Polster wann wechseln

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von prislop, 17.November.2009.

  1. prislop

    prislop Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    ich habe die Möglichkeit, ein 9 Jahres altes Keilwerth SX 90 ohne gebördelte Tonlöcher günstig zu bekommen. Der Besitzer versichert mir glaubhaft, dass das Sax lediglich 6 Monate gespielt wurde und danach im Koffer verschwand. Entsprechende Fotos bestätigen das.
    Der Kaufpreis von 1200 Euro wäre aber nur dann gerechtfertigt, wenn in absehbarer Zeit keine GÜ ansteht. Ich hörte aber, dass auch bei einem nicht benutzten Sax. die Polster durch Austrocknung verschleißen. Muss ich nach 8,5 Jahren Nichtgebrauch mit einem Polsterwechsel bei dem Sax rechnen.
    Danke
    Prislop
     
  2. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Na gut, 8,5 Jahre ist jetzt nicht sooo viel...meine Polster sind auch nahezu so alt und da ist nix mit undicht oder ausgetrocknet. Es kommt natürlich auch drauf an, in welcher Umgebung das Horn aufbewahrt wurde. Lieber trocken als feucht. Letzteres könnte schnell zu Schimmel führen. Wenn sie gut aussehen, keine Risse zeigen und sich die Action gut anfühlt, hätte ich eigentlich keine Bedenken. Insbesondere nicht, wenn das Sax wirklich so wenig gespielt wurde.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    servus,

    ich trau mich mal an dein thema ran.

    es ist eine frage wie trocken das gute stück lag, offener deckel oder geschlossener/pflegezustand (seinerzeit)
    je nach spielintensität sind polster zwischen drei und
    8 jahren hinüber.

    wenn dir die routine fehlt das zu beurteilen, solltest du einen "wissenden" hinzuziehen.

    auch wenn man nich steinigen mag - als soforthilfe kommt folgende version in frage.

    du besorgst dir einen großen DICHTEN plastiksack in die die kanne gut reinpasst.
    SÄMTLICHE lager werden geölt- NICHT üppig, kleine tüpfchen und etwas klappen bewegen, also dran spielen. (ein abgebrochener zahnstocher tut da gute dienste- wenn man aus dem haushalt schöpft).
    dann ein BAUMwollgeschirrhandtuch nässen, auswringen (tropfenfrei) und handtuch und Sax in die Tüte, Tüte zu. drei tage warm liegen lassen.

    jetzt kommt der aufschrei der hier lesenden - HALLO!

    du machst unter dem strich nichts anderes als künstliche spielluft wieder in das system, sprich klappen und polsteraufbau einzubringen (welche polster sind verbaut??)
    damit wird alles etwas elastischer/geschmeidiger und du dürftest sogar recht gut spielen können, wenn alles deckt und nichts verbogen ist. danach ordentlich spielen und gut belüften.

    es ist ein behelf, damit es nochmals gesagt ist!- quasi eine reanimation auf einfacher basis.

    für geld bekommt man alles neu.
     
  4. prislop

    prislop Ist fast schon zuhause hier

    Was ist denn besser für die Polster, die Aufbewahrung im geschlossenen Koffer oder das offene Stehen im Ständer.
    Danke Prislop
     
  5. Dan

    Dan Ist fast schon zuhause hier

    - Kann man das so pauschal stehen lassen?
    Klar ist schon, das ein Polster nicht "plopp" macht und dann kaputt ist, sondern langsam härter, rissiger, evtl. unförmiger und somit undichter wird.

    Nachdem die Polster an meinem Sax schon sehr viel älter sind:

    Wie lange habt ihr die Polster drauf, bis ihr oder der Saxdoc meint, es müssten neue drauf???

    Dan

    Achja. bevor die Fragen kommen: Bis tief Bb runter ist kein Problem, mein ehemaliger Lehrer hat das Sax mal vor ca. nem Jahr gespielt und meinte es ist OK.
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo prislop!

