Mundstück für "Klassik"

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Mugger, 19.Oktober.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    @mixokreuzneun: "ich stelle einfach mal ketzerisch die frage, warum man ein klassisches werk nicht mit einem sound ala john coltrane oder ernie watts interpretieren sollte!"

    Ich gehe davon aus, Du hast noch keine Klassik gespielt, sonst wüßtest Du, dass weder die Klangreinheit, noch Phrasierung oder benötigte Dynamik mit diesen offenen Mundstücken machbar ist. Im Übrigen müssen sich die Instrumente mit anderen klassisch gespielten Instrumenten mischen können.

    @bebob99: "Da haben wir Saxophonisten schon ein paar mal die Erinnerung bekommen "ich brauch' euch hier total klassisch". Die Saxe haben schon Funktion in dem Arangement, aber die Töne müssen 100% gerade, glatt und ohne Kanten oder markante Obertöne ankommen, sonst passt es einfach nicht. Hier übernehmen die Saxe die Stimmen der Celli."

    Hast Du (oder Dein Dirigent) schon mal Streicher gehört? Streicher haben ein extrem ausgeprägtes Obertonspectrum. Deutlich mehr als die meisen Blasinstrumente. Zudem spielen Streicher ständig mit deutlich mehr Vibrato als Bläser.

    Hier ist ein schönes Beispiel von Saxophon-Streicher Sound. Mit viel Vibrato, einem sehr hellen Klang und whrscheinlich alles Selmer S80 Mundstücken:





    Der Grundklang ist meiner Meinung nach sehr ähnlich von dem Mugger vorgestellt hat - nur eben völlig anders gespielt.

    Grüße, Ewiator
     
  2. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    die Angst kann ich Dir nehmen:
    Bevor Du Albträume wegen dem Teil bekommst:
    Du kannst es mir schicken , ich wollte es auch schon mal probieren....
    Das 3,5-digit Mark Schäggi Brauch ich eher nicht :)
    LG
    Thomas
     
  3. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Verstehe ich dich richtig, dass du der Meinung bist, diese Tradition wirkt sich stilbildend auf heutige klassische Saxophonisten aus? Dem möchte ich widersprechen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Anzahl der Orchesterwerke mit Saxophon sehr überschaubar, man konnte sie fast ein einer Hand abzählen. Solistisch trat das Saxophon im klassischen Bereich erst in den 1930er Jahren durch Raschèr und Mule in Erscheinung, die keine aus der Not zum Saxophon greifenden Klarinettisten waren.


     
  4. rbur

    rbur Mod

    Du darfst es auch auf einer Maultrommel interpretieren, wenn du das gut findest und dir jemand zuhört.

    Es ist dann halt kein klassisches Saxophon mehr wenn du den Coltranesound nimmst. Und weder mixokreuzneun noch ich werden dir wahrscheinlich dabei zuhören wollen.
     
  5. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Da habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt. Uns ist schon klar, dass gerade Streicher einen sehr "scharfen" Klang haben, aber doch eben ganz anders als üblicherweise Saxophone, besonders Vintages oder auch die Selmer. Die Yamaha klingen da "klarer". Darum auch mein Hinweis, dass die Saxophone mit ihrem Spektrum die Hörner und Klarinetten in Richtung Streicher-Klang anreichern können.

    Es geht aber nicht nur um dein Klang, auch um die Spielweise. Nicht dass Vibrato unerwünscht wäre, aber meistens die bei üblicher "Saxophon Musik" gängigen Scoops und Drops und die Tendenz die 8tel ungleich zu betonen, auch wenn man das dringende Bedürfnis verspürt, in den Ton und den Takt ein wenig mehr Leben hinein zu spielen. Terminal Vibrato sparsam einsetzen, lange Noten abphrasieren, aber keinesfalls an der Intonation drehen.

    Dein Beispiel mit dem Bolero ist perfekt. Das Tenor am Anfang ist sowas von "klassisch" gespielt. Ich rate mal: auf dem Sax ist sicher kein Dukoff oder Berg Larsen Mundstück drauf.
     
