Tips+Tricks beim Reparieren und Überholen

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von GelöschtesMitglied14876, 26.März.2022.

  1. claribari

    claribari Ist fast schon zuhause hier

    .....und garantiert mit Saxophonhupen bestückt wurden....:smil3dbd4e29bbcc7:
     
  2. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Meine Tipps und Tricks sind ganz einfach:
    Wenn einem Horn eine klitze Kleinigkeit fehlt, z.B. ein Stückchen Kork oder Filz abgefallen ist, bekomme ich das selber hin.
    Bei größeren Problemen oder Dingen, mit denen ich nicht klar komme oder die ich nicht zuordnen kann, geht das Horn zum Saxdoc meines Vertrauens.

    LG
    Mike
     
  3. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    Allen Unkenrufen zum Trotz (wegen Anschlagfilzen 100 km zum Saxdock fahren....) :(

    Und es klappt doch. Das alte Weltklang-alt komplett gestrippt, teilweise neue Federn, 1 Klappenschutz und 3 Böckchen gelötet (eines hatte meinen Biegeversuchen nicht stand gehalten). Alle Polster und Filze/Korken neu. Und dann kamen die versprochenen Hämmer.

    Klappe für Klappe versucht, dicht zu bekommen. Dazu musste ich die Mechanik gefühlte 37 Mal wieder de- und montieren. Ohne Anleitung, nur nach Bauchgefühl alle Kopplungen so Korken und filzen, dass die richtigen Klappen gleichzeitig dicht schließen (wieder die verdammten 2 A-Klappen!). Gis so federn, dass sowohl zum Auf, als auch zum Ab genügend Druck da ist. Zwei Polster musste ich mit Zusatzfilz weich pimpen, weil das Tonloch wie ne Achterbahn aussah. (Habe ich, statt die ganze Röhre auszubeulen, mit dem Dremel sanft etwas ebener geschliffen). Die Oktavmechanik war ja durch den Transport in einer ungepolsterten Holzkiste ohne Herzschoner ja komplett deformiert, die bog ich so lange hin und her, bis mir die Funktion klar war. Ein Anschlagnippel für Federn brach ab - ich bohrte ein 0,6 mm Loch, in das eine uralte Mikroschraube für Möbel passte.
    Die letzte undichte Klappe war das kleine Zusatz-E auf der linken Seite - und jetzt tönt das hässliche Entchen satt vom tiefen B bis zum Cis, und das über zwei Oktaven.

    Baujahr gemäß ppue wohl 56/57, Kosten in €Euro überschaubar, aber in vielen Nachtstunden habe ich jedes Schräublein x-fach begrüßt. Und - die 9 mm Laufreiniger passen perfekt (ich finde auch farblich - schrille rote oder grüne Filze gehören eher an die Blingbling-Chinesen). Etwas stolz darf man da wohl sein.....
    IMG_20220407_192753.jpg
     
  4. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    Sorry, Baujahr 66/67. Deshalb nahm ich für die fehlende Daumen Auflage ja auch den 67er Ossi-Groschen.
    IMG_20220407_204457.jpg
     
    Sax-o-K, elgitano, Lagoona und 4 anderen gefällt das.
  5. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    .....darfst Du auch !

    Grossen Respekt, wenn man's (trotz Hämmer und steilen Klippen zu Hauf) auch erfolgreich durchführt..und nicht frustriert irgendwann in die nächste Ecke haut.

    Gr Wuffy
     
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  6. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    Benötige noch einen Tipp: Wo bekomme ich am besten Achsenmaterial her? Die über 50 Jahre alten Balken sind durch viel Biegen, Zangenbacken etc. ganz schön verranzt, teilweise ist auch eine Hälfte des Kopfes abgebrochen, eine ziemliche Fummelei.

    Und ich habe ja noch das Orsi ohne tief Bb aus den 50ern in ähnlich unspielbaren Zustand....
     
  7. Matze44

    Matze44 Schaut öfter mal vorbei

    Auf jeden Fall! Prima gemacht. Dadurch baut man auch eine noch persönlichere Bindung zum Instrument auf...

     
  8. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Nicht so einfach, eine Bezugsquelle zu nennen.

