Selmer: Wieso ist das so?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Rabikali, 6.Dezember.2021.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    @visir, du spielst doch ein Hohner President, oder? Das war mein erstes Tenor, das ich bis heute ein Stück weit vermisse. Ich finde es hatte eine sehr eigene Klangfärbung, sehr charakterisch, fein, sehr schön. Ich höre immer noch vor meinem inneren Ohr, wie ich damit klang. Die Färbung höre ich nicht, wenn ich ein Selmer spiele, das hat ganz andere Farbtöne. Lässt sich das für dich nachvollziehen?

    Dabei geht es vermutlich zu 90% um das, was @Ton Scott wahrscheinlich meint. Es ist die Interaktion zwischen mir und Horn, die mein Spiel und meine Emotionen dabei beeinflussen. Ich weiß nicht, ob ich den Unterschied heraushören kann, wenn ein mir nicht gut vertrauter Spieler ein Hohner oder ein Selmer oder gar unterschiedliche Serien davon spielt. Vermutlich nicht sehr zielsicher. Das ist ein wichtiger Punkt, dem ich nicht widerspreche. Aber darum geht’s ja gar nicht. Mir zumindest nicht.

    Autos werden zum Teil so gebaut, dass der Druck aufs Gaspedal im limbischen System des Fahrers ein paar Synapsen heftig feuern lassen, die ihn glücklich und stimuliert aussteigen lassen. Wenn man diese Niederungen der menschlichen Psyche akzeptiert und nicht als Quatsch abtut, kann man viel Geld verdienen. Drum sehen teure Küchengeräte und Apple Computer so aus wie sie aussehen. Bei Musik ist es doch noch viel mehr so, zumindest beim Hobby, vermutlich aber auch ein bisschen bei den pragmatischeren profimäßigen Einsätzen.

    Mal angenommen, ich habe ein Horn, das ist sehr homogen und intoniert perfekt, klingt aber eher brav. Und ich habe ein anderes Horn, das ist weniger homogen und intoniert nicht ganz so perfekt, manche Töne knurren oder knarzen ein wenig charakteristisch, es klingt aber immer gut und es kann mit wenig Anstrengung so brachial brüllen, dass alle schauen.
    Welches das bessere für mich ist, hängt vor allem vom Einsatz ab und ein bisschen von der Psyche des Spielers würde ich behaupten.

    Am Ende zählt das Gefühl. Wenn ich mich in der Band als zuverlässig aber leise und etwas kurzatmig empfinde, werde ich völlig anders spielen und eine andere Rolle ausfüllen, als wenn ich mich als schön, sexy, stimmgewaltig und energetisch empfinde.
    Und manche Nuancen sind für den einen vielleicht kaum wahrnehmbar und für den anderen richtig viel Geld wert.

    Dass Hype, Spekulation und Sammelleidenschaft Preise verderben und gezielt Serien außer Reichweite ziehen, ist nochmal ein ganz anderes Thema.
     
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  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich hab ja nicht gesagt, dass die Hörner gleich SIND.
    Ich hab nur gesagt, dass das Ergebnis so ist, wie der Spieler auf das Horn reagiert. Das ist ja keine Einbahnstraße. Du drückst ja nicht was, bläst rein (was Du ohnehin nicht tust) und dann kommt ein fixes Etwas als Ton raus.
    Das ist vielleicht bei einem Blaswandler so.
    Natürlich begünstigen bestimmte Hörner bestimmte Sachen. Ein Mark VI (zumindestens die, die ich gespielt hab) fühlten sich oben viel "enger" an als die SBAs oder BAs.
    Das heißt aber nicht, dass das so IST, auch wenn man solche Sachen 1000x im Internet liest.
    Ich versuche es nochmal, anders zu verdeutlichen:

    Ich hab an einem Tag mal Lead in einer eher modernen Bigband gespielt. Waren 4 Konzerte, zwei am Sa und zwei am So. Am Sa hab ich mit meinem damaligen Super 20 gespielt, am So mit meinem Reference. Beim Soundcheck am So hat sich das Selmer eng angefühlt, so als ob "nichts reingeht". Echt ein schlechtes Gefühl.
    Das war nach einer Stunde Soundcheck und dann natürlich beim Konzert völlig weg.
     
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  3. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Für den, der ein Statussymbol braucht :)
     
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  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das stimmt bestimmt, auch bei den Saxophonen. Ich bin aber sicher (obwohl Autos nicht meins sind), dass sich der Mercedes beim Fahren anders anfühlt als der Dacia.
     
  5. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    aber auch nur die "vintage"
    Claus
     
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  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wenn das wirklich so ist, dann ist die Analogie auch im Sinne der Ausgangsfrage interessant.
     
