Neuerdings Mehrwertsteuer auch auf Musikunterricht?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Rick, 13.August.2012.

  1. Rick

    Rick Experte

    Keine Ahnung, ob das eine Ente ist, aber anscheinend plant die aktuelle Bundesregierung für 2013 die Erhebung von Umsatzsteuer auf jede Form von Unterricht, die "Gewinn erbringen soll", also auch für Musikschulen sowie private Musiklehrer.
    Dies würde zu einer Erhöhung der Unterrichtsgebühren um 19 % führen, was sich nicht jeder Schüler leisten kann. Die Folge wäre wahrscheinlich ein Schülerrückgang und somit die Gefährdung der beruflichen Existenz privater Lehrer und Musikschulen.

    Wer dies genau so ungünstig findet wie ich, beteiligt sich bitte an der Petition - es kann nichts schaden, aber unter Umständen Existenzen retten!

    https://www.openpetition.de/petition/online/umsatzsteuerpflicht-fuer-musik-tanz-und-ballettschulen-gefaehrdet-kulturelle-erziehung-ihrer-kinder

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wenn das wahr ist, wird das extrem schlimme Auswirkungen auf die gesamte Musikszene in Deutschland haben (zumindest für die die vom Unterrichten leben, was die Mehrheit der Profis tut). Da werden dann noch weniger Menschen ein Instrument zukünftig lernen. Was mich irritiert ist, daß es vor kurzem noch hiess, daß man es privaten Instrumentallehrern leichter machen wolle Umsatzsteuerbefreit zu werden.
     
  3. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Der Ärger mit diesen Petitionen ist, dass ihre Initiatoren oft mit Halbwahrheiten arbeiten. Ich habe gerade mal aus Interesse nachgesehen, was denn wirklich im Entwurf des Jahressteuergesetzes drin steht:

    Das ist schon ein bisschen differenzierter. Z.B. wärest Du als privater Musiklehrer nicht betroffen.

    Außerdem finde ich es ein bisschen scheinheilig, wenn es auf der Seite heißt, dass die Unterrichtsentgelte sich "um mindestens 19%" verteuern. Wer Umsatzsteuer abführen muss, der hat auf der anderen Seite auch Vorteile durch die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs. Deshalb dürften die realen Mehrkosten deutlich geringer sein als 19%.

    Deshalb muss man die Regelung immer noch nicht gut finden, aber es sollte schon ausgewogen dargestellt werden.

    Gruss

    Claus
     
  4. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Na ja, so fürchterlich viele steuerbare Vorprodukte hat ja die einzelne Musikstunde jetzt nicht....

    und retrospektiv wird die Vorsteuerabzugsberechtigung eher nicht wirken, so dass man z.B. Lehrbücher fürs Studium und seine Instrumente kaum einrechnen kann.

    Cheers
    HanZZ
     
  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Viele vielleicht nicht, aber Instrumente sind ja auch nicht ganz billig oder alle Maßnahmen an Räumlichkeiten, sonstige Einrichtungsgegenstände, Computer etc.
     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Als Privatlehrer war man eh schon immer betroffen, wenn man mit Konzerten und Unterricht die 17500 Euro überschritten hat. Eine Befreiung war dann nur jeweils für einzelne Schüler möglich, wenn man nachweisen konnte, daß man die auf ein Studium vorbereitet (was bei einem 13-Jährigen natürlich Blödsinn ist).
    Was mich irritiert ist, daß es eigentlich der Plan war, daß Privatlehrer zukünftig leichter eine Umsatzsteuerbefreiung erhalten sollten, um mit den öffentlichen Musikschulen wettbewerbsfähig zu sein.
    Es ist nahezu unmöglich an einer öffentlichen Musikschule einen Lehrerplatz zu bekommen in Berlin und auch da werden seit Jahren nur Stellen abgebaut, während private Musikschulen den Lehrern sehr sehr niedrige Honorare zahlen und auf der anderen Seite warten hunderte von Schülern teilweise bis zu einem 3/4 Jahr auf einen Platz in einer öffentlichen Musikschule.

    @ Claus: Bist Du sicher, daß das der Entwurf ist, der klingt eigentlich fast so wie das was jetzt eh schon gilt?
    Das mit der Vorsteuer ziehn ist so ein Ding, kann gut gehen aber auch schief.
     
  7. saxhornet

    saxhornet Experte

    Aber wie oft kaufe ich den Instrumente oder einen Computer?
    Fast nie. Da kommt nicht viel zusammen, der grösste Posten wären da noch Blätter.
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Hallo Claus!

    Genau, ich war auch etwas skeptisch und habe deshalb dieses Thema hier in der Hoffnung eröffnet, dass andere bessere Informationen haben.

    Super, danke für die Aufklärung! :)

    Aber wie Saxhornet auch bleibe ich etwas misstrauisch, denn Dein Zitat klingt exakt nach der bisherigen Regelung...

    Ein Berufsmusiker hat meistens zwei Einkommensarten, nämlich einerseits Auftritte und musikalische Dienstleistungen (ab 17.500,- Jahreseinkommen umsatzsteuerpflichtig), andererseits Unterricht (bisher umsatzsteuerbefreit).

    Das bedeutet, dass er für Noten, Blätter, Büromaterialien und ähnliches ohnehin bereits Vorsteuerabzug geltend machen konnte, dies also keinen zusätzlichen Vorteil mehr bringt.
    Der angemietete Unterrichtsraum wird meistens sowieso auch als eigener Übungsraum genutzt und war als extra Arbeitszimmer schon immer absetzbar.