    Hehe, darüber gab es schon so manche nette Diskussion hier...
    Einfach mal die Suchfunktion bemühen! ;-)

    --------------------------------------------

    Bei mir ist nach einem, spätestens zwei Jahren Sense, aber ich habe auch Schüler, die kommen 10 Jahre ohne Polsteraustausch zurecht.
    Das hängt vorwiegend davon ab, wie viel Du spielst und wie aggressiv Dein Speichel ist.

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  7. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte mein ca.20 Jahre altes Yangisawa T800 im Frühjahr zu GÜ. Es ist wohl nie viel gespielt worden und es waren noch die ersten Polster drauf, die noch wie neu aussahen. Es deckte soweit auch alles (einigermassen) aber mit hohem Kraftaufwand...

    Gruß
    Friedrich

    P.S.: Nach GÜ war ein deutlich angenehmeres Spielen.
     
  8. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde das sieht man den Polstern auch an wenn sie hinüber sind. Die Farbe wird dunkler. Man kann auch mal drüber fühlen, zumindest da wo man mit dem Finger hinkommt. Wenn die leicht nachgeben sind sie eigentlich noch i.O. Ob sie decken muss man dann mal mit dem LED-Licht-Stripe (;-)) prüfen, oder eben SaxDoc.

    In meiner 20-jährigen Laufbahn musste ich, trotz 40-50 Auftritte, 2x wöchentlichen Proben und zu Hause üben, vielleicht 5 Polster wechseln!

    Viele Grüße
    Sven
     
  9. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Yes Sir, sehe ich auch so :-D . Wir sind Perfektionisten, was die Harware anbelangt. Die alten Saxophonisten haben z.T. mit Hörnern gespielt (und wie!) da kamen Gummibänder zum Einsatz, weil kein Geld da war. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn jemand z.B. wirklich hart drückt bzw. anschlägt und dann kommt es auch noch ein wenig auf die Beschaffenheit der Tonlochränder an.

    @Rick: Du bist ein Vielspieler, denke ich, wenn du Sax zu Brötchen machst ;-)
     
  10. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Also bei richtig guten Polstern, die bei den Sx90 Verwendet werden, halten die Polster mal locker 10 Jahre.

    Ein Problem ist eher wenn Schellack zum einkleben verwendet wurde, daß der hart wird und das Polster rausfällt.

    Was wirklich sein kann ist, daß die Polster so trocken sind, daß sie erstmal nicht richtig schließen, aber das gibt sich nach einer Woche spielen.
    Vorausgesetzt es ist nix verbogen.
     
  11. Shorty

    Shorty Ist fast schon zuhause hier

    aus meiner Erfahrung gibt es zwei wichtige Faktoren wie lange ein Horn spielbar ist:

    - Qualität der Polster
    - Qualität der Überholung

    Wenn beides stimmt sind Kannen selbst unter Extremgebrauch ewig spielbar. Ab und dann mal nachstellen lassen. Ich kennen keinen Profi-Saxer der alle 5Jahre zur Überholung rennt. Eher über 10Jahre, wenn die Polster echt fertig sind werden die Kannen überholt.
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Hallo Shorty!

    Für mich fällt jetzt zu sehr der bio-chemische Aspekt unter den Tisch.
    Ich hatte mal einen Schüler mit DERART aggressivem Speichel, dass er tatsächlich jeden Monat die oberen Polster (egal welcher Qualität) wechseln musste, kein Scherz! :-o

    Nein, so ist es einfach nicht, das wäre eher die Ausnahme als die Regel.

    Ich auch nicht - das wäre mir und den meisten Kollegen viel zu spät. :-D

    Als "performing artist" mit wöchentlich drei, vier Proben oder Studio-Aufnahmen und ebenso vielen Auftritten verschlechtert sich einem oft die Ansprache allmählich ein halbes Jahr nach dem letzten Polsterwechsel und spätestens nach zwei Jahren sind die obersten Klappen dran, meistens früher.

