Silver Polish? Gut oder böse?

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Wanze, 17.September.2016.

  1. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Hallo miteinander,

    ich hab mir ein altes, versilbertes Instrument aufgeladen.
    Naturgemäss ist das gute Teil angelaufen.
    Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten : Polierpaste oder eine "Silver Polish" Lösung, gibt es z.B. von Hagerty. [​IMG]
    Die Polierpaste ist soweit ich weiss abrasiv, trägt also (wie auch die "Poliertücher") Material ab - irgendwann ist das Silber weg.
    Wie sieht es bei den Bädern, Schaum etc. aus? Wird da das Silbersulfid reduziert oder einfach abgeätzt? Sprich, wird dabei die Beschichtung auch dünner?
    Was für Erfahrungen habt ihr mit der Reinigungswirkung? Putzt so ein Mittelchen wirklich gut? Auch dickere Anlaufschichten?

    Bitte keine Diskussion über den Sinn versilberter Instrumente... ich find's einfach nur schön, dass die Putzerei Mehraufwand bedeutet, ist mir klar!

    Grüße,

    Wanze
     
  2. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

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  3. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Danke, @Wuffy
    Ganz direkt gefragt, was verwendest Du? Hast ja auch schon ein paar Silber-Schätzchen wieder hergerichtet
    Wenn ich das lese, beruht die Silberseife auch auf "Abschmirgeln":
    - heisst, das Silbersulfid wird nicht reduziert. Sonst müsste ja Schwefelwasserstoff freiwerden. Also auch noch eine Bestätigung der mechanischen Reinigung.
    Eigentlich würde ich gerne das Abschmirgeln vermeiden - nicht dass irgendwann das ganze Silber weg ist.

    Grüße,

    Wanze
     
  4. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Hi, google mal silver Plate, Antiquax
    Zitat: "Restauriert abgenutzte versilberte Gegenstände"
    Das funktioniert, soweit ich noch weiss, ist ne weile her, über irgendeinen Prozess, chemisch oä wird neues silber draufgepackt. Hat leidlich funktioniert damals.



    http://www.swing-jazz-berlin.de/
     
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  5. Regor

    Regor Ist fast schon zuhause hier

    Hi @Wanze
    Metarex, auch Zauberwatte genannt, geht vorzüglich für Silberkorpus aussen.
    Schmirgelt nix. Mit Putzfäden nachpolieren.
    Eine Plackerei halt, aber Resultat doch befriedigend.
    Übrigens kannst du mit einem silbernen Saxophon keinen Tschäss spielen.....
    So mein Saxlehrer
    Gruss Roger
     
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  6. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem


    Das habe ich auch schon genommen. Man muss die Reste aber sehr ordentlich abwischen bzw. Wegpolieren sonst läuft es mit der Zeit gelblich/goldfarben an.

    LG Stefan
     
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  7. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Jo....habe wirklich schon etliche Silberlinge wieder zum strahlen gebracht.

    Verwendet hierzu haupsächlich Silberpflege-Creme von Poliboy....aber auch andere Silverpolish, wo ich die Firmen jetzt nicht mehr kenne.

    Die Creme von Poliboy schmirgelt anscheinend am wenigsten.....habe da nie was nachteiliges festgestellt...aber auch nie öfters gemacht. Wenn das Sax bnach einer Überholung wieder super sauber ist, darf es meiner Meinung nach auch langsam wieder Patina ansetzen und muss nicht immer hochglänzend aussehen.

    Interessant ist auch die chemische Variante mit Alufolie, Salz im warmen Wasserbad.

    Habe das an einem S-Bogen mal probiert und es hat einigermassen funktioniert...musste aber noch koneventionell nachpolieren.

    Hier mal die Erläuterung zum chemischen Vorgang:

    Für die schwarze Schicht ist Silbersulfid zuständig, das durch den Kontakt mit der Luft und Speisen entsteht. Da das Silber bei dieser Reaktion Elektronen abgibt, spricht man davon, das das Silber oxidiert wird.

    Um diese Schicht zu entfernen, müssen also Elektronen angeboten werden, die die Verbindung zwischen Silber und Schwefel lösen.

    Je unedler ein Metall ist, desto leichter gibt es Elektronen ab. Das machen wir uns bei diesem Trick zu nutze. Da Aluminium sehr unedel ist, gibt es viel leichter Elektronen ab, als das recht edle Silber. Gibt man also beide Metalle gleichzeitig in eine Lösung wandern Elektronen vom Aluminium zum Silber, so entsteht eine geringe Spannung.

