Stimmung....ist sie wichtig ???

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 22.November.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    Moin Ihr Lieben.....


    Ich habe gerade wieder mal etlichen Afro, Asia, Latin und Klezmersound am Laufen gehabt heute....und mir fällt es doch immer wieder auf, wie verstimmt bisweilen die Instrumente klingen.....oft sogar beabsichtigt....verschrägt...wenn nicht gar gleich in einer """""Falschen""""" Tonart gespielt....



    DAS sind die Reibungsmomente, die mich in der Musik reizen...die den Hitze-effekt ausmachen....dabei ist es egal ob irgendwelche "Whitchdoctors Son s "ihren Afrojazz über den Äther schralen...oder eine alte Duke Ellington-Aufnahme läuft......so richtig """Sauber""" ist NIX von alledem...und genau DAS macht es so reizvoll.....wozu braucht man dann ein Stimmgerät....einen Microtuner....und Tausend andere "Gizmos" um den richtigen Ton zu treffen ???

    Gerade im Jazz....dem ja doch einige hier im Forum hinterherhecheln, darf man ja mal querschiessen....Es ist sogar GUT, wenn man sich das mal antut.....und auch in vielen anderen Musikstilen darf / soll sich das Sax durchaus mal ne schräge Stimmung erlauben......das darf die Flöte oder die Klarinette nicht.....die Trompete auch nicht unbedingt....aber dem Sax gesteht man durchaus mal schräge Töne zu. ( Ist Euch das schonmal aufgefallen ?? )

    WIESO sollte man auf dem Sax dann überhaupt noch "Stimmen"


    Fraglich......


    CBP
     
  2. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Das liegt vielleicht auch daran, dass ein Sax "von Natur aus" schlechter stimmt als eine Klarinette oder eine Flöte und mehr Arbeit für den Musiker verlangt um es "stimmend" zu spielen.

    Und weil das viele eben nicht wollen oder nicht können, wird es zur Kunstform erklärt. Das muss so sein. Nicht umsonst heisst's ja im Jazz:

    Nein aber im Ernst. Bei manchen Stilen ist das OK, das soll schräg klingen. An anderer Stelle ist das aber ein großes NoNo. Besonders wenn zwei oder drei Saxe zusammen ein bekanntes Rührstück spielen. Da tötet eine unsaubere Intonation die ganze Stimmung.

    Wenn man nur schnell wo drüber nudeln muss ist das unkritisch. Man sollte zumindest in der Lage sein richtig intoniert zu spielen, wenn es darauf ankommt. Dass es manchmal egal ist, ist kein Grund, grundsätzlich auf die richtige Stimmung zu pfeifen.
     
  3. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    In diesem Zusammenhang besser passen täte:
     
  4. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier


    Moin CBP,

    wenn eine Skala aus einer anderen Ethnie für uns ungewohnt klingt, hat das weniger mit "verstimmt" zu tun, als mit unseren Hörgewohnheiten. Viele dieser Skalen sind mit unserer (z.B.) wohltemperierten Stimmung nur annähernd darstellbar, d.h. für einen Inder klingt das, was wir mit unseren sauber gestimmten Instrumenten spielen, dann auch verstimmt.

    Wenn ich so etwas wie Weltmusik anstrebe, muss ich, da ich Instrumente aus verschiedenen Kulturkreisen mit unterschiedlichen traditionellen Stimmungen verwende, immer Kompromisse eingehen.

    Ein prägendes Erlebnis hatte ich einmal auf Skye in Schottland im Dudesackmuseum. Die dort verwendete Skala hat mit unserer Durtonleiter nur sehr wenig zu tun, das beginnt damit, dass die Oktave nicht, wie bei uns, die Frequenz verdoppelt. Seidem ist mir klar, warum schottischer Dudelsack mit Klavier oder westeurop. Orchester immer strange klingt.

    Im Jazz fallen einige Töne deutlich aus den traditionellen europäischen Skalen raus. Die Bluenotes kl. Septime u. kl. Terz werden hier etwas tiefer intoniert, bei der flatted fifth bin ich mir nicht ganz sicher. Das erklärt vielleicht, warum Instrumente, die von der Intonation her leicht zu variieren sind, also z.B. Sax u. Posaune, im Jazz eine besondere Rolle spielen.

