Parabolik vs. Kegel

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Ernesto, 10.Januar.2008.

  1. Adolphe

    Adolphe Ist fast schon zuhause hier

    Genau, Schorsch, das ist der Punkt.
    Sax selbst strebte wohl einem weichen, oberschwingungsarmen Ton an, wie ihn das Rascher-Quartett spielt. Da ist Christines Buescher-Sopran manchmal kaum von einer Flöte zu unterscheiden.
    Heute ist ja eher der strahlende, oberschwingungsreiche Ton modern/gefragt.
    Da sieht man, dass diese Beurteilung dem individuellen Geschmack unterliegt, der auch von der Art der Musik abhängt, die man machen will. Und der Geschmack hängt auch wieder von der Mode ab...
    Mein Anliegen ist es nicht, das für mich am besten klingende Instrument zu finden. Das habe ich schon (von Zeit zu Zeit ändert sich das, weil mein Geschmack sich auch ändert).

    Ich möchte vielmehr wissen, von welchen materiellen Faktoren der Klang eines Instruments abhängt, damit man eines konstruieren könnte, das den eigenen Klangvorstellungen weitestgehend entgegenkommt.
    Inderbinen hat uns da schon etwas voraus. Seine Instrumente gehen sowas von ab im modernen Sound...

    Der weiche Sound: Da fällt mir als erstes Buescher ein, dann habe ich ein altes Keilwerth, das in die Richtung geht, und bei den französischen Klassik-Musikern stehen wohl die Buffet-Kupfer-Saxophone ganz oben. Aber die habe ich noch nicht probiert.

    Und mir als Naturwissenschaftler lässt es keine Ruhe, ehe ich nicht weiß, worin die Unterschiede begründet liegen!
    Pü, Du hast völlig Recht, wer einen guten Ansatz hat, kann auf jedem Sax "seinen" Sound erzeugen. Ich kriege auch aus einem alten Weltklang schöne Töne heraus. Aber auf dem Keilwerth macht es mehr Spaß, das kommt einem entgegen! Und außerdem fasst es sich schöner an. Die haben schon in den sechziger Jahren gute Applikaturen mit der Selmer BA-Mechanik (in Lizenz? Oder war da das Patent schon abgelaufen?) gebaut.

    Die Handhabbarkeit spielt natürlich für mich auch eine Rolle, welches für mich das beste Instrument ist. Aber in diesem thread sollte es ja ausschließlich um den Klang gehen.

    Liebe Grüße

    Fumi
     
  2. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Für meine Fragestellung nicht. Denn was du am schönsten findest ("du" jetzt exemplarisch für jede Person, mich eingeschlossen), interessiert mich ziemlich wenig.
     
  3. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Aus "Akustik der Holzblasinstrumente in Einzeldarstellungen" von Jürgen Meyer.
    Das Buch ist von 1966.

    Ich denke man muss das Rad nicht täglich neu erfinden, die Daten zu diesem Thema sind aber sicher nicht so einfach zu bekommen. Die Saxophonhersteller werden wohl überwiegend damit arbeiten.

    Sicher eine interessante Wissenschaft, ob sie aber den Suchenden weiterhilft?

    Liebe Grüße

    Chris
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Ok, Schorsch. Ich glaube, es geht hier ein wenig durcheinander. Meine Äußerungen bezogen sich nur auf die Praxis des Vergleichhörens von Saxophonen. Und ich befürchtete einfach, dass ein experimentell wiederholbarer Versuchsaufbau mit Anblasmaschine keinem was bringen würde. Es würde nur Hupen und man hätte Mühe, einen solchen Ton zu beurteilen.

    Aber ich kann ja irren, also ausprobieren. Ich habe mal auf zwei verschiedenen Altsaxen ein tiefes und ein hohes G gespielt und sie direkt aneinander geschnitten. Auch hier ist es ein moderneres und ein Vintage-Saxophon, die Reihenfolge verrate ich nicht. Habe versucht, die Anblasmaschine zu machen.

    Hier hören.

