Hallo zusammen, Freitag Abend, zum Beginn des Wochenende, haben wir, seit ich mit dem Sax angefangen haben, ein neues Ritual: Ich spiele meiner Frau ein/zwei Stücke vor, die ich mir in der abgelaufenen Woche erarbeitet habe. Letzten Freitag hatte ich im Büro etwas Stress und kam auch etwas angenervt nach Hause. Entsprechend lief dann auch mein Vorspielen: Das Sax klang hart und schrill, ich hatte viele "Quietscher", eher Frust als Lust. Ich war nicht in Form. Als wir dann am späten Abend von unserem Italiener zurückkamen, entspannt, nach einem leckeren Essen und einem Gläschen Wein, hab` ich mir nochmal meine Kanne geschnappt und siehe da, der Ton kam weich und voll die Quietscher waren weg, es hat wieder richtig Spass gemacht! So weit so gut. Aber was macht Ihr, wenn Ihr beim Vorspielen eine "formlosen Tag" erwischt? Kann ja trotz bester Vorbereitung dennoch passieren. Wie findet man dann, wenn´s auch noch drauf ankommt, wieder zu seinem Spiel? Beste Grüße, Dreas
Hallo, bis auf das tägliche Üben, ca. 30 Minuten, spiele ich zu Hause nichts extra vor, da meine Familie vom Üben eh schon strapaziert ist. Damit ich erst keinen "formlosen Tag" für das Üben/Bigbandprobe/Konzert erwische, schwinge ich mich mental vorher ein. Entweder ein kleines Nickerchen oder einen kleinen Spaziergang. Direkt nach einem stressigen Tag, wenn die Gedanken noch wirr sind, packe ich das Instrument erst gar nicht aus sondern entspanne mich erstmal und fange dann lieber eine Stunde später mit dem Blasen an. Donnerstags haben wir abends Big-Bandprobe. Natürlich gerade am Donnerstag in der Schule viel Stress. Ich halte mich danach am Nachmittag von Verpflichtungen frei (Einkäufe, Hundespaziergang etc. werden vorher erledigt), ruhe etwas, blase mich locker ein, meditiere vor der Fahrt zur Probe auf dem Sofa etwas und bin dann eigentlich in Top-Form wenn wir proben. Egal, wie es jeder gestaltet : Man muss sich einen gewissen gesunden Rhythmus zulegen. "Gut in Form sein" ist kein Zufall.
Hallo Dreas, ich fürchte, wir müssen damit leben. Du kannst zwar versuchen durch mentales Training zu dir zu finden, oder etwas lockerer werden, in dem du erst etwas spielst, was du sehr gut kannst, aber aus der Welt schaffst du das Problem damit nicht. Ich bin auch fast immer bei einer Samstags-Probe besser als bei einer Probe mittwochs nach der Arbeit. Und gestresst wird es dann machmal ganz schlimm. Wenn es das Problem nicht gäbe, wäre auch jeder Auftritt gleicht gut. Auch für die ganze Band gibt es Tage, da läuft es einfach besser, und manchmal möchte man fast von der Bühne gehen. Und dieses Phänomen gibt es über all. Ob bei der Arbeit zu Hause, unter Freunden oder beim Sport, - es gibt Tage da "verkauft" man sich besser! Also: Die guten Zeiten genießen, dir schlechten verdrängen oder verarbeiten. Du hast es doch genau richtig gemacht! Deiner Frau gefällt es vermutlich besser, wenn du schlecht spielst und sie dafür zum Italiener einlädst, als wenn du topp Töne von dir gibst und anschließend vor der Sportschau hockst! Ich finde es schon faszinierend, dass deine Frau dir zuhört. Die Meisten werden zum Hupen ins Exil geschickt! Gruß - Rolf
