Selmer SA 80 springt schlecht an

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Nilu, 1.Juli.2009.

  1. Rick

    Rick Experte

    Hallo Nilu,

    nun ist aber nicht jeder Sax-Doc gleich genial - Schülern von mir ist es schon öfter passiert, dass ein Problem (Undichtigkeit) erst beim wiederholten Durchchecken entdeckt und zufriedenstellend behoben wurde.

    Ein erfahrener Spieler kann leichte Anspracheprobleme einfach durch größere Luftmenge ausgleichen; oft bekommt man nicht mal mit, dass etwas nicht mehr ganz in Ordnung ist, bis man mal ein anderes Horn ausprobiert. :-D

    Aber das lange Herumliegen macht die Polster nicht unbedingt besser - Anspracheprobleme im unteren Bereich nach mehreren Jahren des Nicht-Gespielt-Werdens sind bei allen Hörnern normal.

    Neben den Polstern gibt es noch andere Faktoren für die Ansprache wie S-Bogen, Mundstück und Blatt, aber auch die Korpuslegierung ist nicht ganz unwichtig - mit manchen Materialien bekommt man die Töne leichter und wärmer hin als mit anderen (ich finde zur Zeit Neusilber und Goldmessing am besten).

    Das saubere Schließen der Klappen ist jedoch der allerwichtigste Punkt, und ich gehe nach wie vor davon aus, dass da etwas nicht in Ordnung ist.
    Zur Not muss man vielleicht einige Polster austauschen, womöglich waren die von Anfang an nicht optimal. :roll:

    Andere Gründe, gar von der Bauweise des Saxofons abhängig (konstruktionsbedingt), wüsste ich jetzt nicht - lasse mich aber gerne aufklären! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  2. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    mein SA 80 ist auch fast so alt (wenn ich mich recht erinnere, habe ich es Sommer 82 gekauft) - sehr feines Horn. Aber nicht gerade easy blowing, was freilich wiederum dem super sound entgegenkommt. Der soll nach der Meinung einiger Leute noch besser sein als der vom SA 80 II - Geschmackssache.
    Ab D abwärts ist das Horn auch meiner Erfahrung nach etwas sensibel; *wenn* die Töne aber sauber kommen, sind sie auch super satt, besonders bei subtones. Da lohnt das Bemühen; meiner Ansicht nach verdient dabei hier die Stütze besondere Aufmerksamkeit.
    Daß das Horn völlig dicht sein muß, ist klar; jede kleine Undichtigkeit wirkt sich gerade in diesem Bereich heftig aus.
    Ich habe mein Horn gerade vom Doc zurück und trotzdem anfangs wieder etwas kämpfen müssen: Das lag vor allem daran, daß ich letzter Zeit wenig zum Spielen gekommen bin. Zwei, drei Tage konzentriert gespielt, und es geht wieder.
    Gruß
    Wolfgang
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Das klingt nach dem Korpus-Material als Ursache. :roll:

    Das geht in die Richtung, einfach mehr Luft reinzublasen. ;-)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moin Rick,

    wie kommst Du darauf, daß das Korpusmaterial die Ursache sein könnte?
    Warum nicht die Korpusform, also Öffnungsverhältnis, Bogenradius etc.??

    JEs
     
  5. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Rick,

    hinsichtlich der Ansprache der Töne kommt dem Material, wenn wir mal unsere Betrachtung auf gängige Legierungen beschränken durchaus eine gewisse Bedeutung zu, aber viel wichtiger sind m.E. in der Tat konstruktive Gegebenheiten.

    Für die tiefen Töne ist da vor allem der Kniebereich beim Saxophon maßgebend. Nicht umsonst hat man früher mit einem Schlüsselbund im Becher oftmals durchaus eine Anspracheverbesserung erzielen können.

    Anfang der 80iger wurde bspw. soweit ich weiß bei Selmer das Knie noch nicht in einem Stück gezogen, das konnte damals nur Yamaha. Außerdem ist der Radius der Krümmung ein entscheidender Faktor.

    Bevor die Legierung ins Spiel kommt gibt es eine ganze Menge andere Einflussgrößen, die Ton und Ansprache bestimmen.

    Aber vielleicht diskutieren wir da mal mit den Keilwerth Leuten drüber ;-)

    Gruß,
    xcielo
     
  6. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Nur mal so, eigentlich ist das SA80 ein Sax von der Stange.
    Es sollte also in sich funktionieren, gibt ja genügend davon.

    Das Problem sollte sich eigentlich deshalb auf die Funktionsfähigkeit (Mechanik, Undichtigkeit)das Setup Blatt MPC und Spieler beschränken, oder?

    Und wenn es schon immer ne Macke hat, ist bis jetzt einfach der Grund nicht gefunden worden.

    Grüße
    Sven
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Hi Sven
    also 2 User berichten über ähnliche Probs. Also 2 undichte Kannen oder doch eher ein Konstruktionsmerkmal, dessen Wichtigkeit bei Selmer seinerzeit anders bewertet wurde als es der Markt dann getan hat?? Immerhin kam recht schnell die Serie II.
    Aber ich weiß immer noch nicht, wo Rick den Zusammenhang mit dem Material sieht.
    JEs
     
  8. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Jo.... 2 von 10.000?!

