Polster einkleben

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Benjahmin, 17.April.2005.

  1. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    Hi Zusammen !
    Aufgrund einer Anfrage von Thor 525 gleich mal eine Grundlegende Frage:
    WIE Klebt / richtet man neue Polster ein ?

    Dazu sei gleich vorweg gesagt , dass dies eine Wissenschaft ist , welche mit ihren vielfältigen Möglichkeiten , Meinungen , Erfahrungen usw. Bücher füllen würde.
    Generell gilt Folgendes: Das Polster wird auf der Rueckseite mit Schellack , Heisskleber oder flüssigem ( heissem ) Siegellack bestrichen....und dann in die erhitzte Klappe eingesetzt. Dadurch schmilzt/klebt sich das jeweilige Bindemittel fest.
    Weshalb wird nun mit Hitze gearbeitet....und nicht z. B mit Kontaktkleber ?
    Das hat seinen Grund in der Tatsache , dass man eine vorbereitete Klappe ( mit eingesetztem Polster) montieren kann....sie wiederum erhitzen kann und das auf dem weichen Lack / Kleber schwimmende Polster genau justieren kann, bis der Kleber erkaltet ist. Dieser Vorgang lässt sich teorethisch so oft wiederholen ( durch Erhitzen des Klappendeckels) bis ein Polster wirklich endgültig dicht ist....
    was mit anderen Klebstoffen nicht möglich wäre. Feuchtigkeit im Lack , sowie natürliche Rückfettungsprozesse im Polsterleder sorgen dann für den typischen Ringabdruck im Leder, welcher durch endgültiges Erhitzen "eingebrannt" wird.
    Dass dieser Vorgang für jede Klappe im Einzelnen vorgenommen werden muss und damit auch eine sehr differenzierte Einstellung von Korken , Stellschrauben usw. vorgenommen werden muss , ist da noch ein ganz anderes Thema.
    Da komme ich ein anderes Mal drauf. ;-)
    Grüße
    Benjahmin
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Soweit so gut. Womit sollte man erhitzen? Lötlampe, Bunsenbrenner, Feuerzeug, rußende oder entrußte Flamme ?
    Habe ich das richtig verstanden, dass man das noch justierbare Polster, also der Lack ist noch nicht ausgehärtet, montiert bzw. so an das jeweilige Tonloch drückt und dann wartet bis der Lack erkaltet ist ?

    mfg Joe
     
  3. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Joe
    Also eine rußfreie Flamme ist natürlich am geeignetsten ( Bunsenbrenner ist am Besten ).
    Also das noch nicht erkaltete Polster samt Klappe zu montieren , wird in den meisten Fällen nicht schnell genug gehen ;-)
    Nein....Du setzt die Klappe samt eingeklebtem Polster ein, und siehst erstmal inwieweit es bereits deckt. DANN kannst Du die montierte Klappe erhitzen , der Kleber/ Lack löst sich und das Polster kann mit einem Blech vorsichtig in die richtige Lage eingeschwommen werden. Erst wenn es richtig sitzt, sollte man dann den Abdruck reinbrennen, denn auch ein noch so hübscher Ringabdruck garantiert kein dichtes Polster.
    Man kann es zum Üben mal mit den Palmkey-Polstern probieren. Die kleinen sind noch relativ einfach dicht zu bekommen, bei den grossen Polstern tieferer Klappen kann das schon mal tüftlig sein.
    Grüße
    Benjahmin
     
  4. rbur

    rbur Mod

    hallo Benjahmin,
    also erstmal danke!
    Wie du ja schon sagst, kann man mit dem Thema Bücher füllen, beim Grasen im Internet habe ich dazu auch schon viel gefunden. Die meisten machen den Kleber glaube ich in die Klappe, was ist der Vorteil von deiner Methode?
    Dann würde mich die Sache mit dem Einbrennen noch näher interessieren. Da habe ich auch schon viel gelesen. Von einem der sagt, dass der Ring gar nicht nötig ist, bis zu einem, der das Sax in feuchte Tücher wickelt und eine halbe Stunde in den Backofen legt. Wie gehst du da vor?
     
  5. NorbertS

    NorbertS Ist fast schon zuhause hier

    Hi Benjahmin

    Ist sicher eine eigene Wissenschaft, erstmal die Pölster
    einzukleben und dann auch noch dicht zu bekommen.

    Weniger kritisch scheinen mir da die Top Tone - Kunststoff - Polster
    zu sein. Welche Erfahrung hast DU mir diesen bisher gemacht
    würdest Du diese auch empfehlen ?
    oder sind Lederpölster nach wie vor das Maß der Dinge ?