    Für Blues muss ich daher Matthias "Better sharp than out of tune" deutlich widersprechen. Eine rein oder wohltemperiert gespielte Terz oder Septim ist im Blues einfach falsch.


    keep swingin´



    Dein Saxax
     
  5. Mugger

    Mugger Guest

    Guten Abend,
    das ist ein interessantes Thema, und ich habe mich in letzter Zeit viel damit beschäftigt.
    Intonation kann, so wie Timing, ein Stilmittel sein, und auch bestimmte Gefühle noch besser transportieren.
    Die Meister, egal ob Klassik oder Jazz, haben/hatten das (meist :)) im Griff.

    Mein Lehrer hat mir sogar bestimmte Platten zum Hören empfohlen, um mit meinem etwas verqueren Trieb zur perfekten Intonation aufzuräumen. (Z.B. Archie Shepp - Ballads for Trane)

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  6. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Das ist dann aber ein Problem, dass entweder der Instrumentenbauer oder der Restaurator nicht in den Griff bekommen hat. Denn die Oktave ist das einzige Intervall, dass in allen Stimmungssystemen gleich ist.

    Hast du das Zitat verstanden? ;-)
     
  7. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    saxax schrieb:
    Wohl kaum, weil eine Oktave in der Physik und darauf basierend in der Musikheorie nun mal einer Frequenzverdopplung entspricht.

    LG - Chris
     
  8. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    @ Matthias,

    nein, eben nicht, nach Aussage des Museums ist das Absicht, dass die "Oktave" beim schottischen Dudelsack mehr als die Frequenzverdopplung beträgt. Ich war damals auch sehr verwundert. Technisch könnten die Schotten sicherlich auch eine reine Oktave realisieren; aber als Waffe wäre der Dudelsack dann viel weniger geeignet ;-)


    :topic:

    Wie sich die Stimmung in der europäischen Musik entwickelt hat kann man z.B. hier anlesen: Wikipedia - Stimmung


    An ähnlicher Stelle werden auch die "labilen Terzen" der subsaharischen Tonsysteme, die sicher Grundlage für die Bluesterz sind, thematisiert: Wiki - afrikanische Tonsysteme



    keep swingin´


    Euer Saxax
     
  9. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier


    Moin Chris,

    für die klassische Linie der europäischen Musik und für viele andere Skalen stimmt das ohne Frage, was Du sagst. Die Schotten sehen das aber anders ;-) .... Wir können uns ja einigen, das nicht Oktave zu nennen.

    In der Tabelle auf Bagpipe tuning kann ich jedenfalls keine Frequenzverdopplung feststellen.


    keep swingin´




    Saxax
     
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Zur Ausgangsfrage.

    Ich finde immer, daß es wichtig wie man damit umgeht.

    Ein Anfänger hat nicht richtig gestimmt und liegt hörbar daneben, merkt
    es aber nicht. No Go....

    Mache ich das aber bewusst und setze das Stilmittel ein....wundervoll...

    LG

    Dreas
     
  11. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Da ich myself ja solch schottische Geheimwaffe spiele und diese auf conzert pitched (einigermassen stimmig zu unserer vorherrschenden Stimmung) umgebaut habe, wüsste ich jedefalls nix von einem graviertenden Intonations-Ausbruch bei der Oktave des Grundtones.

    Auch vor der Änderung war die Oktave jedenfalls OK...wer weiß, vll. nur bei mir ?

    Man kann ja übrigens auch nur 9 Töne innerhalb des normalen Tonumfangs vernünftig spielen.

    Ursprüngl. war mein Dudel nur entfernt an Bb gestimmt, also Zusammenspiel mit der Band oder in meinen Aufnahmen gruselig bis nicht möglich, jetzt geht es recht gut.

    Diverse Schwebungen und leichter Pitch sind ja gewollt.

    Für reine Dudelbands untereinander ist die Normung einer genauen Stimmlage unerheblich, da gibt in der Regel der Cheffe den Grundton vor und die anderen stimmen sich nach ihm ein.


    Hihi....finde es lustig, das Thema.

    Bastle gerade und zufällig an einem sehr exotischem Arrangement, wo der Dudel mal wieder zum Einsatz kommt und zur Hochform auflaufen wird. :)

    Karierte Grüsse Wuffy

    P.S. Wen's interessiert, hier gibt's noch schlauere Texte von den Fachleuten:

    Die Great Highland Bagpipe ist ein transponierendes Instrument; sie wird grundsätzlich in „A“ und traditionell ohne Vorzeichen notiert (A-mixolydisch hat korrekt notiert zwei Kreuze als Vorzeichen) unabhängig davon, wie sie tatsächlich klingt. Der Grundton A der Great Highland Bagpipe liegt sehr nahe bei einem B (engl. B flat) und hat je nach Hersteller und Spieler eine Frequenz zwischen 469 Hz und 482 Hz. Der Grundton ist nicht genormt. „concert pitched“ bezeichnet eine Spielpfeife, deren Grundton a¹ auf 440 Hz gestimmt ist, womit deren Grundton dem Kammerton entspricht, oder auf 466 Hz gestimmt ist, womit deren Grundton der gleichstufig gestimmten kleinen Sekunde über dem Kammerton, dem klingenden b¹, entspricht.




