Musik heute

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast, 29.August.2013.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Vielleicht ist es der Normalzustand, dass nicht ständig neue Stile entstehen und dass das letzte Jahrhundert da eher die Ausnahme darstellt. Es lag an der Neuartigkeit der Medien und in der Entwicklung der Gesellschaft zur Globalisierung. Nun ist die Globalisierung mittels des Internets zumindest soweit abgeschlossen, dass jeder jedem auf der Welt in Echtzeit seine Musik vorstellen kann.

    Ein Stil entsteht nicht aus dem Nichts, sondern immer aus einer gesellschaftlichen Situation. Es kann nicht ein einzelner Musiker einen Stil begründen, es waren immer kleine Gruppen von Leuten, die in ähnlichen gesellschaftlichen Kontexten leben. Ein Stil gründet sich weniger aus rein musikalischen Ursachen heraus als aus gesellschaftspolitischen Zusammenhängen.

    In der heutigen Zeit ändert sich die Musik auch, z.B. gibt es seit der Jahrtausendwende einen starken Trend zu einer kammermusikalischen individuellen Musik ohne viel Schnickschnack, ganz wie die Songs, die Bereckis oben vorstellte. In den 1990ern waren die Songs noch sehr aufgeblasen mit Hall und oft mit mehrstimmigem Gesang unterlegt. Heute wird die Solostimme eher intim und ganz nah aufgenommen. Das ist ein Trend und noch kein Stil. Die Veränderungen scheinen mir langsamer und entspringen nicht mehr einem sich plötzlich ändernden Lebensstil oder einer Protestbewegung.

    Für neue Stile ist die Welt zu sehr zusammen gewachsen, wird zu schnell jede neue musikalische Regung aufgegriffen und gleich verdünnt.
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo ppue,

    wunderbar beschrieben.

    Dies passt genau zu meinen Beobachtungen.

    Vieles verläuft heute parallel und wird irgendwann vielleicht entdeckt. Auch glaube ich, dass heute schneller ein Hype entsteht und wieder verschwindet.

    Gruß

    Michael
     
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ja, bei uns in der ersten Welt.

    "...
    Mehr als eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, und 2,6 Milliarden müssen ohne Wasserversorgung und Abwassersystem auskommen. Aus Wassermangel starben allein im Jahr 2000 über zwei Millionen Menschen an Krankheiten wie Durchfall, Malaria und Darmwürmern – vor allem Kinder unter fünf Jahren. Millionen Frauen verbringen täglich mehrere Stunden mit der Wasserbeschaffung.
    ..."
    Quelle: http://www.naturefund.de/erde/atlas_des_klimas/ursachen/milliarden_menschen_fehlt_sauberes_wasser.html


    Da kann man wieder sehen, in was für einem unfassbaren Reichtum wir leben!

    Aber die Idee, die rüberkommen sollte, ist klar: Das Monopol der Produktionsmittel liegt nicht mehr in der Hand einiger weniger, sondern ist quasi 'demokratisiert'. Zumindest in der ersten Welt!

    Grüße
    Roland
     
  4. Gast

    Gast Guest


    das darf ich mehr als bezweifeln! in berlin tobt der kampf um PRIVATE wasserversorgung in der bestückung!
     
  5. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    ich sehe eher einen Trend zur Oligarchie, denn zur Sozialisierung der Produktionsmittel

    lg edo
     
  6. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    so klug war der satz auch nicht, dass ich ihn doppelt posten muß
     
  7. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Sorry, war unpräzise; sagen wollte ich:

    Das Monopol der Produktionsmittel *der Musik* liegt nicht mehr in der Hand einiger weniger, sondern ist quasi 'demokratisiert'.

    Will meinen: Früher gab es wenige Presswerke für LPs. Aber ein mp3 kann heutzutage 'jeder' ins Netz stellen hier in D, wobei auch hier jeder siebte (Zahl im Hinterkopp, leider keine QUulle uur Hand) noch nie im Internet war. Kenne persönlich schon auf Anhieb vier, alle Ü70.

    Dass man das 'Erfolgsmodell' der Privatierung jetzt auch in Grundbefürfnisse wie Trinkwasser lässt ... ehrlich: ist die Bahn soviel pünktlicher geworden seit der Privatisierung? Anderes Thema, weil politisch ... hier geht es um Saxophone! Und Musik!

    Grüße
    Roland
     
  8. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    irgendwie leben wir wohl in der Postmoderne ;-) Ich glaube allerdings nicht wirklich, dass das Ende der neuen Stile gekommen ist. Es gibt zu jeder Bewegung eine Gegenbewegung. Dieser Satz ist allerdings eine Binsenweisheit. Ich halte es trotzdem für möglich, dass irgendwo sich eine nahezu hermetische Gruppe mit starkem Elite-Empfinden (im Sinne von abgeschlossen)bildet, die gezielt andere Werte und Ausdrucksformen sucht und mit ihnen Musik macht. Ist aber reine Spekulation.

    Vielleicht ist es ja auch ein Individualstil, der irgendwann Schule macht. In einer exzellenten Monk-Biografie, die ich (logisch!) jetzt nicht mehr bei Amazon finde, wird sehr detailliert beschrieben, dass und wie sich Monk seinen Stil regelrecht konstruiert hat, um etwas Neues zu schaffen. Auch in der Hoffnung, dass sich das alle einmal finanziell rentieren sollte.
     
  9. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Nennt sich Avantgarde/Free Jazz. :)

    SCNR
    Roland
     
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nachdem heute alles musikalisch möglich ist, ist auch der Free-Jazz Vergangenheit.

     
  11. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Free Jazz ist das Gegenteil von neu. Und Avantgarde heißt lediglich Vorhut, ist also ein Begriff, der - semantisch gesehen - zu jeder Zeit Gültigkeit hat. So wie die Wörter übermorgen und vorgestern.

    Abgesehen davon dachte ich eher an ein Gruppe mit neuem Regelwerk, wie etwa Dogma(95) für die Filmemacher. Allerdings hinkt der Vergleich, denn Stile lassen sich kaum per Erlass erzwingen.
     
  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Nochmal zu

    Ja, aber die Hermetizität ist gegeben, Elite-Denken mitunter (leider) auch.

    Nach der totalen Freiheit ist es schwer, eine sinnvolle Begrenzung zu finden, die man noch nicht probiert hat. Aber dann wäre es immer noch 'Free' im Sinne von 'ich sezte mir meine Grenzen selbst, nicht Konventionen, Traditionen, ...'

    Deswegen habe ich oft bei 'völlig neuen Sachen' immer Brecht im Kopf: "Ich sehe das Neue nahen, es ist das Alte."

    Was kommt als Nächstes!? Mittlerweile kann man sich die DAW *) ja in die Hosentasche stecken und ist sozusagen überall verfügbar. Nach 'Home Recording' jetzt Recording überall und jederzeit. Und wenn man sich dann die Patterns von GarageBand anhört: Avantgarde - Fehlanzeige! Alter Wein in alten Schläuchen, aber portabler.

    Und dann gibt's noch gefühlte 10.000 Apps, mit denen 'jeder ohne besondere Vorkenntnisse tolle Musik machen kann', so das Versprechen. Wilkommen in der Tonika-Oase!

    Nein, ich finde es nicht schlecht per se. Ich habe jetzt einfach ein paar Möglichkeiten mehr!


    Musik heute: ubiquitär, populär, reaktionär, meistens jedenfalls. Ich freue mich über die Ausnahmen!

    Grüße
    Roland


    *)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Audio_Workstation
     
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