Tonarten(wechsel) als kompositorisches Mittel

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Jazzzzer, 13.Juli.2010.

  1. Jazzzzer

    Jazzzzer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    ich bin mir nicht sicher, ob mir hier irgendjemand diese Fragen beantworten kann, aber ich stell sie trotzdem mal:

    Zu Tonarten:
    Wonach entscheidet ein Komponist, in welcher Tonart sein Stück stehen soll? Gibt es da außer Spielbarkeit und Tonumfang des Instruments, für das komponiert wird noch weitere Gesichtspunkte???

    Zu Tonartenwechsel:
    An welchen Stellen verwendet ein Komponist Tonartwechsel und aus welchem Grund (Spannungsaufbau oder noch weitere?). Und macht es dabei etwas aus, von welcher Tonart in welche Tonart (Intervall zwischen den Tonarten gewechselt wird, also ist der Effekt auf den Zuhörer ein anderer?

    Viele Grüße
    Lukas
     
  2. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    wie so oft, sind hier bestimmte Konventionen zu bedenken, und das heißt vor allem: Welches Genre, welcher Stil, welche Zeit. Damit ist auch das Material verbunden, das zur Verfügung steht: So sind Tonarten mit vielen Vorzeichen erst dann häufiger geworden, als chromatische und entsprechend ausgebildete Musiker häufiger wurden. Also läßt sich Deine Frage nicht generell beantworten.
    In der klassischen und (spät-)romantischen Musik gab es ganze Abhandlungen darüber, welche Tonart welchen Charakter hat. Oft entscheiden klangliche Vorlieben oder instrumententechnische Besonderheiten, z.B. die Leersaiten einer Gitarre.
    Analoges gilt für Deine zweite Frage: In Volksliedern sind Tonartwechsel oft gar nicht zu finden, in der Spätromantik dafür dauernd. Im Rock- und Popbereich oft als einfache Rückung: Der letzte Refrain wird einen Halbton höher wiederholt etc. (zwecks Spannung) Auch in den Jazzstilen wechselt das sehr: Hier sind oft die Tonartwechsel geradezu das Charakteristikum eines Stückes. Das kann um der Spannung willen sein (etwa vor der Themawiederholung), aber auch einen eigenen Fluß erzeugen.
    Du siehst, der Möglichkeiten sind viele.
    Gruß
    Wolfgang
     
  3. Barufaia

    Barufaia Kann einfach nicht wegbleiben

    Hi,

    ganz früher hing das mit den Stimmungen zusammen, in unserer heutigen gleichstufigen Stimmung ist das pythagoreische Komma so vermittelt, dass jeder Halbton wirklich gleich klingt (ich glaube das einzige wirklich naturreine Intervall ist noch die Oktave). Dadurch geht allerdings die Tonartcharakteristik verloren. Was es möglich macht in allen Tonarten zu spielen.
    Früher gab es andere Stimmungen. z.B. die mitteltönige Stimmung (etwa bis ins 19. Jahrhundert), die auf reinen Terzen aufgebaut war und nicht auf reinen Quinten, das führte dazu das manche Tonarten schlechter klangen als andere (wegen der verstimmten Quinte, der sogenannten Wolfsquinte). Mit anderen Instrumenten musste man sich also auf die "gut" klingenden Tonarten beschränken. Dafür hatten die unterschiedlichen Tonarten wohl auch alle eine andere klangliche Färbung (wegen den unterschiedlichen Halbtonschritten).

    Früher hatte man also einen gewissen Rahmen für Tonarten zum komponieren, heutzutage entscheidet ein Komponist wohl eher nach gewissen Lieblingstonarten. Schostakowitsch z.B. zog die Moll-Tonarten den Dur-Tonarten vor.

    Beste Grüße
     
  4. Jazzzzer

    Jazzzzer Ist fast schon zuhause hier

    Ps. Mit Tonart meine ich nicht den Unterschied zwischen Dur, Moll, etc. sondern den Unterschied innerhalb z.B. der Durtonleitern (beispielsweise C-Dur, D-Dur,F-Dur etc.).

    Die Musikrichtung, auf die ich mich beziehe, ist Moderneres (z.B. Pop-Musik). Als beispiel würde ich folgendes Stück anführen: http://www.youtube.com/watch?v=FnFQevPl_1o.