    Natürlich kann man mit einiger Erfahrung und entsprechenden Tricks (mehr Fingerdruck, mehr Luft) das Ganze noch etwas rauszögern, aber warum muss man es sich unnötig schwer machen? :roll:

    Das Sax ist für einen Berufsmusiker ein Arbeitsmittel zum Geldverdienst und sollte entsprechend immer im möglichst besten Zustand sein.
    Kein Profi kann es sich leisten, vor Hunderten oder Tausenden Zuschauern beispielsweise die tiefen Töne nicht mehr optimal zu kriegen, so etwas ist einfach peinlich und verdirbt unter Umständen den über Jahre mühsam erarbeiteten Ruf. :-(

    Ach ja, und noch etwas zu antonios "Gummiband-Saxen" der früheren Zeit:
    So etwas war meines Wissens schon immer eher die Ausnahme (z. B. von Musikern, die ihr Geld lieber in harte Drogen anstatt in Reparaturen investierten) - sonst würde man die entsprechenden Anekdoten ja nicht erzählen. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  13. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Rick schrieb:

    Mag sein, ich wollte damit nur auf die Tatsache hinweisen, dass in unseren westlichen Kulturen der Material-Level sehr hoch ist und wir sehr viel darin investieren, obwohl es auch mit viel weniger noch gut geht. Das ist unser Ausdruck von Wohlstand und wirkt halt machmal schon auch ein wenig abgehoben. Ich neheme mich da nicht aus, muss mich aber auch immer wieder zur Räson rufen.
    Jedenfalls - kürzlich hörte ich einen Saxophonisten, muss aus einem Balkan-Land gekommen sein, dessen Alto sah aus wie vom Abbruch, seine Polster waren garantiert uralt. Gespielt hat er trotzdem wie ein Herrgott.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo antonio,

    ich kannte auch solche armen Musiker (z. B. aus dem ehemaligen Ostblock), die teilweise auf Schrott-Teilen noch fantastisch spielten.

    Aber eines kannst Du mir glauben:
    Sobald sie mal genügend Geld zusammen und zudem die Möglichkeit (freier Marktzugang) hatten, kauften sie sich in der Regel auch ganz edle neue Instrumente wie die abgehobenen Wohlstandsbürger. ;-)

    Ich habe ja auch meine Straßenmusik-Zeiten hinter mir mit Gummibändern, Hansaplast, zerfransten Blättern und uralten Polstern.
    Geht alles irgendwie - aber mit sorgfältig vom Fachmann gepflegten Instrumenten macht es IRGENDWIE doch mehr Spaß, finde ich. :-D

    Und so hält man die Wirtschaft in Schwung und lässt die lieben Sax-Docs leben, das nützt ja alles indirekt der Gesellschaft und damit doch wieder allen. :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  15. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Rick

    Da kann ich dir doch glatt nicht widersprechen... :-D

    Ein gutes Sax ist natürlich schon eine schöne Sache. Allerings achte ich jetzt einfach viel mehr darauf, was rauskommt als was ich am Material reinstecke. Das scheint mir letzlich ergiebiger und billiger - ein "Geiz ist geil-Typ bin ich aber nicht :)

    herzlichen Gruss
    antonio
     
  16. Sascha

    Sascha Ist fast schon zuhause hier

    Nachdem ich das Thema hier gestern gelesen hatte, ist mir aufgefallen, dass die letzte GÜ meines Altos schon wieder bestimmt 4 Jahre her ist... Und hab gleich mal die Polster gecheckt. Naja die tiefen sehen noch ganz OK aus, die oberen sind schon ziemlich fertig :-D
    Muss ich jetzt schon wieder ne komplette Generalüberholung machen lassen? Oder einfach nur die oberen Polster austauschen lassen?