  6. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    klar, auf das Mundstück kommt es schon an.
    Aber ich denke, auch sehr auf die Absicht, wie man die Luft einsetzt.
    Ich hab mal ein Pattern mit dem AL3 gespielt, einmal wie ich "normal" spielen würde, danach hab ich versucht, nicht "links und rechts" zu denken, sonder "geradeaus" :)
    Die Intensität ist die gleiche, der Output natürlich nicht.
    Ich hoffe ihr wisst, wie ich es meine.
    Das ist für mich die Hauptaufgabe, die "Umstellung" zu kontrollieren.

    http://db.tt/MmwYjqWI

    Liebe Grüße






     
  7. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    klar, auf das Mundstück kommt es schon an.
    Aber ich denke, auch sehr auf die Absicht, wie man die Luft einsetzt.
    Ich hab mal ein Pattern mit dem AL3 gespielt, einmal wie ich "normal" spielen würde, danach hab ich versucht, nicht "links und rechts" zu denken, sonder "geradeaus" :)
    Die Intensität ist die gleiche, der Output natürlich nicht.
    Ich hoffe ihr wisst, wie ich es meine.
    Das ist für mich die Hauptaufgabe, die "Umstellung" zu kontrollieren.

    http://db.tt/MmwYjqWI

    Liebe Grüße
     
  8. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das geht schon, wenn Du mich fragst. Allerdings könnten Kollegen aus der Klassikfraktion das als noch nicht klassisch genug bezeichnen.
    LG Florian
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das geht für den Hausgebrauch. Wenn Du aber für einen Job mit klassischer Musik in Verbindung mit klassischen Musikern gefragt wirst und es nicht ein Art Fusion oder Cross over sein soll musst Du Dich an die Hörerwartung anpassen, sonst bist Du den Job los. Wenn Du also deinen üblichen Sound nimmst und der nicht zum Rest passt und aus dem Rahmen fällt hast Du ein Problem. Und dabei geht es nicht darum ob man das mag oder nicht.
    Ich habe mit vielen Kollegen aus dem klassischen Bereich im Rahmen vom Studium zu tun gehabt, da es dort auch Kooperationen zwischen den Instituten und Studiengängen gab. Die klingen komplett anders als man es sonst gewöhnt ist und genau wie man als "Jazzer oder Popmusiker" eine Vielzahl von Klängen gewöhnt ist und es einem aber schwer fällt diesen klassischen typischen Sound zu reproduzieren, fällt es denen auch schwer einen anderen Sound in anderer Stilistik überzeugend zu schaffen. Es gilt durchaus zumindest manchmal etwas der Stilistik und der Hörerwartung treu zu sein (ist zumindest für manche Auftragsarbeiten notwendig), so würde ich mit einem dunklen und sehr sehr breiten "Jazzsound" auch keine Rock- oder Funkkonzerte spielen.
    LG Florian
     
  10. rbur

    rbur Mod

    @bebop
    leider muss man zugeben, dass der durchschnittliche Musikvereinsmusiker (nicht nur die Saxer) weder das macht, was "der" Pop- oder Jazz-Saxer macht, noch das macht was "der" Klassik-Saxer macht. Und schlichtweg überhaupt keinem Soundideal nacheifert sondern einfach reinbläst. Was auch nicht anders zu erwarten ist, wenn man sich nur zwei Stunden in der Woche in der Probe mit seinem Instrument beschäftigt.
    Unsere Musikvereine sind sehr gut geworden in den letzten 30 Jahren, aber sie könnten noch viel besser sein.

    Es gibt noch viel für uns zu tun ....
     
  11. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Raschèr und Mule standen selbst schon in der "klassischen" Tradition. Zwar gab es zu ihrer Zeit wenig Orchesterwerke, aber immerhin z.B. Glasunow und den überaus populären Bolero von Ravel.
     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    Hallo,
    Zeit für eine Zwischenbilanz:

    Danke, saxhornet für Deinen freundlichen Kommentar.
    Ich denke, ich werde mir trotzdem mein verborgtes S80 C* zurückholen.

    Danke, Thomas, für Deinen Kommentar bezüglich Verzweiflung und zurückhalten etc.
    Du hast völlig Recht.
    Der Fehler ist, Energie zurückzunehmen.
    Ich bewege mich musikalisch hauptsächlich in eher lautem Umfeld.
    Muss man sich auf das Umfeld anpassen, ist "Zurückhalten", "Energie wegnehmen" nicht die richtige Lösung, sondern die Energie anders "leiten".
    Im saxophonistischen Sinn, in der Veränderung des Sounds bedeutet das, was ich weiter oben geschrieben habe.
    Das Mundstück und seine Charakteristik ist nur ein kleiner Teil des Ganzen, obwohl es natürlich Dinge leichter oder schwerer machen kann.
    Die Frage ist, wie man Soundvorstellung saxophontechnisch umsetzen kann.
    Ich denke, ich habe es ansatzweise kapiert.

