Sopran und Luftüberschuss

Dieses Thema im Forum "Soprano Special" wurde erstellt von auge, 17.Dezember.2019.

  1. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Hallo liebe Saxprofis,
    ich spiele sehr gerne Soransaxophon im Worship unserer Freikirche und auch ab und zu Solostücke bei der Blasmusik.
    Wenn ich mit der Blasmusik spiele sollte das eher ein wenig klassischer klingen.

    Mein Problem ist, dass mir bei langen Bögen zuviel Luft bleibt. Ich quasi zu wenig verbrauche und dann mit dem generellen Atmen nicht mehr so richtig zurecht komme.
    Aktuell ist es das Stück 4 Watercolours das recht lyrisch und schön ist.

    Habt ihr da einen Tipp auf Lager, dass ich nicht so schnaufen muss?
    Am Rande: Durch viel Sport hab ich ein recht großes Lungenvolumen und eine sehr gute Sauerstoffaufnahme. Das scheint in dem Fall kein Vorteil zu sein.

    LG
    Auge
     
  2. scenarnick

    scenarnick Admin

    Moin @auge

    Ich kenne das von mir vom (klassischen) Singen. Die Antwort liegt auf der Hand - und ist doch schwer umzusetzen: Du atmest zu viel ein. Ich ertappe mich immer dabei, ziemlich "aktiv" einzuatmen und dadurch hab ich nach der Phrase noch viel zu viel Luft übrig. Einfach nur Rachen und Hals öffnen und Luft einfallen lassen statt zu "saugen" (bitte nicht anden Heinzelmann denken) hilft mir.

    Die Sax-Experten haben hier bestimmt noch mehr zu sagen, ich kann nur vom Gesang her denken und berichten, aber die Ähnlichkeiten sind doch frappierend

    Gruß, Nico
     
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  3. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Guter Tipp. Am Bari, dass ich ja viel spiele isses ja genau umgekehrt....
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Eventuell ist die Öffnung des Mundstücks zu klein oder die Blatthärte zu niedrig. Gerade wenn Du Bariton und den Luftumsatz dort gewöhnt bist, ist das so ein Ding mit dem Sopran.
     
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  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Zu viel - ja, möglicherweise. Eher aber auch nicht optimal koordiniert.
    Aber ich unterstreiche den Gedanken von @scenarnick: Viele (nicht auf @auge bezogen) haben leider so wenig Ahnung vom Atmen, dass sie sich tatsächlich vorstellen, Luft einsaugen zu müssen. Das passiert oft auch bei sehr guten Bläsern oder Sängern (geräuschvoll). Und viele völlig hirnrissige Dinge werden seit Jahrzehnten ungeprüft weitergegeben, auch von Lehrern an Konservatorien und Hochschulen.

    Ich habe mich eine Weile mit dem Ansatz von John Harle ("Side-Mouth-Breathing", "Nose-Breathing") beschäftigt, um von der Vorstellung ganz wegzukommen, so viel Luft zu brauchen. Das Problem, das Dich plagt, nennt sich "Stale Air". Das ist sozusagen Luft, die da ist, die Du aber nicht verwenden kannst. Das "Problem" hast Du möglicherweise am Bari auch, aber da fällt es aus verschiedenen Gründen nicht so oder gar nicht auf.
    Den Erkenntnissen von John Harle in dem Buch "The Saxophone" will ich nicht ganz folgen, aber wo er Recht hat ist, dass hilfreich ist, von der "Einsaug-Vorstellung" ganz wegzukommen. Ob Du Dir jetzt vorstellst, durch die Ohren Luft zu holen, oder nur durch leichtes "Grinsen" ohne den Kiefer und die Lippe ohne und unten viel zu bewegen ist zweitrangig. Ein Mosaikstein kann natürlich auch die veränderte Haltung (Winkel Mundstück-Mund) beim Sopran im Vergleich zum Bari sein.
    Eine zweite Geschichte ist natürlich auch eine bestimmte ("statische") Vorstellung von Stütze - Halten um jeden Preis.
    Dann kann's auch genau zu diesen Problemen kommen.
    Interessantes Kapitel jedenfalls, und hochkomplex.

