Tiefes B und Bb sprechen schwer an bzw. überblasen

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 3.April.2020.

  1. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Beim TOTM "Emily" kommt notwendigerweise das tiefe B prominent zum Ansatz, auch noch mit einem Quintfall und Achtelfolge, und das habe ich auf meinem SBA in den letzten Tagen nie sauber hinbekommen.
    Bin dann doch arg frustriert gewesen, habe es zuerst auf meinen Ansatz und meine Luftführung geschoben und habe long tones mit bewusster Veränderung des Mund- und Rachenraumes probiert (Zunge schön aus dem Weg), bin dann auf Mundstücke mit kleineren Bahnöffnungen und leichtere Blätter gewechselt und bekam es trotzdem nicht in den Griff: das tiefe B überblies regelmäßig in die Oktave oder sogar in die Quinte.
    Auf meinem Mark 6, das vor nicht allzu langer Zeit eine GÜ bei Atti Hoppmann bekam und das ich dann für einen Vergleich zu Rate zog, kamen das B und das Bb auf Anhieb butterweich, ohne Überblasen in die Oktave oder sogar Quinte. Da war ich dann doch überrascht, dachte doch, dass es nur an mir läge... Das konnte ich also schon mal ausschließen.
    Daraufhin habe ich eine kleine LED-Lampe mit Schlüsselring (praktisch, einfach oben über den Oktavmitnehmer hängen) genommen und im abgedunkelten Zimmer mal alle Klappen geschlossen. Mmmhhh, keine Light-Leaks, also zumindest keine gröberen Defekte an einer Klappe.
    Jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende, und in der Corona-Krise werde ich wohl auch niemanden finden, der mir da helfen kann.
    Deshalb frage ich die Fachleute unter euch um Hilfe und Tipps, wie ich vorgehen kann. Ich habe schon gelesen, dass eine auch nur minimal verzogene und nicht 100%ig schließende Gis-Klappe der Übeltäter sein kann. Macht es Sinn, meine Frau zu bitten, mal diese und auch andere Klappen mit dem Finger runterzudrücken, während ich das tiefe B intoniere?
    Gibt es noch andere Werkzeuge der Diagnose?
    Kann auch ein S-Bogen (Oktavklappe, Schluss der Hülse im aufnehmenden Tubus etc.) ein solches Problem triggern?
    Sollte es die Gis-Klappe sein: muss man biegen oder etwas an der Achse verstellen? Da würde ich mich allerdings nicht selber rantrauen und das SBA in die Corona-Isolation schicken, obwohl ich seinen Grundklang im Moment bevorzuge.

    Danke für eure Tipps, und bleibt gesund und hoffentlich munter.
     
  2. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Wenn Du sie schon bittest, legt auch besonderes Augenmerk auf die eigentlich ja schon geschlossene tief-C#-Klappe.

    Kommt öfter vor, dass sich durch Verlust der Federspannung die vermeintlich dichte Klappe minimal aufbläst.

    Wenn es an der G# Klappe liegt, bemerkt man das häufig schon bei Tönen über H oder Bb, so meine bescheidene Erfahrung.
     
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  3. Rick

    Rick Experte

    Auf jeden Fall wäre das eine Möglichkeit für weitere Ausschlüsse.

    Ja klar. Es kann alles Mögliche sein, auch eine nicht ganz schließende Seitenklappe, gerne die normale G-Klappe...
    Hast Du auch die Abdichtung von den Becherklappen überprüft? Manchmal verbiegen die sich ganz leicht und sind dann nicht mehr gleichmäßig dicht.

    Was mal bei meinem Tenor war (natürlich bei einem wichtigen Auftritt, wann sonst?):
    Ich hatte ein kleines Schraubendreher-Set mit im Koffer, das war NATÜRLICH während des Transports in den Schalltrichter gerutscht und hatte sich unten im Knie verklemmt, deshalb bekam ich keinen gescheiten Ton unterhalb des tiefen C raus, sogar die gesamte Intonation war leicht beeinträchtigt.
    Habe ich NATÜRLICH erst herausgefunden, als nach dem Auftritt der Durchziehwischer nicht weiter rein wollte... :(

    Richtig. Deshalb die Frage: Läuft alles bis zu den Bechertönen gut oder treten schon bei F, E, D Probleme auf?
     
