Meine erste Reparatur!

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Saxratte, 31.Oktober.2007.

  1. Saxratte

    Saxratte Ist fast schon zuhause hier

    Hallo allerseits!

    Gestern hatte ich meine erste eigene Reparatur am Saxophon durchgeführt. Gaaanz alleine. Zugegeben, ich hatte den Fehler selbst verursacht...

    Also vorgestern hatte ich den S-Bogen meines Saxes mit einem Durchziehwischer gereinigt, so wie ich es jedes mal nach dem Üben tue.
    Leider hat sich der Lappen irgendwie in dem Bogen verstopft, so dass ich mehr Kraft aufwenden mußte als üblich.
    Gestern dann bei Üben hatte ich wohl einen schlechten Tag, denn die Töne in der ersten Oktave, vornehmlich von c' bis f' kamen oktaviert oder blubberten. Die Hohen Töne funzten wie gewohnt.
    Nach kurzer Überlegung habe ich mir den S-Bogen angeschaut und die Klappe beim Spielen mit dem Finger zusätzlich zugedrückt. Und siehe da, alles war beim Alten. Die Töne sprangen mir wie gewohnt entgegen^^
    Also habe ich mit ein wenig Druck den Mechanismus am Bogen zurückgebogen, dass die Klappe mehr Druck auf das Polster ausübt. Und siehe da, es hat funktioniert.

    Hurra, ich kann Saxophone reparieren! Ich hoffe nur, dass es keine bleibenden Schäden davongetragen hat, die S-Bögen gerade beim Tenor sollen ja sehr empfindlich sein.


    Viele Grüße
    von Saxratte
     
  2. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Hallo Saxratte, ich habe neulich auch das erste Mal eine größere Reperatur selbst vorgenommen. Manch einer denkt bestimmt, dass es keine besonders große Reperatur war, aber für mich war es schon eine ziemliche Herausforderung.

    Bei einem alten Jupiter Tenor war die Klappe fürs hohe F nicht dicht. Ich hatte ja schon einen Artikel dazu geschrieben. Zusätzlich zeigte auch die Klappe vom G-Griff eine große Undichtigkeit. Ich habe es mir angesehen, die Achse für die G-Klappe herausgenommen, das Polster nach sehr vorsichtiger Erwärmung mittels Gasfeuerzeug herausgenommen und gereinigt. Es war mit Siegellack eingeklebt. Die Position Polster zu Klappe habe ich vorher noch mit einem Stift makiert, um es hinterher genau wieder so einzusetzen wie es vorher drinsaß.

    Am Zeitaufwendigsten war dann das einpassen. Ich musste die Achse immer wieder herausnehmen, das Polster herauslösen und stellenweise mehr Kleber unter das Polster geben, damit es sich angleicht und dicht wird. Es hat im Endeffekt zwar 4 Stunden gedauert, jeder Saxdoc hätte das wahrscheinlich in 10 Minuten hinbekommen, aber ich habe es geschafft.

    Kleinere Sachen kann ich jetzt also selbst machen, bei den langen Achsen mit vielen Klappen siegt dann aber doch noch die Furcht und der Respekt...

    Die Reperatur ließ übrigens einen kleine Prinzessin erwachen, das Tenor klingt gewaltig und hat jetzt eine kinderleichte Ansprache. Sogar die Intonation ist richtig gut....wer hätte das gedacht :)
     
  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo Wilson,

    hast du das Polster mit Klebstoff festgeklebt ? Dann ist das Anpassen natürlich besonders schwierig.

    Deshalb nimmt der Instrumentenbauer klassischerweise ja Siegellack.

    Einfach eine etwas größere Menge davon nehmen, Polster drauf, und dann während man die Klappe zudrückt, von außen erwärmen. Das weich werdende Siegellack verteilt sich nun optimalerweise so, dass hinterher alles dicht ist :)

    Ich habe auch die ersten Polstersätze noch mit Kleber bewerkstelligt, das Einpassen war mir aber dann zu nervig. Mit Siegellack geht das viel einfacher.

    Gruß,
    xcielo
     
  4. saxklassik91

    saxklassik91 Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    also ich hatte meine erste eigene reperatur bei einem praktikum in einem musikgeschäft.
    Das heißt ich hab mich an fremden instrumenten probiert :-D
    Der Typ vom Laden hat mir n paar dinge gezeigt und ich durfte das dann machen, am dritten tag hat er net mal mehr kontrolliert weil ich so gut gearbeitet hab :-D
    Er hat wohl großes Vertrauen in mich.
    Polsterkleben dass sie dicht schließen fand ich auch sehr schwer, das hat am längsten gebraucht.
    Aber ich bin froh jetzt kann ich so grunglegende dinge selber, nur dass ich es noch nicht verwenden musste, da mein Yanagisawa keinerlei Fehler hat :-D

