Tonlöcher planschleifen??

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Benjahmin, 4.August.2004.

  1. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    Moin zusammen...
    Ich las vor kurzem einen Absatz auf der Homepage meines Ex-Arbeitgebers ( *GG* OK...ist schon über 10 Jahre her , dass ich dort gearbeitet habe )...daß er nun auf allen Saxophonen erstmal die Tonlöcher grundsätzlich planschleift
    bevor er sie polstert. Das macht ja nun auch eindeutig Sinn...denn wellige Tonlöcher ( wie sie oft auf den alten Weltklang-Saxophonen zu finden waren / sind) ...kann man ja nur schwer dicht bekommen.
    Nun ist mein Gedanke jedoch , dass wenn man GRUNDSÄTZLICH erst mal zur Feile greift sobald man ein Sax überholen will , die Tonlöcher zwangsläufig immer niedriger werden.......den Effekt , den das auf Intonation und Stimmung hat , brauche ich wohl nicht näher zu beschreiben.

    Daher mal eine kleine Meinungsumfrage......
    Waere es Euch lieber , man haut auf ein welliges Tonloch ein Polster mit derart tiefem Abdruck, dass es eben dennoch dicht ist....( ja..mit genug Hitze funktioniert das tatsächlich...vor allem , wenn man ein Polster nimmt , welches ein ganz klein wenig zu gross für die Klappe ist...sich also darin "aufplustert" und so genügend Spielraum für einen sehr tiefen Abdruck gibt )....oder wäre es Euch lieber , man schleift die Tonlöcher runter bis sie plan sind....aber vielleicht schon nicht mehr so ganz stimmen ?

    Ich meine..wenn ich hier ne Tröte zu reparieren habe , wo das Problem überhaupt besteht, dann berate ich das mit dem Besitzer individuell...der eine will das ...der andere dieses.....oder gar einen Kompromiss von beidem.

    Aber was würdet IHR im Zweifelsfalle bevorzugen ?...Täte mich mal interessieren.
    Grüße
    Benjahmin
     
  2. Tim

    Tim Ist fast schon zuhause hier

    Also bei meinem Saxophon mit gerollten Tonlöchern würde ich den Teufel tuen um darum zu schleifen.

    Wenn man es so macht wie mo mit einem 1200 Schleifpapier um das Kleben der Polster zu verhindern, ok, aber niemals mit einer Feile!

    Die heutigen Saxophone sollten glatte Tonlöcheroberflächen haben!
     
  3. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    Jau Tim...
    Bei heutigen Saxen wirst Du auch kaum noch wellige Tonlöcher vorfinden....und an Bördelungen sollte man sowieso nicht unbedingt rumschleifen....
    Wovon ich rede , ist , dass der Mann tatsächlich das Sax einspannt...und mit einer breiten Schlichtfeile die Löcher planfeilt.....und da geht schon einiges an Material runter.
    Irgendwie kann ich mich damit nicht so recht anfreunden.
    Klar...wenn ein Tonloch aussieht wie der Atlantik bei Windstärke 12...dann bleibt einem kaum was anderes übrig....aber kleinere Unebenheiten kann man eben DOCH durch das Polster ausgleichen....nur glauben einem das Viele nicht.....
    Gruß
    Benjahmin
     
  4. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    grundsätzlich bin ich dagegen, was abzuschleifen. Vor allem als Selbermacher mache ich nur Sachen, die man wieder rückgängig machen kann - eventuell muss man dann dazu mit hochroten Kopf beim Saxdoc vorstellig werden ..

    Wenn mir der Doc aber sagt, dass es abgeschliffen werden muss, weil es sonst nicht dicht zu kriegen ist, dann muss ich ihm das halt glauben. Das ist wie beim Zahnarzt. Man wechselt solange, bis man einen trifft, der das sagt, was man hören will.

