Objektive Merkmale eines guten Mundstückes

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 2.Oktober.2021.

  1. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    @Ton Scott

    Hab da ein Verständnisproblem.
    Du suchst nach objektiven Merkmalen eines guten Mundstücks.
    Dann bewertest Du Dein Mundstück aber völlig subjektiv.
    "Ich hatte schon so viele "Florida-Links" von RR, Wanne, Fry etc., die so viel effizienter,
    aber eigentlich fad waren.". Um nur ein Beispiel zu nennen.
    Und diese subjektive Bewertung, die letztlich entscheidend ist für das Urteil "Dieses Ding
    passt zu mir (oder auch nicht) möchtest Du an objektiven Kriterien messen?
    :-?
     
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  2. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Das erinnert mich an eine Geschichte aus meinem früheren Leben. Ich war auf Workshoptour mit Eddie Daniels. Eine Station war der damals kleine Laden von Harald Hüyng in Düsseldorf. Es war heiß, die Besucher standen dicht an dicht und lauschten Eddies Spiel und seinen Erzählungen. Eddie beantwortete geduldig viele Fragen (obwohl er wie alle komplett im Saft stand). Ein Teilnehmer fragte, ob er eine Sichtprobe mache, wenn er Blätter kauft. Das war in den 90ern durchaus noch üblich. Eddie sagte mit großem Ernst, er habe eine Methode gefunden, ein wirklich gutes Blatt ohne Anspielen zu erkennen. Ich sehe die Situation vor mir, als wäre es gestern gewesen. Im Auditorium war es muxmäuschenstill.
    Eddie fing an zu erzählen, es war sauheiß im Laden und die Luft war wie die Spannung auf das, was jetzt kommt. Einmalige Chance auf einen hochkarätigen Geheimtipp.
    Eddies Methode war einfach. Er nimmt aus einer Box zwei Blätter, hält sie rechts und links zwischen Daumen und Zeigefinger und lässt sie auf den Fußboden fallen. Das Blatt, dessen Spitze abknickt, wäre das gute gewesen.
    Schweigen, dann Gelächter.
    Eddie Daniels hat uns da eine feine Lehrstunde erteilt.
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Das erging mir ähnlich. Ich war so um die 12. Meine Mutter war sauer, weil ich die Hälfte der teuren Klarinettenblätter nicht spielen mochte. Sie ging zum Musikladen und bewirkte, dass ich die Blätter vorher sichten durfte.

    Es hat nicht wirklich was gebracht und ich hatte im Laufe meiner Karriere etliche Blätter, die super spielten, aber grottenschlecht aussahen, ungleichmäßig oder mit einem dicken Strang mittendrin.
     
  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wieso,
    das war ja nur eine Antwort auf Vor- bzw. Nachposter :)
    Meine Kriterien sind im Endeffekt die, dass ich halbwegs unfallfrei damit spielen kann.
    "Passt zu mir" oder "passt nicht zu mir" wirst Du von mir eher nicht hören. Ist aber auch egal, ich wollte ja wissen was ich machen oder spielen kann, damit ich - sollte ich mir so ein Teil kaufen - herausfinden kann, ob es handwerklich (oder maschinell halt) ok gemacht ist.
    @ppue hat mir ja schon einen Anhaltspunkt gegeben, den Rest finde ich schon selber raus.
    Interessant für mich finde ich für mich halt auch, wie leicht das Ganze gehen soll. Ich hab das Gefühl, dass die MPCs die ich hatte und hab (sind am Tenor eh nur 2, eines davon hab ich geschenkt bekommen) es einem möglichst leicht machen wollen. Beim Link ist das eher nicht so, und jetzt hat mich die Frage beschäftigt ob deswegen, weil es einen Fehler hat, oder weil das Design halt so ist und man sich mehr erarbeiten muss.
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Diese Frage interessiert mich auch, bringt es für mich auf den Punkt.