    Manchmal sind's halt auch nur Kleinigkeiten....
    Siehe Saxolina, hier wars anscheinend die Blattschraube.

    Da brauch nur ein Sch... Blatt drauf zu sein das verwellert ist und schon ist alles Mist.

    Übrigens dachte ich vor nem halben Jahr auch das mein Sax (SA80II/ Bj.86) Okay ist, hatte es dennoch beim Doc zur Durchsicht; siehe da...undicht!
    Zack, eingestellt, läuft besser wie eh und je.

    Gruß
    Sven
     
  9. HolgerFfm

    HolgerFfm Ist fast schon zuhause hier

    Die Selmers, die ich bisher gespielt und angespielt habe (SBA, Mk6, SA, SAII, Ref36, Ref54), waren und sind durch die Bank keine "Anfängerinstrumente". Auch die, die sich gut spielen ließen, bedurften spürbaren Körpereinsatzes und Aufwandes beim Anspielen der Töne, beim Ausgleichen der Intonation und des Sounds in den verschiedenen Lagen. Für den Aufwand wird man aber sehr belohnt (jedenfalls für mein Gefühl).

    Was ich damit sagen möchte: natürlich muss ein Instrument dicht und auch sonst in Ordnung sein. Man darf aber als Anfänger nicht erwarten, aus einem "Profi-Instrument" soviel herauszuholen, wie es ein Spieler mit fortgeschrittenen Fertigkeiten kann.

    Wenn man viel Geduld hat, kann so ein Instrument von Anfang an das Instrument für's Leben werden, es kann aber durchaus einige Jahre dauern bis zu dieser Erkenntnis ;-). Weniger Geduldige beginnen möglicherweise besser mit einem Instrument, das "wie von allein" spielt (was ja auch nicht schlecht sein muss, bitte nicht falsch verstehen).

    Ansonsten sind es neben dem obligatorischen Üben oft nur Kleinigkeiten, wie Sven schon schrieb.

    Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main
    Holger
     
  10. Rick

    Rick Experte

    Moin JEs,

    das unterschiedliche Anspracheverhalten ist mir aufgefallen bei ansonsten völlig baugleichen Saxen aus verschiedenen Materialien - "meine" Marke hat da ja ein ausreichendes Angebot, sehr interessant zum Testen und Vergleichen, was ich deshalb auch immer wieder gerne mache.

    Nun reden wir hier ja nicht von einer kleinen Werkstatt, die da wild herumexperimentiert hat, sondern von einer Weltfirma, die bereits damals zu den Marktführern zählte. :cool:

    Ich gehe genau wie Sven einfach davon aus, dass man bei Selmer schon wusste, was man da baut und wie die Konstruktion für ein in allen Lagen spielbares Horn sein muss.
    Wenn es denn generell soooooo schlecht angesprochen hätte, dann hätte sich auch Selmer nicht leisten können, das Modell immerhin mehrere Jahre lang herzustellen. ;-)

    ---------------------------

    Hallo Holger,

    interessante Denkweise!

    Ich persönlich spiele allerdings - gerade als Berufsmusiker - lieber leichter gängige Instrumente, denn immerhin beschäftige ich mich ja eine beträchtliche Zeit meines Lebens damit und möchte mich währenddessen nicht dauernd über schlechte Ansprache etc. ärgern. :roll:

    Auch ein Berufskraftfahrer kommt bestimmt mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen klar, aber ein wenig bequem mag er es trotzdem, wenn er schon ständig im Auto sitzen muss. :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  11. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    von einem Konstruktionsmangel kann man mE keinesfalls sprechen; ich sehe das wie Holger: Daß man beim SA 80 etwas Arbeit investieren muß, zahlt sich aus - übrigens nach meinem Geschmack gerade bei den "Problemtönen". Die Serie II hat soweit ich weiß Änderungen in der Mechanik gebracht, nicht aber in der Korpusauslegung. Die SA 80 II, die ich gespielt habe, haben sich generell genauso verhalten wie das von der ersten Serie. Anders bei der Serie III, bei der Selmer die Mechanikböckchen nicht mehr auf Schienen montiert, was die Ansprache verbessern soll - aber eben auch den Klang verändert, weshalb ja Serie II und III nebeneinander erhältlich sind.
    Ich geb' jedenfalls mein Horn nicht her, weil's genau so klingt wie ich das haben möchte - und das es etwas zickt, wenn man es vernachlässigt, ist ja geradezu menschlich.
    Gruß
    Wolfgang
     
  12. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Geht mir genau so!!!

    Ja, wie ne Frau, hehe ;-)

    Gruß
    Sven
     
  13. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo JES,
    ich vermute mal, dass der S-Bogen (auch das Material desselben) wesentlich mehr Einfluss auf die Ansprache hat als das Korpusmaterial des Horns.

    Wie ich darauf komme?