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  4. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Danke für die schnellen und kompetenten Tipps. In aller Demut und Selbstkritik habe ich eben beim Spiel auf dem Mark 6 gemerkt, dass es da besser läuft, aber eben auch nicht 100%ig sicher, es wird also doch in erster Linie am Spieler selbst liegen. Also ist bewusstes Üben angesagt. Ich weiß ja, dass man bei tiefen und auch bei hohen Tönen den Ansatz verändern muss und das Blatt möglichst von der Bedämpfung durch die Unterlippe befreien muss, das bringe ich beim Spielen auch schon ein.
    @Rick und @Sandsax: bis zum C hinunter läuft es wirklich wie geschmiert.
    Ich werde mal mit anderen Blättern, Mundstücken etc. experimentieren und außerdem meine Frau um Assistenz bitten.
    Ich kenne einige Leute im Umkreis von 30 bis 50km, die bestimmt sachkundig und gut helfen könnten, reise aber im Moment wegen Corona nicht, zumal mich seit einer Woche leichte Erkältungssymptome begleiten. Da ich aber nicht huste, kein Fieber habe und auch meinen Geschmackssinn nicht vorübergehend verloren habe, gehe ich davon aus, dass ich beim sonnigen Gang im kalten Wind letzten Samstag einfach zu leicht bekleidet war und mir einen "Pipps" gefangen habe. Trotzdem werde ich nichts riskieren wollen, bleibe brav zuhause und empfange auch niemanden.
     
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  5. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Eine weitere Möglichkeit sind die Becherklappen wenn bis tief C alles sauber anspricht.
    Kann man einfach testen:
    Man nehme eine Taschenlampe, verdunkle das Zimmen und leuchte von aussen seitlich gegen den Tonlochkamin.
    Wenn man dann die Klappe oder beide Klappen schliesst sieht man sehr gut ob alles dicht ist (von verschiedenen Seiten anleuchten)
    und ob beide Klappen sauber synchron laufen..

    SlowJoe

    Edit: geht auch noch für tief C#
     
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  6. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @slowjoe: danke für deinen Tipp. Werde ich später mal probieren. Es gibt aber schon eine Erkenntnis: kaum war meine Frau von der Gartenarbeit reingekommen, musste sie "an den Drücker": abwechseln spielte ich den Quintfall von F# nach B ohne Abdrücken und dann mit Abdrücken der G#-Klappe. Das Abdrücken half gewaltig: das B und Bb sprachen viel sonoren und kräftiger und verloren jegliche Andeutung von Obertönen (sonst hörte ich das b und das fis schon immer ein bisschen mit). Es spricht einiges dafür, dass das SBA in die Überholung gehen sollte. Gibt es etwas, das ich in der Zwischenzeit selber bewerkstelligen könnte?
     
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  7. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Du könntest die Schraube die von der F# - Klappe auf die G# - Klappe drückt (der Arm mit den 2 Stellschrauben)
    etwas reindrehen (1/8 Umdrehung) und schauen ob sich was bessert.


    SlowJoe
     
  8. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @slowjoe: Danke! werde ich später probieren.
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Genau, das ist die Standardmaßnahme, dafür sind diese Stellschrauben da.
    Ich prüfe in solchen Fällen zuerst, ob sich die Gis-Klappe leicht öffnet, wenn man Gis greift, während das F gedrückt ist (Gis greifen, aber rechten Zeigefinger zu): Bewegt sich die Gis-Klappe, dann muss man die von @slowjoe genannte Schreibe so weit reindrehen, dass die Klappe gut geschlossen bleibt (aber NICHT zu weit, sonst bekommt man andere Probleme!).

    Sorry, dass ich vorhin nicht gleich daran gedacht hatte - das gehört zu den ersten Dingen, die man nachschaut, wenn die Becher-Töne nicht mehr kommen wollen, denn der Kork (oder Filz) auf dem Hebel drückt sich im Lauf der Zeit etwas ein, dann tritt das Problem auf, ist also völlig normal und üblicherweise kein Fall für den Doc!
    Hatten schon Heerscharen meiner Schüler, die nach der kleinen Nachjustierung happy wieder bis ganz nach unten spielen konnten. :)
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Das SBA hat da m.W. keine Einstellschrauben, oder?

    Gruß,
    Otfried
     
  11. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Doch, hat es. Das BA hat keine Einstellschrauben an dieser Stelle.

    SlowJoe
     
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  12. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Dann hast Du zumindest schonmal rausgefunden, wo die Problematik zu suchen iss. Ick schieb auch erstmal alles auf
    meinen Ansatz...:) Bisher hatts aber dann doch NIE daran gelegen.

    Gerade im Bereich Ansprache beider Becherklappen hatt es bei mir jedes mal, war nicht nur einmal, an ner Klappe
    "linke Hand" gelegen die nicht geschlossen hatt... und satte Ansprache bis zum tiefen Cis gehabt, und sonst auch nicht
    auffällig gewesen.

    Wenn die Stellschrauben keine Abhilfe schaffen, und du wieder Gesund bist, würd Ick es einfach mal durchchecken lassen,
    halt vorher anrufen... Hier sind die Werkstätten alle mit Absprache offen.
     
  13. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

  14. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Die meisten älteren Hörner haben aber noch nicht diese komfortablen Einstellschräubchen...die übrigens oft stark eingekebt sind und gar nicht so einfach zu bewegen sind.

