Saxophon für kleines Geld kaufen - ist das sinnvoll?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von ArminWeis, 2.April.2014.

  1. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Hallo zusammen,

    dieses Thema wurde in ähnlicher Form immer mal wieder diskutiert hier im Forum und es gibt eine Reihe von älteren Threads dazu. Diese sind aus meiner Sicht jeweils eine Momentaufnahme, weil sich das Angebot an Saxophonen permanent ändert. Deshalb erlaube ich mir, aus aktuellem Anlass, es nochmals aufzugreifen.

    An anderer Stelle hier im Forum wurde jüngst die These aufgestellt: "Nach meiner Beobachtung sind ALLE auf dem deutschen Markt erhältlichen Saxofone grundsätzlich spielbar, ..."

    Sehr wahrscheinlich bezog sich diese Aussage auf neue (neuwertige) Instrumente.

    Darauf wurde gefragt: "Gilt das auch für die Billighörner für 300€ im Versandhandel?"

    Die Antwort lautete: "Gerne würde ich etwas Anderes antworten, aber ehrlich gesagt: Ja, das gilt auch hier.Unter der genannten Bedingung, so ein Sax erst mal anzuspielen, um zu schauen, ob es einem wirklich liegt, und dass es höchstwahrscheinlich nicht gut eingestellt ist.Unter Umständen muss da nach ein paar Wochen noch für einen gewissen Betrag beim Sax-Doc Einiges nachjustiert werden, dann sind wir bald beim billigsten Angebot im Laden um die Ecke, wo das nun mal bereits passiert ist :)."

    Ich behaupte: Die aufgestellte These kann man nur sehr eingeschränkt stehen lassen. Die Mehrzahl der kleinpreisigen Saxophone sind im Auslieferungszustand nicht spielbar, auch wenn man den Begriff "spielbar" sehr wohlwollend anwendet.

    Ich selbst habe noch kein billiges China Horn in der Hand gehabt, das im Auslieferungszustand spielbar war - zur Relativierung sage ich: es waren nur einige tausend verschiedenster OEM Labels, in den letzten drei Jahren waren es schätzungsweise vierhundert. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt der Menge, die jährlich hier verkauft wird und in sofern nicht allumfassend. Jedenfalls, ALLE mir persönlich begegneten kleinpreisigen Instrumente waren im Auslieferungszustand NICHT spielbar, bei der Mehrzahl der Hörner war eine "Spielbarmachung" zudem wirtschaftlich nicht sinnvoll.

    Wenn nun bei diesen Saxen ein Verständiger Hand anlegt (was viele Arbeitsstunden bedeuten kann, weil Murx wegmachen nunmal aufwändig ist), sind sie zwar in der Regel einigermaßen spielbar, aber der Spaß hält häufig nicht sehr lange wegen des minderwertigen Materials, was da verbaut wurde.

    Mit Verlaub: Aus Mist kann der beste SaxDoc kein Gold machen.

    Damit will ich nicht den Saxophonbau in Fernost generell schlecht reden. Im Gegenteil. Zum Teil kommt da mittlerweile sehr gute Ware her (!!!), die hat allerdings dann auch ihren Preis.

    Es macht übrigens für einen Billighändler/Versender überhaupt keinen Sinn, ein Instrument, dass er niedrigpreisig vermarkten möchte, vor dem Verkauf in einen Zustand versetzen zu lassen, den man mit gewissem Anspruch als "spielbar" bezeichnen darf (damit meine ich: alle Töne sind drauf, auch die tiefen). Weil der Aufwand der Prüfung und Fehlerkorrektur in keinem Verhältnis zum Wert der Ware steht.

    Die Käufer, die das Billigzeugs im Versandhandel schießen, können häufig nicht feststellen, ob das Instrument "spielbar" ist, weil sie in der Regel Anfänger sind und es einfach mal ausprobieren möchten, ohne Lehrer, versteht sich. Deshalb dürfte die Retourenquote immer noch so gering sein, dass sich das Geschäft immer noch lohnt.

    Die nächste geäußerte These lautete (auch die will ich in diesem Zusammenhang nochmals aufgreifen, passt so schön hier her): "Garantien für Langlebigkeit, geringe Reparaturanfälligkeit usw. kann keine noch so berühmte Marke bieten,..."

    Ich behaupte: Das ist völlig korrekt hinsichtlich der "Garantie", was ja auch ein rechtlicher Begriff ist.

    Allerdings gibt es riesige Unterschiede, was die Langlebigkeit betrifft. Das hängt damit zusammen, welches Material beim Bau des Instrumentes (insbesondere der Mechanik, der Schrauben und sonstiger Teile) verwendet wird. Die Lebenserwartung eines Saxophons liegt zwischen zwei und hundert Jahren (bitte nicht kleinlich sein mit dieser Formulierung - danke). Dieser Unterschied ist schon dem Qualitätsmerkmal Material geschuldet. Das wird niemand anzweifeln.


    Danke fürs Lesen und beste Grüße aus Marburg,
    Armin

    P.S. Liebe Leser in diesem Forum, wenn Ihr Euer erstes Instrument sucht, lest bitte verschiedene Positionen, die hier vertreten werden. Und kauft keinen Mist, der nicht funktioniert. Weil dann Euer neues Hobby bald unterm Bett landet und später in der Mülltonne oder auf Ebay mit der stimmenden Beschreibung "kaum gespielt"
     
  2. saxus

    saxus Ist fast schon zuhause hier

    Diesen Fall von einem neuen NICHTSPIELBAREM Sax hatten wir beim "Rhein-Main-Sax-Treff" live erleben dürfen (müssen)
    Eine Anfängerin (hier aus dem Forum) hatte sich vor Weihnachten bei Thomann eine Billigkanne zugelegt. Sie hatte es zum Saxtreff mitgebracht und war ganz unglücklich darüber, dass sie aus dem Sax nur 3 Töne herausbekommen hatte g-a-h mehr nicht. Ich leider auch nicht, denn das Sax war unspielbar. Ein nettes Forumsmitglied hatte sich dem Sax über eine Stunde mit den passenden Werkzeugen gewidmet und machte es nun spielbar. Ich hoffe, dass das Sax nun eine Weile halten wird. Ach ja, fast vergessen, der S-Bogen lässt sich nicht festschrauben. Der muss wahrscheinlich geweitet werden oder das Sax enger gemacht. Ich bin kein Saxdoc und kann das natürlich nicht beurteilen. Tatsache ist, das Sax war unspielbar und muss jetzt nochmals zum Saxdoc um gerichtet zu werden.
    Was die Intonation dieses Saxes angeht war ich angenehm überrascht.
    Die Applikatur war mir persönlich zu grobschlächtig. Da wird man sicherlich noch ein paar Federn tauschen müssen.
    Ich habe mit einem Saxkollegen auf der Messe leider auch Saxe angetestet die kaum spielbar waren. Da wackelte die Oktavklappe schon auf der Messe wie ein Kuhschwanz.
    Sicherlich bekommt ein guter Saxdoc auch ein schlechtes Sax zum spielen, aber aus Mist Konfekt zu machen wird er sicherlich auch nicht können.

    Viele Grüße

    Saxus


     
  3. Gast

    Gast Guest

    Und kauft keinen Mist, der nicht funktioniert.

    Und das dürfte das Ziel eines jeden sein. Nur kann jeder eben das nicht beurteilen.



     
  4. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard. Ein Saxophon ist kein Keyboard.
    :pint:

    Gruß
    Saxfax
     
  5. Mugger

    Mugger Guest

    Und doch hat mich mal eine Mutter eines potenziellen Schülers gefragt, wo am Sax der Kopfhöreranschluss zum leise spielen wäre.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  6. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ist schon nachvollziehbar. :pint:
     
  7. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Hallo Moderatoren Team,

    macht das Ding wieder zu, hätte ich mir sparen sollen.

    Beste Grüße,
    Armin (Kommt nicht wieder vor, versprochen=)
     
  8. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Nicht so schnell aufgeben - da kommen bestimmt noch interessante Beiträge.
     
  9. Mugger

    Mugger Guest

    Wenn es wegen der offtopic-Kommentare sein soll, sorry was mich betrifft.

    Ansonsten finde ich das Thema sehr sinnvoll, und es betrifft mich auch persönlich.

    An meinen taiwanesischen Hörner waren viele (hochwertige) Polster schlecht eingeklebt, was mich 400,- für die Korrektur gekostet hat.
    Ich hab es nichtmal gemerkt, ich hab es kompensiert.
    Jetzt allerdings spüre ich den Unterschied.
    Da kostet allerdings das Alt 2200,- und das Tenor 2600,-.

    Die Preislage, in der meine Anfänger Hörner kaufen, bewegt sich um 850,- für das Alt und 1100,- bis 1200,- für das Tenor.
    Darunter nur gute gebrauchte, falls verfügbar.

    Die sind stabil und halten auch lang.

    Liebe Grüße,
    Guenne



     
  10. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ebenfalls sorry, was mich betrifft.

    Anlass für diesen Thread war ja wohl ein paralleler, in dem gefragt wurde, wie jemand mit "kleinem Geldbeutel" zum eigenen Sax kommen könne. Eine durchaus berechtigte Frage, und Dein ausführlicher Beitrag war für mich jedenfalls sehr erhellend.

    Liebe Grüße
    bluefrog
     
  11. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Wieso, das war ein ernsthafter Beitrag.

    Ich habe schon oft diese Einstellung erlebt, dass man heutzutage alles auch billig bekommt und dass es genausogut funktioniert. Was für Keyboards ja auch stimmt.

    Wenn ich im Bekanntenkreis erlebt habe, dass jemand stolz sein neues Billigteil präsentiert, war es meist auch in Teilen schwer bis gar nicht spielbar. Das traf aber auch für von Bastlern überholte Oldtimer zu. Und diese Bastler gaben dann auch noch manchmal Unterricht. Schade, so haben einige Leute die Lust am Spiel schnell wieder verloren.

    Viel interessanter finde ich die Frage, wie Leute, die nun mal keine 1.000 € aufbringen können, an ein vernünftiges Instrument kommen.

    Ob ein Instrument gut ist, ist dann im wahrsten Sinne des Wortes Einstellungssache.

    Gruß
    Saxfax
     
  12. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Wenn man bedenkt, dass man nicht ganz viel Ware für ganz wenig Geld bekommen kann, kann eigentlich nichts schief gehen. Das gilt zumindest für ein handarbeitsintensives Produkt wie das Saxophon.
     
  13. Mugger

    Mugger Guest

     
  14. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Interessanter wäre die Frage, warum sich manche Leute kein vernünftiges Saxophon leisten können. Entweder werden sie für ihre Arbeit scheiße bezahlt, damit sich jemand ein billiges Produkt oder ein billige Dienstleistung kaufen kann. Oder sie messen der Sache nicht den entsprechenden Wert bei.
     
  15. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Oder sie haben 3 Kinder oder sind Schüler....nicht jeder der kein Geld hat ist selber dran schuld.

    Mir gehts es nicht um Geizistgeilhälse, die nur an ihrem BMW nicht sparen.

    Gruß
    Saxfax
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Armin Weiss

    Danke für diesen Thread. DAS musste mal gesagt werden!

    Die Meinung "alle Saxe sind heute spielbar, egal zu welchem Preis" ist absoluter Bullshit!

    Genauso wie "mit allen Schuhen kann man laufen, warum mehr als 50,-€ ausgeben?"

    Ich habe vor rund 20 Jahren meine ersten rahmengenähte Schuhe für damals 600,- DM
    gekauft. Das war gaaanz viel Geld!!!!

    Die Schuhe trage ich heute noch und die sind immer noch top!

    Ich habe mir damals gaaanz billige Schuhe gekauft.... :)

    CzG

    Dreas
     
  17. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Ein Thema, zu dem es tausend Meinungen gibt. Ich weiß.

    Und noch eine kleine Geschichte von mir dazu...

    In einem Paralleluniversum gab es mal einen Mann, der sein Saxophon in einem Forum verbal vergötterte. Es war ein Horn für deutlich unter 500 Euro. Er kommentierte die Fragen nach Intonation und Sound undund sämtlichst positiv. Im Überschwang seiner positiven Gefühle stellte er Soundfile um Soundfile ein, anhand derer man sich ein gutes Bild machen konnte. Es liefen Claquere durch das Forum, die immerfort verbal Beifall klatschten und sich garnicht einkriegen mochten. Leider konnte ich in diese Tarumwelt nicht eintauchen. Und ich weiß bis heute nicht, ob die Beifallklapperer es ernst meinten.-?

    Die Aufnahmen waren (mit meinen Ohren gehört) grottig, die Intonation so besch..., dass man gar nicht glauben mag, dass es am Strument liegen kann. Der Sound war hallig überfüttert. Kurzum: Unbrauchbar, um die Selbstwahrnehmung des Autors nachvollziehen zu können.

    Was ich damit sagen will:
    1. Die subjektive Beurteilung eines Strumentes ist nicht zu verallgemeinern.
    2. Fremdeinschätzungen sind mit Vorsicht zu genießen!!

    Dazu kommen folgende persönliche Erfahrungen:
    1. Die Qualität innerhalb einer Baureihe von NoNamesaxen ist sehr unterschiedlich, die Serien sind tw. s e h r inhomogen.
    2. Die Einstellung ist tw. unter aller Sau.
    3. Tw. sind die Mechaniken ein mechanischer Witz, so dass sich die Teile ständig verstellen.
    4. Ab und zu ist ein Strument dazwischen, das eine Perle sein kann. :)
    5. Punkt 3 und 4 kann man nur mit Erfahrung und Geduld beurteilen.
    6. Ich habe selbst ein extrem billiges Sopran. Das ist mechanisch ein Witz. Klanglich und intonationstechnisch ist es wirklich in Ordnung. Mit einer Bereitschaft und Fähigkeit zur Nachjustage ist es durchaus brauchbar.

    Fazit: Die Billigkannen lohnen sich sehr häufig nicht. Tatsächlich sind die teuren Kannen irgendwann die preiswerteren!


    Grüßle B.
     
  18. RomBl

    RomBl Guest

    Wie sagte Alfred Biolek: "Ich habe zu wenig Geld, um mir billige Schuhe leisten zu können"

    Wer billig kauft, kauft zweimal ...
     
  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    ganz allgemein den Titel dieses Threads interpretierend ist die Antwort natürlich "Ja", allerdings mit Blickrichtung auf gebrauchte Instrumente. Ich habe für 400,- € ein Super Altsaxophon gekauft, welches nicht mal eine GÜ benötigt, jedenfalls nicht sofort.

    Auf neue Instrumente bezogen kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Discounterinstrument für 200,- € eine sinnvolle Investition sein kann. Allerdings gibt es ja durchaus auch Berichte hier, wonach dieser Art Käufe nicht grundsätzlich in der Katastrophe enden müssen.

    Gruß,
    Otfried

     
  20. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Dem ist nichts hinzuzufügen.
     
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