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  13. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Klassik Klang wie er sein sollte….muss?

    Im Ursprung (Adolphe Sax) habe ich einige Zweifel, gleichwohl die Beschreibung
    eines Hector Berlioz ……man so deuten könnte.


    Auch Marcel Mule ist zum Schluss nicht total frei von einem gewissen `modernen` Klang
    gewesen, aber überwiegend hat er ein Klang Niveau, wie auch Rascher, was den Werken
    genauestens Rechnung trägt!

    Einer der peinlich genau darauf achtete das ein Saxophon nicht aus dem Klangkörper
    herausragt war Herbert von Karajan, Näseln oder Rauschen hat er nicht geduldet.
    ab 1:20.

    http://www.youtube.com/watch?v=3W0itdLq1RE

    Er ist nicht der einzige gewesen, hier noch mal das Vecchio Castello Buffet Super Dynaction und einem alten Metall- Meyer `Art Deco`:

    http://www.youtube.com/watch?v=LLkm1G93NEU

    Einiges geht aus dem Klangeschehen der übrigen Instrumente hervor,
    und da wirken so manche Solo Stücke (nur Saxophon) in der heutigen Zeit gelegentlich
    `quäkig`.

    Aus der Sicht des MPC

    Es ist eine entscheidende MPC Frage ob ein Saxer frei von Rauchen und Näseln ist, oder es mehr oder minder unterdrückt, und somit den Stärkegraden nicht adäquat Rechnung tragen kann.
    Solange man ein MPC mit langer Bahn- geringer Krümmung und geringer Einlaufwölbung wählt, wird man es überwiegend vermeiden können.

    Größere Öffnungen verlangen ein `Close for Comfort`, d.h. Durchlass und Linse dürfen nicht zu groß und zu breit sein, am besten eher geschlossen, ansonsten ist man ständig mit der Dämpfung des Blattes beschäftigt um Rauschen und Näseln (Quäken) zu verhindern.

    Hierzu einige Skizzen:

    http://www.facebook.com/photo.php?fbid=325860874178088&set=a.105625132868331.7732.100002625338192&type=1&theater

    http://www.facebook.com/photo.php?fbid=325862017511307&set=a.105625132868331.7732.100002625338192&type=1&theater

    Grüße the Steamer
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Vergiß mal das Saxophon komplett. Hör die die oberste Sahne der Geiger und Cellisten an. Spiele so und das Instrument (in Deinem Fall das Saxophon) klingt!

    Ich hatte einen Saxophonlehrer am Konservatorium von Strassburg (war ganz nebenbei auch noch erster Geiger im Opernorchester). Er hat im Unterricht meist irgendein Blatt aus einer Vandoren-Schachtel genommen und gespielt.

    Während des technischen Teils der Stunde haben die gut vorbereiteten Studenten alle besser geklungen als er, da die Blätter meistens Sch.... waren.
    Sobald es zur Musik kam war der eben noch unsabere verrauschte Ton so genial gut, dass keiner der Studenten daneben auch nur annähernd Land sehen konnte.

    Das Material ist (fast) völlig unwichtig, wenn die Musik stimmt.
    Es gibt kaum einen klassischen Saxophonisten (außer Londeix), der mit den Top-Geigern mithalten kann.

    Die musikalische Orientierung nach oben ist das, was den Ton drastisch verbessert und nicht das Mundstück oder ähnliches.

    Die meisten Saxophonisten / Musiker verlieren sich unnötigerweise in technische Details.
    Sobald die Musik stimmt stimmt der Ton.
     
