Verleihung des 1. "Jazz-Echo"

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von det, 7.Mai.2010.

  1. klafu

    klafu Ist fast schon zuhause hier

    moin,
    also, ich fand es so spannend, dass ich nach ca. einer halben Stunde ausgeschaltet habe.
     
  2. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    Seltsame Dinge werden hier gesagt, da will ich mich selber nicht ausnehmen und meinen Senf dazu geben.
    Das impliziert, das Musiker sich prostituieren müsssen, anscheinend noch mehr als die Normalos. Also, wenn man irgendwas tut / arbeitet, was nicht der eigenen Neigung entspricht, prostiuiert mann sich? Ich verahre mich gegen diese inflationäre Verwendung des Begriffs und wende mich in solchen Fällen gerne an die Wiki: "Prostitution (von lateinisch pro-stituere aus pro und statuere – nach vorn stellen, zur Schau stellen, preisgeben) – früher Gewerbsunzucht – bezeichnet die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt."

    Wenn Künstler sich prostituieren ist damit gemeint, das sie ihre künstlerischen Intentionen aufgeben, um den schnöden Mammon zu scheffeln. J.S.Bach hat es getan, Rembrandt hat es getan. Viele grosse Künstler haben ihre Herscher gemalt, Auftragskompositionen geschrieben. Ich zweifle, dass diese und viele andere gedacht hätten, das sie sich prostituierten. Sie hätten es mit grosser Empörung von sich gewiesen. Vielleicht geht diese Verknüpfung der Begriffe auf die Pariser Bohème zurück: Ch. Baudelaire: "Was ist Kunst? Prostitution." Ganz lehrreich, wenn man seine Lebensgeschichte betrachtet.

    Es geht immer noch um den Jazzpreis. Da ist wohl der Gedanke, die Künstler würden sich prostituieren, wenn sie an dieser Veranstaltung teilnehmen. Ob die Preisträger das wohl von sich selbst denken? Das schlimme ist das diffamierende an dieser Äußerung. Ich kenne die meisten der Preisträger nicht, aber ich glaube, sie haben es alle nicht verdient, dermassen herabgewürdigt zu werden.

    "Blubbermusik". Kunst kommt von Können, so lautet ein gängiger Spruch. So gesehen ist ist BM aber ein Könner, ein hochstehender Künstler. Cocktail-geeignet, marktgängig, komplett bedeutungslos, gut verkäuflich,... Wozu muss man ihn und die anderen Preisräger dermassen abwerten? Um selber besser dazustehen?

    Welche Ästhetik sagt, dass Cocktail-Jazz bedeutungslos wäre? Einige Jazzer haben ihr Geld im Puff verdient, so sagt die Legende. Unzählige Hochzeitsmucken, Grabmusiken, wer sagt, das dort schlechter bezahlter Jazz gespielt wurde? prinzipal, heute es ist nicht die alte Jazz Polizei, die damals Braxton verdammt hat. Es sind die ehemals Verfolgten, die nun zu Bütteln werden, zurückschlagen und definieren, was gute Musik ist: die Musik der Minderheiten. Absurd.

    Es ist ein seltsames Kokettieren mit dem Minderheits-Status. Da wird rumgejammert, das der wahre Jazz zu wenig Aufmerksamkeit erfährt, dann ist man wieder ganz glücklich im beschaulichen Club, in den kleinen Netzerken, mit den kleinen Labeln. Die Grossen des Jazz sind kleine Fische für die böse Musikindustrie, und dann beschweren sich die noch kleineren Fische, das sie nicht mit den Preisträgern in die weite Welt glotzen dürfen? "die Einseitigkeit [der Preisverleihung] und das Verleugnen so vieler kreativer und produktiver Gebiete" Was soll die arme Jury machen, ein Minderheitenprogramm für euch anbieten? Hm, wollt ihr doch mit BM in einem Atemzug genannt werden? Ach nee, der wird ja geteert und gefedert, von denen, die nicht die 'jatzpolizei' sind. Seltsame Welt, aber sehr amüsant.