     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Ein wohl feines Frettchen.

    Ich liebe verstimmte Orchester.

    Es gibt zwei tolle CDs 'Frozen Brass', auf denen Orchester aus aller Herren Länder zu hören sind, die auf zum Teil selbst gefertigten Instrumenten ihre heimische aber auch aus Kolonialzeiten überlieferte europäische Musik spielen. Die Spielfreude und die Tücke der Intonation geben sich da ein recht reizvolles Stelldichein.

    Ich selbst spiele in einem Orchester mit vielen Laienmusikern und mir gefällt der 'East St. Louis Toodle Doo' mit ihm besser als die Version, die wir mit einer viel professionelleren Bluesbigband einspielten. Übrigens ein grandioses Stück vom oben schon erwähnten Duke Ellington.

    Komplexere Stücke, die viel aus der Spannung erweiterter Harmonien leben, sind dagegen mit besagtem Orchester schwerer zu handlen. Klar, wenn die Akkorde schon in sich z.B. mit kleinen oder übermäßigen Nonen starke Reibungen hervorbringen, müssen diese recht sauber gespielt werden, sonst matscht die Sache zu und ist nicht mehr zu erkennen.

    So ist korrektes Intonieren bei einem Solosaxophon weniger wichtig als im komplexen Satz. Dreas hat aber Recht: wenn ein Solist sich seiner Verstimmung nicht bewusst ist, wird man es immer als Mangel erkennen.
     
  13. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Zurück zum Thema: Ja, die Stimmung ist für mich sehr wichtig. Habe ich schlechte Stimmung, läuft es nicht gut!

    Gruß zum Tag
    Brillllööööööööö
     
  14. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Ähhh verstehe, ihr meint das anders:
    Ich meine grundsätzlich, man sollte erst "richtig" spielen können, bevor man "falsch" spielt.

    Allerdings sollte das da die Grenzen finden, wo es einem verunmöglicht wird, sich von "korrekt" Notiertem zu lösen
     
  15. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Dann spielte man also richtig falsch und nicht falsch falsch.
     
  16. schnuggelche

    schnuggelche Ist fast schon zuhause hier



    richtig ! :cool:

    s´´schnuggelche
     
  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Reden wir hier generell über Stimmung oder Intonation?
    Das sind für mich zwei sehr verschiedene Paar Schuhe.

    Jemand kann gut intonieren aber schlecht gestimmt haben oder jemand kann schlecht intonieren aber gut gestimmt haben.

    Lg Saxhornet
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn jemand gut intonieren kann, dann wird er auch schnell mit einem Handgriff seine Stimmung korrigieren.

    Häufiger ist es so, dass der schlecht Intonierende auch schlecht gestimmt ist. Das geht eher Hand in Hand oder ist ein Paar gleicher Schuhe.



     
  19. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    ..Ja, ist etwas Off Topic, aber noch ein Tipp vom Dudel-Bastler...geht auch ganz ohne Schrauben.

    Die ursprünglich schlimme Intonation auf meinem billigen Pakistan-Chanter (die eigentliche Spieltröte) konnte mit einfachsten Mitteln recht gut korrigiert werden.

    Mit dünnem Maler-Abklebekrepp die diversen und kritischen Tonlöcher teilweise zur Hälfte (entw. untere Hälfte oder obere Hälfte) oder auch nur ganz wenig teilweise abkleben und damit Lage und Öffnung des Luftaustritts zu ändern.

    Da der Krepp sehr dünn ist, behindert das überhaupt nicht die Dichtigkeit beim Auflegen der Finger.

    Einges an ausprobieren, nach Gehör und mit dem analogen Stimmgerät notwendig, aber irgendwann passt es.

    Bei "in sich verstimmten" Saxen geht sowas ja leider nicht...da erwartet man ja auch eine höhere Tonkultur, als bei dem Hammelgeblöke des Dudel-Sounds :)

    Stimmige Grüsse :-D

    Wuffy
     
  20. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    @Matthias:falsch, falsch=richtig.....:-D
     
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