    So sehen sie aus:

    [​IMG]
    [​IMG]
    [​IMG]
    [​IMG]

    Ton 1 und 3 kommen aus der einen Tröte, Nummer 2 und 4 aus der anderen.

    So, beurteilt mal bitte die Töne.
     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist vielleicht noch interessant, das Spektrum. Zur
    Erklärung: von links nach rechts läuft die Zeitachse. Die 4
    Töne unterscheiden sich gut. Von unten nach oben ist die
    Tonhöhe aufgezeichnet und die Farben zeigen die
    Lautstärke an. Violett ist leise bis Gelb gleich laut.
    Das Gelbe ganz unten ist der Grundton.

    Man sieht, das Sax, welches den ersten und dritten Ton
    spielte, ist Obertonreicher, es schwingen also mehr hohe
    Obertöne mit.


    [​IMG]
     
  6. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Dann müsste, nach der allgemeinen Auffassung, dass die modernen Saxe Obertonreicher sind, das Sax 1/3 das Moderne und 2/4 das Vintage sein.
    Gehört habe ich es nicht, da ich nur über lausige Laptop Speakers hören könnte und da kommt nix dabei raus, denke ich! ;-)
     
  7. Nilo

    Nilo Guest

    Also, das erste Sax ist ein Buffet Crampon S1, das zweite ein Conn, wahrscheinlich ein Chu. :;)
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Hi Nilo, lang nicht geschrieben (-:

    Danke für die Kommentare. Schreibt doch bitte auch,
    welcher Sound euch besser gefällt.
     
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    ppue, du wirst mir verzeihen, mir gefallen Beide nicht, aber das Instrument von 2 und 4 noch am Ehesten.

    Ich muss auch zugeben, dass diese Art des Ton/Klangvergleiches mir sehr schwer fällt. Die Töne haben keinen Anfang und kein Ende, und du hast dich auch ziemlich erfolgreich bemüht, Ansatz und Atmung maschinengleich konstant zu halten.

    Ich kann da kaum ein Saxophon erkennen, mir kommen die Töne/Klänge eher wie die Sounds meines ersten Samplers, als wie die eines realen Saxophons vor.

    Ich habe dann einfach genau das Gleiche aufgenommen mit meinen beiden Instrumenten, und damit habe ich wenigstens eine Vorstellung.

    Ich würde vermuten, 1 und 3 gehören zum moderneren, 2 und 4 zum älteren Instrument.

    Gruß,
    xcielo
     
  10. Nilo

    Nilo Guest

    Ich finde, man kann hier keine qualitativen Vergleichurteile fällen, zumal du ja auch sagtest, du hättest so "maschinenhaft" wie möglich gespielt, obwohl dir das (zum Glück) nicht völlig gelungen ist. Was sagt der Vergleich? Dass Saxophone unterschiedlicher Marken/Bauart unterschiedlich klingen. Ich glaube, das willst du demonstrieren. Und da gebe ich dir uneingeschränkt Recht. Denn die ewige These, der Sound hängt nur vom Spieler ab..., man hört das hier zu oft.
    Was sind es denn nun für Instrumente? Hatte ich Recht mit dem S1?
    LG
     
  11. Adolphe

    Adolphe Ist fast schon zuhause hier

    Das habe ich auch schon festgestellt: Wenn man Töne ohne den Anfang aneinandersetzt, und wenn sie noch so schön gespielt waren, klingt es nachher wie aus dem Synthesizer. Der Anschwingvorgang ist für den Klangeindruck unheimlich wichtig! Manchmal kann man Instrumente nur an ihrem Anschwingverhalten identifizieren (z.B. Flöte und Rascher-Sopransaxophon). Übrigens ist es kein Zufall, dass mich das Anschwingverhalten eines Akkordeons manchmal an ein Saxophon erinnert - und umgekehrt! Es ist auch erstaunlich, dass man Instrumente sogar in schlechten Aufnahmen (Radio, AM), in denen die Höhen drastsch beschnitten sind, identifizieren kann! Unser Hörapparat scheint doch nicht so leicht zu übertreffen zu sein! (Mit Hörapparat meine ich natürlich nicht ein Hörgerät...)