    LG


    Norbert
     
  6. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Rbur
    Ob Lack auf das Polster oder in den Deckel.....das gibt sich nicht viel, ist eher eine Gewohnheitssache. Bei Hitze verteilt sich der eh gleichmässig...so oder so.
    Ja...mit dem Einbrennen von Abdrücken, da gibt es so manche Philosophie. Der eine mag lieber garkeine Abdrücke , weil er meint , dass die Klangabstrahlung bei glatten Polstern besser sei und die Polster länger halten
    ( halte ich für Hörensagen ) die anderen mögen einen satten Ring weil dadurch die Dichtigkeit längerfristig gewährleistet ist, selbst wenn sich eine Klappe mal einen HAUCH verbiegen sollte. Feuchte Tücher und ab in den Ofen ?? Sowas kann man mit Fischhautpolstern machen ( für Flöten oder Klaris) ....aber doch nicht mit nem Sax !
    Industriell werden Saxe tatsächlich so eingebrannt...aber doch bitte nicht feucht !! Da riskierst Du von Anfang an klebende Polster.
    Einfach , wenn das Polster gut sitzt , einfach nochmal ordentlich Zunder auf den Klappendeckel und diesen leicht zugedrueckt , bis er abgekuehlt ist. ( ähhhm...natürlich NICHT mit blossen Fingern ;-) )......meist sieht man dann , wie sich im Ring die Ledereigene Feuchtigkeit ablagert...also der Abdruck wird nass. Dann hält er ewig.
    Wenn Du dann die Klappe noch eine Weile zugespannt lässt,
    solltest Du gewonnen haben.
    Grüße
    Benjahmin
     
  7. jumabu

    jumabu Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich glaub', Benjahmin stinkt dieses Nachrüsten *grins*
     
  8. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Norbert
    Dass Lederpolster nach wie vor das Mass aller Dinge sind , würde ich nicht behaupten. Dennoch ziehe ich sie grundsätzlich allem anderen vor, solange man sich nicht sicher ist.
    Die Toptones...also diese Neoprenpolster , spiele ich ja selber seit kurzem und ich bin ziemlich begeistert. ABER
    es war auch eine ziemliche Umgewöhnung, weil plötzlich Töne da waren bevor ich sie kaum gespielt hatte, Klappen einen GANZ anderen "Reboundeffekt" hatten als vorher und mir im Finger oft wieder hochgehupft sind....quasi den Gummieffekt ausgelöst haben....und so weiter.
    Also ich musste mit den Dingern erstmal umgehen lernen...bin seitdem aber hellauf begeistert. Also ich kann sie empfehlen...aber sie mögen nicht jedermanns Ding sein.
    Was den Einbau betrifft.....jahaaa....das hört sich einfach an ;-)
    Aber ich habe ganz schön rumbasteln und tricksen müssen , bis sie wirklich so liefen , wie sie sollten...vor allem mit den Polstergrössen. Geschlossene Klappen brauchen etwas grössere, offene Klappen etwas kleinere ( bezogen auf den Klappeninnendurchmesser ) damit sie eben diese Anpassungsbeweglichkeit haben. Dann musst Du definitiv ALLE Tonlöcher bedingungslos planschleifen ( was man mit Lederpolstern BEDINGT ausgleichen kann )......und am Schluss eine gnadenlos präzise Feinjustierung vornehmen...
    denn die Gummipolster gleichen kaum einen gestauchten Kork oder Filz aus....wie Lederpolster das tun...
    Also was Anfangs leicht erscheint , zieht dann doch einen ziemlichen Rattenschwanz nach sich. DANN aber lohnt es sich auch .
    Grüße
    Benjahmin
     
  9. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Jumabu
    :lol: :lol: :lol:
    Neee....inzwischen nicht mehr ;-)
    Aber ich scheine ja auch der Einzige zu sein , der jemals so Fabrikneue Teile bekommen hat , dass sie noch so lange nach Gummi stanken ;-)
    Hat sich aber echt gelegt.
    Gruß
    Benjahmin
     
  10. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    wenn vom einkleben der Polster geredet wird, sollte auch nicht ausser Acht gelassen werden, wie dick/dünn diese eingesetzt werden sollen, um erstens beim Druck ein defeniertes Gefühl zu haben, zweitens der Verschleiss auf Dauer auf ein Minimum reduziert bleibt. Denn ein Polster das zu dick bzw. zu dünn eingesetzt ist kann schneller wieder undicht werden.

    Weiterhin sollte, ehe ein Tonloch plangefeilt wird, ein Tonloch durch präzises Ausbeulen möglichst gerade gearbeitet werden. Planfeilen, also Materialabnahme, sollte immer erst dann durchgeführt werden, wenn es sich nur um minimal Bereiche handelt, also die Basis geschaffen ist.

    Ein Polster einfach einkleben und das wars, so einfach ist das dann auch nicht, wenn es auch vielen möglich ist, dass durch eine genaue Erklärung richtig zu machen.