    Oder andersrum, warum gehen viele moderne Boutique-Mundstücke so leicht - für mich zu leicht. Ist das das Resultat von “zu viel” Perfektion, oder sind die nur auf bestimmte Eigenschaften optimiert, ginge aber auch gezielt anders?
     
  6. mato

    mato Strebt nach Höherem

    „So eins“ kaufen klingt nicht gut. Wenn dein Mundstück wirklich gut spielt, dann ist das bei Otto Link wahrscheinlich durch die Antiqualitätskontrolle gerutscht und sollte nicht wieder aus der Hand gegeben werden. ;)
    Alle New Vintage und New Floridas, die ich bisher getestet habe (sind inzwischen einige gewesen) waren nicht in Ordnung.
    Mit einem liesen sich gar keine Töne spielen.
    Ein New York Modell hingegen war mal herausragend gut, das habe ich dummerweise zurück gesendet. Dem trauere ich heute noch nach.
     
  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Na dann lass doch bitte mal raus, wie Du da draufgekommen bist.
    Wie gesagt, ich glaub ich kann ganz gut kompensieren.
    Oder dieses Exemplar ist wirklich ok :)
     
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  8. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Das geht schon auch gezielt anders. Unter anderem mit mehr Elliptizität in der Bahn bekommst du mehr Widerstand.
    Aber der Geschmack der meisten Spieler scheint auf sehr leichte Ansprache abzuzielen. Daher ist die radiale als "leichteste Bahn" quasi Standard bei allen besseren Mundstücken.
    VG
    Jens
     
  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Danke Jens. Jetzt wäre noch interessant, was Du für die leichte Ansprache herschenken musst.
     
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  10. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Also erstmal finde ich, dass es wirklich toll bei Dir klingt! Der ultimative Test ist für Dave und mich immer, ob Achtelketten oberhalb von etwa 240bpm noch gehen, oder ob man dann "steckenbleibt". Ich habe bei Dave unzählige Mundstückkrisen mitbekommen (die eigentlich Reedkrisen sind), und da ist es meistens so, dass ein neues Blatt kommt und dann das Mundstück einfach nicht mehr zu artikulieren ist und nur noch nach Socke klingt. In der Regel handelt es sich bei dem Mundstück um eins von x Vintage Links (oder Vintage Dukoffs, die sehr vergleichbar mit den Links sind). Das führt dann zu einem frustbedingten kurzfristigen Wechsel auf ein modernes Mundstück, welches supergut abgeht aber ich meistens mein Veto einlege weil ich finde dass es Sch... klingt. Und dann geht der Kreislauf von vorne los - es findet sich nach unzähligen Blattversuchen wieder eins von den Vintage Links/Dukoffs, die spielbar sind... Ich habe dieses Spielchen für mich persönlich auf drei Vintage Mundstücke (zwei Dukoffs, ein Link Doublering) reduziert und habe mich mehr oder weniger auf eins der Dukoffs eingefahren und trete lieber zwei Schachteln Blätter in die Tonne bis ich dann eins habe, das funzt, weil ich dann einfach weiß, dass ich den Sound und die Artikulation genau da habe, wo es für mich genau richtig ist. Es geht halt nichts über einen klassischen Link-/ Dukoffsound... Ob es nun was mit der Verarbeitung zu tun hat oder dass die einfach reedfussy sind weiß ich auch nicht.
    LG Juju
     
  11. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Ich persönlich glaube nicht dass mit leichter Ansprache irgendwelche negativen Eigenschaften von Seiten des Mundstücks erkauft werden.
    Ich denke mir aber dass man als Spieler in der Tonbildung anders arbeitet (oder arbeiten muss) wenn da mehr Widerstand ist.
    Es gibt auch verschiedene Arten von Widerstand. Je nachdem ob das Baffle Murks ist, die Bahn krumm oder eben nur leicht elliptisch.
    Nur mit letzterem wird man sinnvoll arbeiten können.