    Das Salz in der Lösung trennt sich in Ionen (geladene Teilchen) und erleichtert so den Transport der Elektronen.

    Kommen die Elektronen am Silber an, trennt sich das Silber vom Schwefel und es entsteht wieder reines Silber. Genauer gesagt wird das Silber wieder reduziert und braucht daher den negativ geladenen Bindugspartner Schwefel nicht mehr.

    Der Schwefel und das oxidierte Aluminium bleiben in der Lösung zurück. Da das Aluminium nicht beliebig viele Elektronen abgeben kann und die Lösung auch nicht beliebig viele der entstehenden Ionen aufnehmen kann, kommt diese Reaktion zum erliegen. Das heißt die Lösung ist verbraucht. Ist das der Fall, können sich die Ionen auch am Silber niederschlagen, was wieder zu unangenehmen Niederschlägen führt.

    Übrigens: Das warme Wasser dient nur dazu, die Reaktion loszutreten und zu beschleunigen. Theoretisch geht es auch mit kaltem Wasser, dann dauert es aber deutlich länger, bis sich der schwarze Film auflöst.

    Da ich zwischenzeitl. diverse und versch. grosse Kunststoffwannen zum Saxbaden habe, werde ich das mal demnächst an einem versilberten Amati-Lignatone direkt mal ausprobieren.

    LG Wuffy
     

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  8. Jogi

    Jogi Ist fast schon zuhause hier

    Aber bei einer guten Versilberung muß man da schon ziemlich oft polieren, um das zu erleben.
    Wahrscheinlicher ist es, daß man nach 50 Jahren täglichem Üben die Tasten auf's blanke Messing durchspielt.

    Liegt auch an der Silberlegierung. Bei Stearlingsilber sollte das eigendlich nicht passieren.

    Um Anlaufen zu reduzieren wisch ich die Tröten nach dem Spiel mit 1, 2 Tropfen Aceton auf einem Baumwollappen trocken, bevor ich sie in die Kiste verbanne. Zusätzlich kommen ein Stück Tafelkreide und 2, 3 Silikatbeutel mit in die Kiste, damit die Tröte nicht so einsam ist. Mag sein, daß das Woodoo ist, aber ich bilde mir ein, es hilft gegen Anlaufen.

    Und jetzt zum Putzen:
    Da hat vermutlich jeder irgendwelche "Geheimmittelchen", auf die er schwört - Hier meine...
    Ich geh mal davon aus, daß es sich nicht um eine Grundüberholung handelt.
    Da ist es leider nicht so einfach überall ranzukommen...
    Da hilft Q-Tip und Ballistol. Hilft selbst bei schwarzer Verkrustung an den Kaminen.
    Ballistol nehm ich auch für mattversilberte Instrumente. Die will ich ja nicht blankpolieren.
    Zum Blankpolieren polierter Instrumente nehm ich Nevr Dull Polierwatte.
    Und dann hab ich da noch ein paar Produkte von ECOLAB, auf die ich mal beim Herumshippern aufmerksam wurde.
    Auf einem Schiff gibt's ja so einiges zu polieren - Vom silbernen Galabesteck, bis zur Messingglocke.

    All diese Mittelchen benutz ich auch für meine unlackierten Messingtröten.

    Die schlimmsten Putzerlebnisse hatte ich mit fast 100jährigen Verkrustungen von Sidolin- und Ataähnlichen Putzmittelchen, an einem alten Conn. Derartige Rückstände scheinen auch nicht grad gut für die Federn zu sein. Putzbad hat da leider völlig versagt.

    Ansonsten kann ein total angelaufenes Instrument auch sehr schön aussehen.
    Ich hab eine total angelaufene Panamerican Klarinette mit polierter Klappenmechanik, sieht total cool aus.
     
