Reeds und Spucke

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 19.Juni.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    Ich brauche Wissen für ein Streitgespräch.

    Stimmt es, dass die Haltbarkeit eines Reeds durch "Enzyme" im Speichel wesentlich beeinträchtigt wird, es also durch Einwirkung von Speichel langsam zerstört wird?

    Mir ist so, als wäre dieses Statement lediglich eine wichtigtuerische Behauptung. Ich kann es aber nicht beweisen.

    Na? Biochemists to the fore!

    Herman
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Moin,

    das könnte an der chemischen Zusammensetzung des menschlichen Speichels liegen, der ua auch ein Verdauungsenzym enthält.

    Bei meinen Holz-Reeds hab ich den Eindruck, dass die ewig halten (mindestens 4 Wochen, bei 1 bis 2 Stunden täglicher Nutzung), allerdings lutsche ich die vor dem Spielen nicht an, sondern sie kommen kurz in mit Wasser verdünnte Mundspülung. Ausserdem achte ich drauf, dass ich keinen Labello oä an den Lippen habe.

    LG, Claudia < nix Biochemiker

     
  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Herman

    Biochemiker scheinen hier in der Minderzahl. Du hast explizit
    nach Expertenwissen gefragt.

    Damit kann ich nicht dienen. Aber "forumslike" tue ich trotzdem
    meine Meinung kund. Vielleicht fordert das dann doch auch einen
    Experten. :)

    Ich denke, dass die Abnutzung des Blattes eher physikalischer Natur ist.

    1. Der ständige Wechsel von Feuchtigkreit und Trockenheit
    belastet das Material
    2. Die Schwingungen ermüden das Reed. Jeder Ski verliert
    über die Zeit durch die Beanspruchung und Vibrationen
    Spannung (zumindest als die Latten noch einen Holzkern hatten) ohne das jemand daran rumlutscht.

    Autokarosserien werden weicher, Fahrradrahmen lassen nach.
    Auch da leckt keiner dran.....

    LG

    Dreas
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Moin,

    ich glaube nicht, dass Herman beabsichtigt, sich einen Ski unters Mundstück zu schnallen.

    Aber wie Du von Reeds auf Autokarosserien kommst - Respekt! :-o

    LG, Claudia
     
  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Claudia,

    ist doch gar nicht so abwegig....

    Hanjo schnallt die doch auf sein Mundstück!!!! Seine Reeds
    heißen "Völkl" oder "Atomic"....

    (Sorry Herman, das war 'ne Steilvorlage. Mich interessiert
    das auch, ob es da biochemische Wechselwirkungen gibt.
    Wir müssen halt darauf achten, dass der Thread weiter wahrgenommen
    wird, sonst geht der an dem einsamen saxspielenden Biochemiker
    vorbei. )

    LG

    Dreas
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Beide klappern.

    Ist schon gut - habe einen ausführlichen Artikel gefunden. Counting the Virtues of Bassoon Reed Cane Da muss ich jetzt erstmal durch.

    Herman
     
  7. Gast

    Gast Guest

    Im Zusammenhang mit der Frage der Auswirkung des Speichels auf die Reeds dürfte Dich diese Arbeit des an der entscheidenden Stelle des Textes zitierten Menschen interessieren: The Clarinet Reed: An Introduction to its Biology, Chemistry, and Physics

    Text hat knapp 500 Seiten, ab Seite 132 kommt er auf die Chemie zu sprechen.

    Wenn ich den Text Deines Links recht verstehe, kommt der Verfasser aufgrund der Arbeiten von Casadonte (der die knapp 500 Seiten verfaßt hat) zu dem Schluß, dass es neben der Zersetzung auch zu Anlagerungen ("lignin") kommt, die wasserabweisend sind, und die Bewegungseigenschaften verändern, vgl unter 5.

    Frohe Lektüre. :-D

    LG, Claudia

     
  8. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Unter der Voraussetzung, dass ein Blatt hauptsächlich aus Zellulose besteht - diese Behauptung stammte von mir - , haben Speichelenzyme keinen Einfluss auf die Haltbarkeit.