    Gruß

    Fumi
    (Was die Analyse der Töne angeht: genau wie xcielo!)
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, da hätt ich gerne noch mehr Stimmen. Ät xcielo: genau das war mein Reden in diesem Thread. Ich habe den Ein- sowie Ausschwingvorgang extra abgeschnitten, damit auffällt, wie wenig ein solcher Ton beurteilt werden kann, wenn er nicht in die gängige Spielpraxis einbezogen ist. Trotzdem finde ich die Unterschiede signifikanter als gedacht.

    Denn auch beim Einschwingvorgang werden die Hörner unterschiedlich klingen. Wie wichtig der 'Attack' ist, zeigt vielleicht ein kurzes Stück, welches ich mittels aus abgeschnittenen Saxophontönen hergestellt habe. Das sind wirklich alles Originaltöne aus meinem Horn, allerdings nur die Enden und hart geschnitten. Was herauskommt, ist ein Saiteninstrument:

    Hören

    Ich hab das Stück schonmal an anderer Stelle vorgestellt, einige kennen es vielleicht schon.
     
  13. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Sicherlich gibt es deutliche Unterschiede, welches das modernere und welches das ältere Instrument ist, fällt mir nicht schwer zu beurteilen (was ja nicht heißen muss, dass ich auch richtig tippe).

    Ich kann nur so schlecht beurteilen, welcher Klang mir besser gefällt, weil ich sie so gar nicht in mein Tongefühl einsortieren kann.

    Das Stückchen hat mir den Tag gerettet :)

    Genial :idea:

    Gruß,
    xcielo
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Ich persönlcih bin der Meinung, dass es sehrwohl objektive Kriterien für die Güte des Klanges gibt.
    Kenny G hat eine qualitativ guten Sound, aber persönlich hasse ich ihn.
    Mein Lehrer hat einen tollen Sound, den ich auch bewundere, aber persönlich würde ich nie so klingen. ich finde es ist nen Schleimiger Stiiefmutter Sound.
    Manchmal finde ich auch einen Pornosaxophon gut, obwohl ich auch nicht fan von dem Sound bin.
    persönlich stehe ich auf den Sound von Maceo, aber es viele Saxophonisten, die einen qualitiv besseren Sound haben.
     
  15. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Okay, meine Kaufentscheidung würde ich auch nicht grade von dem Blechkameraden abhängig machen wollen.
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Na gut, dann löse ich mal auf:

    Ton 1 und 3 sind von einem parabolischen Conn New Wonder I

    Ton 2 und 4 sind von einem Buffet Crampon S1



    Es liegen also alle grundverkehrt. Nochmal ein paar Gedanken dazu:

    - das Buffet Crampon ist als 'Klassik'-Instrument den alten Saxophonen recht ähnlich und vielleicht nicht wirklich als 'modern' zu bezeichnen.

    - das dickere Material des Conn reflektiert die Höhen besser, dass dünnere Metall des Buffets absorbiert diese Schwingungen mehr.

    - Frequenzen von 8000 und mehr Hertz werden von alten Schallplatten nicht wiedergegeben. Dadurch ist der von mir geliebte Obertongesang der alten Hörner gar nicht überliefert. 1934/35 gab es erstmals den Begriff 'High Fidelity' und er wurde für Schallplatten gebraucht, deren Frequenzgang von 40-8000 hz ging. Also schneide ich mal bei meinen Bespieltönen alle Frequenzen über 8000 Hz ab:

    Nochmal das Original.

    Das Gleiche ohne die Frequenzen höher als 8000 Hz.

    Jetzt verändere ich das Beispiel, indem ich nur noch Frequenzen zwischen 50 und 5000 Hz wegnehme und beame uns so ins Jahr 1925.

    Ohne den direkten Vergleich kann man die Hörner nun kaum noch auseinander halten.
     
  17. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin ppue,

    verrätst du mir jetzt auch mal, mit welchem Mundstück du gespielt hast ?