    Ich nehme hierzu zum unterlegen meist ein ausgestanztes Scheibchen / Streifchen aus Polsterleder, dass ich nach dem austesten unter den Kopplungsmitnehmer klebe.

    Meistens ist nämlich das unerwünschte Spiel so gering, dass mein dünnster Kork von 0,3 mm schon dafür zu dick wäre.

    Ich sammle das Leder von ausrangierten und ausgebauten Polstern, überwiegend von den Tiefklappen, da diese meistens noch gute Quali aufweisen, da sie ja kaum feucht oder stark beansprucht werden.

    Verschiedede Polstermarken haben ja auch versch. Lederdicken, so daß ich im Bereich von ca. 0,08 - 0,25 mm alles habe, wo ich ganz dünn unterfüttern muß....auch bei anderen Kopplungen, nicht nur beim Gis.

    Gr & Gesundheitswünsche

    Wuffy
     
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  15. tomaso

    tomaso Strebt nach Höherem

    Matt Stohrer erläutert hier die technischen Details dieser Sax-"Problemzone".
    Spiel in der Mechanik findet man natürlich nicht nur an Selmer Vintage-Saxen, denn,
    alles was jahrzehntelang gern und viel gespielt wurde, verschleißt oft auch entsprechend....
    mangelnde Wartung beschleunigt leider den Prozess.
    Daher ist ein "bestmöglich mechanischer Zustand" eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen
    bei einer Generalüberholung .

    Eine spielfreie Passung herzustellen, kostet Zeit und Geld, leider auch beim Neuinstrument.
    Im Preisgünstig-Segment wird dann oft getrickst, z.b. die Bohrungen der Pseudo-Spitzschrauben
    mit Plastikfolien- oder Kork-Schnipseln o.ä. ausgestopft, um anfänglich Ruhe zu erzeugen.

    Achslagerungen werden zu groß gebohrt, was sich dann zeitnah in Klappern und Rasseln äussert,
    wenn das bisschen Öl erst einmal beiseite geschoben ist.

    "Leichtgängige Mechanik" klingt toll, hat aber deshalb auch mögliche negative Ursachen mit
    den beschriebenen Folgeerscheinungen...

     
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  16. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Danke, lieber @tomaso. Was das Video von Matt Stohrer zeigt, ist das der Gis-Mitnehmer ist nur einer von vielen Faktoren, die eine schlechte Ansprache verschiedener Register bedingen können. Vor allem der Hinweis, dass auch die horizontale Verwerfung der Gis-Klappe durch die einseitige Fixierung mit der Fis-Schraube provoziert werden kann, wenn in der Befestigung der Gis-Klappe nicht alles rechtens ist, stimmt nachdenklich. Am Ende gehört ein Horn immer in die Hände eines erfahrenen Schraubers.
    Ich nähere mich dem Problem bei meinem SBA, lasse aber die Finger von komplexen Sachen, wie sie Matt im Video andeutet.
     
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  17. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Ist wahrscheinlich auch nicht notwendig. Das gilt für den Fall dass ein Instrument generalüberholt werden muss.
    Dein Problem liegt wahrscheinlich daran, dass das winzige Korkplättchen unter der Stellschraube mit der Zeit zusammengedrückt wurde und da jetzt etwas Spiel vorhanden ist. Das kann durch leichtes Anziehen der Stellschraube wieder beseitigt werden.


    SlowJoe
     
  18. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Nachtrag: Ist das Korkplättchen unter der Stellschraube überhaupt noch vorhanden? Das fällt manchmal ab und hat dann einen ähnlichen Effekt.


    SlowJoe
     
    Rick gefällt das.
  19. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Genau....oder das Filzscheibchen.

    Hört man in der Regel aber als Klick, wenn der Klappendeckel dann gegen die Metallschraube schlägt.

    Für eine gute Lösung halte ich bei einigen Fabrikaten die Weichgummi-Stifte. die in eine kleine Bohrung der Stellschraube eingelassen sind.

    Gr Wuffy
     
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  20. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Ja, das Korkplättchen ist noch da. Ich bin jetzt so vorgegangen, dass ich, obwohl es paradox klingt, die Fis-Schraube erst einmal stufenweise gelockert habe, bis ich beobachten konnte, dass bei geschlossener rechter Hand das Betätigen des Gis-Hebers Bewegung in die Klappe kam. Dann habe ich Schritt für Schritt wieder angezogen, bis das Korkplättchen Kontakt mit der Klappe bekam (Sichtkontrolle, mechanische Kontrolle). Zum Schluss habe ich dann noch nach Herstellung des Kontaktes zwischen Kork und Klappe die Stellschraube einen Tick angezogen, nicht zu viel, um die seitliche Verwerfung der Klappe zu vermeiden. Werde gleich mal beim Spielen schauen, ob es was gebracht hat.
     
    Sax a`la carte, Rick und tomaso gefällt das.
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