Stellt ihr euer Leben bewußt auf Nachhaltigkeit um? Selbst mit kleinen Schritten...welche?n

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 24.September.2019.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Saxophon zu lernen, eine Schreinerausbildung machen, auf Kranken- und Altenpflege umzuschulen, nein, daran hindert einen keiner, außer die Umstände.
    Das ist keine freie Berufswahl, sondern in erster Linie von den Bedingungen abhängig, in die du hineingeboren wirst.

    Wenn die Mama von drei Kindern in ihrer kleinen Dreizimmerwohnung in Duisburg-Marxloh das Saxophonspiel erlernen möchte, um später damit Unterricht geben zu können, so ist allein schon die Idee eher ein Irrwitz. Nein, jedem, was ihm zusteht. Sie hat sich dann doch frei für die Supermarktkasse beim Schlecker entscheiden und stand nach einem Jahr wieder auf der Straße.
    Die Perspektiven, die du für Chantal in Aussicht stellst, entsprechen auch nicht gerade einer freien Berufswahl.

    Ein wenig freier würde das Ganze, wenn wir auf ein BGE hin arbeiten würden. Das ermöglichte den Fleißigen z.B., das Abitur nachzuholen und quasi in die nächste Kaste aufzusteigen. Ansonsten bewegen sich später vielleicht die Kinder mal in besser angesehene und bezahlte Gefilde. Ein Ausbrechen aus dem Milieu, in das man hineingeboren wurde, bleibt immer schwer.
     
  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Jo, ich hab drauf gewartet….
     
  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ja, und zu denen gehören auch die Fähigkeiten, die man mitbekommen hat. Es kann nicht jeder alles werden, auch bei unendlicher Förderung.
    Nichts gegen Förderung - sie hilft, richtig eingesetzt, das jeweilige Potenzial auszuschöpfen. Aber das Potenzial ist bei jedem ein anderes. Und für "Umschulung auf ach so gefragte Altenfachbetreuer" ist es auch wichtig, dass man die Eignung für Sozialberufe mitbringt. Ich habe sie nicht.
    Und dann ist Altenfachbetreuer jetzt auch nicht der Traumjob, jetzt von den Arbeitsbedingungen. Für Tätigkeit x hast Du y Minuten.
     
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  4. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das Problem ist, dass so viele diese nicht haben obwohl sie in dem Beruf arbeiten.
    Es gibt da eben (fast) keine Einstellungsvoraussetzungen. Alles was nicht bei 3 auf den Bäumen ist wird genommen.
     
  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich glaube aber, dass es weitaus mehr Schicksale gibt, die das Potential hätten, aber mangels Support auf der Strecke bleiben.

    Und es gibt genügend Leute, die trotz mangelnder Kompetenz irgendwelche Stellen haben für die sie nicht geeignet sind.
    Ich hatte heute zB die Situation, dass mich einer unserer Ärzte gebeten hat ihn doch Bescheid zu geben, wenn die Patientin in seinem Behandlungszimmer aufgehört hat zu weinen. Sollte es schlimmer werden, dann soll ich mal nachschauen.
    Er saß derweil bei der anderen ärztlichen Kollegin auf dem Hocker und hat gewartet (auf gut deutsch: hat sich verpisst).
    Soviel zur sozialen Eignung :D Fachlich kann ich ihn natürlich nicht beurteilen.
    Aber evtl wäre er in der Pathologie oder im Labor besser aufgehoben gewesen :rolleyes:

    Das Leben ist manchmal bitter.
     
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Dreas

    Von deiner gesamten Liste sind nur 2 Punkte, die ich als Problem sehe, selbstaufgabe und mangelndes stehvermögen. An diesen Punkten sind in meinem Bereich die leute auch gescheitert. Beides ist aber eine art nicht-wollen. Das habe ich aber auch bei Mitarbeitern gesehen, die in den Mitarbeitergesprächen auf der einen Seite klar sagen, dass sie weiter kommen wollen (fachlich, mehr Verantwortung etc.), dann aber aus ihrer komfortzone nicht rauswollen, eine Weiterbildung nicht annehmen. Das zeigt dann, dass es eher ein Wunsch denn ein Wille war.
    Ich will nicht sagen, dass ich aus jedem Menschen einen Arzt, ingenieur, juristen etc. machen kann. Da gehört mehr zu.
    Aber, dass einer, der in seinem job unzufrieden ist, nicht wechseln kann, sich nicht weiterbilden kann, sich nicht wenigstens anderweitig bewerben kann, kann mir keiner erzählen. Er wird das vielleicht nicht alleine schaffen und braucht Unterstützung. Ob er sich finanziell verbessert, ob ein anderer Job nicht andere Nachteile hat, alles möglich. Nur, niemand ist in einer anstellung gefangen und kommt da nicht raus, wenn er das wirklich will (Ausnahmen sind ev Menschen im kriminellen Umfeld..).
     
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  7. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Sagen wir mal so.
    Wer Talent besitzt und ein gutes Polster von zuhause hat kann es leichter zu was bringen und hat eher die Wahl. Aber auch aus diesen Menschen endet es manchmal in der Gosse oder an der Nadel.