    Ich bin ziemlich erstaunt. Am Klang hätte ich es nicht festmachen können, aber ich hatte gestern auf die Schnelle einen Vergleich meines Buffet S1 mit dem King Zephyr und dem G gemacht, und mir die Verteilung der Frequenzen angeschaut.

    Tatsächlich war bei mir das Buffet deutlich obertonreicher. Eigentlich sah mein Bild Deinem sehr ähnlich, nur dass ich das Buffet auf 1 und 3 hatte.

    Jetzt hast mich neugierig auf ein Conn gemacht. Ich werde mal meine "Quelle" befragen ;-)

    Aber ich hätte da noch eine Frage hinsichtlich deiner Interpretation der Materialdicke. Ist das nur deine Vorstellung von den Gegebenheiten, oder hast du einen objektiven, d.h. physikalisch gemessenen Hinweis auf diesen Einfluss.

    Gruß,
    xcielo
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist leider alles etwas außertopisch hier, weil es mit den Parabeln nichts zu tun hat. Ich schreib trotzdem mal hier weiter, weil es ja auch nützlich sein kann, heraus zu finden, welche Ergebnisse nicht auf die Bauweise, sondern auf das Material zurückzuführen sind, um diese dann auszuklammern.

    Das Mundstück ist ein Meyer M6, schon sehr alt und ab und zu von mit abgezogen. Von daher kann es sein, dass die Bahn nicht mehr 100% dem Original entspricht.

    Zum Material sind es subjektive, gefühlte und Erfahrungswerte. Das Sax muss ja gar nicht so alt sein: wenn ich ein Weltklang von 1960 spiele, ein kegelförmiges(!), dann höre ich genau das gleiche 'singen' im obersten Bereich, welches das Buffet nicht hat. Und die Weltklinger sind, wie die amerikanischen Vintages, in erster Linie dick und massig gebaut. Das muss ich nicht nachmessen, weil man einfach den Trichter ein wenig zusammendrücken kann und schaut, wie leicht er sich stauchen läßt. Da ist das Buffet ein Weichei.

    Weiter getragen werden meine Erkenntnisse durch die Erfahrungen mit unterschiedlichen S-Bögen. Das hätte ich früher nicht geglaubt, dass das Material dort entscheidenden Einfluss hat. Die Steamer sprechen wohl eine ähnliche Sprache. Darüber hinaus kenne ich auch den Unterschied zwischen einem Plastik- und einem Kupferrohr mit Sax-Mundstück drauf. Soviel aud püs kleiner Welt des Materiellen.
     
  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Danke für die Antwort.

    Ich will hier nicht die Materialdebatte eröffnen, wollte nur deine Meinung dazu lesen, weil du es gerade oben gesagt hattest.

    Da ich heute gelernt habe, dass es durchaus verschiedene S1-Unterarten gibt, könntest du mir vielleicht noch sagen, aus welchem Jahr Deines ist, und ob es mit oder ohne hoch f# ist ?

    Gruß,
    xcielo
     
  20. Adolphe

    Adolphe Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Pü,

    sehr verdienstvoll! Prima, dass Du mal gegen Vorurteile an arbeitest! Den Unterschied habe ich gehört, natürlich. Aber eine Prognose, welches Horn das ist? Da bin ich ganz vorsichtig.

    Es wundert mich nicht, dass das alte Conn so obertonreich ist. Mein Conn New Wonder II von 1928 hat auch einen viel spitzeren Ton als das gleichaltrige Buescher, mit meinem Schuncke Nr. 4 Mundstück kann ich einen wunderbar modernen und singenden Ton drauf spielen! (Vielleicht sind deshalb die alten Chu Berrys und Lady Faces so beliebt?)(Nur hat sich mein Geschmack im Laufe der Jahre in Richtung weich, mit Otto Link Nr. 6 oder Rascher Mundstück geändert. Mit dem Rascher Mundstück kommt dann auch der Rascher-Sound für die Klassik).

    Liebe Grüße

    Fumi
     
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