    LG Saxklassik
     
  5. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Hi Xcielo, ich habe dafür Heißkleber genommen, habe ganz feine Fissel davon abgeschnitten, bis ich so einen kleinen Berg Kleberkrumen hatte, dann habe ich das Kleberpulver so verteilt, das das Polster optimal in der Messingpfanne lag. Danach habe ich die Messingpfanne erwärmt, bis der Kleber sichtbar geschmolzen ist und das Polster ganz locker und mit sehr wenig Druck eingesetzt. Der Kleber dürfte nicht an den Rändern hervorquillen, da die Klappe rechts mehr Kleber als Grundlage brauchte als links. Und dann habe, wie du es wohl auch machst, immer wieder die Pfanne leicht erwärmt, Achse einsegestzt und ganz leicht angedrückt. Dabei hatte ich immer den Lichtschlauch im Korpus. Es ging im großen und ganzen ganz gut, ich denke aber auch, dass es mit Siegellack schneller geht und auch besser, da der keine Fäden zieht. Ich habe davon auch erstmal eine Portion bestellt.
     
  6. axelmario

    axelmario Ist fast schon zuhause hier

    Als ich 14 war, baute ich meine Oboe auseinander um sie zu reinigen. Und dann versuchte ich sie wieder zusammen zu bauen.
    Das Ende der Veranstaltung war mein nicht sehr stolzer Auftritt in der Oboenwerkstatt mit meiner Oboe und einer Plastiktüte mit allen Klappen drin.
    Jahrelang wurde ich in dieser Werkstatt mit dem Satz "wo ist die Plastiktüte?" begrüsst! :lol:
    Das war meine erste Reparatur! :-D
     
    CC-Rasta und Matthias Wendt gefällt das.
  7. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Soso, du bist also der gesuchte Plastitütenoboenmörder.... :-o

    Schöne Geschichte Axel, hätte mir auch gut passieren können... :-D
     
  8. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Mein erstes Mal sah so aus:

    Ein Tapeziertisch, Stück für Stück abgeschraubt, von links nach rechts alles auf dem Tapeziertisch angeordnet, und nachher von rechts nach links alles wieder zusammengesetzt.

    Aber da war ich auch schon 28 ;-)

    Meine Geige hätte ich mit 14 am liebsten auch mal auseinandergenommen, aber richtig und endgültig ;-)

    Gruß,
    xcielo
     
    CC-Rasta gefällt das.
  9. saxklassik91

    saxklassik91 Ist fast schon zuhause hier

    @xcielo: Das erste mal mit 28??Tapeziertisch?? :-D :-D :-D

    Als ich das zum ersten mal gemacht hab, war das polster auf der seite dummerweiße schon sehr gebräunt, habs daran gemerkt, weils etwas komisch angefangen hat zu stinken ;-)

    LG Saxklassik
     
  10. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Muß nicht sein. Es gibt auch Situationen, wo sich ein Instrumentenbauer festbeißt. Zumeist sind diese Dinge jedoch eine Frage der Übung und von viel Erfahrung.

    Wenn Du es mit wenig Inspiration und umso mehr Transpiration trotzdem hinbekommen hast, ist es doch prima.


    Schöne Grüße

    kingconn
     
  11. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Oh ja, das T-Shirt, welches ich angezogen hatte, musste nach der Aktion wirklich dringen in die Wäsche :-D


    Ja, gib ihm saures bis er dampft... :) Ich habe extra darauf geachtet, das zwischen Flamme und Teller immer ein Anstand von ca 1-2cm war, um die Wärme nicht zu punktuell zu übertragen. Das dauerte zwar etwas länger, aber ich wollte auf jeden Fall ausschließen, dass sich der Lack auf dem Teller schwärzt oder Blasen schmeißt.
     
  12. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Ich übe (plage) mich jetzt schon seit einem Jahr an einem Bundy 1 Alto. Als ich es bekommen habe, habe ich es überall, wie sich später leider herausstellte nicht überall, fotografiert. Dann habe ich es komplett auseinander genommen, entlackt, neue federn eingesetzt und Polster eingeklebt (mit Heisskleber) dabei habe ich mir unzählige Male die Finger am Heisskleber und am Heissluftfön verbrannt. Danach hatte ich Schwierigkeiten die Klappen wieder dicht zubekommen, hatte manchmal keine Lust mehr weiterzumachen....
    Mittlerweile kann ich drauf spielen und es klingt auch ganz passabel. Schwierigkeiten habe ich aber noch bei der Mechanik der Tief B und Bb Klappe die nicht funktionieren. Außerdem hat der Tisch (linker kleiner Finger) einen zu weiten Abstand und die einzelnen Segmente haben zuwenig Spiel, irgendetwas klemmt. Ich habe die Mechanik schon mehrmals auseinander und wieder zusammen gebaut – aber irgendwie kriege ich das nicht hin. Meine am Anfang gemachten Photos zeigen auch nicht die Lösung – von dieser Stelle habe ich keine! Grrr!

