Polster einkleben Schellack vs Heißkleber,Hilfe gesucht

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11073, 15.September.2020.

  1. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Moin,mal eine Frage ans Schwarmwissen. Habe schon einige Polster,ja auch ganze Saxophonpolstersätze eingeklebt und gerichtet. Aber immer nur mit Heiskleber.
    Im orginal sind die oft mit Schellak eingeklebt. It das schwieriger zu verarbeiten? Bringt das Vor oder Nachteile? Oder ist das im Grunde genommen egal?
    Auch bei Heißkleber kann man ja durch erwärmen schön nachrichten.

    Freue mich auf viele Antworten und eine rege und fachllich faire Diskussion.
    Ich würde es eigentlich gerne mal mit Schellak versuchen
     
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  2. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    in den ersten Jahren habe ich mit Siegellack und Schellack gearbeitet. Heute hauptsächlich mit Heißkleber. Oft wird das Gerücht verbreitet, dass Heißkleber schneller flüssig wird bei Wärme und es somit zu Veränderung der Deckung kommen kann, wenn das Sax im Sommer im Auto ist. Das kann ich so aber nicht ganz bestätigen.

    1. Hat ein Sax nie etwas im Sommer im Auto zu suchen, da bei Hitze die Temperaturen auch Schellack und Siegellack gelförmig werden lassen und es hier auch zu Veränderung der Deckung kommen kann.
    2. Hat es auch etwas mit der Qualität des Heißklebers zu tun. Hier nutzen wir die Patex Stangen, da gibt es ein Sorte die extra transparent ist und sich sehr gut verarbeiten lässt.

    Früher wurde hauptsächlich Schellack von Herstellern verwendet, heute ist es überwiegend Heißkleber. Es gab in der Vergangenheit Hersteller, deren Instrumente so konzipiert waren und zudem mit einer Polsterdicke gearbeitet wurde, dass nur ein Hauch von Schellack genutzt werden konnte, um die richtige Dicke zu erreichen. Schallack und Siegellack sind in kalten Zustand aber eher brüchig. Fazit war, dass in Serie bei neuen Instrumenten die Polster abgefallen waren.

    Bei Heißkleber empfinde ich persönlich, wird er mit ausreichender Hitze in den Deckel getropft (keine Heißklebepistole) dass die Verbindung zwischen Polster und Deckel am stabilsten ist. Die leichte Felxibilität des Heißklebers wirkt sich beim verarbeiten zudem positiv aus.

    Aber es gibt auch eine andere Seite. Eine herausragende Saxophonistin hingegen wünscht explizit Schellack Kleber, da sie für sich eine bessere Klangqualität wahrnimmt. Das ist aber eine Ausnahme.

    Generell empfehle ich aber bei allen Materialien, mit so wenig Hitze zu arbeiten wie es muss, besonders in dem Moment, da dass Polster eingesetzt wird. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei zuviel Hitze, in Verbindung mit der Imprägnierung der Polster, anschließend ein stärkeres Schmatzen der Polster entsteht, als wenn mit minimaler Hitze gearbeitet wird.
    Bei Heißkleber heißt das für uns, wir tropfen es sehr heiß in den Deckel ein, warten dann aber einen Moment, bis wir das Polster einschwemmen, genauso erwärmen wir beim nachregulieren mit so wenig Hitze wie nötig.

    Gruß, ToKo
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.September.2020
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  3. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Danke für den Bericht Torsten,

    ...ein wirklicher Vorteil von Schellack oder Siegellack hat sich mir auch nie erschlossen.

    Hartes, sprödes Material, splittert, bricht...teilweise schlechte Haftung zwischen Metall und Filzrückseite der Polster.

    Zu den Pattex-Sticks ist mir noch aufgefallen, dass es bei den Transparenten zwei versch. Sorten bezüg. Temperaturverhalten gibt.

    Üblicherweise steht + 60°C auf der Verpackung, ich bevorzuge aber unbedingt die mit + 80°C - 10°C Angabe, denke die sind für den Polstereinbau thermisch sicherlich vorteilhafter.

    Bei starker Hitze oder Frost, sollten allerdings sowieso niemals Saxe oder andere Holzblasinstrumente längere Zeit gelagert werden.

