Notenleseschwäche

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von tango61, 3.September.2021.

  1. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Bestimmt gibt es dazu einiges, aber wahrscheinlich nutze ich die falschen suchewörter
    Mein Problem: wenn ich alleine spiele klappt alles so wie ich es mir wünsche, mit Luft nach oben.
    Sobald aber in einer Gruppe oder vor z.B.meiner lehrerin spiele kann es sein, das ich komplett das Konzept verliere. Ich fange an durch das Stück zu rasen. Aus dem Notenbild wird ein punktematsch.
    Ich dann Töne die nie und nimmer da stehen.
    Im Vorfeld bin noch nicht einmal besonders nervös und Kam Passagen auswendig spielen und trotzdem passiert das immer wieder.
    Kennt ihr das ? Was kann man dagegen tun?
    Am Mittwoch in der Ensembleprobe beim TE DEUM spiele die erste stimme. Das Stück habe aber so grundsätzlich verhauen. Am liebsten hätte ich meine Französin auf nimmer Wiedersehen im Koffer versenkt
     
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  2. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Mir scheint das weniger ein spezielles Problem mit Noten lesen zu sein. Vielleicht sind bessere Suchwörter: Lampenfieber / Auftrittsangst / Prüfungsangst.
     
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  3. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Admin Mod

    Du bist offenbar extrem nervös. Mach' es wie wir Katzen: ruhig angehen. Nicht verrücktmachen lassen. Gruß
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Ja, der häufigste Satz im Unterricht von meinen Schülern lautet: "Zu Hause hat aber alles noch bestens geklappt." ;)

    Ich empfehle "Konfrontationstherapie": So oft vor/mit anderen Leuten spielen, dass es völlig normal wird.

    Das ist der Unterschied zwischen bewusst und unterbewusst: Du MEINST, Du bist nicht nervös, aber das Gegenteil ist der Fall.
     
  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Meine Theorie ist, dass Du jeden möglichen Fehler irgendwann einmal machen musst :)
    Diejenigen die besser spielen haben das schon hinter sich.

    Und, © Kalmen Opperman:
    "Practice and hope, but never hope more than you practice"
     
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  6. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Wie spielst Du das alleine? "Alleine" oder mit Backing Track?

    Ich kann meine Stücke ohne Hintergrund Orchester nicht anständig üben. Das mag auch daran liegen, dass ich im Orchester das zweite Alt-Sax spiele und selten die Melodie Linie, dass oft lange Pausen drin sind die schwer zu zählen sind und Einstiege wo man mitten in den Klangteppich der anderen spielen muss. Da hilft es mir nicht viel wenn ich meine Parts gut kann, wenn ich dann in meinen Einsatz nicht rein finde.

    Aber abgesehen davon kann ich zum Thema "Notenleseschwäche" ganz eigene Erfahrungen einbringen. :oops:

    Letztendlich hilft mir nur, so gut wie möglich auswendig zu spielen, mit Kontrollblick in die Noten UND auf den Dirigenten, sowie spitzen Ohren für das was meine Umgebung spielt. Das verlangt dem Gehirn viel Konzentration ab, die mir im eigentlichen Spiel fehlt. Ich hoffe immer noch, dass sich mit der Zeit einiges davon automatisiert.

    Im Übrigen bin ich der gleichen Überzeugung wie Rick: Einfach so oft wie möglich vor Publikum spielen. Man muss die Stress Situation im Orchester wieder zu normal runter regeln. Ich weiß nicht wie Dein Orchester ist, meins ist gnädig. Wir haben nur wenige die gar keine Fehler machen und selbst unsere Halb- und Vollprofis haben in ihren Solostellen gelegentlich Murks drin.

    Es hilft, wenn man weiß, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen und das Problem aus eigener Erfahrung kennen.
     
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  7. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Meistens ohne backing
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Und DAS kann genau den Unterschied ausmachen. Du bist die "Störung" durch die Mitmusiker/innen nicht gewohnt.
     
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  9. zorq

    zorq Schaut nur mal vorbei

    ... und live bekommen wir Amateure sowieso maximal 75% von dem hin, was zu Hause funktioniert.
     
