Notierung verstehen

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Nilu, 17.Dezember.2013.

  1. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    zur Zeit hänge ich an einer Stelle der "BLUES IMPROVISATION COMPLETE", einer Bluesschule mit Playalong, fest.

    Ich bin mir nicht sicher, wie die Notierung zu verstehen, zu spielen ist?

    Playalong Nr. 12: (im Swing feel)
    wird die Note Nr.2 im triplet feel gespielt oder gerade auf die 1und ?


    Playalong Nr 24: (even)
    wie lange wird die Note Nr.7 gehalten?
    welche Bedeutung hat der Tenuto-Strich an dieser Note?

    Danke sehr und einen schönen Abend wünscht
    Nilu
     
  2. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hallo Nilu,

    alle Achtel, also auch die Nr.2 werden triolisch gespielt. Sing mal die Melodie, dann wird Dir das einleuchten. Die Striche sollen wohl einfach andeuten, dass die Töne nicht zu kurz gespielt werden. (Genau genommen sind sie überflüssig.)

    LG bluefrog
     
  3. Marko1974

    Marko1974 Kann einfach nicht wegbleiben

    Der Sinn des Tenuto ohne eine darauf folgende erklärungswürdige Artikulation, wird mir auch auf alle Zeiten verborgen bleiben.
    ;-)
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Der Tenutostrich bedeutet, dass die Note breit ausgespielt wird. Einem häufigen Fehler von Anfängern, die zu lange Pausen zwischen den Tönchen lassen, soll hier vorgebeugt werden.

    Das erste Playback ist im swing feel, das zweite im even feel. Letzteres heißt, dass die Vierteltel gleich (even) aufgeteilt ist, also exakt einer Achtel entspricht.
     
  5. flar

    flar Guest

    Moin, moin Nilu

    Im Swingfeel wird das von Dir als Ton 2 gekennzeichnete C wird auf das dritte Triolenachtel der des ersten Schlages gespielt, das mit 7 bezeichnete A wird auf die Triolenachtel eins und zwei des vierten Schlages gespielt.

    Ich gehe mal davon aus das die geraden Achtel zum playalong 24 klar sind.

    Ich kenne das Playalong 12 leider nicht, aber daraus könnte sich der Sinn der Tenutozeichen ergeben.
    Sollte in der Begleitung irgend etwas auftauchen was sich rhythmisch so anhört:

    123/ 2 23 /323/ 4 23 /:I
    E-E/#F-#F/G-G/#F-#F/:I

    Die Töne dienen nur als Beispiel, können aber über A7 gespielt werden. Das entscheidene ist die Pause auf der jeweils zweiten Triolenachel und das die erste und dritte Triolenachtel kurz gespielt werden. Wenn so ein Rhythmus in der Begleitung vor kommt, und sei es nur auf der Hihat vom Schlagzeug, verdeutlichen Dir die Tenutozeichen das Du die Melodie nicht daran anpaßen sollst!

    Auch im Playalong 24 könnten kurze gerade Achtel gespielt worden sein. Sollte das nicht der Fall sein sollen Tenutozeichen wahrscheinlich eine "gesangliche",breite, fast gebundene Spielweise andeuten!

    Viele Grüße Flar

     
  6. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    In einem von mir kürzlich besuchten Workshop über Swing-Phrasierung von Thomas Voigt hat er versucht uns das Swing-Feeling über rythmisch gesprochene/gesungene Scat-Silben mit ein paar einfachen Regeln nahezubringen:

    1. Vor einer Pause ist alles kurz (Silbe dat)
    2. die Achtel werden mit den Siblen Duh (lang) und Bi (kurz) gesungen
    3. die Viertel mit dah (lang)

    Angwandt auf Dein Beispiel ist das

    (Pause - Duh) BiDuhDah DuhBiDuhBiDuhDah

    Ich hoffe ich konnte mich unklar genug ausdrücken und alle Klarheiten sind jetzt beseitigt :)

    Grüße,

    Rüdiger
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Zum Swing spielen gehört noch ein wenig mehr.

    So ist die Teilung der Viertel in zwei zu einer Triolenachtel nur eine behelfsmäßige Annahme.

    - Beim schnellerem Swing kann es bis zur geraden Achtelaufteilung kommen.

    - Auch die Phrasierung ist speziell, in der Regel braucht es einen sehr schnellen aber auch leichten Zungenstoß, auf das die Töne kaum unterbrochen werden. Wichtig auch, welche Noten man bindet und welche nicht.

    -Dazu kommt im Swingfeeling eine tendentielle Betonung auf der Und. Das wir im Notenbeispiel durch die Bindebögen angedeutet.

    -Weiterhin kann dazu gehören, dass man laid back spielt, alles ein wenig später als zum Beispiel Schlagzeug und Bass, nach hinten gelehnt halt.

