Wenn man ihn irgendwie in die Mechanik kriegt. Ist aber schon sehr aggressiv und greift möglicherweise den Lack an, wenn man daneben tropft. Waschbenzin geht - so einigermaßen. Problem ist immer, dass man es in die Mechanik bringen muss. Aufgrund des verharzten Schmierstoffs ist da eben kaum Platz, wo das Zeug hinkriechen und wirken könnte. Wärme ist tatsächlich das Beste.

 

@Micha C. Wenn Du zu Alexandre fährst, dann ist @tomaso nicht viel weiter. Teste doch mal seine Nervenstärke .

 

Die Nervenstärke des Reparierenden ist das Eine- die zwangsweise entstehenden Kosten, noch dazu in Relation zum Wert des Instruments sind das Andere…

Selbst, wenn „nur“ 10 Stunden dafür drauf gingen, ist das die Arbeitszeit, die sie sonst ungefähr für eine gesamte GÜ gerechnet wird. Für deutlich weniger Geld bekäme man ein anderes Toneking bei dem sich alles bewegt?
Wenn es jetzt nicht das Erbstück wäre, an dem ich hinge, würde ich mich besser umgehend von dem Teil trennen. Mit Glück ist es aber auch nicht so gravierend wie beim von Tomaso genannten Kohlert

 

@Micha C.

Mal anders gefragt, wie viel nervenstärke hast du selbst?
Es muss ja keine GÜ sein, die du selber machst, aber mal versuchen mit o.g. Mittelchen und dezenter wärmezufuhr (putzen musst du eh, also kann man eine kerze nehmen. Da geht der lack normalerweise nicht von kaputt). Du brauchst aber gute kleine schraubendreher und eine kleine flachzange, ggf nen kleinen hammer....Waschbenzin bekommst du im Supermarkt, ne kleine spritze mit nadel das benzin gezielt an die richtige Stelle aplizieren, vom Arzt, Zahnarzt, Tierarzt oder Apotheke.
Achse für Achse versuchen. Die, die du selbst rausbekommst, putzen (auch alle Röhrchen) und wieder einsetzen, federn egal. Die problemachsen, die du nicht rausbekommen hast, markieren mit klebeband. Dazu gibt es bei yt videos.
Eine normale GÜ lohnt bei so einem keili immer. Zusätzlich 10 bis 15 Demontage wirtschaftlich eher nicht.

 

Da haben einzelne Böckchen doch seine


Vorteile

Claus

 

Ich wäre da rigoros mit WD40 ran gegangen. Gerade wenn sich eh nichts mehr tut und der SaxDoc da auch zögerlich ist. WD40 ist ein gutes Lösungsmittel und Rostlöser mit guten Kriecheigenschaften. Es ist aber kein Schmiermittel, wie viele denken und es verwenden...

 

https://wd40.de/wd-40-produkte/

 

Oder Caramba
https://www.caramba.de/produkte/gewerbe/rostloesen-oelen-schmieren/rostloeser-rasant/

 

Völlig richtig......

 

Das hätte ich auch einstellen können bei : Mein schönstes Saxophon....
Dieses SBA kam vor einigen Jahren zu mir.
Farblich glich es einer älteren Dachrinne

 

Vielen Dank für die wertvollen Hinweise. Ich werde es mal an verschiedenen Stellen (Achsen) ausprobieren mit Wärme / Hitze einerseits aber auch mit WD40.
Schaun wir mal, ob mir da was gelingen sollte. Falls nicht werde ich es wohl an einen versierteren "Feinmechaniker" abgeben müssen.
Falls Jemand Interesse hat darf er sich gerne (ggfs. per pN) melden ...

 

WD 40 oder auch Caramba iss da denke ich ganz gut für... WD 40 basiert unter anderem auch auf ner
gewissen Petroleumbasis, wobei Petroleum an sich auch gut funktionieren könnte.

Und im Bereich Wärme, würde ich anstatt ner Flamme, vll. einfach mal nen Heißluftfön antesten...