    Nun, als ich mein Tenor Ref 54 verkauft habe, kam der Käufer zu mir ins Haus, um das Horn abzuholen. Logischerweise hat er es auch probe gespielt. Bislang spielte er ein B&S Serie 2001, mit welchem er auch diverse CDs eingespielt hat. Er war unglaublich enttäuscht, dass das Ref bei den tiefen Tönen nicht "von selbst" spielte. Von seinem B&S war er gewohnt, dass er auch die tiefen Töne sehr leise, sehr rauchig mit viel Subtone spielen konnte.

    Zufällig hatte ich noch einen Massiv Silber S-Bogen von der Serie III da. Als wir diesen aufs Horn gesteckt hatten, war der gewünschte Effekt da und seine Augen fingen an zu glänzen. Das Ref ging sanft und subtonig los, wie er es vom B%S gewohnt war.

    Da fast alle Saxophone von der Mensur, Tonlochnetz etc. Selmer-Klone sind, (auch das B&S) müssten ja auch alle ähnliche Probleme haben.

    Ich denke, es lohnt sich, einmal verschiedene S-Bögen zu probieren.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moin
    also zwischen einem Konstruktionsmerkmal und einem Mangel, da sehe ich schon noch einen Unterschied.
    Eigentlich wollte ich in die Richtung, die Holger dann getroffen hat, nämlich daß es eine typische Charakteristik des SA80 ist eben in gewissen Tönen nicht ganz leicht anzuspringen. Dies kann sein, weil sonst andere Klangeigenschaft ev. nicht so zu verwirklichen waren. Wenn dann noch eine kleine Justageschwäche dazukommt, dann hat ein NewBe schlechte Karten.
    Rick, wenn Du mal wieder rumtests dann nimm doch mal einen S-Bogen und wechsel den mit durch, also z.B. einen Goldmessingbogen auf allen sonst baugleichen Instrumenten mit unterschiedlichem Korpusmaterial.
    Ich fürchte, daß Du dann nämlich keinen Unterschied mehr feststelllen wirst, der nicht auch durch minimale Bauungleichheiten zu erklären wäre. Aber Du sitzt an der Quelle :)))
    JEs
     
  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Sch.. Bernd war schneller :). Diese Erfahrung habe ich nämlich auch gemacht ...

    NiLu, hast Du die Möglichkeit einen anderen Bogen von einem späteren S2/3 auszuprobieren?? Oder mal einen von Yamaha, der ev. paßt? Nur mal interessehalber.
    JEs
     
  16. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    @alle
    Von der großen Fülle an möglichen Ursachen und Tipps zur Beseitigung bin ich sehr positiv angetan. Sehr interessante Ideen und Erfahrungen die hier zusammengekommen sind, find ich.
    Dafür herzlichen Dank.
    Mit den neuen Erkenntnissen wird weiter geforscht. Geübt aber auch.

    @JES
    ja - mein Lehrer spielt ein Selmer Ref. 54, da werde ich mal seinen Bogen probieren, wenn er passt?

    @Bernd
    Vielleicht es was mit dem S-Bogen zu tun. An dem wurde schon mal was gearbeitet. Ob da eine Delle war, die herausgearbeitet wurde, kann ich nicht sagen. Es wurde jedenfalls Goldlack drübergepinselt.
    Ob diese Reparatur was mit der Ansprache zu tun hat?
    Der Saxdoctor sagte damals bei der Generalüberholung des Instrumentes, es hätte keinen Einfluss auf die Ansprache.

    Gruß
    Nilu
     
  17. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Foto S-Bogen
     
  18. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Holger,
    sehr schön beschrieben: .."kann so ein Instrument von Anfang an das Instrument für's Leben werden".

    Ja :-D - es ist das Instrument meines Lebens, trotz runder Ecken. Vielleich auch deshalb.

    Grüße aus Frankfurt und Kathmandu
    Nilu
     
  19. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo Nilu,
    der Ref 54-Bogen sollte eigentlich passen.
    Nur: Ob die Ansprache mit diesem Bogen leichter wird?
    Tipp: Lass doch mal Deinen Lehrer mit seinem Ref 54-Bogen auf Deinem SA spielen. Er kennt ja die Ansprache bei seinem Ref und kann Dir sicher sagen, ob sich Dein SA deutlich anders verhält.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Habe ich gemacht, mit meinem handgehämmerten Bogen - der lässt alle Hörner etwas weicher und kräftiger klingen, aber die Ansprache ist dennoch je nach Material spürbar unterschiedlich.

    Wobei man natürlich hinzufügen muss, dass die Unterschiede eher minimal und subjektiv sind (Ansprache ist sehr schwer objektiv messbar) und ein Wechsel der S-Bögen den weitaus größten Unterschied ausmacht, keine Frage.

    S-Bögen verändern die Ansprache zweifellos, können sich aber auch auf die Intonation u. U. negativ auswirken - das bleibt ein Hasard-Spiel. :roll:
    Ich würde daher trotz allem nochmals das Horn intensiv auf Undichtigkeiten hin checken, das scheint mir der wichtigste Punkt zu sein.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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