    Ansonsten sind Musiker eh sehr spezielle Leute mit sehr speziellen Vorlieben. Man kann es als Hersteller nicht jedem Recht machen ;).

    VG
    Jens
     
  12. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Zum Beispiel muffiger Sound, sehr leise trotz hoher Luftgeschwindigkeit, gefühlt verstopft, verzögerte Ansprache, kein leises Spiel möglich.
    Das sind objektiv betrachtet fehlerhafte Mundstücke gewesen, die du sicher gleich wieder zur Seite gelegt hättest. Ich war erschrocken, dass es in dieser Preisklasse immer noch keine funktionierende Qualitätskontrolle zu geben scheint.
    Deins scheint ja nun grundsätzlich zu funktionieren. Ich bin gespannt, ob du es behältst.
     
  13. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Ich würde mir einfach noch eins zum Vergleich besorgen, ehe ich es kaufen würde. So kannst du es noch besser einschätzen.
     
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  14. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich hätte noch 7er mitnehmen können, 7* war keines mehr lagernd. Nö, ich probier heute am Nachmittag noch ein wenig, und dann - mal sehen, bis Samstag hab ich Zeit :)
    Nach dem was Mato erzählt kann dieses Exemplar nicht ganz so schlecht sein. Und Refacing oder zumindestens halt Korrektur wäre dann noch eine Möglichkeit, da hab ich gute Kontakte auch zu Kollegen, die das können.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich könnte mir vorstellen, dass genau das Korrigierenmüssen von Effizienzmangel dazu beiträgt, dass einem der Sound besonders gefällt.
     
  16. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Hallo @Gaivota , kannst du die *Elliptizität* der Bahn noch etwas näher/ausführlicher erklären ?
    Ich dachte bisher immer die Bahnen hätten alle eine mehr oder weniger ausgeprägte Ellipse . Die Bahnlänge würde dann darüber entscheiden ob stark (lange Bahn) oder leicht elliptisch ?
     
    Rick gefällt das.
  17. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Eine radiale Bahn ist quasi ein Kreisausschnitt.
    Elliptisch bedeutet, dass bei gleicher Bahnlänge und Öffnung die Bahn mehr Material hat, quasi eine Art "Buckel". Das erzeugt mehr Widerstand bei theoretisch gleich guter Ansprache.

    VG
    Jens
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Theoretisch würde ich darauf schließen, dass die elliptische Bahn der natürlichen Verformung des Blattes beim Schwingen stärker gleicht.

    Aus dem Bauch heraus würde ich vermuten, dass ich bei gleicher Öffnung und Länge auf der elliptischen Bahn mehr Rückhalt im dickeren Teil des Blattes habe, es etwas schwerer anspricht, aber ich die Höhen sauberer und vielleicht auch lauter spielen kann. Sprich, es macht weniger schnell zu. Ist aber nur eine Bauchtheorie.
     
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  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    @ppue war schneller: Ich hätte auch vermutet, dass das Blatt elliptisch schwingt, je dünner desto mehr Auslenkung, d.h. an der Spitze erheblich stärker als weiter unten.
    Bin daher auch überrascht zu hören, dass die gängigen high end Bahnen meist radial sind.
     
    Rick und Gelöschtes Mitglied 13399 gefällt das.
  20. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Ich sollte noch erwähnen dass sich das mit den radialen Bahnen primär auf Tenor und größere Bauarten bezieht und da v.a. auf Mundstücke mit eher großen Kammern und ohne Step Baffle. Bei solchen mit hohem Step sind elliptischere Bahnen wahrsch. häufiger anzutreffen, aber da kenne ich mich zu wenig aus für valide Aussagen.
    Bei Alto-Mundstücken sind elliptische Bahnen auch eher üblich soweit ich das überblicke.
    VG
    Jens
     
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