    All das sind Kennzeichen vom swing feel. Am Besten viel guten Swing hören und nachmachen. Betonung der Und kann man gut singend üben.
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich würde mich Rubax' Meinung anschließen. Vergiss das "triolisch", sonst fängst Du nur an zu zählen und vergisst dabei zu spielen.

    Das Zauberwort heißt "Doo-Bi-Doo-Bi". Das muss man fühlen, nicht zählen. Bei einfachen Achtelfolgen ist das trivial. Die 1 ist immer "doo", die 2 immer "bi".

    Erst mal nur ein paar Takte (4/4) Achtel zum Einswingen singen. Zum Eingewöhnen ruhig die 1 betonen, auch wenn das im Blues kein Thema ist, weil auf der 1 nie was wichtiges ist - wenn sie überhaupt kommt.

    DOO-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi
    DOO-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi
    DOO-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi
    DOO-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi

    Dann mal die 1 auslassen (die Pause kann man mit "mmm" ruhig mal mit summen, aber dann ganz auslassen)

    mmm-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi
    mmm-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi
    mmm-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi
    mmm-bi-doo-bi-doo-bi-doo-bi

    Dann mal auf die 3 betonen, weil die zwei ist ja eigentlich nur ein Auftakt zur 3, weil die so kurz und auch gar nicht betont ist

    ___-bi-DOO-bi-doo-bi-doo-bi
    ___-bi-DOO-bi-doo-bi-doo-bi
    ___-bi-DOO-bi-doo-bi-doo-bi
    ___-bi-DOO-bi-doo-bi-doo-bi

    Die Viertel im ersten Takt ist auch ein "Doo-Bi" aber halt am Stück. Man kann das swing mäßig durch schunkeln. Die an die achtel angebundene Viertel (12+13) dann auch.

    Die Nummern 1-13:

    ___-bi-DOO-bi-daa-a doo-bi-DOO-bi-doo-da-aaa-a ...

    Ruhig mal ohne Instrument üben.

    Im Blues sind die Noten generell eher gebunden zu spielen, deshalb die Tenuto Striche zur Erinnerung. Bloß nicht vorzeitig abzwicken, bis zum Ende spielen und dann ein sanftes Anstoßen der Folgenote. Das ist ein sanftes "DuuDuDuuDu", dein "Tah ta tah ta". Das steht auch nur in Anfängernoten drin, später vertraut man darauf, dass Du "das Feeling hast".

    Wie auch schon erwähnt, eben die Ausnahme zu diesem sanften DuuDuDuu" ist, wenn auf die Note eine Pause folgt. Die ist dann Kurz. Also bei

    ..., achtel, achtel, achtel, achtel, achtel, pause | achtel ...
    ..., doo-----bi------doo-----bi------dat!_________ | doo..
     
  9. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem


    Da hat ppue das Wichtigste zusammengefasst.
    Ist zwar keine direkte Antwort auf die Frage, genauso wie mein Senf:
    höre guten Swing/Blues
    am besten bekannte Songs, lerne es zu singen, singe/spiele es nach, vergleiche das gelernte mit dem Originaltext. Danach ist alles wesentlich leichter. Ansonsten ist alles wie Fernkurs "Wie man Auto fährt" ohne dass der/die Lernende jemals ein Auto gesehen oder gesteuert hat...
    Viel Spass !
     
  10. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Alle diese guten Hinweise kann der geneigte Leser auch in meiner Jazz-Rhythmusschule nachlesen und gezielt an vielen kurzen Beispielen einüben.

    Ich finde die Tenuto-Striche sehr hilfreich in Swing-Phrasen. Schülern oder relativen Anfängern in dieser Stilistik hilft es oft, sie in neue Noten reinzumalen, insbesondere um die wichtige 1 und die 3 in komplizierteren Figuren zu markieren.
     
  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hier das entsprechende Zitat aus der Rhythmusschule:

     
  12. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ob sowas im Swing oder gerade gespielt wird hängt vom Playback ab. Ist dieses gerade von den Achteln oder ein Swing? Für Alto erinnere ich mich, daß die langsamere Version für A-Blues Swing war.

    Der Tenutostrich dient nur um nochmal zu zeigen, diese soll angestossen und breit gespielt werden.

    Wie ppue schon so schön sagte, triolisches Denken hilft nur begrenzt, denn der Swingfaktor ist Tempoabhängig, je schneller, desto weniger Swingfaktor. Aber auch bei langsamen Tempi wird bei Jazzsongs gerne auch mal fast gerade gespielt. Hier hilft nur Aufnahmen hören und von den grossen Spielern lernen.

    Ich halte nichts davon die und bei Achteln zu betonen, das endet meist bei Anfängern in einer Katastrophe und klingt eher nach Parodie.

    Durch die "Jazz"-Phrasierung (Offbeatphrasierung, nur die und wird mit der Zunge artikuliert) entsteht automatisch eine leichte Betonung, wird das verstärkt kling das meist eher schlecht. Die Phrasierung ist in dem besagten Heft notiert, was gut ist aber nicht bei allen Songs korrekt ausgeführt wurde (entgegen der Spielpraxis bei einigen typischen Licks).

