Rhythmus-Improvisation

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Raggae, 17.September.2011.

  1. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Ihr Lieben,

    ich habe jetzt mal eine Improvisations-Frage, die Euch vielleicht so vorkommt, als wenn ich von einem anderen Planeten stamme. :)

    Hier geht es ja ständig um Harmonien, Skalen, Akkorde, usw., also kurz gesagt um die "richtigen" Töne. Die richtigen Töne will ich ja aber auch in tollen Rhythmen spielen, und dieses rhythmische Improvisieren finde ich vielleicht sogar spannender als das harmonische. Aber gibt es dazu auch solche tollen Systematiken wie eine Harmonielehre? Also so ne Art Rhythmus-Harmonielehre sozusagen? Wie kann ich da rangehen?

    LG,
    Raggae
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Ganz ehrlich: wenn du spielst, hör doch mal auf die Musik. Sie bietet dir die Spielwiese rhythmisch (wie meiner Meinung nach auch tonal) alles zu machen was du dir vorstellen kannst. Die einzige Begrenzungen und Regeln die existieren sind die, die in deinem Kopf existieren. Wenn ich dir jetz aufschreibe zwei Sechzehntel und ne Wurst bringt es dir viel weniger, als wenn du dich mal hinsetzt und vor dich hinspielst und rumprobierst.

    Edit:
    Der Vorteil von Rhytmik im Gegensatz zur Harmonik ist doch, dass Ersteres nicht so streng reglementiert ist. Du brauchst keine Rhythmuslehre, sondern nur deine 10 Lieblingsplatten (und noch was Geniales: es müssen nicht mal Saxophonisten sein) und etwas Zeit. Hör sie dir an. Hat eine Phrase nen geilen Rhythmus spielst du den nach. Fertig.
     
  3. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo reggae,

    eine wie ich finde absolut legitime und oft vernachlässiggte frage, was auch die antwort von wiesenleger zeigt. einfach mal 10 platten anhören, dann kommts schon von alleine-von wegen. die rhythmischen feinheiten, zu der dann auch die phrasierung der licks gehört sind nicht zu unterschätzen. insbes. auch die betonung von achteln, sechzehnteln und zusammenfassung von rhythmischen gruppen bis hin zu den sheets of sounds müssen geübt werden. die sachen, die man spielt müssen ja in das rhythmuskorsett passen und sollten nicht irgendwo polyrhythmisch rumwabern. und: timing und rhythmus ist erlernbar und muss trainiert werden genauso wie die melodik und harmonik.

    ich habe oft istrumentalisten gehört, die bei impros von der harmonik gut aber von der rhythmik langweilig oder sogar daneben waren.

    ich übe daher immer bewusst skalen und arpeggien in achteln und sechzehntel mit ganz bewusster betonung auf die schweren taktteile oder versuche auch mal 5-er oder 6-er gruppen zu bilden.

    bei playalongs das ganze dann durch aufnehmen und anhören oder einen lehrer oder am besten ducrch beides kontrollieren.

    grüsse

    andi
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Sorry, aber das liegt schon wieder ein typischer(!!) Fall von Verdrehung der Aussage vor.

    Ich rede nicht vom bloßen Anhören von Platten sondern vom Nachspielen/Mitspielen. Schon ein Unterschied. Übrigens kann man bei sowas sich auch die Phrasierung abgucken und was lernen. Wenn man bewusst hinhört merkt man auch, welche Zählzeiten betont werden (je nach Stilistik)

    Durch die Methode die ich anbiete lernt man praxisnah neue Rhythmen kennen im Kontext der Musik, die man machen will. Also checkt man gleich mit, wie man diese Rhythmen am besten anwedet. Was daran Vernachlässigung ist, musst du mir erstmal erklären.
    Im Gegenteil: Durch diese Methode, sofern man sie Gewissenhaft benutzt, lernt man nämlich noch viel mehr als nur durch "Achteln und Sechzehntel spielen" (oder was bietest du GENAU als Alternative zum Üben an?!). Denn es gibt auch viele aufschlußreiche Erkenntnisse über Microtiming. Wie man eine Phrase durch bewusstes nach-vorne oder nach-hinten spielen im Kontext verändert.
    Im Idealfall macht man beides, aber sollte man nicht soviel Zeit zum Üben haben empfinde ich meine Methode als effektiver, motivierender und kreativitätsfördernder.
     