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  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Deswegen darf man sich für Auftritte auch nicht an den 100% orientieren, die im stillen Kämmerlein möglich sind, sondern man muss lernen die 75% zu lieben.

    CzG

    Dreas

    P. S. Die Zuhörer kennen ja die 100% auch nicht.
     
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  11. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    und/oder man kann versuchen, es daheim auf 125% zu üben. :eek:
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Nö, funktioniert nicht.

    Was heißt 100%?

    Das Alles optimal läuft. 100% ist das maximal mögliche.

    Ja, es gibt Situationen wo man über sich hinauswächst, aber das kann man nicht üben. Das passiert….manchmal….ungeplant….

    Üben kann man das nicht.

    Was Du üben kannst ist, dass Deine 100% in vier Wochen ein höheres Niveau haben, als die 100% heute.

    Das heißt aber, dass die 75% bei Auftritten die sichere Bank sein müssen.

    CzG

    Dreas
     
  13. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Die beiden Zustände "Ich kanns" und "ich kanns nicht" sind bei dir mit einem Szenenwechsel verbunden. Du solltest therapiehalber das, was du zuhause kannst, öfter woanders spielen - im Wald, im Kindergarten, in der Parkgarage. Das muss alles ohne Noten klappen - auch bei unverhofftem Publikum. Wenn nicht, "kannst" du dein Stück eben noch nicht gut genug.
     
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  14. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier


    Kurz offtopic.
    Den Satz habe ich auch oft gehört. Als ich dann bat mal mitzuschneiden (Smartphone) offenbarte sich der Spruch "zu Hause hat es noch geklappt" zu 90% als Lüge oder falsche Wahrnehmung.
     
  15. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    Oh je, wie ich diesen Moment kenne. Grausam, wie man sich da fühlt :(

    ... habsch mal gegoogelt und diesen Passus gefunden. Viel Text, der sich lohnt, gelesen zu werden :joyful:

    https://bandup.blog/lampenfieber-musiker/

    Für die Zukunft - Ohne-Lampenfieber-Grüße :)
    Christine
     
    Zuletzt bearbeitet: 3.September.2021
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  16. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Durch die Corona Krise können bei vielen Leuten die Nerven zusätzlich zum schon bestehenden Stress beansprucht sein. Du kannst ja mal überlegen, ob das auf dich zutrifft. Wenn ja, gilt es dagegen Strategien zu entwickeln. Das kann für jede/n etwas anderes sein. Bei mir war es eine Zeitlang das "bewährte Rezept" abends DVD-Filme anschauen mit seichtem, aber fröhlichem Inhalt.
    Oder die ganze Nacht Entspannungsvideos von youtube leise hören.

    Zu deinem Lampenfieber Ich empfehle dir das genaue Gegenteil von Konfrontationstherapie.
    Und zwar Tiefenentspannung in Verbindung mit Visualisieren.
    Stichwörter, die du dazu googlen kannst: Simonton & Simonton und Selbsthypnose mit Visualisieren.
     
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  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Für mich nicht die Lösung. Ich brauche Lampenfieber um gut zu sein. Es gehört dazu, um mich zu pushen.

    Der Punkt ist zu lernen mit dem Lampenfieber konstruktiv umzugehen.

    Habe ich keins, fehlt mir die Grundspannung und ich bin nicht wirklich bei der Sache….und auch nicht gut.

    CzG

    Dreas
     
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  18. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    @Dreas, das sehe ich nicht anders und widerspricht überhaupt nicht meinen guten Wünschen für @tango61 :D

    - konstruktives Lampenfieber heißt Vorfreude auf den Auftritt, das Vorspielen vor Publikum;
    im positiven Sinne sind wir da völlig einer Meinung :)

    Doch dazu braucht man das Erkennen seiner eigenen Nicklichkeiten,
    bzw. was auch immer dazu führt, warum der Auftritt dann doch nicht gelingt.

    ... deswegen mein Tipp sich Zeit zu nehmen für den o.g. Link, und wer weiß ;),
    vielleicht ist der eine oder andere Hinweis ganz hilfreich ?