    Es geht wohl vor allem um die Definition von "kleinere Unebenheiten

    bei so einer Formulierung wird ja nicht gesagt, ob er davon ausgeht, dass alle nicht plan sind oder ob er erstmal entscheidet, was für ihn "Plan genug" bedeutet.
     
  5. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Rbur
    Das Zitat , was Du da postest , zeigt mir , dass Du weisst , von wem ich rede....ein sehr fähiger Mann...ich habe verda**t viel von ihm gelernt...
    Aber ich weiss auch , dass er eher Handwerker als Musiker ist...und sich eher um die reine Funktionalität eines Instrumentes kümmert...als um dessen "Seele".....und daher schon recht schnell zur Feile greift.
    Aber es ging ja nicht um ihn...sondern um den Gedanken schlechthin.....
    Grüße
    Benjahmin
     
  6. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte die große Ehre,

    auf einem von Privat angefertigten Instrument spielen zu dürfen, auf dem die Kamine absichtlich so minimal gehalten wurden wie möglich. Das Ergebnis war phantastisch. Die Ansprache war wesentlich leichter, es hatte mehr Power, und soweit ich das feststellen konnte hat es die Intonation nirgends rausgehauen.

    Ich bin also nicht gerade dagegen, aber auch nicht unbedingt dafür: ich stelle doch auch nicht jeden Besucher erstmal unter die Dusche - vielleicht hat er ja schon geduscht?
     
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Benjahmin

    Also wenn Du mit grundsätzlich wirklich meinst immer und in jedem Fall würde ich das ablehnen, weil es ev. ja gar nicht notwendig ist. Schliesslich kann ja überprüft werden, ob das Tonloch plan ist oder nicht. Und planer als plan macht ja keinen Sinn. Von wegen Material wegnehmen: Klar ist Feilen einfach halt Feilen und material geht weg. Sind die Kamine hoch, kann ich doch gut und gerne eine halben Milimeter wegnehmen, ohen dass das Kamin zu tief würde. Eine Ungenauigkeit von einem halben mm ist aber sehr, sehr viel, kann eigentlich nur durch einen Unfall entstanden sein, wenns soviel ist. Also im Normalfall geht da kaum ein zehntel weg, was also ohne weiteres 5 Revisionen für einen ahlben mm ausmacht. Das ist aber der schlechteste Fall, wenn bei jeder revision die Tonlöcher aller geplant werden müssen. Oft ist es offenbar so, dass bei fabrikneuen Instrumenten die Löcher schlecht geplant wurden, deshalb will wohl dein früherer Arbeitgeber das grundsätzlich machen. Ist es aber mal gut und saueber gamacht, hält sich ja dieser Zustand über sehr lange Zeit, wenn nicht ein Unfall dazukommt.

    Ich habe selber ein mordslausiges Buescher instandgestellt. Da hat so ein A... das Silber wegpoliert und dabei am Korpus nahezu sämtliche Tonlöcher wellig geschliffen und zwar in einem Mass das es dir den Hut abhebt. Das Sax war nur noch zu retten, indem am ganzen Korpus zu jedem Tonloch ein feiner Messingring gedreht wurde und dieser überlappend aufgelötet wurde. Dadurch ist das Tonloch nach dem (erneuten) Planieren etwa 3-4 zehntel höher geworden als original. Mit allen Konsequenzen auf der Ebene der Mechanik, bzw, Klappen. Ich habe geschwitzt, bis ich trotz völlig planen Tonlöchern die Klappen perfekt dicht hatte. An der Intonation hat sich glaube ich dadurch kaum was verändert, das Sax ist einfach oben zu hoch und muss mit dem Ansatz korrigiert werden. Habe mir aber sagen lassen, dass das bei den alten Bueschern (1925 ode 26) häufig so sei/war.

    Als ich die Tonlöcher planierte habe ich zuerst auch gefeilt, aber trotz weichem Material ging doch sehr wenig weg. Noch weniger geht ja mit den Fräsern, oder eher Reibern, weg. Das schabt ja quasi nur noch. Wenn die Löcher also nur wenig Unebenheiten aufweisen wäre das die richtige Behandlung, meine ich.