    Wir haben eine Familie im Nachbarort. Die Mutter von 7 Kindern war Kriegswitte.
    Sie ist mit den Kindern und Korb nach der maschinellen Ernte Maiskolben aufgesammeln gegangen.
    Entsprechend wurde die Familie behandelt.
    Die haben zusammen gehalten und alles gemacht was Geld gebracht hat.
    Mit Anfang 30 waren sie Besitzer einer Disco und haben in den 80er Jahren Geld verdient ohne Ende und wieder investiert in Wohnungen und Gasthäuser.

    Das ist nicht Jedem gegeben.
    Die hatten den Mut und einen enorm ausgeprägten Willen.

    Ich denke wenn Du zu den Besten Saxophonisten gehören willst brauchst Du Talent, aber auch viel Disziplin und Durchhaltevermögen.
    So ist es auch in anderen Berufen.
    Wenn die Situation es erfordert muss man was ändern oder sich damit arrangieren.
    Wer einen tollen Job mit vielen € will muss in der Regel auch andere Kröten schlucken.
    Die Opfer sind meist wenig Freizeit, weniger Zeit mit der Familie, die Gesundheit und die Nerven werden etwas mehr strapaziert.

    Grüße Gerrie
     
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  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das schwierige am Support ist danach zu fragen. Der kommt nicht vorbeigeflogen, sondern den muss man sich heranziehen. Ausserdem musst du dir sehr genau überlegen, was du willst, was du kannst, was du nicht willst. Soll-ist Abgleich. Erst dann weißt du, welche hilfe du brauchst.
    Meine Erfahrungen, nicht so intensiv wie @Dreas, sind, dass es schon am soll-ist scheitert. Dann wird aber aus einem konkreten "Willen zur Veränderung" nur ein "Gefühl der Unzufriedenheit." Ersteres gibt Energie, letzteres kostet Energie.
     
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  9. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Hier meine ich eher den Support der Kinder. Die können noch keinen Soll-Ist Abgleich machen wie Erwachsene. Sie sind ihrer Umwelt aber erstmal ausgeliefert.

    Hast du keine Vorbilder in deinem Umfeld dann weißt du auch nicht wo es hingehen könnte.

    Sonst stimme ich Dir da zu.
     
  10. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Ist ja schön das psychische Krankheiten bei deiner Liste kein Problem darstellen aber Du wirst Dir dabei schon was gedacht haben!?

    Andreas
     
  11. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Ja klar so etwas gibt es, ist ja auch der alte amerikanische Traum, vom Tellerwäscher...

    Bedenklich finde ich die Ansicht das der Wille alles in Gang setzen würde, oder anders, wer gescheitert ist wollte halt nicht genug, dass finde stark versimpelt und wird den vielen wirklichen Schicksalen einfach nicht gerecht.

    Klar Wille ist ein starker Faktor, aber eben auch nicht der Einzige.
    Ich habe einige Leute scheitern sehen, am mangelnden Willen lag es oft, aber häufig auch nicht.

    Andreas
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Auch als Kind kann ich meine Eltern bitten meine Hausaufgaben zu prüfen oder mir etwas erklären, was ich nicht verstanden habe. Ich kann auch nichts sagen und schlechte Noten bekommen.
    Zugegeben, kinder gehen häufig den bequemen weg, spielen ist wichtiger. Und ja, nicht alle Eltern können selbst helfen, aber sie können auf jeden Fall mit der schule reden und dort Support erbitten.
    Oder, wenn all das sofort nicht machbar ist, gibt es in hoherem Alter andere Optionen.

    Alleine in meiner Familie haben alle mehrfach Jobs und Aufgaben gewechselt. Schwägerin 1, gelernte groß und aussenhandelskauffrau, hat zunächst für kleine Firmen die Buchführung übernommen, hat dann einen webshop eroffnet und Klamotten vertickt, jetzt ist sie in einem Büro für Grafik, und erstellt foliengrafiken.
    Schwägerin 2, auch Kauffrau, hat im Einzelhandel hingeschmissen, sich 3 Jahre hingesetzt und Informatik studiert. Arbeitet jetzt als netzwerkadmin bei einem Mittelständler.
    Schwägerin 3 kommt auch aus dem kaufmännischen Bereich, umgeschult als Kindergärtnerin.
    Schwager 3, gelernter Koch, lange bei der bw, hat umgeschult und arbeitet jetzt als qualitätsprüfer im Lebensmittelbereich.
    Meine ex, Kauffrau, lange in der serviceplanung, hat über ein Fernstudium bwl und Psychologie studiert, arbeitet jetzt in einem konzern im Service als Teamleiter einsatzplanung.
    Ich habe auch mehrfach Positionen gewechselt, musste/durfte lernen, teilweise völlig fachfremd, und war erfolgreich.
    Gleiches bei einem meiner studienkollegen. Der andere hat zunächst als kaufmann gelernt, dann studiert und arbeitet heute in der werkzeugentwicklung.
    Uswusw.
    Ich kenne eigentlich keinen in meinem Umfeld, der nicht mind einmal den Arbeitgeber und/oder den beruf gewechselt hat.
    Heute wohne ich in einem kleinen Nest. Selbst dort werden auf allen niveaus Leute gesucht. Wenn ich nicht putzen will, muss ich nicht. Ich kann in einem der Supermärkte arbeiten, in einer der gärtnereien, in der logistik, als produktionshelfer, im Verkauf... vielfach ohne Abschluss.
    In Marzahn sind z. Zt. im Umkreis von 10km 32xx Stellen frei allein in einer Suchmaschine. Querbeet. Mir kann niemand erzählen, dass da nicht eine Alternative zu einer derzeitigen Beschäftigung dabei ist.
     