Klar kenne ich solche Situationen auch aus anderen Bereichen, wie Sport oder Job. Da weiß ich ja auch, wie ich damit umgehe. Mich würde interessieren, was ihr macht, wenn ihr trotz aller guten Vorbereitung eine "schlechte Tagesform" erwischt. Ignorieren? Einfach weiter spielen und hoffen, dass es besser wird? Oder was sonst? Übrigens, da mir meine Frau das Sax zum Geburtstag geschenkt hat, ist ihre Toleranzgrenze sicher deutlich höher. Beste Grüße, Dreas
Hallo Dreas, ich verstehe ja vielleicht dein Problem nicht ganz. Du kannst ich anderen Bereichen gut mit der schlechten Tagesform umgehen, nur beim Saxen nicht? Mal davon abgesehen, dass du erst ein paar Monate am Sax hängst, dafür aber jede Woche deiner Frau zwei neue Stücke vorspielst, kann das bei dir nicht schlecht laufen. Oder erwartest du nach einem halben Jahr Perfektion? Ich spiele inzwischen mehere Jahre und frage mich immer noch, warum das Teil an manchen Tagen einfach nicht klingen will, verfluche die Reeds, und bin neidisch auf die Blechbläser mit ihren Metalmundstücken! Wie man in einer solchen Situation reagiert? Wenn ich für eine Probe oder einen Auftritt üben muss, gibt es keine Frage, - durchhalten. Sonst neige ich auch zu der Einstelleung, man sollte weitermachen, wie schon geschrieben, evtl. mit leichteren Sachen, oder zu playalongs, mit denen man gern spielt. Nur wenn es zu frustierend wird, höre ich mal auf. Das kommt aber sehr selten vor. Das Saxophon ist ein faszinierendes Instrument, mit all seinen Facetten. Man hat am Anfang eine ziemlich steile Lernkurve, darauf ein Meister zu werden, schaffen die wenigsten. Für mich ist aber genau das der Reiz. Wäre ich nach einem halben Jahr perfekt gewesen, würde ich heute wahrscheinlich nicht mehr spielen! Und die Lernkurve ist nun mal nicht monoton steigend. Mit Plateaus und auch mit Gefällen müssen wir manchmal leben. Mein nickname resultiert zum Teil aus der Erkenntnis, dass man sich für ein paar Euro eine super Sax CD kaufen könnte. Man könnte Musik in einer Qualität hören, die man wahrscheinlich nie erreichen wird. Und trotzdem ist man so paranoid ein kleines Vermögen für die Hörnchen auszugeben und sich permanent bemüht, wenigstens ansatzweise so zu klingen. Aber anscheinend wollen wir genau das haben. Außerdem finde ich es langweilig, dass sich mein Keyboard jeden Tag gleich anhört, wenn ich auf eine Taste drücke. Ich habe mir vor meinem ersten Auftritt mal gesagt: Wer Musik macht muss sich damit abfinden, sich auch mal zu blamieren! Wir sind nicht jeden Tag gleich, aber auch das macht einen Teil des Reizes aus. Keep on swinging and keep cool, - auch wenn es mal quietscht... Gruß - Rolf
@ Rolf Ich kann auch beim Sax mit "schlechter Tagesform" umgehen. Ich weiß ja aus anderen bereichen, dass es das immer wieder gibt. Und ich erwarte nach vier Monaten nun wirklich nicht perfekt spielen zu können. Ich bin ja mit dem was ich mache zufrieden. Mich interessiert es halt, wie ihr einen "schlechten Tag" handhabt. Ob ihr dafür eine bestimmte Routine entwickelt habt. Beim Golf z.B. nehm ich es wie es ist und konzentriere mich jeweils auf den nächsten Schlag. Und manchmal komme ich nach ein par Löchern wieder aus dem Formtief. Manchmal auch nicht. Insofern hast Du ja schon den Kern meiner Frage verstnden und eine hilfreiche Antwort gegeben LG Dreas
Was ich schreiben wollte, hat Altblase schon ganz vorzüglich formuliert. Selbst die konkreten Tipps (Spaziergang, Nickerchen) hätte ich auch empfohlen. Lerne, Dich mental aufs Spielen vorzubereiten. Je wichtiger der Termin ist, desto entscheidender ist das.