    Und wie wirkt sich eigentlich der Zustand der oberen Polster auf die Ansprache der tiefen Lage aus?

    Viele Grüße,
    Sascha
     
  17. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Wenn das Sax noch einwandfrei spielt sein lassen, bis es dann wirklich komplett neue Polster braucht. Nach dem Motto: Never touch a running system :-D
     
  18. Rick

    Rick Experte

    Hallo antonio,

    da kann ich dir doch glatt ebenfalls nicht widersprechen... ;-)

    Ich finde, es kommt - wie immer im Leben - auf die richtige Balance an, z. B. ausreichendes Material UND ein entsprechender Spieler. :)

    ---------------------------------------

    Hallo Sascha,

    es reicht aus, wenn man immer nur die Polster wechselt, die gerade nicht mehr gut decken.
    Eine komplette GÜ war bei mir noch für kein Saxofon notwendig, das ich jemals (teilweise sogar über Jahrzehnte) gespielt habe.
    Aber einem Fachmann das Sax zu zeigen ist stets sinnvoll, finde ich. Im Endeffekt zählt jedoch, wie Du mit Deinem Instrument zurecht kommst.

    Ein undichter Zustand wirkt sich auf jeden Fall negativ aus. Insgesamt schlechtere Ansprache, besonders von F' an abwärts.
    War das eine Testfrage? :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  19. Shorty

    Shorty Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,

    ich kenne keinen Profi der solche Kannenprobleme hat wie du die schilderst. Und ich spreche von leuten dies wirklich richtig blicken auf dem Horn. Und die haben definitiv hohe Ansprüche. Auch kenne ich solche Speichelmonster nur als urbane Mythen. Wenn die Kanne gescheit überholt wurde (und das ist halt eben Voraussetzung) geht ein Horn sehr sehr lange. Und das bei starkem Gebrauch.
    Vielleicht liegts an den Kannen das die sich ständig verstellen.... kenne die Expressions nicht. Wenn dem so ist dann wäre auch hier der billigerere Einstandspreis für das Horn sehr schnell durch übermäßige Sax-Doc-Arbeiten aufgebraucht. Ne gescheite Überholung für ein Tenor kostet halt heute zwischen 600 - 800Euro...... Das wars dann aber auch für die nächsten 10Jahre.
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Hallo Shorty!

    Dass es ein Profi "richtig blickt", sollte selbstverständlich sein. ;-)

    Ich rede auch von Leuten, die zudem wirklich richtig viel spielen.

    Natürlich kann man die Polsterwechsel rauszögern, wie schon erwähnt - aber warum denn?
    So zwei, drei Pölsterchen im Bereich der "Palm Keys" sind doch keine große Sache, das geht schnell und kostet nicht viel.

    Kein Mythos, sondern Realität. Habe ich selbst erlebt, wie gesagt. :cool:

    Wir drehen uns im Kreis.
    Ich akzeptiere gerne, dass das Deine Erfahrung ist, aber es gibt nun mal tatsächlich auch andere Fälle.

    Was hat das mit Polsterabnutzung zu tun? :-?

    Meine Expressions, die ich übrigens erst seit 2008 benutze, sind die stabilsten Saxe, die ich persönlich jemals gespielt habe, dagegen war mein Yamaha YTS 62 weich wie Knetmasse. :-D

    Und damit hatte ich auch bisher keine nennenswerten Probleme, außer ein paar abgespielten Polstern im oberen Bereich, und so etwas kenne ich auch von allen anderen Marken, ist also nichts "Fernost-Spezifisches" (zumal die gängigen Polster meines Wissens meistens aus Europa kommen).

    Wie schon geschrieben, habe ich noch NIE ein Sax komplett überholen lassen, nur jeweils einzelne Polster ausgetauscht und vielleicht mal ein paar Federn nachgezogen, über Jahrzehnte.
    Und das kostet definitiv keine 600,-! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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