  5. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo wiesenleger,

    ich finde, ich habe nichts verdreht. deine auffassung, dass die rhythmik weniger reglementiert ist als die harmonik ist meiner auffassung nach unrichtig. die rhythmik ist genauso streng zu beurteilen wie die harmonik, sie lässt im ergebnis auch keine ungenauigkeiten zu. unrhythmisches spiel klingt genauso schlecht wie unmelodiöses oder harmonisch dissonantes. vom grundsatz her. ich fand daher deinen 1. post etwas merkwürdig, weil ich den eindruck hatte das du die rhythmik als ziemlich nebensächlich nimmst. schön ist indes, dass du das mit deinem letzten post klargestellt hast.

    um reggae wirklich zu helfen, müsste man allerdings wissen, wo ihm konkret der schuh drückt, nämlich, ob er die grundlagen lernen will/muss (dann schwerpunktmässig arpeggien und skalen nach meiner empfehlung) oder er das alles schon gut beherrscht ( dann wohl eher die wiesenleger - empfehlung). recht gebe ich dir uneingeschränkt darin, dass das mitspielen zu platte/playalong am anfang mehr spass macht als skalen und arps rauf und runter. aber m.e. erst die wurzeln, dann die flügel.....

    beste grüsse

    andi
     
  6. Gast

    Gast Guest

    1. Was heißt denn erst die Wurzel dann die Flügel? Es geht doch ums Musik machen, oder? Übt man Musik machen indem man erstmal lieber keine Musik macht? Wie gesagt habe ich kein Problem mit Skalen üben oder sonstwas (mache ich ja selber). Aber wenn Jemand jetzt irgendwas (sei es Blues, Reggea oder Rock) spielen will, warum sollte er dies nicht einfach tun?

    2. Ich rede bei der Verdrehung von diesen Satz hier:

    Klar habe ich es im ersten Posting nicht detailliert erläutert, was ich mir vielleicht im nachhinein anlaste. Aber der Knackpunkt, das Nach- und Mitspielen, ist vorhanden und deswegen sehe ich da eine Verdrehung meiner Aussage.

    3. Natürlich ist die Reglementierung der Harmonik strenger. Falls wir nicht das gleiche darunter verstehen: Ich meine damit, dass das "Regelwerk" um die Harmonik viel stärker entwickelt ist. Es gibt mehr (und konkretere) Regeln.
    Deswegen braucht man auch kein "Harmonielehre" um eine "Meisterschaft im Spiel mit dem Rhythmus" zu erlangen.

     
  7. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo wiesenleger,

    klar, es geht nur ums musikmachen. und die motivation eines jeden musikers ist doch möglichst gut zu klingen, so wie es seinen vorstellungen entspricht.

    dafür muss man eben üben und man fängt mit den grundlagen (wurzeln)an und nicht mit den feinheiten (flügel). und zu den grundlagen der rhythmik (basics)gehört m.e. eben z.b. auch eine saubere achtelphrasierung (ich fange ja als anfänger auch erstmal mit ner durskala und nicht mit einer alterierten an zu üben). dann stellt sich die frage was will ich erreichen (rock, swing bop, blues, modern, klassik etc.) und wie schaffe ich es da authentisch zu klingen.

    da reggea anfangs improvisation erwähnte war ich eben gedanklich bei der frage des erlernens der achtel betonung und phrasierung im jazz und die übe ich immer ganz langsam in zeitlupe und steigere das tempo, die betonung auch bewusst übertreibend. wenn ich da als anfänger coltrane sachen raushören und dazu mitspielen will ist das bei den meisten nicht so ganz effektiv, daher der gedanke erst die wurzeln dann die flügel.

    aber zurück zu reggae: wie lange spielst du schon, was möchtest du spielen und kannst du beschreiben, wo es bei dir klemmt?

    beste grüsse

    andi
     
  8. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Peace, Brüder ... :)

    Vielleicht kann ich das mal zusammen bringen. Wiesenleger, ich stelle diese Frage vor allem, weil ich die Methode verwende, die Du hier gerade vorschlägst. Ich spiele seit ner Weile regelmäßig zu King Curtis. Das macht verdammt viel Spaß und bringt ne Menge! :cool:

    Dabei merke ich aber immer wieder, wie wenig fit ich rhythmisch bin. Ich gebe mir ja echt Mühe, aber ich verpasse immer wieder Einsätze, weil Curtis an für mich "unmöglichen" Stellen anfängt zu spielen. Da würde ich mir wünschen, dass ich das besser blicken würde.

    Was Harmonien angeht, hat mir ein kombinierter Zugang geholfen: Ich lerne und übe die Theorie UND spiele mit der CD. So kapiere ich einfach leichter, was ich da tue, wenn ich Curtis nachspiele und kann es mir auch besser merken. Ich habe festgestellt, das mir dieser Zugang liegt und würde es mit dem Rhythmus gern genauso machen. Da weiß ich nur nicht, woher ich die Theorie kriegen soll.
     