    Lg Saxhornet
     
  13. flar

    flar Guest

    Moin, moin zusammen
    Wie schon erwähnt ich kenne weder die Schule noch die Playalongs, aber wegen der Auslegung des "swingfeels" möchte ich noch mal daran erinnern worum es zu gehen scheint!
    Viele Grüße Flar
     
  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ja schon richtig aber Blues bezieht sich nur auf die Abfolge der Harmonien. Und selbst bei der Harmoniefolge und der Länge gibt es hunderte Varianten (Dur, Moll, Parker, mit Bridge etc. etc.).
    Du kannst auch einen Blues als Funk oder Latin spielen, das wird dann nicht geswingt ist aber ein Blues.
    DA ich das Heft gut kenne und im Unterricht viel nutze kann ich auch sagen, da sind nicht alle Playbacks im Swingstil sondern auch viele mit geraden Achteln von der Stilistik her.

    Lg Saxhornet
     
  15. flar

    flar Guest

    Moin, moin Saxhornet

    Vielen dank für die Aufklärung!
    Wenn es hauptsächlich um Jazz und/ oder im weitesten Sinne Pop geht, ist der Titel aber etwas unglücklich gewählt finde ich!

    Viele Grüße Flar
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Moin, Moin flar,

    der Titel ist allgemein irreführend, weil es den Blues nicht gibt.
    Leider ist es eine häufige Fehlannahme auch, daß Blues immer was mit Jazz oder Swing zu tun haben muss. Die Schule ist trotzdem gut, könnte nur ausführlicher sein was die Welt des Blues angeht aber als Einstieg in das Spiel mit der Bluesskala über Bluesformen ist das schon janz jut.

    Beste Grüße
    Saxhornet
     
  17. Marko1974

    Marko1974 Kann einfach nicht wegbleiben

    Also eine Ansage vom Threadersteller wurde doch gemacht:
    Dieses Stück im Swingstil spielen.
    Welchen Sinn da ein Tenutozeichen an Position 3, 7 und 15 macht (welches laut besagtem Swingstil eh breiter gespielt werden müsste) erschließt sich mir nicht.
    Auch das Argument: Anstoßen der Note aufgrund des Tenutozeichens ist für mich nicht wirklich eine Erklärung.
    Muss man denn eine einfache Achtelnote ohne einem Tenutozeichens etwa nicht anstoßen?
    Und wenn ja, welchen Sinn macht dann ein Legatobogen?

    Aber wie gesagt, das Tenuto werde ich wohl nie begreifen.


     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich glaube, dass die Tenutostriche auch eine "Hilfe" für die Betonung sein sollen.

    Anfänger erkennen ja oft in komplexerer Rhythmik die Schwerpunkte möglicherweise nicht. Werden die ersten beiden Noten weich gespielt, kriegt vielleicht die Viertel die ihr zukommende korrekte Betonung.

    Ist nur eine Vermutung, muss nicht stimmen :)

    Als gutes Buch, wie Pattern gemeint sind, auch im Vergleich mit ihren "traditionellen" Pendants kann ich das Buch:

    Reading Jazz

    empfehlen.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  19. Marko1974

    Marko1974 Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Mugger,
    damit könntest du Recht haben.
    Vielleicht schmunzele ich in 2-3 Jahren über meine jetzige musikalische Inkompetenz.

    Bis es soweit ist, ist der Glaube an dem Weihnachtsmann größer als an dem Tenutozeichen.
    ;-)
     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nochmal: das Zeichen hat nichts mit Swing zu tun. Es ist auch nicht wirklich für den Profi gedacht sondern als Hilfestellung für Jemanden, der sich noch nicht so auskennt welche Noten mit der Zunge artikuliert/phrasiert/gestossen werden.
    Es geht hier nur darum klarzustellen, daß diese Noten mit der Zunge artikuliert werden sollen und das war es auch schon. Die Bindebögen sollen die "Jazzphrasierung" vermitteln.
    Ist eine typische Hilfe um da mehr Klarheit zu schaffen bei bestimmten Notenpublikationen, ähnlich wie Auflösungszeichen, die manchmal nicht sein müssten aber trotzdem als Hilfe und Erinnerung einen Takt später als das Vorzeichen war, gesetzt werden.

    Zurück zur Notation hier. Es geht nur darum die "gebäuchliche" Phrasierung mit der Zunge dort darzustellen, weil viele Anfänger diese noch nicht richtig beherrschen. Hätte man die Tenutozeichen setzen müssen? Nein.
    Man muss bei Jazzpublikation da etwas aufpassen, denn nicht immer stimmt das alles so bzw. wird es so gebräuchlich gespielt (gerade bei einfachen Big Band Noten) und zusätzlich ist damit meist nicht das Gleiche wie in der Klassik gemeint.
    Das ist Standardkram, den ein Lehrer einem Schüler sofort erklären kann.

    Lg Saxhornet
     
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