    :joyful:
     
    Zuletzt bearbeitet: 3.September.2021
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  19. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Konfrontationstherapie ist schon ein sehr grobes Werkzeug. Es muss nicht gleich von Null auf Hundert gehen.

    Man sagt: Nichts macht erfolgreicher als Erfolg.

    Jeder kleine Erfolg ist ein Stück Selbstbestätigung. Es macht sicherer, suveräner und das führt wieder dazu, dass man leichter weiteren Erfolg hat. Dazu gehört aber auch, dass man die unvermeidlichen Rückschläge nicht als Katastrophen wahrnimmt die einen endlos runter ziehen. Tatsächlich gibt's über weite Strecken mehr Rückschläge als Erfolge. Das macht die erfolgreichen Momente ja erst so wertvoll und deshalb lohnt es sich, nach jedem Rückschlag weiter zu machen.

    Das ist vielleicht der schwerste Teil an der Übung: Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.

    Ich würde zuerst einmal mit Backing Track üben, um nicht gleich raus zu fliegen, wenn in der Umgebung auch andere spielen, womöglich eine Gegenstimme, einen anderen Rhythmus oder versetzt einsetzen. Dazu braucht es genügend Selbstvertrauen, dass man seinen Part RICHTIG macht, dass man beherzt ein Forte spielt, wenn nach einer leisen Passage oder längeren Pause ein Forte in den Noten steht. Dass man nicht darauf wartet, ob auch die anderen spielen, oder ob ich mich vielleicht verzählt habe.

    Mal bei offenem Fenster üben, und nicht darüber grübeln, ob es den Nachbarn gefällt. Es muss nicht in Ruhestörung ausarten, aber zumindest sollte man kein schlechtes Gewissen haben, dass man sich mit seinem Spiel vor den Nachbarn blamieren könnte.

    Vielleicht beim üben mal das Radio laufen lassen - mit einem ganz anderen Programm, um zu üben, die Umgebung zu ignorieren.

    Mach mal was Verrücktes. Wie eine Clown Nase aufsetzen und dann einkaufen gehen. Etwas wo Du sicher sein kannst, dass dich alle anstarren werden. Und dann grinse in Dich hinein, wenn Du merkst, jemand hält das für "ungehörig". :cool:

    Und es ist wichtig, dass man sich selbst und sein aktuelles Können akzeptiert, egal auf welchem Niveau es ist. Andere sind besser. Immer. Das liegt daran, dass sie eben besser sind, nicht daran dass ich schlechter bin. Na Und? Ich gönne es ihnen. Ein bisschen besser wird's wohl auch bei mir noch werden. Schauen wir einfach wie es sich entwickelt. Davon hängt das Wohl der Welt nicht ab und meins auch nicht.

    Das Zauberwort ist "Gelassenheit".

    Disclaimer:
    An allen diesen Baustellen arbeite ich noch. MEIN Ziel ist hier noch lange nicht erreicht. Aber mit jedem Jahr ist es MIR ein Bisschen mehr egal, wenn ich mich "blamiere".
     
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  20. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Ja, bei einer Phobie. Das hat sie aber nicht.
    Das Konzept der Tiefenentspannung in Verbindung mit Visualisieren wurde in den 80er-Jahren entwickelt von einem Arzt-Psychologen Ehepaar, die an einer Krebsklinik in Kalifornien vorher mehrere Tausend Akten von kranken Patienten studiert und analysiert hatten. Das Konzept hat sich durchgesetzt und wird heutzutage mit Erfolg auch in Kliniken angewandt und auch zur Prophylaxe eingestzt. Die Krankenkassen tragen die Kosten, was sie für Scharlatanerie sicher nicht tun würden.

    Das Konzept wurde auch von Sportlern übernommen, mit großem Erfolg.

    Siehst du, und ich arbeite nicht mehr jahrelang an diversen psychischen und gesundheitlichen Problemen. Meine Ziele erreiche ich mittlerweile sehr viel schneller.
    Und glaub mir, ich habe einiges hinter mir.
     
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