    Gruß,

    Toko



    Holzblasinstrumenten-Studio
     
  11. NorbertS

    NorbertS Ist fast schon zuhause hier

    Hi Benjahmin

    Komplizierter als ich es mir vorgestellt hab, dann lass ich es vorerst
    und lass nur das notwendigste außer den üblichen
    Wartungsarbeiten machen, wenn etwas anfällt, bis
    ich mir mein Traumhorn leiste.
    Dann könnt ich mein gutes altes Roy Benson als Studienobjekt
    nutzen


    LG

    Norbert



     
  12. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    zu den Top Tone Polster sei noch anzumerken, dass Klappengeräusche gerade bei Studioaufnahmen mehr aufallen, als bei den Lederposltern.

    Beim bepolstern ansich, sollte beim Toptone, wie auch beim Lederpolster der Standart eines geraden Tonlochkamins so oder so gegeben sein.

    Aber das ist ja die Voraussetzung, so denke ich, für jeden Instrumentenmacher wie auch den sehr aktiven Reparateur.

    Gruß,

    ToKo

    Holzblasinstrumenten-Studio
     
  13. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Bis zu dieser Stelle schon einmal vielen Dank für die ausführlichen Tips, meine Frage ist damit beantwortet, dennoch würden mich weitere Meinungen und Erfahrungen von euch weiterhin sehr interessieren...

     
  14. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Toko
    Schön, Dich auch mal wieder hier zu treffen ;-) ;-)

    Ich kann Deinen beiden Postings da nur zustimmen.
    Wie "dick/dünn" ....bzw. "hoch/tief" ein Polster eingesetzt wird ist nicht gerade unbedeutend.....denn das kann ihm "Über-oder Unterbiss" verleihen.....es ist erstmal dicht , hält aber nicht lange vor.
    Daher arbeite ich auch lieber mit "Feelern" als mit einer Lampe.So kann man ganz genau erkennen , ob das Polster rundum den gleichen Auflagedruck hat...ergo seine maximale Dichtigkeit und Lebenszeit erreicht.

    Was die perkussiven Nebengeräusche der Toptones betrifft , so empfinde ich sie nicht unbedingt als lauter....aber als "aggressiver". Sie haben einfach mehr "Plip" -
    als "Plop-Effekt"....und setzen sich daher bei Aufnahmen eher durch. Ist mir inzwischen auch schon aufgefallen.....man hört sie deutlicher.
    Stimmt daher ziemlich genau , dass sie lauter wirken.
    Grüße
    Benjahmin
     
  15. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Toko

    Was ich noch vergessen hatte : " gerade Tonlöcher sollten selbstverständlich sein...." Da brauchen wir wohl nicht drüber zu diskutieren ;-)
    Aber was machst Du mit gebördelten Tonlöchern ?
    Klar....man kann sie etwas zurechtziehen, wenn sie nicht plan sind....aber so 100 Prozentig Spiegelplan bekommt man sie ja kaum. Daher hätte ich zum Beispiel bei gebördelten ( unplanen ) Tonlöchern eher Bedenken , was eine Toptone-Polsterung betrifft während man Leder da noch gut dicht bekommt.
    Bei der Toptone Beschreibung steht : " If the tonehole is VERY curved, BEND the disc. Nun ja...ich weiss ja nicht...
    Da würde ich mir aber komisch bei vorkommen....
    Grüße
    Benjahmin
     
  16. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Benjahmin,

    auch gebördelte Tonlöche sind plan zu bekommen.
    Allerdings ist der Zeitaufwand dabei wesentlich größer.

    Es bedarf dabei auch sehr genaues Ausbeulwerkzeug, teuer teuer ....

    Wie ein Tonloch bei Toptonepolstern auszusehen hat wurde ja schon erwähnt.

    Übrigens habe ich Deine Polster hier die Du noch bestellt hast.
    Habe Dir schonmal eine Mail geschrieben, kam aber kein Antwort.
    Du hast noch die 52er offen?!

    Gruß,

    ToKo


    ToKo Holzblasinstrumenten-Studio
     
  17. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Toko....
    Was die Polster betrifft , hab ich Dir ja schon gemailt.
    Komme demnaechst mal vorbei....

    Ausbeulwerkzeug und reichlich teuer......stimmt leider.
    Für die Tonlöcher wären halb - oder viertelrunde , gewölbte Flächen auf nem Haken ganz gut. Viel besser als Kugeln.

    Aber ich glaube , sich so etwas anfertigen zu lassen könnte günstiger kommen , als es fertig zu kaufen. Der Werkzeugmacher weiss ja nicht , wozu das Ganze gut sein soll.....und schlägt nicht gleich den dreifachen Preis drauf , weil es sich um ein Musikinstrumentenwerkzeug handelt.

    Bei der ganzen Medizinischen Industrie ist es doch das Gleiche. Da werden Infusionsnadeln und Schläuche zu Pfennigpreisen produziert....
    Aber nachher steht "Chirurgischer Bedarf" drauf und es kostet ein Vermögen. :-(
    Grüße
    Benjahmin
     
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