    Das Problem, es gibt wohl "markenübergreifend" auch keine einheitliche Normung.....Viele kochen da ihr eigenes Süppchen in Bezug auf die Aussendurchmesser der Achsen.

    Mir ist es nach etlichem Nervenkrieg und Lernerfahrung aber gelungen , sämtliche Alt-Achsen wieder zu verwenden und nach Bearbeitung auch wieder einwandfrei zu optimieren.

    Geht allerdings nur, wenn man entsprechende Werkzeuge und Hilfsmittel hat...und die hat eben nicht jeder Ab-und Zu-Schrauber.

    Nit 'ner Drehbank kriegt man krumme Achsen über eine bestimmte Drück-Technik wieder super gerade, man kann sie nachschleifen, glätten und polieren.

    In Extrem-Fällen wird die Achse geteilt und nach Bearbeitung mit Hartlot wieder zusammen gefügt, Überstände sauber abgedreht.

    Versaute Köpfe werden mit einem Hartlot-Tropfen gelötet, abgedreht und ein sauberer Schlitz eingeflext.

    Vielschrauber haben dann auch mal 1-2 Opfer-Ausschlachtsaxe, wo man sich die Sachen herausholen kann....manchmal billiger , als Originalersatzteile zu kaufen, die man aber ja für die Alt-Hörner meistens sowieso nirgendwo bekommt.

    Anbei mal Fotos, wie man eine fehlende Langachse aus zwei Kürzeren herstellt und hartlötet

    Gr Wuffy
     

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    Zuletzt bearbeitet: 8.April.2022
  9. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

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  10. tomaso

    tomaso Strebt nach Höherem

    ....deshalb wäre es besser nach Silberstahl-Rundstangen zu suchen.
    Das ist Werkzeugstahl nach DIN 175 präzise geschliffen und poliert in der Legierung 115CrV3
    Für @Alexander lohnt daher ein Besuch beim Halbzeughandel Wilms in Köln,
    der auch auf Kleinmengenabnehmer
    spezialisiert ist.
    Ist halt bisschen teurer, was vollkommen in Ordnung ist. Dafür gibt's auch nen (hier richtig) dollen Katalog zum Mitnehmen .
    Leider gibt es dort nicht alle benötigten Durchmesser.

    Frohes Basteln,
    tomaso
     
  11. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    für den Hobbyschrauber ( auch ich) dürfte das Material etwas zu hart für den Gewindeschneider sein, ¿muss dann evtl. auf die Drehbank?
    Alles mit Fragezeichen, bin da kein Fachmann, sollte man aber trotzdem bedenken
    https://www.hausjournal.net/silberstahl
    Claus
     
  12. tomaso

    tomaso Strebt nach Höherem

    @elgitano
    .... doch, das geht .

    Es ist ja ein Halbzeug, welches erst noch bearbeitet und im späteren Arbeitsschritt gehärtet werden kann.
    Zuerst Weichglühen ist sinnvoll.
    Die Drehbank ist allerdings Voraussetzung zum Schleifen des Gewindeaussendurchmessers und der Schulter,
    damit die Achse auch einen Anschlag bekommt im Böckchen .

    Auch bei dieser Tätigkeit kommt wieder das "böse Ü-Wort" ins Spiel, damit das schön rund wird.

    Nur zu, viel Erfolg !
     
    slowjoe und elgitano gefällt das.
  13. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    Das olle Silber-Alt bleibt einfach nicht dicht! Jeden Tag lassen wieder mal andere Polster Licht durch. Normal?
     
  14. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Nein, jedenfalls nicht wenn die Überholung fachgerecht gemacht wurde.

    SlowJoe
     
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  15. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    :)
     
  16. ppue

    ppue Experte

    Wenn man noch nicht so viele Saxophone überholt hat, ist das in aller Regel normal. Ich musste so einiges lernen, bis ich wirklich akkurat arbeiten hab können. Die ersten Saxophone waren nach der Reparatur beim Anspielen frustrierend schlecht. Ich habe sie dann, oft mit viel Mühe, zum Spielen gebracht, aber das dauerte.

    Eine jede Klappe, jede Verbindung, Achsen und Anschläge brauchen deine gesamte Aufmerksamkeit. Und es bedarf einiger Kniffe, die man sich erst erarbeiten muss oder bei anderen abschaut. Irgendwann aber schraubst du die letzte Klappe dran und das Sax geht voll ab.