    Aber was solls, ich lerne dabei viel ohne an meinen „guten“ Schaden anzurichten.
    Transpirieren tu ich übrigendes auch dabei und meine Plastiktüte ist leer, ich hab alles verbaut! ;-)
     
  13. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Servus,
    ich hab auch schon einige Polsterreparaturen nach dem Motto Kleber rein, Polster rein, gut warm machen und zamdrücken gemacht. Bei den kleinen Klappen funzt das wirklich gut, aber bei den Großen haut das verständlicherweise nicht hin.
    Auch das Ausrichten mit Blechen mit Loch drin haut nicht so gut. Immer wieder woanders undicht :(
    Wie macht das der Profi?

    Viele Grüße

    Chris
     
  14. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    zuerst muß die Mechanik leichtgängig und spielfrei laufen und die Achsen gerade sein. Ohne diese Voraussetzung ist es sinnlos, an das Polstern heran zu gehen, da man keine befriedigenden Ergenisse bekommen wird.

    Dazu muß man selbstverständlich wissen, wie eine schwergängige Mechanik gerichtet und ggf. optimiert werden kann und auf welche Art man an welchen Stellen Spiel beseitigen kann.

    Weiterhin müssen die Klappendeckel und die Tonlöcher plan sein und die Klappendeckel sowohl parallel als auch zentriert über den Tonlöchern stehen.

    Dann schaut man sich die Polster an. Hier gibt es teilweise erhebliche Unterschiede in der Qualität und Verarbeitung.
    Natürlich ist es völlig unsinnig, ein in sich verzogenes oder verbogenes Polster so wie es ist in die Klappe einzusetzen.
    Die Oberfläche und idealerweise auch die Unterseite des Polster sollte schon gerade sein. Das kann man mit Hinbiegen ganz gut richten. Wenn man nur das Polster aufs Tonloch legt, sollte es schon gut abdecken.

    Wenn man das Polster eingeklebt und gerichtet hat, sollte es ca. 24 Stunden auf das Tonloch gepreßt werden. Dadurch bekommt es dann seinen Sitz und den Ring im Leder. Pressen kann man mit Polsterklammern oder man nimmt z.B. halbe Holzwäscheklammern und keilt damit die Mechanik zu.
    Nach dem Pressen sollte das Polster weitere 24 Stunden ruhen. In dieser Zeit "arbeitet" das Polster noch einmal, d.h. der im Polster gepreßte Filz dehnt sich wieder ein bißchen aus.
    Anschließend wir die Dichtigkeit des Polsters kontrolliert und evtl. noch einmal kalt oder warm nachjustiert.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  15. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Servus Kingconn,
    ich meine natürlich nicht das komplette Polstern eines Instrumentes, sondern wenn man eines undicht ist, das schnell wieder hinzubekommen.

    Mein Bari verschleißt z.B. die Hoch E und F sehr schnell (6-12 Monate), die habich schon ab und an selber gemacht.

    Aber größere Sachen... humm.

    Von Einstellungssachen etc. will ich garnicht reden :)

    Viele Grüße

    Chris
     
  16. Gast

    Gast Guest

    Kennt ihr das auch, ihr baut euer Saxophon auseinander, wieder zusammen, es bleibt ein Teil über und es klingt besser als vorher?
     
  17. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo Leon, nein das kenne ich nicht.
    Hast Du das so erlebt? Wenn ja: Sag mir doch mal, welches Teil übrig blieb, dann baue ich das bei meinem mal versuchsweise aus. ;-)


    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  18. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    @Leon

    Das habe ich auch noch nicht so erlebt. Aber ich betrete da ja ehe noch Neuland. Dass heißt, etwas ähnliches ist mir doch schon mal passiert. Bei meinem ehenaligen Bari habe ich mich zu Anfang über die nicht ganz einfache Ansprache mancher Töne gewundert, es aber als Barispezifisch abgetan. Nachdem ich es dann mal mit einem Durchziehwischer trockengelegt habe (meine Güte, was´n Aufwand) klebte an dem Wischer ein Zettel mit einer Telefonnummer von einer gewissen Susi. Der musste wohl irgendwo im Bari vorm Tonloch geklebt haben. Dummerweise hatte ich den Zettel dann nicht gleich weggeschmissen, sondern erstmal auf den Schreibtisch gelegt, was hinterher zu einigen beziehungstechnischen Schwierigkeiten führte :-(

    Naja, zumindest hatte das Bari wieder eine gute Ansprache im gesamten Tonbereich
     
  19. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Naja, wenn das Bari wieder eine gute Ansprache hatte, kann man die Ansprache der holden Gattin wohl leichter ertragen...

    P.S.: Hat sich das Telefonat denn wenigstens gelohnt? ;-)

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  20. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    :-D Nicht doch, wenn es da zum Telefonat gekommen wäre, dann hätte es wahrscheinlich 2 Monate Wasser und Brot gegeben...oder kauen auf dem Blättchen (gab es da nicht welche mit Erdbeergeschmack?)...
     
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