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  7. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Mangels ausreichenden Vergleichen nicht. Gerade am Tenor hatte ich die am wenigsten signifikanten Vergleichsmöglichkeiten. Ich hatte einmal parallel ein K. New King, das aber nicht in optimalem Zustand war, auf der anderen Seite aber "aus der gleichen Familie" kam - also kein brauchbarer Kontrast.
    Da hatte ich auf Alt und Bari mehr Vergleichsmöglichkeiten... was heißt "hatte", noch hab ich ja bei Alt mein Dolnet, und parallel das Amati... wobei ich bei einem früheren Vergleich zwischen diesen beiden Marken das Amati als etwas "fetter" im Klang empfand, jedenfalls am Anfang, und je mehr ich verglich, desto mehr verschwand der Unterschied... aber das könnte ich jetzt noch einmal anschauen.
    Krasserer Vergleich: Weltklang-Bari mit tief-A gegen Buescher mit tief-Bb, aber mords Trichter. Also wirklich verschiedene Hörner. "Überraschung": das Buescher klang in den untersten Tönen fetter. Sonst wieder schwer vergleichbar, weil beide zwar soweit spielbar, aber nicht in "perfektem" Zustand.

    Sicher, aber das beginnt damit, dass Du weißt "ich spiele jetzt Modell XY". Das beeinflusst Dich bereits.

    Du meinst "Leistung"? :duck:

    Definitiv. Ist aber die "hardware" auch eine tatsächlich völlig andere. Im Gegensatz zu Saxophonen, wo das Horn immer ein Horn ist, mit eben vielleicht etwas weiterer oder engerer Mensur. Und sofern durchgängig sauber deckend, sollte es auch keine "Eigenheiten" haben.
    (ungeachtet der Auslegung der Mechanik und damit auch ihrer Ergonomie, die zwar Auswirkung auf den Wohlfühlfaktor des Spielers hat, auf den Klang aber höchstens indirekt, dass der Spieler dann "mehr oder weniger" zusammenbringt...)

    Aber wer Unterschiede hören will, wird welche hören, ob sie da sind oder nicht. Das kenne ich aus dem Hifi-/ High-end-Bereich. Da gabs schon Experimente... :-D
     
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  8. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ich bin beide über 100.000 Kilometer gefahren. Beide bringen dich ans Ziel. Ich würde mir wieder einen Dacia kaufen
     
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  9. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    grade das mark 6 wird so verrückt gehypt. Interessant wäre mal eine blindverkostung.10 Profis dürften 10 Saxophone mit ihrem Mundstück mit verbundenen Augen spielen und die andern 9 hören jeweils mit verbundenen Augen zu.
    Dann müssen sie beurteilen. Habe das mal mit Wein gemacht und da hat beileibe nicht immer der angeblich beste Wein überzeugt
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das ist nicht die Frage bei der MarkVI Story.
    Ja, das würde mich auch interessieren. Für mich müssten die andern gar nicht zuhören. Wer sich selbst (wirklich) schön findet, tritt auch so auf und sieht besser aus. Bei den Klängen die wir erzeugen ist es ähnlich. Daher wählt eigentlich jeder das Equipment, mit dem er sich selbst am besten findet.
     
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  11. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Das haut aber nicht hin, das Fingergefühl wäre ein Giveaway. Habe letzte Woche bei Sax.co.uk ein Conn Chu Berry angespielt, die Mechanik war im Vergleich zu meinem Conn so klobig und am falschen Platz, da war nichts zu machen, obwohl mir der Klang gefiel.
    Ich könnte höchstens mal mit Dave eine Kombi versuchen- wenn wir es koordiniert bekommen würden dass einer (blind) bläst und der andere die Finger bewegt, z.B indem wir mit Metronom was vorher abgestimmtes spielen, könnte es vielleicht klappen. Vielleicht könnten wir zu Sax.co.uk gehen und so eine Reihe von Hörnern aufnehmen. Aber es wäre schon sehr aufwändig, und man müsste das ausgiebig üben hinsichtlich der Koordination, da unsere Time zu sehr voneinander abweicht.
    LG Juju
     
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  12. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    Das manch ein Ohr anders empfindet, und Unterschiede wahrnimmt, die für viele sicher belanglos sind, erkenne ich ich als Fakt, meine persönliche Ansicht. Bei mir hat das Gehör lange gebraucht, es war ein Lernprozess, der nicht in 2 Jahren entwickelt war. Weil gerade Engpass, hatte ich unter anderem einen Bogen abgegeben, hatte 2 der selben Serie. Und als ich den 2ten, welchen ich behalten habe in einer darauffolgenden Probe gespielt habe, war mein Instrument anders, und zwar genau so wie Ton es im unten stehenden Zitat beschrieben hat. Deshalb kann ich bei allen Bläsern eine Suche und Auswahl nach klanglichen Eigenschaften der Instrumente sehr gut nachvollziehen. Hier zählt neben der körperlichen Passgenauigkeit und Reaktion gerade die Reflexion im Klang. Ist aber nur meine bescheidene Ansicht.
     