    Gr Wuffy
     
  4. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

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  5. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Danke ihrzwei für die aufschlußreiche Antwort,dann bleib ich doch bei meinem Heißkleber,funktioniert ja gut
     
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  6. wolfsclarinet

    wolfsclarinet Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    Und dafür für das Thema. Habe ich noch auch schon öfter gefragt. Dann werde ich Mal noch meinen Vorrat an Schellack aufbrauchen, und dann auf Heißkleber wechseln (dann so in 10 Jahren ).
    Grüße wolfsclarinet
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn man das immer vermeiden könnte. Ich spiele auf Tour mit den "Tiny Teeth" sechs verschiedene Schnabelinstrumente (incl. Bari), die ich tagsüber nicht immer unter den Arm nehmen kann. Die Hitze aber war nie das Problem für irgendwelche Polster.

    Probleme hatte ich mit schellackverklebten Polstern eher bei großen Temperaturunterschieden besonders im Winter. Durch die unterschiedlichen Ausdehnungen von Metall, dem Schellack selbst und dem Polstermaterial sind mir schon einige Polster während des Konzertes raus gefallen. In der nächsten Pause dann Pattex drauf und möglichst in der alten Position wieder eingeklebt.
     
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  8. Ottokarotto

    Ottokarotto Ist fast schon zuhause hier

    @Toko
    Mit welcher Brennflüssigkeit füllst du deine "Lampe" ? Alkohol, Spiritus?
    Womit wird möglichst wenig Ruß erzeugt?
    Besten Dank für einen Hinweis.
     
  9. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hi, ich arbeite mit Propangas :-D.... Ansonsten habe ich früher AHK Spiritus Premium verwendet. Der in der milchigen Flasche, der stinkt nicht so. Gruß, ToKo
     
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  10. Ottokarotto

    Ottokarotto Ist fast schon zuhause hier

    Danke dir für die Info.
    Wird der Propangas-brenner nicht zu heiß für den Lack? Vermutlich kommt's wir bei allem auf die Dosierung an.
    VG
     
  11. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    So ist es ;-), Flamme läst sich ja über den Brenner einstellen..... Gruß, ToKo
     
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  12. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Was für einen Brenner verwendest du? Der Baumarkt um die Ecke hat nur fette Lötlampen. Feine Dosierung ist damit kaum möglich.

    Grüße
    Aerophon
     
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  13. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Genau - Weißglühend - schweißen war schon immer besser als Kleben!
    cheers Paco
     
  14. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

  15. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ich mach das mit Heißluftfön und ganz kleinem Aufsatz
     
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  16. rbur

    rbur Mod

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  17. kalleguzzi

    kalleguzzi Ist fast schon zuhause hier

    Fein dosierbare Gas-Heisslüfter gibt es mittlerweile auch.
    Schnell warm und auch schnell wieder kalt.
     
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  18. ferrytale

    ferrytale Ist fast schon zuhause hier

    Ich empfinde mehrere Vorteile mit Siegel-/Schelllack gegenüber Heißkleber:
    - Zieht keine Fäden (die dann u.U. auf der Klappenaußenseite landen)
    - Der Schmelz/Erstarrungs-Gradient ist steiler, d.h. Polster ist schneller in der endgültigen Position und bleibt dann so
    - "Kleckereien" lassen sich gut mit Spiritus entfernen.
    - Das Entfernen von altem Heißkleber aus Klappen ist eine tierische Sauerei und geht nur mit Hitze. (Meine Meinung)
    - nur am Rande: Heißer Schelllack riecht besser! :)

    Komisch, dass das sonst keinem so zu gehen scheint?!

    Gruß
    Ferry
     
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  19. rbur

    rbur Mod

    Was besser ist weiß ich nicht, ich nehme einfach das, was im Sax schon benutzt wurde. Dann spart man sich auch das Rauspopeln und hat über das ganze Horn was einheitliches.
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Ein Vorteil ist, dass die Elastizität von Polster und Heißkleber ähnlicher ist als die von Polster und Schellack. Mir ist noch kein heißgeklebtes Polster aus dem Instrument gefallen, aber etliche mit Schellack verklebte. Ich habe die dann mitunter mit des Publikums Hilfe wiederfinden müssen (Duodezimklappenpolster Bassklarinette).
     
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