    Liebe Grüße, Günter
     
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  6. hanssax

    hanssax Ist fast schon zuhause hier

    Das Problem kenn ich sehr gut, besonders bei manchen (Quartett-) Stücken, die auf der Sopranstimme kaum Pausen haben und besonders bei Auftritten, wenn noch Aufregung dazu kommt. - Ich hab mir dann in den Nummern jeweils geeignete Atemstellen gesucht und versucht mir anzugewöhnen, vor dem Einatmen immer erstmal ganz auszuatmen. Restlos konnte ich das Problem damit auch nicht lösen, es wurde aber zumindest etwas besser.

    Liebe Grüße, Hans
     
  7. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Lapidarer Kommentar von unserem Ensemble-Leiter war in so einer Situation "ihr atmet zu oft ein".

    Grüße,

    Wanze
     
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  8. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ist auch oft zu sehen und hören. Die Luft reicht eigentlich noch aber bei jeder Möglichkeit wird eingeatmet, bis es sich staut.
     
  9. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank für die vielen Ideen und Tipps.
    Ich bin ausgebildeter Sänger (Klassik & Jazz) und komme immer und überall gut zurecht. Weiters laufe ich wöchentlich etwa 30 bis 40 km um fit zu bleiben und muss auch dort gut atmen.
    Wenn ich am Sopransax laut genug spielen kann geht auch genug Luft weg. Bei diesem eher verhaltenen Stück muss ich aber Teils sehr leise spielen. Daher bleibt Luft über und ich brauch aber Sauerstoff.
    Ich werds mal mit weniger Einatmen und Ton Scotts Vorschlägen versuchen. Das Stück ist ja eh nur mehr einmal fällig. Dann darf ich wieder relaxtes modernes PopSopran spielen. Da bin ich zu Hause :)
     
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  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  11. scenarnick

    scenarnick Admin

  12. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Bildschirmfoto 2019-12-19 um 16.22.58.png Das meinte ich oben von wegen Haltung, grad beim Sopran - Kopf nach unten...
     
  13. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Er hat recht, dass zu tief aspiriert wurde. Aber da wir doch nicht Luft durch Luft blockiert. Ich kann wohl noch weiterspielen, der Zwang zu atmen wir nur immer dringender. Es braucht dann beim Spiel einfach lange zur Exspiration und es stellt ich der gleiche Effekt ein, wie bei jedem anderen Luftanhalten auch. Der Sauerstoff im Atem wir langsam knapp und der Körper signalisiert, dass die Idee langsam wieder zu Atmen eine er besseren wäre. Da ist keine " barrier to the dynamic breath from the lower lungs", da sind zu wenig Sauerstoff und viel C02. Und die machen mir die Hölle so richtig heiß. Irgenwelche Fehlhaltungen oder Verspannungen sind dabei dann noch das Sahnehäubchen.
    LG quax
     
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  14. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Du kannst dieses Gefühl des "Erstickens" schon nach einem recht kurzen Ton haben, glaub mir.
    Wie gesagt, ich folge nicht immer der Diktion von Herrn Harle, aber da steckt schon noch anderes dahinter als Sauerstoffmangel.
    Ich gebe aber zu, dass man seine anderen Gedanken dazu auch kennen sollte.
    Und ich gebe auch gerne zu, dass mich die Gedanken eines Mediziners dazu auch interessieren, was das Gefühl erzeugt, gegen einen Panzer atmen zu müssen, zuerst ausatmen zu müssen um wieder einatmen zu können.

    Grüßle, Ton
     
  15. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Da hast Du Dir die Antwort ja schon gegeben. Ein Sopran braucht definitv viel weniger Luft als ein Bari.

    Leise, zarte Passagen am Sopran brauchen auch eine sehr gute Luftführung (Stütze). Aber dann eben weniger einatmen, oder weniger oft.
     