Ja, ich denke da hast du recht: Direkt aufgeladen aus dem Büro kommen und dann glauben entspannt zu spielen geht nicht. Habe ich Freitag nochmal erfahren dürfen.... Beste Grüße, Dreas
Ohne mich in die restliche Diskussion einzuschalten, wollte ich kurz sagen, dass das ein sehr gutes Statement ist ...und vor allem: Man muss lernen, sich nicht unter den Druck zu setzen, sich nicht blamieren zu dürfen. Ein Mitmusiker hat mal gesagt, er spielt jeden Ton, als hinge sein Leben davon ab... Für die meisten wäre das sicher der falsche Weg Viele Grüße, Sascha
@paranoia Da brauchst Du nicht neidisch zu sein. Wenn bei uns der Klang mal nicht so toll ist, haben wir immer noch die Möglichkeit, es auf unser Equipment oder Instrument zu schieben (Oft trifft es ja auch zu). Ein Blechbläser hat diese Möglichkeit nicht und muss das "Scheitern" bei sich selbst suchen. Da wird das Ego viel mehr getroffen.-Blechbläser sind oft von Ansatzschwankungen betoffen. @Sascha Prinzipiell halte ich es nicht für den falschen Weg, aber den Spruch natürlich für reichlich übertheatralisch und übertrieben. Ich orientiere mich eher an den Spruch "Musik muss nicht sein, darum muss sie gut sein !" -Egal ob man John Coltrane spielt oder als Anfänger "Hänschen Klein", hauptsache die Qualität der Musik stimmt in sich. @Dreas Natürlich ist man trotz vorheriger Meditation und Entspannung nicht immer gleich drauf. Wenn man trotz Formtief doch sehr bald spielen "muss" ? Ich mache mir dann gedanklich klar, dass ich dann beim Vorpielen nicht "der Solist" sein muss und blase mich mit langen Tönen in meiner bequemsten Lage ein. Im weiteren Verlauf zunächst langsame Tonsequenzen im Zeitlupentempo, ohne den "Stimmzimmervirtuosen" hervorzukehren. Dann einige Stellen der geplanten Stücke langsam und entspannt anspielen. Den Fluss evtl. steigern. Wenn nach einiger Zeit der Ansatz doch noch nicht so präsent ist, evt. zu einem weicheren Blatt greifen.- Danach ein wenig ruhen und dann erst spielen.
Grüß Gott Allerseits, was tun, wenn man ein Formtief hat und gleich spielen muss? Ganz im Ernst: im Zweifelsfall einen Schnaps trinken! Aber nur, wenn Du nicht mehr fahren musst und nur, wenn Du das nicht regelmäßig machst Ganz nebenbei: Wer kein Profi ist, "muss" gar nicht auf Knopfdruck top sein. Der Weg ist das Ziel. Die Höhen und Tiefen des Alltags schlagen sich halt manchmal auch im Saxophonspiel nieder. Bloß nicht verrückt machen. Ansonsten? Übung macht den Meister. So blöde das klingt. Es ist so. Es dauert Jahre, bis man so weit ist, dass man "fast immer" eine gewisse Qualität abrufen kann. Und ganz banal, bei mir hilft das durchaus, einfach einige Töne aushalten, mit geschlossenen Augen darauf konzentrieren. Mit den (täglichen, bzw. regelmäßigen) Übungen von Peter Wespi beginnen. Herzliche Grüße, der Schepperer
Ich bin kein Profi, und auch nicht top (mit oder ohne Knopfdruck). Aber ich habe wohl den Anspruch an mich selbst (und fühle eine gewisse Verantwortung gegenüber meinen Kollegen), bei jedem Auftritt das Beste zu geben. Ein klein wenig habe ich schon gelernt, mich darauf gezielt vorzubereiten. Abgesehen davon, dass mir Beruf und Familie nur beschränkte Zeit zum Üben lassen, habe ich auch noch das Problem, 3 verschiedene Instrumente (Tenorsax, Sopransax, Klarinette) in unterschiedlichen Formationen zu spielen. Da muss ich schon ganz systematisch darauf hinarbeiten, am richtigen Tag mit dem richtigen Gerät fit zu sein (bei allen 3 schaffe ichs nie, eines bleibt zeitweise immer auf der Strecke). Auch schwierig: das richtige Mass an Vorbereitung nicht zu überschreiten. Mit der Klarinette hatte ich neulich ein Konzert mit ziemlich anstrengenden Stücken. Jede Passage für sich machbar, aber insgesamt eine Herausforderung für meine Kondition. Tja, was ist da besser ? Trainieren mit schwererem Blatt, und beim Konzert dann ein leichteres nehmen ? Riskant, kann dann Quietscher geben. Ganz locker und entspannt vorbereiten ? Da fürchte ich, dass ichs beim Konzert nicht durchstehe. Zu viel trainieren ? Dann ist vielleicht gerade beim Konzert der Ansatz ausgepowert ... Aber zum Glück passiert es immer wieder, dass man dann auf der Bühne ungeahnte Energien bekommt und mitgerissen wird ...