    Bei ca. 1:25 wechselt die Tonart von Eb-Dur in E-Dur. Für mich wirkt es dadurch spannender/fröhlicher (schwer zu beschreiben). Jetzt stellt sich mir die Frage, warum gerade nach E-Dur und nicht in eine andere Tonart (F-Dur, D-Dur, ...) gewechselt wurde. Was für einen Eindruck hätte der Hörer in diesem anderen Fall wohl gehabt?
     
  5. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Warum gerade nach E-Dur? Wahrscheinlich damit die Modulation gut klappt. Ist ja nur nen Halbton weg. Nennt sich damit Chromatische Modulation. Dadurch wird diesem Stück halt, wie du schon beschrieben hast ein anderer Charakter gegeben. Es wird für dich fröhlicher, ich finde es klingt immer diese Modulation klingt immer wie ein Kinderkarussel von früher, wo die Musik durch das Karussel angetrieben wurde und je schneller desto höher und je langsamer desto tiefer wurde die Musik. Es hat für mich also einen Charakter als wolle das Stück nicht enden, es könnte so eigentlich durch alle Tonarten modulieren.

    Wie ein Komponist nun entscheidet, welche Tonart er nimmt, ist heutzutage glaube ich wirklich Geschmacksache und spielbarkeit. Ein Stück für Blasorchester würde eher selten in H-Dur stehen, da die ganzen B Instrumente dann Cis-Dur spielen müssten. Etc. Obwohl H-Durch auf der A-Klarinette schon wieder "nur" D-Dur wäre.

    Und Modulationen passieren in moderneren Stücken einfach um neue Farben reinzubringen. In der ziemlich stringenten Sonatenhauptsatzform kann man sich da weniger aussuchen wohin man moduliert. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    lG
     
  6. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Hallo Jazzzer,

    in Musiktheorie kenne ich mich nicht aus. Deshalb kann ich nur sagen, was ich empfinde, wenn ich einen Tonartwechsel höre.

    bekommt für mich nicht wirklich eine Steigerung. In der nächsten Runde, könnte es nochmal einen Halbton raufgehen usw.
    Durch die Erhöhung bekommt man allerdings das Gefühl, das Stück würde schneller, wird es vielleicht auch. Soetwas findet man oft bei dieses traditionellen Tänzen in Amerika (Squaredance????).

    Titanic - My heart will go on

    Bei diesem Song, ein sehr ruhiges Stück, wird der erste Spannungsbogen bei 1:42 (Ende des 1. Teils) hergestellt durch die Reduzierung auf die Flöte und dann bei 1:48 (Beginn der Wiederholung) Einsatzes des Schlagzeuges mit klarem Beat. Bei der zweiten Wiederholung des Themas bei 3:25 wechselt (gegriffen, Noten für das Alt-Sax aus Take the Lead) die Tonart um eine Terz nach oben von C nach E. Für mich ein dramatischer Spannungsaufbau. Die Spannung wird nicht mehr aufgelöst und hinterläßt mich nach Beendigung des Songs mit einer großen Sehnsucht, mit der ich irgendwie klar kommen muß. Ich will wieder C, hör mir den Song deshalb nochmal an und dann geht es mir wieder genauso. Ich fühle mich furchtbar allein.

    Wenn dich Spannungsaufbau interessiert, könnte dich dieser Link interessieren.

    Ravel - Bolero /Musik

    mit diesem Hintergrund:

    Bolero/Erklärung

    Ravel kommt ohne Tonartwechsel aus, kombiniert aber ab einem gewissen Punkt mit Instrumenten, die er in anderen Tonarten spielen läßt. Der Bolero war eine Studie Ravels, die sich ausschließlich mit dem Spannungsaufbau beschäftigt. Er selbst meinte mal: Komisch, ich bin Komponist, aber berühmt geworden bin ich durch eine popelige Studie. Bei der Premierenaufführung soll eine Zuhörerin aufgesprungen sein und gerufen haben: "Das ist der reine W a h n s i n n !"

    spannende Grüße :-D

    Cara
     
  7. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Nicht ganz, kurz vor Ende des Boleros kommt eine effektvolle Rückung nach E-Dur, die nach einer Viertelstunde reinen C-Durs unglaublich strahlend wirkt
    Ein geniales Stück, die Saxophon-Solostellen gehören zu den berühmtesten der gesamten klassischen Literatur!