    Puh.. ist ein wenig lang geworden...

    grüsse
    antonio
     
  8. Toph

    Toph Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,

    also aus meiner Praxis kann ich sagen, meist ist es notwendig (auch bei neuen Saxophonen) die Tonlöcher leicht plan zu schleifen. Und leicht heißt leicht. Sollte ein Tonloch schlimm deformiert sein, versuche ich es vorab zu richten, meist gibt es ja eine Ursache dafür, z.B. ein eingedrücktes Säulchen in der nächsten Umgebung. Ist es ein absolut extrem deformiertes Tonloch, feile ich so weit plan, wie ich denke, dass man es verantworten kann. Ich versuche ohne starl sichtbare Ringe auf dem Polster ein Sax 100% dicht zu bekommen. Die Ringe lassen manchmal nicht vermeiden, aber sie sollten so schwach wie möglich sein.

    Toph
     
  9. Gyni

    Gyni Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi, Toph!
    Ich mache es auch so, wie Du. Dabei verwende ich runde Feilen (Feilscheiben), die einen Piloten haben, der im Tonloch sitzt und ein herumruschen verhindert. Durch die Drehung der Feile wird das Tonloch dann wirklich eben, im Gegensatz zum "normalen" feilen (und mag die Feile auch noch so breit sein)!
    Viele Grüße,
    Gyni
     
  10. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Benjahmin,
    ich restauriere seit 15 Jahren alte amerikanische Saxophone. In der Regel sind die Tonlöcher so unplan, daß eine "Behandlung" unbedingt erforderlich ist. Aber das gilt nicht nur für die amerikanischen Kannen, sondern frundsätzlich für alle Vintage-Saxe.
    Ich würde jedoch nie eine Tonlochfeile oder Fräser nehmen, da die zuviel Fleisch wegnehmen.
    Die alten Saxophone waren in der Regel werksmäßig mit sehr weichen weißen Flatschpolstern bestückt, die alle Unebenheiten zugedeckt haben.
    Als erstes hänge ich eine Leuchte ins Sax und lege eine absolut plan geschliffene Scheibe aufs Tonloch. Dann kann ich sehr genau erkennen, wo die Unebenheiten sind. Anschließend hebe ich die tiefsten Stellen von innen vorsichtig an. Die restlichen Unebenheiten schleife ich mit selbst angefertigten "Fräsern" zuerst mit Korn 320 und dann mit Korn 600 absolut plan. Zum Schluß wird das Tonloch mit Autosol poliert, entfettet und dann entweder neu versilbert oder zaponiert, da das rohe Messing sonst nach einiger Zeit Grünspan ansetzt.

    Dieses Verfahren ist sehr zeitaufwendig, aber es lohnt sich. Man spart anschließend auch einiges an Zeit beim Polstern


     
  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @kingconn

    Kannst Du das ein wenig näher beschreiben, wie du das machst? Wieviel kannst du so ausgleichen? 1/10 oder 2? Ich wollte das bei meinem Buescher auch machen, aber das wäre schlicht zuviel gewesen. Teilweise fehlte weit über einen halben mm.

    Gruss
    Antonio
     
  12. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Antonio,

    zuerst brauchst Du etwas, was Du als Unterlage auf den der Unebenheit gegenüberliegenden Teil des Tonlochrandes legen kannst. Auf der Musikmesse habe ich bei Ferrees kleine "Halbmonde" aus Metall zu diesem Zweck gesehen. Ich habe mir diese selbst gemacht, in dem ich von zwei passenden Unterlegscheiben seitlich halbmondförmige Stücke abgesägt habe. Diese werden dann so aufeinandergelötet, daß beim größeren Halbmond ein Rand freibleibt, der auf dem Tonlochrand aufliegt. Der kleinere Halbmond liegt innen im Tonloch dann als "Pilot".

    Dies dient einem abgesägten und vorne rund gebogenen Schraubenzieher als Auflage. Man kann dann mit dem Schraubenzieher vorsichtig die andere Seite des Tonloches hochhebeln..

    Es gehört aber einiges an Gefühl dazu.

    Ich hatte bei einigen Choos und Ladys Höhenunterschiede von mehr als 2mm. Mit reinem Feilen hätte man die Tonlöcher total versaut.

    Ist etwas kompliziert zu beschreiben. Wenn Du noch Fragen hast, kannste mir auch mailen unter kingconn@tiscali.de

    Schöne Grüße









     
  13. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @kingconn
    danke dir für die Anregung, schade dass ich diesen Tipp nicht früher kannte.

    grüsse
    antonio
     
  14. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Kingconn
    Tja , wenn es tatsaechlich um die 2 mm Differenz gibt , bleibt einem wohl auch garnix anderes übrig , als die Tonlöcher anzuheben.
    Ich habe das auch schon gemacht...allerdings mit einem S-Förmigen Haken, der an einer Seite eine Halbkugel am Ende hat...den man unter die entsprechende Stelle am Inneren des Tonloches "einhakt" und dann am anderen "offenen" Ende so lange Leicht nach oben hämmern kann , bis das Tonloch hoch genug bzw. plan ist.
    Aber Du hast recht...es ist ein ziemlicher Aufwand. Muss ich nicht immer haben. ;-)
    Grüße
    Benjahmin
     
  15. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @all

    Finde es spannend, welche Werkzeuge jeder für unterschiedliche Arbeiten benutzt, wie er damit hantiert. Wär doch was, in der Galerie die Werzeuge vorzustellen und den Umgang und Verwendungszweck zu beschreiben, oder? (Also den Schraubenzieher könnte man weglassen... ;-) )

    antonio
     
  16. ara

    ara Ist fast schon zuhause hier

    Hallo, liebe Saxschrauber!

    Ich möchten diesen Thread bezüglich des Planschleifens von Tonlochkaminen noch einmal hochholen. Bei Youtube bin ich durch Zufall auf folgendes Video gestoßen: Tonloch planschleifen

    Nun wollte ich fragen, wie man diese spezielle "Feile" nennt, die der Herr in dem Video benutzt und wo man so etwas erweben kann?

    Vielen Dank schon einmal für eure Hilfe!
     
  17. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    gibt's bei Musicmedic
    http://www.musicmedic.com/catalog/categories/cat_22.html
     
  18. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Jo, aber immer beachten: Wenn Tonlöcher krumm sind, hat das eine Ursache. Meistens einen verzogenen Korpus. Und bei einem verzogenen Korpus die Tonlöcher einfach runterzuschleifen ist zwar der einfachere Weg aber letztlich Murks. Vor allem wenn da mehr als ein paar Zehntel abgenommen werden müssen.

    Zuerst muss der Korpus gerichtet werden, dann die tiefliegenden Stellen der Tonlöcher so gut wie möglich angehoben werden und erst dann, für die letzten Bruchteile eines Millimeters kommt die Tonloch - oder Rotofeile zum Einsatz.

    Klar, einfach runterfeilen ist billiger weil weniger aufwändig....



    SlowJoe
     
  19. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    ....ach ja:

    Bei Instrumenten mit gerollten Tonlöchern gibt es sowieso keine andere Möglichkeit. Hier kann man jedem nur raten mit der Feile von den Tonlöchern wegzubleiben. Im Bereich der Bördelung ist die Wandstärke deutlich geringer (durch das Ziehen des Tonlochs und zusätzlich durch die Bördelung) so dass man da mit ner Feile im Nu "durch" ist.



    SlowJoe
     
  20. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    So sehe ich das auch.

    Für den einmaligen Gebrauch würde ich mir kein teures Feilenset anschaffen. Ich würde da eher improvisieren mit ein paar Beilag-oder Karosseriescheiben.
     
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