@ alle sehr einfühlsam geschriebene Beiträge. Es beruhigt mich sehr, dass auch die fortgeschrittenen Musiker unter Euch, diese Höhen und Tiefen kennen. Ich als Anfänger (ca. 9 Monate) spiele an den Wochenenden auch viel schöner als während der Woche. Der Berufsstress ist bei mir ein Riesenfaktor. @ Schepperer auf Deinen Beitrag trinke ich heute Abend einen. In diesem Sinne Prost an alle Markus
Ich passe mein Spiel einfach meiner Tagesform an. Wenn ich genervt und gestresst bin spiele ich eben keine Balladen, sondern tobe mich mit Rock aus.
Tja, so weit bin ich noch nicht. Ich brauche noch die langsamen Tempi der Balladen... Aber wenn`s dann nicht gut läuft, habe ich wenigstens gleich den richtigen "Blues" LG Dreas
Also in ertser Linie spiele ich erstmal aus Spass und Freude an der Sache. Wenn ich z.b. gestresst nach Hause komme und ich weiß das ich mein Sax noch in die Hand nehmen darf gehts mir gleich schon besser! Mittlerweile freut sich auch meine fast 2-jährige Tochter, wenn ich Sie frage ob sie mit üben geht. Auch hierauf freue ich mich sehr. Auch auf die Proben Do, Fr und So freue ich mich, da gibts keine Probleme ausser wnn man mal unkonzentriert ist. Nun gibt es aber so Tage an denen wollen manche Sachen einfach nicht klappen, mmhh ob das Tagesform abhängig ist oder Übungs abhängig weiß ich nicht. Ich denke mir dann, ach morgen oder übermorgen gehts bestimmt! So ist es dann meistens. ABER, ich hasse es absolut Freitags einen Auftritt zu spielen. Man arbeitet denn ganzen Tag und abends noch Larry's Showtime, da ist man dann einfach irgendwann mal kaputt. Man wird unkonzentriert und fängt an zu patzen. Also doch ein bisschen Tegesform abhängig Viele Grüße Sven P.S. Balladen? Wenn ich spiele will ich Rock&Roll!!!
Hallo ins Forum ! Mir geht es auch wie vielen von euch: Dienstag und Freitag stehen die Proben im Musikzug bzw. der eigene Unterricht beim Lehrer an. Freitag ist eh Wochenende – freu – und dann auch noch Musik machen mit Gleichgesinnten, daß ist schon toll. Aber dann gibt´s Tage da spielt man sich einen Schrott zusammen, daß man fast verzweifeln möchte. Und da sagt mein Lehrer immer zu mir:“ Wichtig ist daß du Kontakt zu deinem Musikinstrument hattest. Dranbleiben, immer dranbleiben.“ Irgendwie scheint er da wohl recht zu haben und ich meine Wolf61 hat es als Zitat in seinen Thread`s : Sich immer wieder in einer Sache üben, schafft das nicht auch Zufriedenheit. @ TenSax Zitat: das ich mein Sax noch in die Hand nehmen darf gehts mir gleich schon besser! Mittlerweile freut sich auch meine fast 2-jährige Tochter, wenn ich Sie frage ob sie mit üben geht. Auch hierauf freue ich mich sehr. Hi Sven, du bist ein Glückspilz wenn du gleich zwei richtige "Goldstücke" in deinen Armen/Händen halten kannst : ad 1 - deine kleine Tochter ad 2 - dein Sax . Genieße es . Dann wünsch ich Euch noch einen erfolgreichen Tag Frank