  9. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hi raggae:

    spielst du ein harmonieinstrument (guit.,klavier)?

    das hilft enorm rhythmik und auch abläufe von stücken zu verinnerlichen. oder mal auf nem percussioninstrument ein bissel probieren, von mir aus auch zu ner cd :).

    king curtis ist aber auch ne geile nummer, so urfunk...toll, aber oho....

    mein rat: wenn du gerne mit aufnahmen spielst, besorge dir ein gerät, mit dem du die sachen langsamer abspielen kannst (kosten ca 120 eur.) und spiele die sachen langsam mit, dann stetig im tempo steigern!

    grüsse

    andi
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Mein Ansatz: Zähl doch mal die Einsätze aus und schreib sie ggf. auf. Dann üb sie mit Metronom und mit Aufnahme.
     
  11. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo raggae,

    hier ein link, der echt weiterhilft:

    http://saxophonistisches.de/i-dont-got-rhythm/#more-4166

    behandelt deine frage recht gut!

    grüsse

    andi
     
  12. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Klasse Link, Andi! Armer Fozzie Bear! Die Fuge aus der Geographie, die er da erwähnt, erinnert mich an meine Schulzeit. ("Ratibor - und der Fluss Mississippi und die Stadt Honululu und der See Titicaca - der Popocateptl liegt nicht in Kanada sondern in Mexiko, Mexiko, Mexiko ..."). Damit hatten wir im Musikunterricht ne Menge Spaß. :)

    Ich möchte halt dahin, dass ich Rhythmen genauso verstehe, wie ich inzwischen immer öfter Intervalle in einem Stück erkenne und dann auch sofort auf dem Horn umsetzen kann. So wird es kreativ. Noten/Rhytmen lesen und vom Blatt spielen, was früher sozusagen mein Gold-Standard war, interessiert mich immer weniger, denn was ich nicht kapiere, brauche ich auch nicht zu spielen.
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Achso btw:
    Es gibt mittlerweile Freeware die Musik verlangsamt. Ich glaube Audacity konnte sowas. Da muss ich aber nochmal nachforschen.

    Ich habe schon längere Zeit den Amazing Slow Downer, der immerhin nur noch mit 50 Dollar zu Buche schlägt. Aber dafür beherrscht er noch andere Dinge.
     
  14. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Dazu kann ich drei Programme empfehlen:

    [ul][li]allgemein: Transcribe!. Kostet $39 und ist saugut! Damit kann man Stücke auch superschnell strukturieren, um z.B. ganz schnell 4 Takte ab dem vierten Beat im 3. Takt des 2. Chorus abzuspielen.[/li]
    [li]Wenn man auch aufnehmen möchte: Ableton Live. Stücke zu strukturieren dauert damit etwas länger, ist aber auch deutlich genauer als bei Transcribe!. Aus einzelnen Abschnitten kann man wunderbar einzelne Clips machen und diese mit einem Memo-Text versehen. Live 8 hat von den drei Programmen den besten Time-Stretching Algorhythmus.
    [/li]
    [li]Wenn man auch auflegen möchte: Traktor. Traktor finde ich am fummeligsten.
    [/li]
    [/ul]
     
  15. katja

    katja Schaut öfter mal vorbei

    Hallo raggae,

    da ich mich auch gerade mit diesem Thema beschäftige habe ich diesen Thread gern gelesen. Ich finde ebenfalls, daß das Thema oft zu kurz kommt.

    Ich kann Dir folgendes Buch empfehlen:
    Peter Giger: Die Kunst des Rhythmus (ich glaube von Schott). Es geht wirklich nur um Rhythmus von den Grundlagen bis zu den Feinheiten. Es enthält auch eine Menge Übungen, die man machen kann. Z.B. werden jede Menge Silben vorgestellt mit den man Rhythmen sprechen kann. Diese Silben funktionieren auch bei höherem Tempo noch gut! Außerdem werden verschiedene Rhythmen der Welt vorgestellt. Ich habe nicht alles komplett gelesen, man kann da immer wieder stöbern. Hatte das Buch aus der Biblo und wollte es nicht mehr so richtig hergeben, als der Termin ran war.
    Außerdem interessant fand ich auch: Andrew C. Lewis: Rhythmus Grundlagen, Fortschreitende Übungen, Praktischer Einsatz.

    Viele Grüße
    Katja
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden