Selmer baut hübsche Instrumente, die den Namen Saxophon nicht mehr verdienen? (S. Rascher)

Kann das wirklich wahr sein? Das Zitat von Sigurd Rascher stammt aus der sonic. Klaus Dapper schreibt darin, dass er persönlich von Sigurd Rascher bei einem Workshop genau diese Aussage gehört hat.




Ich dachte immer, gerade in der klassischen Welt sind Selmer-Saxophone ein Muss und unangreifbar. Da bin ich jetzt echt geplättet.

Rascher hat angeblich nicht nur über die Saxophone von Selmer, sondern auch über die Mundstücke von Selmer geschimpft. Wäre alles nicht richtig. Nicht so, wie Adolphe Sax sich das vorgestellt und das entworfen hat. Und wie es auch nach Raschers Meinung hätte sein müssen.

Da frage ich mich: Was für ein Saxophon hat er gespielt (das Mundstück war ja sicher das, was heute noch als Sigurd Rascher verkauft wird, nehme ich mal an), mit dem er zufrieden war?

 

Naja, man muss nur mal in ein beliebiges pre-WWII-Sax rein pusten und das mit einem beliebigen modernen Selmer(-Klon) vergleichen um zu merken, dass sich an der Tonvorstellung einiges geändert hat. Für mich hat beides durchaus seinen Reiz, aber wenn man auf das eine steht, ist das andere vielleicht nicht das richtige.

 

Klasse, ich werfe mal die Popcornmaschine an und ziehe mir nen kaltes Bier aus dem Kühlschrank .

Ich hatte in der jüngeren Vergangenheit, wo ich mir letztendlich das Conn gekauft habe, auch überlegt, ob es vielleicht kein Vintage-, sondern ein neues Horn sein soll. Auf die Idee, mir hier ein Selmer zu kaufen, wäre ich nie gekommen, weil modernen Selmer, die ich angespielt, so gar nicht meinen Vorstellungen entsprochen haben. Ernstlich in die Auswahl hatte ich Yamaha 82Z oder 875 gezogen, bin dann aber wieder von abgewichen.
Und was soll man sagen - ich liiiiiiiiebe mein neues Conn

 

Tja, die Sache mit der reinen Lehre …. Adolphe Sax können wir nicht mehr fragen. Wenn ich mir ansehe, was er alles konstruiert und auf den Markt gebracht hat, sehe ich einen begnadeten und kreativen Entwickler, aber auch einen Techniker, der alles mögliche ausprobiert hat. Ein Blick auf seine Blechblasinstrumente zeigt das noch mehr. Von einem Dogmatiker ist da nichts zu sehen. Nach Sax haben sich die Saxophone in unterschiedliche Richtungen entwickelt, es gibt einen reich bestückten Vintagemarkt, geradezu paradiesische Verhültnisse.

Das ist doch gerade das faszinierende am Saxophon, daß es so flexibel ist Sigurd Raschèr hat auf alle Fälle seine sehr großen Verdienste um das Saxophon, aber er repräsentiert eben nur einen kleinen Ausschnitt der Möglichkeiten diese Instrumentes.

Das ganze erinnert mich ein wenig an die Debatte, auf welchen Instrumenten man Musik von J.B.Bach aufführen darf, ob man sich nicht zu weit von den Vorstellungen des Komponisten entfernt.

J.S.Bach kannte weder den modernen Flügel noch das Saxophon. Adolphe Sax kannte keinen Jazz. Dass beides (in meinen Augen bzw. Ohren) sehr gut geht, spricht mE sehr sowohl für die Fähigkeiten von Bach als auch Sax.

Der Rest ist eine Frage der persönlichen Vorlieben / Hörerfahrungen / etc.; finde ich zumindest.

 

Waaaah, mein Auto verdient den Namen Auto nicht mehr da es sich zu weit von den
Vorstellungen Gottlieb Daimlers der 1886 das erste Auto gebaut hat entfernt hat.
Was mach ich jetzt bloss?

Dem ist nicht so. Da werden z.B. sehr viele alte Büschers gespielt. Und natürlich u. A.
auch Selmers.

Ein Büscher.


SlowJoe

 

Hier ein Beispiel:



Sigurd Rascher im Jahr 1935


SlowJoe

 

Das Zitat finde ich komisch. Es ist doch nicht außergewöhnlich, dass etwas über die Zeit weiterentwickelt wird. So auch das Sax. Ebenfalls ist es nicht außergewöhnlich, dass es Puristen gibt, denen das nicht gefällt.
Ich besitze zwar kein Selmer Sax aber die, die ich bisher gespielt oder gehört habe waren mindestens ok. Die Mundstücke spiele ich sogar sehr gern. Meiner Meinung nach alles im normalen Rahmen mit den üblichen Aussreissern in alle Richtungen.

 

Sigurd Rascher wirkte auch als Endorser für Büscher.
Hier ein für Büscher aufgenommener Werbefilm:




SlowJoe

 

Ich finde auch, dass sein Kopfschmuck den Namen Frisur nicht mehr verdient.

Wie war nochmal der Satz mit dem Sack Reis??

 

Saxophone heißen ja heute auch Saxofone. Der Mann hat ja recht.

Ich bin froh, dass auch die Tonentwicklung weiter ging. Der Sound von Rascher wäre ja im Jazz, Blues und Rock ja eher lächerlich.

 

Mal abgesehen davon, dass ich ein Yamahaknecht bin, ist es mir völlig Mumpe, wer mal was gesagt oder gemeint hat! Entscheidend ist einzig, dass ich (!) mich mit meinem Horn wohl fühle.

 

Ob er wohl auch Johnny Hodges besser fand als Marcel Mule?

 

Rascher ist doof.

 

Naja, wenn ich erwarte, dass es Saxophon klingen soll wie eine große Klarinette, dann haben sich heutige Instrumente schon ein Stück von dieser Klangvorstellung entfernt. Ob nun Selmer als Firma oder alle MkVI Klone diverser Marken. Aber, Unterschiede in der Ausrichtung gab es 1935 auch, sonst würde Rascher ev. ein Conn bevorzugen?

 

Ich habe 2 Instrumente, die 100 Jahre auseinander liegen und manchmal denke ich, wie wenig sich doch in dieser
Zeit verändert hat.

 

Ich gucke so 1x im Monat in den Spiegel und manchmal denke ich, wie viel sich doch in dieser Zeit verändert hat ...

 

Es ist aber schon gewaltig, was für eine Ton Kontrolle und Fingerfertigkeit möglich ist.

 

Sehr gut auf den Punkt gebracht.
Ich habe auch zwei, die 75 Jahre auseinander liegen, und noch ein paar weitere irgendwo dazwischen.
Und wenn es individuell passt ist doch alles gut, oder?

LG
Mike

 

Als Sigurd Rascher geboren wurde, war Adolphe Sax bereits 13 Jahre tot. Insofern ist es ein wenig vermessen, für ihn sprechen zu wollen.

Wer weiß schon, ob Sax Abscheu oder Begeisterung gezeigt hätte, wenn man ihm die Konstruktion eines modernen Selmer hätte zeigen können. Bei einem Menschen, der Neues entwickelt hat und ständig auf der Suche nach Verbesserungen war, würde ich eher Letzteres vermuten.

 

Bei einigen werden die Ohren schlechter....