    Letztlich ist es auch so, wie HanZZ bereits schrieb, soooo große Anschaffungen macht man sowieso nicht als Musiklehrer, außer man hat extrem viel Geld zur Verfügung - aber für wen gilt das schon?
    Der Vorsteuerabzug ist meiner Ansicht vor allem für Händler interessant, die Waren einkaufen und zu höheren Preisen weiter veräußern, daher kommt ja auch der alte Begriff MEHRwertsteuer. ;-)

    Lehrer wie auch andere Dienstleister haben davon hingegen vergleichsweise fast keinen Vorteil, jedenfalls soweit ich das übersehe. :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  9. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Das ist aus dem Entwurf, den du Dir auf den Seiten des Bundesfinanzministeriums ansehen kannst.

    Ich will mich doch gar nicht streiten, wieviel die Vorsteuer ausmacht. Mich störte nur diese auf der Peititionsseite aufgebaute Drohkulisse von "mindestens 19%".

    Dass man sich sehr kritisch und dabei durchaus sachlich mit dem Entwurf auseinandersetzen kann, zeigt z.B. dieses Schreiben.
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Vielen Dank,
    wir streiten uns doch gar nicht. Das ist einfach nur ein Austausch von Infos, nicht mehr. Kein lautes Wort, halt nur ein Infoaustausch da haben beide Seiten was von, also Danke nochmal.

    in diesem Rahmen interressant:
    http://www.mediafon.net/meldung_volltext.php3?id=4f5f6dcc7958d&akt=news_steuern&view=&si=4fbd00b74354e&lang=1
    und
    http://www.dtkv.org/index.php/alle-nachrichten/verband-intern/300-dtkv-bewirbt-sich-fuer-kultur-macht-stark
     
  11. Gast

    Gast Guest

    Hi, Hauptsache keine Finanztransaktionssteuer...da bin ich beruhigt :)))

    Gruss Milo
     
  12. saxhornet

    saxhornet Experte

    Als weitere Info mit Hinweis auf neue Petition:

    http://www.dtkv-berlin.de/index.php?option=com_content&task=view&id=879&Itemid=133
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Hallo Milo,

    wieso denn, repräsentierst Du eine an der Börse tätige Bank? :-o

    ------------------------------------------------------------

    Danke Florian,

    jetzt ist die Verwirrung allerdings komplett - denn noch im Mai hatte der Tonkünstlerverband, der sich mittlerweile der Warnung und Petition anschließt, eine Beruhigung veröffentlicht:
    http://www.dtkv-berlin.de/index.php?option=com_content&task=view&id=869&Itemid=133

    Es scheint sich herauszukristallisieren, dass private Musiklehrer künftig ohne Probleme umsatzsteuerfrei werden/bleiben, während private MUSIKSCHULEN (sofern sie nicht als gemeinnütziger Verein auftreten) auf jeden Fall umsatzsteuerpflichtig bleiben/werden.

    Okay, damit kann ich leben, doch einigen Kollegen wird das gar nicht schmecken - ein Freund von mir hat erst kürzlich mit großem finanziellem Aufwand eine Musikschule gegründet, für die er die Tarife sehr knapp kalkulieren muss, um gegenüber der städtischen Musikschule (umsatzsteuerbefreit!) konkurrenzfähig zu bleiben.
    Na super, es lebe das freie Unternehmertum! :evil:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  14. HolgerFfm

    HolgerFfm Ist fast schon zuhause hier

    Das stand, soweit ich sehe, auch gar nicht zur Debatte. Dafür gibt es ja lange schon die bewährten Regeln für den Umsatzsteuerlichen Kleinunternehmer für alle Wirtschaftsbereiche.

    Oder sehe ich da was falsch?

    Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main,
    Holger
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Hallo Holger,

    genau, das war bisher schon so, deshalb schrieb ich ja auch in meiner Formulierung "bleiben".

    Allerdings hatte es in der von mir verlinkten Petition zunächst so gewirkt, als solle sich das ändern.

    Auf dem Gebiet gibt es anscheinend gerade viele Missverständnisse aufgrund des etwas wirren Juristendeutschs im Gesetzentwurf und der daraus mannigfaltig ableitbaren Interpretationen. :-?


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  16. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    dieser llink zeigt die dramatik etwas besser.

    dtkv update

    ganz unten gehts auch zu den texten von RA werner aus bonn, der für den tonkünstlerverband eine weitere petition in gang setzt.

    das ist zwar viel text, und manchen mögen die preise bei musikschuen schon jetzt zu hoch sein - dieselbe umsatzbesteuerung ist aber auch im gespäch für alle arzthonorare und pflegedinstleister - viel spaß beim durchrechnen der neuen abzockware mensch, heilkunst, musische künste ... pflege kranker menschen ...
     
  17. HolgerFfm

    HolgerFfm Ist fast schon zuhause hier

    @prinzipal

    Vielen Dank für den Link. Ich freue mich vor allem darüber, dass die nächste Petition dann dort stattfindet, wo sie hingehört, nämlich auf den Seiten des Deutschen Bundestages und nicht irgendwo anders.

    Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main,
    Holger
     
  18. Gast

    Gast Guest

     
  19. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    @Milo,
    bei diesem Posting ist dein eigener Beitrag kaum erkennbar. Warum machst du es den anderen Lesern so schwer?
     
  20. Gast

    Gast Guest

    @matthias
    Wenn ich auf "Zitieren" klicke, dann kommt das halt so...
     
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