    Dauert halt was, bis man das kann.
     
  17. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    Wäre ja sonst auch ein Armutszeugnis für die Profis. Das Ding war ja mein erster Versuch, und ist auch spielbar, nur nicht ganz so smooth wie meine Tenöre. Aber das Orsi aus den 50ern funzt wieder. 3 Polster erneuert, die anderen sehen aus, als wären es noch die ersten, 70 Jahre alten. Eine Nacht in warmem Wasserliegen gelassen, und dann sanft angespielt. Dicht. Bis zum H runter. Bb hat es ja nicht.
     
  18. riona

    riona Kann einfach nicht wegbleiben

    Hast du denn alles Spiel in der Mechanik entfernt? Da bin ich gerade bei meinem Sax dabei, was auch die ein oder andere Anpassung der Polster erfordert. Ansonsten geben die Korke ja auch etwas nach, sodass insbesondere bei den kritischen Stellen (z.B. Fis/Gis Kopplung) nochmal nachjustiert werden muss.

    Was ich fuer mich festgestellt habe ist dass die Klappen zwar bei maessigem Druck 100%ig dicht sein muessen, aber man es mit der Perfektion auch nicht uebertreiben muss. Insbesondere ist es fuer mich beim Spielen nicht bemerkbar, ob die Klappe bereits bei extrem zartem Druck absolut perfekt schliesst oder ob man einen Tick mehr Druck braucht (so wie er eben beim Spielen kommt).

    Also, gerade am Anfang einfach ausprobieren wieviel tatsaechlich noetig ist, die Perfektion kommt mit der Zeit - sagt jemand der regelmaessig weiter auf die Perfektion hin arbeitet :)
     
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  19. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    So, jetzt noch mal genauer und nicht so kurz angebunden wie meine erste Antwort,
    war im Zeitdruck:

    - Das Instrument muss natürlich erst mal demontiert werden. Sind Achsen oder Schrauben festkorrodiert,
    helfen WD 40 und / oder Wärme.
    - Die Polster müssen sauber aus den Klappen entfernt werden. Reste von Kleber oder Lederkrümel
    die zurückbleiben erschweren die Justage der Polster erheblich.
    - Die klappen müssen plan gerichtet werden.
    - Die Tonlöcher müssen plan gemacht werden. Bei gebördelten Tonlöchern nicht ganz so einfach.
    Da ist die Feile verboten!
    - Die Mechanik muss ohne Polster montiert werden. Dann müssen alle Klappen auf Spiel (axial und
    radial) geprüft werden. Das Spiel muss beseitigt werden. (neue Achsen, Einziehzange, neues Einsenken
    der Spitzschrauben, krumme Teile der Mechanik müssen gerichtet werden, die Böckchen müssen sauber
    in einer Reihe stehen. alle Korken und Filze müssen raus.
    - Ist die Mechanik spielfrei, müssen die Klappen und die Tonlochränder genau parallel zueinander gerichtet
    werden. Im Abstand der durch die Polsterstärke vorgegeben ist.
    - Dann werden die Polster eingeklebt und mit Hilfe der Einbrennbleche genau ausgerichtet. Und zwar so,
    dass beim herunterdrücken der Klappe da Polster über den gesamten Umfang gleichzeitig auf dem Tonlochrand
    aufliegt. Bei ganz leichtem Druck. Ausleuchtgerät!
    - Sind die Polster alle dicht, werden Korke und Filze eingeklebt (Klappenkopplungen und Anschläge)

    Das ist natürlich nur eine ganz grobe Beschreibung, wahrscheinlich hab ich etliches vergessen, aber die
    wichtigsten Dinge sollten genannt sein. Es fehlen natürlich die vielen kleinen Feinheiten, aber das soll ja auch
    ein Post innerhalb eines Threads sein und kein Reparaturhandbuch.

    Ein so überholtes Instrument sollte dicht bleiben.

    SlowJoe
     
  20. ppue

    ppue Experte

    Eigentlich war es bei mir genau das, dass ich die Perfektion sehr viel weiter treiben muss, als ich dachte. Damit kamen dann die Glücksgefühle und ein Horn, was sich butterweich spielt.
     
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