  15. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo zusammen,

    es ist richtig, dass ich von klassik keine ahnung habe und auch nicht klassisch spiele.

    es stellt sich aber für mich die frage, ob man mit einem modernen sound in einem orchester wirklich so negativ auffällt. auffallen schon-aber warum negativ? ist vielleicht auch eine frage der hörgewohnheit!

    bspw. das album von claus ogerman und michael brecker (cityscape): klassik mit modernem sax sound-auch ein bissel was jazziges dabei, aber viel mit orchester, streicher etc.....klingt toll.

    klar ist, dass die "klassiker" wohl momentan etwas anderes gewohnt sind. aber warum soll das so bleiben? wäre doch mal was anderes, den bolero mit modernem tenor sax zu hören ......vielleicht hätte ravel seine helle freude dran, wer weiss.

    es stellt sich wohl auch eine gewohnte erwartungshaltung bei dirigenten, mitmusikern und publikum ein. ob das richtig ist oder zielführend oder gar eine weiterentwicklung?

    grüsse

    mixo
     
  16. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Ich habe mir jetzt angehört, wie der olle Karajan das Sax hören wollte (entspricht ziemlich genau meinen Klassikhörgewohnheiten, wahrscheinlich weil ich viel Karajan gehört habe :) )
    ... ich habe mir den Londeix angehört. Entspricht nicht so meinen Klassikhörgewohnheiten. Aber er ist toll.
    .... ich habe mir Cityspace von claus ogerman und michael brecker angehört. Gefällt mir, hat für mein Verständnis mit Klassik nicht viel zu tun (Klassik machen für mich nicht die Hintergrundstreicher aus). Es klingt super.

    All dies hat seine musikalische Berechtigung und ich höre gerne. :-D

    ewitor schreibt:
    Ich glaube, da ist was dran. Wissen tu ich's natürlich nicht.

    Nachdenkliche Grüße

    Cara

    PS. Ich glaube auch, ein jeder Klassiker hat seinen Sound, wie jeder Jazzer seinen hat, und niemand kann seinen Sound einfach mit dem Mundstück wechseln. Heute Klassik mit diesem Mundstück, morgen Jazz mit jenem Mundstück, und übermorgen Rock und Pop mit sellem Mundstück.
    Deshalb suche ich noch immer die eierlegende Wollmilchsau. (Duchstein meinte übrigens, ich hätte sie schon. :-?)
     
  17. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Das ist so eine Sache mit der Klassik, zu sehr festgemeißelt?


    Betrachtet man die Klassik und Romantik als nicht trennbar, so kann man die beiden Stile
    als verschiedene Lösungsansätze zur musikalischen Bewältigung der unverkennbaren menschlichen Entfremdung von der Natur betrachten.
    So stellt sich auch hier die Frage, wie verhält sich die Kunst gegenüber der Wirklichkeit.

    Klassik bedient sich in der Kunst der Idealisierung, Objektivierung, Normativität und der Schlichtheit.

    Romantik bedient sich in der Kunst der Radikalisierung, Subjektivierung, Fragmentierung und der Fantasie.

    So scheint es dann gelegentlich einfacher der nicht so ganz `gemeißelten` Romantik zu folgen, weil irgendwie ....beschwingter, leichter.

    Beispiel F.List Liebestraum hier von Earl Bostik gespielt:

    http://www.youtube.com/watch?v=Mbk1-9envVo

    Grüße the Steamer
     
  18. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Soll das heißen, dass Raschèr und Mule nach Klarinette klingen?
     
  19. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Nein.

    Im Übrigen:

    Ich hatte ursprünglich gefragt, was mit "Klassik" gemeint ist, und warum es anscheinend keine allgemein etablierte Klangvorstellung gibt. Bei meiner - als Frage formulierten - Vermutung, dass es vielleicht eine Tradition des "Klarinettenklangs" geben könne, die daher käme, dass ursprünglich das Saxophon von Klarinettisten als Zweitinstrument gespielt wurde, bezog ich mich auf die Äußerungen von geschätzten Mitforisten. Sie ist nicht auf meinem Laien-Mist gewachsen:

    Ich hatte und habe nicht im geringsten die Absicht, jemanden anzugreifen. Das habe ich klargestellt. Allerdings werde ich diese Diskussion - die mir allmählich wie ein Verhör vorkommt - nicht weiter fortführen.

    bluefrog
     
  20. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Was ist das denn?
    Rick schrieb:
    Klänge sind Klänge sind Klänge sind Kl...
    Ich kenne keine eingeschränkten Klänge, und dass Klänge auch ein Geschlecht haben, ist mir völlig neu. ;-)
    Ich glaube eher, dass sich hier eine Abneigung gegen Klassik mit Sax Luft macht.
    So verstehe ich es jedenfalls.
    Ich lasse mich gerne eines besseren belehren. :)

    @bluefrog
    Verstehe ich nicht. Schade.

    Gruß Cara
     
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