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  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Sehr komplexes Thema.
    Bin da ganz bei Dir. Es macht halt auch einen Unterschied, ob man täglich mit den Problemen zu tun hat oder mal einige Beispiele aus der Familie zitiert.

    CzG

    Dreas
     
  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Scheitern ist nicht schlimm, im Gegenteil, man lernt daraus. Schlimm ist dann aufzugeben und es mit anderen Parametern und den gemachten Erfahrungen /zusätzlicher Hilfe nicht erneut zu versuchen. Zum WOLLEN gehört auch der konstruktive Umgang mit Niederlagen.
     
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  15. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Ich spreche aber nicht von Niederlagen sondern vom Scheitern, dass beinhaltet für mich auch eine stark mentale Komponente.

    Und Bewertungen was schlimm oder weniger schlimm ist habe ich auch nicht immer gleich in der Schublade, manchmal ist die "Aufgabe" der einzig begehbare Weg und sollte als Option nicht zwingend verworfen werden.

    Du stellst hier Forderungen auf die außer Dir und Deiner Familie viele Menschen aufgrund ihrer Vita nicht erfüllen können, auch wenn sie wollen, nicht jeder Mensch ist ein "Hans Dampf in allen Gassen" und das ist gut so.

    Andreas
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.März.2022
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  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hört sich bei Dir immer toll an.

    Hast Du schon mal Deine komplette Existenz verloren?
    Alles weg? Nur noch Hartz IV?

    CzG

    Dreas
     
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  17. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Jaaajaaa, man muss nur wollen...:rolleyes:

    Das Wechseln nur um des Wechselns willen bringt doch nichts! Von einem Gatsch in einen anderen Gatsch - wozu?
    Und zum Weiterbilden braucht man auch die entsprechende Perspektive! Du hast Bildung - gut für Dich. Du hast Fähigkeiten - wunderbar. Es geht aber nicht jedem so gut.

    Der muss auch erreichbar sein! Was hätte aus meiner Mutter werden können... ist aber in ärmsten Verhältnissen aufgewachsen. War gut in der Schule, das wurde auch wahrgenommen, hat aber aus finanziellen Gründen nur die kürzere Variante machen können. Wäre gut im Sport gewesen, in manchen anderen Dingen... aber es gab in ihrem Umfeld einfach nichts, wo sie was daraus machen hätte können.
    Mag heute insgesamt besser sein. Brauchst aber auch heute nur im falschen Milieu aufzuwachsen, um keine Chance zu haben. Und dazu zählt mehr als ob theoretisch irgendeine Förderung vorhanden wäre - da zählt auch das Sozialgefüge dazu.

    Das erfordert ein durchaus reifes Maß an Reflexion. Jetzt schau Dich einmal in "einfacheren" Bevölkerungsschichten um...

    Dazu brauchst du aber auch Eltern, die du fragen kannst - in mancherlei Hinsicht. Oder die dir helfen wollen. Oder wissen wie.
    Alles theoretisch möglich, aber das Leben ist komplexer.
     
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  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Geht es auch mit Argumenten in der Sache oder einfach nur blöde?

    Ärgert mich.
     
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  19. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Dann ärgert es Dich eben. Aber das Thema haben wir schon so oft durchgekaut, dass es mir auch zu blöde ist, die Diskussion von vorne zu beginnen.
     
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  20. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ist mit meinen Brüdern genauso. Haben bei A angefangen und sind bei D gelandet.
    Trotzdem kann man das nicht auf alle übertragen.

    Was ein Problem ist, das ist die Schule. Da geht es ja eigentlich um Förderung, Standardprogramm für "Standard"kinder?
    Aha.
    Zudem je nach Bundesland unterschiedlich.
    Brauchst du nun 2 Jahre länger um Sachen verstehen zu können bzw um überhaupt lernen zu können (weil nach Schulschluss zu Hause gerade jeden Tag Theater ist), dann kriegst du den Stempel "kannst nichts".
    Davon muss sich eine heranwachsende Persönlichkeit erstmal erholen.
    Ich musste das leider auch erleben, ebenso meine Brüder. Keiner war gut in der Schule, alle sind heute wohlhabend. Haben bloß auf eine andere Art ihr Ziel erreicht.
     
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