    Gruß
    Joachim
     
  8. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    ...und darauf hin soll Ravel sich umgedreht haben und sagte: "Genau eine Person hat dieses Stück begriffen..."

    Ob's wahr ist, bleibe dahingestellt. Zeitzeugen fehlen mittlerweile komplett...
     
  9. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Hallo saxology,

    hast recht :) es ist wieder das E nach dem C

    hallo Peter Wespi,

    die Musik ist geblieben.
    Ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen in einem Live-Konzert, weil es einen schon fast zerreißt, wenn man es nur über die Anlage hört.

    Cara
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Ich hab als Kind danach Ballett getanzt, da war ich zwölf! :)
    Hatte ich total vergessen, jetzt ist es wieder da. ;-)
     
  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hier eine etwas zynischere Antwort zum Bereich Popmusik.

    Viele Stückchen haben halt so wenig Substanz (Melodie, Harmonien), dass sie nach 1 1/2 Minuten vorbei wären. Und dann hängt der Arrangeur halt nochmal dasselbe dran, einen Halbton höher. Und wenn das noch nicht reicht, denselben billigen Effekt nochmal ...

    Das mit dem Halbton höher ist sicher kein Zufall. Tiefer wäre schlecht, eben keine Steigerung. Halbton fällt nicht so auf, aber machts intensiver. Bei grösseren Sprüngen könnten die SängerInnen Probleme mit ihrem Stimmbereich kriegen ...

    Sicher gibt es geniale Musik, aber oft ist der Effekt ziemlich billig. Beispiel eines (für mich) billigen Effekts: "The Phantom of the Opera" (das Lied mit diesem Namen). Immer dieselben 16 Takte, quer durch fast alle Tonarten ...

    Liebe Cara, ich sags nicht gern, aber auch "My Heart Will Go On" ist für mich kein Meisterwerk ...

    Vielleicht bin ich ernüchtert, weil ich von vielen dieser Stücke die Noten gesehen habe und sie selbst gespielt habe.

    Andrerseits bewundere ich die Solisten, die auch ganz banale Lieder mit solcher Hingabe singen / spielen können, dass es wieder spannend wird ...
     
  12. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Hallo Florentin,

    Jazzzzer fragte:

    und

    Diese Frage habe ich empirisch beantwortet und ich meine richtig bis auf den Fauxpas beim Bolero, wo ich einfach den Tonartwechsel unterschlagen habe :)

    Warum antwortet auf diese Frage niemand, der die hohe Kunst der Komposition beherrscht und es deshalb musiktheoretisch erklären kann :-?

    Ich lerne gerne etwas neues :-D oder sollte ich aus deiner Antwort lesen, dass die Erhöhung einer Melodie in eine andere Tonart ein künstlerisch eher anspruchsloses Mittel ist, um zu erreichen, was man eben erreichen will :-?

    schöne Grüße aus dem abgekühlten Südniedersachsen

    Cara
     
  13. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Der Tonartwechsel als Mittel sagt noch nichts über die Qualität des Musikstücks aus, in dem er verwendet wird.

    Beethoven setzt die Rückung um einen Halbton auf geniale Weise ein, z.B. am Anfang der Apassionata, unzählige Songschreiber kommen mit dem gleichen Mittel nicht über Dumpfbackenniveau hinaus.

    Ein schlechter Instrumentenbauer wird auch aus dem hochwertigstem Messing, Pisoni-Polstern etc. nur Schrott produzieren.

    Gruß
    Joachim
     
  14. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallo!

    Vorher macht er aber auch kleine Skalenwechsel, z.B. große Septime/kleine Septime, oder führt eine b9 ein.

    Aber Bolero "funktioniert" halt ganz anders als "Giant Steps".

    Grüße
    Roland
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Es gibt eine Aufnahme von Round Midnight, in der die Chords des Soloparts einen halben Ton nach unten versetzt ist. Das zieht einen dermaßen herunter und hat offensichtlich die gegenteilige Wirkung wie eine Rückung nach oben.

    Die chromatische Rückung nach oben ist ein einfaches Mittel der Steigerung, dass man einfach bis genial einsetzen kann.