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  13. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Zu den anderen Baureihen kann ich nichts sagen…
    Zu dem Cigar Cutter schon…, aber auch schön zu lesen das dir die Ergonomie gefällt…

    Mir gefiel im direkten Vergleich die Ergonomie des New Wonder I deutlich besser…, auch im direkten Vergleich zu dem Mk VI…, von daher wundert es mich auch nicht das es dann ein 12m wurde….:)

    Das dann ergonomisch leicht angepasst…., wunderbar…;)

    Kann gut sein, dass das Oberrohr auf der anderen Seite war…, das war schon nen sehr eigenes Sax…
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das ist dein Eindruck. Nur, wie bei neuen Schuhen sind die erst mal anders als die Alltagstreter, dann hat da sicher jeder einen anderen Eindruck, und schließlich ist jedes Instrument ein Kompromiß zwischen Ergonomie und Feedback/Klang. Da kommt es dann darauf an, was man wie bewertet.

    Eine Session kann man mal machen. Ich denke aber, dass das, worauf es ankommt (Feedback /klang) nicht auf einer Aufnahme wiedergegeben wird, da es vom ergonomischen Aspekt massiv überlagert wird.
     
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  15. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Naja, wenn mir die Finger zwischen den Klappen durchrutschen und dazwischen steckenbleiben bzw ich bestimmte Klappen einfach nicht erreichen kann ist das ein Problem, welches sich auch mit der Zeit nicht geben wird. Evtl kann man da noch was an dem Instrument modifizieren. So geschehen bei unserem Conn 12M, welches ich sonst aus anatomischen Gründen nicht hätte spielen können. Die Mechanik ist einfach unterirdisch im Vergleich zu einem neueren Modell. Völlig anders, wenn die Ergonomie einfach etwas anders ist, z.B. MK VI vs Conn 10M. An sowas gewöhnt man sich schnell.

    Das andere Ding, was ein absolutes Killerargument ist, ist übrigens Altissimokompatibilität. Man wird keinen langjährigen Profi finden (der viel im Altissimo unterwegs ist), der für das neuentdeckte Horn mit dem Traumklang sein Altissimosystem umlernen wird.

    LG Juju
     
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  16. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Warum deutest du meine Aussage so?
    Die Frage war, warum die SBA teurer sein. Ich habe beschrieben, dass jemand das SBA lieber mag.
    Ob das beschriebene objektiv zutrifft oder überhaupt objektivierbar ist, ist egal. Es gibt bestimmt einige Leute, die eine ähnliche Perspektive haben und entsprechend mehr fürs SBA bezahlen.
     
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  17. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Genau deswegen. Ich deute nicht deine Aussage,sondern die von dem Profisaxer. Hat er etwa alle Mark 6 angespielt,schließlich sind die doch über ihre Herstellenlaufbahn stark verändert worden. Und wie gesagt das ist die Aussage von EINEM Profisaxer. Ist das dann allgemeingültig für alle ?
    Ich will damit sagen,das diese Ausage von dem Profi (nicht von dir) im Grunde genommen bei dieser Diskussion keinen Nährwert hat
     
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  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das ist aber DEIN Problem. Wenn du eben kleine Hände hast oder Hände, die nicht zur Mechanik passen, dann heißt das nicht das Instrument ist schlecht sondern es ist für dich nicht geeignet.

    Für dich. Mir liegt die Mechanik sehr gut, besser als die eines mk6 oder 10m. Deshalb spiele ich es ja. Der Gis-Drücker dürfte etwas mehr kohlert sein (also breiter und etwas mehr zieloptimiert), aber auch so komme ich gut klar, viel besser als mit heutigen Drückern.
    Beim Alto empfinde ich sogar die Mechanik eines truetone angenehm mit einer Ausnahme, tief Bb. Da muss ich mich umgewöhnen. Für das Feedback des Instruments nehme ich das in Kauf (oder nehme ein frühes Aristocrat), weil es mir in anderen Bereichen sehr entgegenkommt.
    Aber wir driften etwas vom Thema.
     
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  19. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Juju,

    mir ging es genauso!

    Ich hatte mal ein "Chu", dass Teil hatte eine unglaubliche Projektion und war wohl das lauteste Sax das ich je gespielt habe, ein klasse Teil, leider nur beim Sound, die Ergonomie war einfach prähistorisch, Barre-Griffe spiele ich dann lieber auf der Gitarre.:smil3dbd4e29bbcc7:
    Das 10M ist da wesentlich besser, dennoch habe ich auch hier noch ein paar kleine Verbesserungen durch B. Waltersbacher vornehmen lassen.
    Als es dann zurück war habe ich mich schweren Herzens vom Chu Berry getrennt, aus dem gleichen Grund übrigens auch von einem Martin Lion and Crown...tolle Instrumente aber die Mechanik...

    Andreas
     
  20. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Prähistorisch ist die perfekte Beschreibung, Du bringst es auf den Punkt. In den Jahren hat sich damals meiner Meinung nach wirklich sehr viel getan, was die Mechanik angeht, und auch wenn es kein "one size fits all" gibt, es hat einen deutlichen Fortschritt gegeben, und ich würde sagen, dass die Mehrheit der Spieler grundsätzlich in der Lage ist, die Mehrheit der Instrumente, die etwas später auf den Markt kamen, bedienen kann, im Vergleich zu den Dinosauriern.

    LG Juju
     
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