    Sagt eine Kollegin (Dr. der Biologie)"aus dem Bauch heraus", die spontan von mir heute zwischen Tür und Angel auf das Thema angesprochen wurde.
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Danke, Danke. Damit stehe ich immer noch zu meiner These, dass es egal ist, ob ich ein Reed im Mund oder mit Wasser anfeuchte. Die Lebensdauer wird zumindest NICHT WESENTLICH beeinträchtigt.

    Gruß, Herman
     
  10. Gast

    Gast Guest

    @Hermann

    Ich bin zwar auch kein Biochemiker aber ich denke, zu Deiner Frage müssen verschiedene Faktoren brücksichtigt werden.

    Grundsätzlich stimme ich der Theorie zu, dass Reeds nur sehr geringfügig vom Speichel angegriffen werden. Mechanische Beanspruchung wird da der weitaus wesentlichere Teil der Belastung sein.
    Ich selbst habe Reeds, die ich sogar schon über Jahre hinweg immer wieder mal spiele...mal mehr mal weniger und denen ist auch keinerlei Zersetzung vom Speichel anzumerken...anfangs waren sie etwas hart, nun sind sie eingespielt ( mechanisch weichervibriert)und begleiten mich eben schon sehr lange.

    Das ist die eine Seite der Geschichte.
    Die andere ist, dass es durchaus Leute gibt, welche z.B. einen sehr aggressiven Handschweiss haben....man sieht es oft an Klappen oder Mechaniken, wie diese vom Schweiss zeräzt sind....oft schon richtige Löcher in s Material gefressen sind. Genauso ist es mit dem Speichel....nicht jeder Mensch hat die gleiche Spucke, um es mal salopp auszudrücken.....und auch nicht jedes Reed ist aus dem gleichen Holz geschnitzt. So kann ich mir durchaus vorstellen, dass es in gewissen "Chemischen Konstellationen" halt auch zu einer Zersetzung des Holzes kommt.

    Als Parallelbeispiel sei mal ein simples Kaugummi angeführt....ich kann den ganzen Tag auf sonem Ding herumkauen....ich habe jedoch auch Bekannte, die HASSEN Kaugummis, weil sie nach kurzer Zeit in ihrem Mund zu einem bröseligen Brei zerfallen.
    Das ist alles eine Frage individueller Körperchemie und kann wahrscheinlich nur bedingt pauschal beantwortet werden.

    Falls es Dich jedoch in Deiner Streitfrage weiterbringt:
    Ich habe noch NIE von einem Holzbläser gehört, dem beim Spielen das Reed auseinandergebröselt ist, weil seine Spucke zu aggressiv war.....WENN überhaupt ist das dann ein eher langsamer Prozess, welcher der mechanischen Beanspruchung des Hölzchens weit hinten ansteht.

    LG

    CBP
     
  11. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Rein enzymatisch gesehen, ist der Mensch nicht in der Lage Cellulose zu verdauen, wir produzieren in unseren Zellen keine Cellulase. Weder im Speichel noch im Magensekret. :)

    Somit werden Blätter auch nicht daon angegriffen.
    Was evtl. mal einer Untersuchung bedürfte, ist die Frage, in wie weit Säure das Holz angreift. Kommt halt dann drauf an, was man vorher gerade gegessen oder getrunken hat, da verändert sich der PH-Wert im Mund ja.
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Danke, damit ist für mich die Sache mit den Enzymen gelaufen. :-D

    Hier ist mal ein Beispiel aus der Welt der absoluten Wahrheiten:

    So kommen Halb- und Einviertelwahrheiten in die Welt und werden ungehindert weitertradiert, solange sie ins Weltbild passen oder jemanden interessant machen.

    Gruß, Herman
     
  13. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    :-o

    Hat diese ominöse Quelle auch erklärt, wie man spielen kann, ohne das Blatt mit Speichel zu benetzen ??
     
  14. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich puder mir vorm Spielen immer den Mund aus, du nicht?!

    Ich habe meine Freundin, welche Biochemikerin ist nochmal dazu befragt und die hat ebenfalls gesagt, dass man Holz oder Schilfrohr weder mit menschlichem Speichel noch mit Magensäure zersetzen/verdauen kann.
     
  15. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Sag ich doch! :) Bio-Lk hat sich gelohnt! :)
     
  16. Gast

    Gast Guest

    Mit Puderzucker? *scnr* :-D

    LG, Claudia
     
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