  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Bin mir nicht sicher, ob Du eine Vorstellung über Deinen(oder auch meinen) Sauerstoffbedarf hast. Beobachte mal den Anstieg der Atemfrequenz beim Übergang aus einer Ruhesituation in eine Aktivitätsphase. Meinetwegen beim Übergang vom ruhigen Halbschlaf um Wachsein.
    Es gibt sicher Situationen die einem den Atem nehmen können, doch wenn der Körpr nach Luft schreit, dann braucht er genau das.
    Die sollten dann aber substantieller sein. "A pocket of trapped motionless air" ff lässt mich Schlimmeres vermuten. Kann da auch nicht aus meiner Haut.
    Die naheliegene Antwort wäre wohl: Bevor frische Luft rein kann, muss die alte raus. Das will der Körper ohne unser Nachdenken. Erfreulicherweise.
    Guts Nächtle
    quax
     
  17. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich hab das Gefühl, wir reden ziemlich gnadenlos aneinander vorbei. Aber sei's drum :)
    Ebenso gute Nacht!
     
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ja, da liegt der Hund begraben. Ich kenne das von der Blockflöte. Wenn ich wie beim Saxophon reinblase, hören nur noch die Hunde die Töne. Wenn ich einen normalen Ton produzieren will, muss ich den Luftdruck und -menge extrem reduzieren. Das führt dazu, daß ich ganz viel Luft in den Lungen habe wenn ich normal einatme, diese aber nicht wieder loswerde bis ich wegen Sauerstoffmangel wieder atmen muss. Deswegen hat man das Bedürfnis auszuatmen bevor man einatmen kann, die Lunge ist voll mit Luft aber die ist halt schon nicht mehr ganz frisch und muss ausgetauscht werden, neue geht aber wegen der alten nicht rein. Und da hilft nur weniger viel Luft einatmen. Bei Schülern erlebe ich das öfters bei Staccato über längere Strecken auch am Sax.
     
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  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Für mich hat das Phänomen zwei Aspekte.
    Einmal ist da die gegenüber den größeren Bauarten beim Sopran meist geringere notwendige Luftmenge. Das erfordert beim Notenspiel, also gegebener Länge der zu spielenden Phrasen schon eine gewisse andere Atmung als bspw. beim Tenor.

    Den zweiten Aspekt hat @peterwespi mal ganz einfach geschildert. Es ist das gleiche Phänomen, mit dem Taucher zu tun haben. Sobald der CO2-Gehalt in den Atemwegen ansteigt, wird ein Reflex zum Atmen ausgelöst. Diesen kann/muss man lernen zu kontrollieren.

    Natürlich kann man hinsichtlich der Atmung auch noch viele andere Dinge falsch, oder wenigstens suboptimal machen, aber davon gehe ich jetzt mal nicht aus.

    Die Ausführungen von Harle hierzu sind für mich leider wenig hilfreich. Ich weiß einfach nicht, was er meint. Das geht mir aber bei den von @Ton Scott aus dessen Buch zitierten Darlegungen häufiger so. Irgendwie scheint das nicht meine Ebene des Verständnisses zu sein.

    Gerade bei der Blockflöte scheint es mir recht einfach, das Problem zu meistern. Ich atme während des Spielens überschüssige Luft durch die Nase aus.
    Beim Sopran geht das leider nicht äquivalent, da der Blasdruck sofort zusammenbrechen würde. Da müsste man dann quasi das umgekehrte der Zirkularatmung bewerkstelligen, nämlich durch die Nase auszuatmen, während man über die Wangenmuskulatur weiter spielt.

    Gruß,
    Otfried
     
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  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Du meinst mein Exzerpt, wie ich annehme.
    Oder hast Du die Bücher gelesen?
    Ich hab mich 2 Jahre damit beschäftigt, und mir meine Meinung gebildet.
    Wer hier hat die Bücher überhaupt gelesen? (Nicht, dass ich alles gutheiße, was und wie er es bringt und begründet...)
     
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