    Um zu verstehen, welcher Tonartwechsel was bewirkt, kann man sicher durch Ausprobieren feststellen. Es gibt aber Gesetzmäßigkeiten, die sogar über die Epochen und Stile hinweg Gültigkeit haben, ja schon vor der Entdeckung der Musik vorhanden waren.

    Die Gesetze liegen in der Natur der Intervalle.

    Sorry, ich muss ein wenig ausholen:

    Das einfachste Intervall schwingt mit der gleichen Frequenz, es nennt sich Prime und es erklingt, wenn zwei Instrumente den gleichen Ton spielen.

    Das nächste Intervall ist die Oktave und man hört es, wenn Frau und Mann meinen, den gleichen Ton zu singen. In der Regel singt die Frau eine Oktave höher als der Mann und ihr Ton schwingt doppelt so schnell im Verhältnis 1:2.

    Weiter folgt die Quinte, das Intervall, aus dem unsere Tonleiter zusammengesetzt ist. Die Quinte ist der Schlüssel zur Harmonielehre. Sie schwingt im Verhältnis 2:3. Man kennt sie vom Dudelsack oder einer indischen Raga als stehendes Begleitintervall.

    Je komplizierter (2:3, 3:4, 4:5, ...) das Schwingungsverhältnis ist, desto unharmonisch klingt das Intervall. Ein Ganztonschritt z.B. im Verhältnis 9:10 reibt schon ordentlich.

    Und nu kommt der Clou, der jazzzzers Frage (in einem ersten Ansatz) beantwortet: wird die Schwingung eines Tones im Gesamtkontext einfacher, dann entspannt sich die Lage, wird sie komplizierter, so entsteht Spannung.

    Einfaches Beispiel: ein Oktavsprung von oben nach unten entspannt eher als der von unten nach oben.

    Es ist aber noch nicht sehr deutlich zu hören. Nehmen wir eine Quinte und spielen sie von oben nach unten. Das klingt nach Schluss und Entspannung.
    Anders herum scheint ein Quintsprung nach oben offen zu bleibe, Spannung zu halten.

    Nochmal zum Mitdenken:
    zweifache dann dreifache Schwingungsanzahl=Spannung
    dreifache gefolgt von zweifacher Schwingungsanzahl=Entspannung

    Die beiden Töne einer Quinte sind also nicht emanzipiert, sondern haben eine feste Beziehungsstruktur. Der untere ist ganz klar der Stärkere.

    Es führt zu weit, dass wissen nun mal kurz in die Akkordstrukturen zu übertragen, aber die etlichen Quintketten (in der Regel abwärts) der Standarts arbeiten mit genau diesem Naturgesetz.

    Vereinfachte Fazit: geht es rechts herum im Quintenzirkel, erhöht sich die Spannung. Links herum vermindert sie sich.

    Spielt mal mehrere Quinten übereinander, das ist dann Star Wars. Oder spielt "Fly me to the Moon" und macht ein bisschen Wellness.
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Sorry, doppelgepostert...
     
  17. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Hallo pue,

    deine Erklärung ist einleuchtend und nachvollziehbar. Vielen Dank dafür. Damit kann ich was anfangen. :-D

    Ohne es ausprobiert zu haben, müßte die Rückung um eine Terz noch spannungsbeladener sein als die Rückung um eine Quinte, lese ich daraus. Wäre zu testen. Noch spannungsbeladener die Sekund, aber das empfinde ich nicht so.

    Stoff jedenfalls zum testen und probieren.

    windige und wolkige Grüße heute aus Südniedersachsen

    Cara
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Du empfindest ganz richtig so.

    Ich habe die Aussagen unglücklich kombiniert. Die Harmonizität der Intervalle hat nicht unbedingt mir der Stärke der Spannung zu tun, denn sonst wäre eine Vierteltonrückung noch spannender als alle anderen.

    Es ist wirklich nicht mit zwei Sätzen erklärt und daher etwas grob. Nimm den Quintenzirkel und 'empfinde' die Sprünge:

    C-Dur->G-Dur
    C-Dur->D-Dur
    C-Dur->A-Dur
    C-Dur->E-Dur
    C-Dur->H-Dur
    C-Dur->F#-Dur

    Die Spannung fällt spätestens bei H-Dur wieder ab, H-Dur wird als ein Rutschen und der Tritonus-Wechsel C-F# wird als neutral empfunden.

    Da spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Die vertikale Akkordstruktur und eine horizontale Melodieebene wirken zusammen. C- und D-Dur haben keine gemeinsamen Töne im Akkord, also klingt es stufiger als C- nach E-Dur. In E-Dur bleibt das E liegen und es gibt gleich zwei Leittöne im Übergang: das C rutscht zum H und das G steigt zum G#. Das macht den melodiösen Anteil sehr stark in der Akkordverbindung.

    So hat ein jeder Akkordwechsel eine eigene Wirkung.
     
  19. Jazzzzer

    Jazzzzer Ist fast schon zuhause hier

    So... nach mehrmaligem genauen durchlesen der letzten Beiträge habe ich jetzt auch den größten Teil des Inhalts verstanden.

    Jetzt eine (ganz andere) Frage, die auch nur begrenzt zum Thema passt: Gibt es auch Schwingungsverhältnisse, wie z.B. 9:11 oder 2:1 und woran sieht man (/wie errechnet man), welches Schwingungsverhältnis einfacher ist?



    Jetzt mal zu Pue's letztem Beitrag um zu gucken ob ichs verstanden hab:

    C-Dur->G-Dur Spannungsaufbau
    C-Dur->D-Dur größerer Spannungsaufbau als C nach G
    C-Dur->A-Dur noch größerer Spannungsaufbau als C nach D
    C-Dur->E-Dur usw.
    C-Dur->H-Dur rutschen, das nach zurückwechseln verlangt
    C-Dur->F#-Dur keine Spannungsveränderung

    Im Quintenzirkel linksrum wäre genau umgekehrt, also zunächst Spannungsabbau, dann irgendwann wieder rutschen und dann neutrales Verändern?

    Ist das so richtig?



    Folgende zwei Sätze hab ich noch nicht verstanden:

    Was meinst du damit genau? Wie muss ich mir das vorstellen?



    Und zuletzt nochmal die Fragen, was überhaupt mit Spannungsaufbau gemeint ist und in wie weit sich der Charakter des Stückes verändert (Stück wirkt fröhlicher trauriger (oder ist das Spannungsaufbau) :-? .

    Einen leicht verwirrten, aber netten Gruß
    Lukas
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, es gibt alle Schwingungsverhältnisse, selbst 55 zu 133339. Für die Musiktheorie und den Bereich, den wir kulturell in Form von komponierter Musik in der Regel ausschöpfen, sind in erster Linie die Schwingungsverhältnisse der ersten 16 Naturtöne relevant. Mittels derer kann man ungfähr die Schwingungsverhältnisse aller gebräuchlichen Intervalle bestimmen.

    Die Einfachheit eines Verhältnisses kann man sehen, wenn man sich dies bildlich vorstellt:

    Es ist eine einfache Struktur, wenn eine Welle 2 mal schwingt und eine andere in der gleichen Zeit 3 mal.

    Ein Schwingungsvehältnis 14 :15 ist komplizierte als eines mit 5:15 Schwingungen. Dieses kannst du kürzen auf 1:3. Es handelt sich um eine harmonische Duodezime.

    Deine Deutung der Spannungsverläufe ist doch schon ordentlich. Ich schätze auch, dass es links herum adäquat zugeht. Habe es noch nicht definiert, weil es mich eher in der Praxis interessiert und da gehe ich intuitiv mit den Akkorden um.

    Zu dem, was du noch nicht verstanden hast: einerseits spielen die Hierarchien der Töne eine Rolle (in der Quinte der Stärkere untere Ton).

    Zum anderen ergeben sich beim Spielen der Akkorde hintereinander ja immer Melodielinien. Beim chromatischen Rutschen sind diese ausschlaggebend für das Gefühl zu 'rutschen'. Obwohl sich alle Töne einzeln sehr fremd sind, sind sie melodiöse Nachbarn. Hier überwiegt der melodiöse Charakter. Beim Wechsel von G- nach C-Dur überwiegt der Intervallcharakter, also die hierarchische Beziehung zwischen C und G.

    Nicht so einfach zu beschreiben. Kannst gerne weiter fragen, wenn es nicht klar scheint.
     
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