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  9. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Oh doch, genau das.
    Um genau zu sein, eine Zusammenarbeit zwischen meinem Saxdoc und mir :pint:
    Er zerlegt das Instrument, ich putze und er baut es dann wieder zusammen und richtet die Mechanik.
    Spart ihm die Drecksarbeit und mir ein bisschen Geld - wird auch so schon teuer genug.
    (Ich: "Das ist doch klasse, da hab ich gleich eine ganz andere Beziehung zu dem Instrument"
    Er: "Jo und danach kaufst Du Dir nie wieder ein versilbertes" :-x )

    Die chemische Methode von @Wuffy reizt mich - klingt am schonendsten und nach am wenigsten Arbeit. Eine alte Babybadewanne habe ich noch, das müsste das Baby gerade reinpassen.
    .. und der Gedanke ist ja auch lustig: Da hat vor 50 Jahren jemand neben dem Instrument gepupst und diesen 50 Jahre alten Furz setze ich wieder frei:cool2: :-D

    Grüße,

    Wanze
     
  10. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    there is nothing either good or bad, but thinking makes it so.
    Hamlet, 2, Akt
     
  11. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    Gratuliere @Wanze!

    Gibt's auch ein Foto - wegen Vorher-Nachher? :)
     
  12. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Das ist nicht meine Methode....so was findet man im Netz .....man reinigt so aber eher Silberbesteck vor....um anschließend aber dann doch noch zu polieren.

    Würde es erst mal mit dem S-Bogen in einer kleinen Wanne probieren.....mit der dünnflüssigen Silber Creme sähe ich keine Abschmirgelungen, wenn du das nicht laufend x-mal alle paar Wochen machst.

    LG Wuffy
     
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  13. Barisach

    Barisach Kann einfach nicht wegbleiben

    @Jogi
    Wenn sie angelaufen ist, nehme ich an, daß es sich dabei um eine Metallklarinette handelt ?
    Und dann kann ich dem nur zustimmen ! Ich kenne die Querflöte meines Bruders, metallic schwarz angelaufen aber blanke Klappen und Achsen.
    Das sieht wirklich cool aus ! Richtig "kultig" !!

    Aber wenn man Silber blank behalten will, kann man es dann nicht lackieren lassen, so wie die Messinginstrumente auch oder hält der Lack auf Silber nicht ?

    Grüßle

    Isachar
     
  14. Sa(x)bine

    Sa(x)bine Kann einfach nicht wegbleiben

    Die versilberte Trompete vom Sohnemann habe ich mal mit so einem Putztuch für Schmuck vom Juwelier gewienert. Obwohl die Tröte ja nicht so viele Ecken und Kanten hat, wie ein sax wars trotzdem eine Sch...arbeit :confused:
    Ich würde kein versilbertes Sax wollen, obwohl Optik und auch der Klang oft superschön sind.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 11184

    Gelöschtes Mitglied 11184 Guest

    ich glaube die Silberinstrumente von Yanagisawa sind lackiert .....
     
  16. Sa(x)bine

    Sa(x)bine Kann einfach nicht wegbleiben

    Dann dürfte ja auch nix anlaufen, wenn der Lack "dicht" ist, oder täusche ich mich?
     
  17. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Es scheint Silberlegierungen zu geben, die nicht anlaufen. Meine Klarinetten (Buffet-Crampon) haben eine versilberte Mechanik, die ich noch nie putzen musste.

    LG Helmut
     
  18. Jogi

    Jogi Ist fast schon zuhause hier

    Kann man, aber an/unter der kleinsten Macke im Lack läuft es dann aber dennoch an und sowas läßt sich dann nicht "so einfach" wegpolieren.

    Früher hatte ich auch das Gefühl, daß versilberte Tröten besser klingen, aber das lag wohl eher am Spieler und evtl. noch am Saxophon.
    Das die dünne Silberschicht den Klang verändert halte ich eher für Woodoo.

    Ich bin auch der Meinung, daß ein unlackiertes versilbertes Horn genauso schnell/langsam anläuft, wie ein unlackiertes aus Messing.
    Die schwarz verkrusteten Dinger aus der Bay wurden vermutlich über Jahrzehnte in feuchten Speichern und Kellern gelagert.
    Das was bei fachgerechter Lagerung anläuft, läßt sich (so man(n) will) relativ einfach wegpolieren.

    Das beste Mittel gegen Angelaufene Instrumente ist regelmäßiges, häufiges Spielen und anschließendes Trockenreiben.
    Unbeachtet und vergessen in der Kiste versenkt würde sich wohl jeder schwarz ärgern. :D

    Die sind vermutlich auch nicht versilbert, sondern vernickelt.
     
  19. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Doch, versilbert.
     
  20. Regor

    Regor Ist fast schon zuhause hier

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