    Neulich, nach dem Konzert, sagte ein älterer Herr " Das hat mir gut gefallen. Ich dachte erst, es wäre dieser Jazz...!"
    Woher kommt dieses Negativimage des Jazz, wenn ich hier des Volkes Maul vertrauen kann? Warum strömen die Leute nicht in die Jazz Clubs? Früher, in Amerika, da ar alles besser. Da sang das Volk noch fröhlich auf den Feldern seine Worksongs, nach der Arbeit strömte alles zum Tanz, wo natürlich eine Bigband aufspielte. Später gab es heisse Nächte in den Clubs von Harlem. Naja, vielleicht nicht das ganze Volk, aber ein grosser Teil davon, eine riesige Subkultur. Der Niedergang des Jazz begann bald darauf mit dem Hard-Bop, mit dem Modal, Cool, Free- und wie sie alle hiessen -Jazz. Den Grund nennt uns Rick: "Wenn jemand unbedingt anderen Leuten gefallen möchte, gibt er immer einen Teil seiner Persönlichkeit auf, macht sich gleichzeitig von anderen abhängig, wird ein Getriebener."
    Also, wenn ihr nicht gefallen wollt, was heult ihr dann hier rum, dass niemand euch lieb hat und sein Geld zu euren Konzerten trägt?

    Die berühmte Authenzität. Was ist authentisch daran, wenn Deutsche die goldene Ära des Swing aufleben lassen wollen, wenn durchgedrehte Freejazzer das revoltierende Lebensmodell der 60er in die Sättigung von Heute transportieren, was ist authenthisch, wenn alle Jazzer ihren glorifizierten Idolen nacheifern? Die Authentziität wird gern auch als Schlagwort genommen, damit kann man um sich schlagen, darin kann man sich auch gut verstecken vor der Frage, warum sind heute Abend so wenig Zuhörer gekommen? Wirkliche Authentizität bedeutet für mich, meiner selbst voll bewusst zu sein, auch meine verborgenen Motive alle zu kennen, meine Position in dieser Welt zu kennen und mein Wirken selbst zu bestimmen, ohne andere dabei ausser Acht zu lassen. So wird das Leben zur Kunst, Kunst zu Leben. Jazz ist ein Lebensgefühl. Gleichzeitg wird mein Handeln, meine Kunst zwangsläufig politisch, wenn ich mit den Zuständen dieser Welt nicht zufrieden bin. Und die andere Stimme flüstert mir zu: "Was regst du dich über des Nachbarn Garten auf. Geh und kehre erstmal deinen eigenen Hof." Irgendwo hab ich mal gehört, grosse Kunst kondensiert das Lebensgefühl einer ganzen Epoche, durch sie sprechen die Stimmen der Vergangenheit mit uns. Ein Musiker, der von andernen lernt, wie kann der noch authentisch genannt werden? Wie kann der eine dann noch authentisch sein, wenn er die Einflüsse seiner Umelt in sich aufnimmt und verarbeitet, wenn er das Lebensgefühl seiner Zeit in seinem Werk akkumuliert? Ich sag es mal wieder ganz bewusst provokativ: Authentizität ist das Konzept der bornierten Egozentriker. Borniert: stur von sich überzeugt. Das Gegenkonzept heisst Hingabe, sich selbst nicht so wichtig nehmen.

    Sehr richtig, so wie das alle bestätigen. Und gleichzeitig grundfalsch. Diesem Gemeinplatz kann jeder zustimmen und jede Dumpfbacke denkt bei sich: Mein Stil ist der Beste. Und alle haben sich wieder lieb. Bullshit. Damit drückt man sich um eine ästhetische Debatte herum.

    "Aber es ist schon ein Merkmal guter Musik, daß nicht das Gefallenwollen, sondern die Konzentration auf die Musik im Vordergrund steht." Das klingt für mich nach der reinen Kunst, nach l'Art pour l'Art, erdacht und durchgeführt von einem authentischem Künstler. Der Gegenpol ist ist, igitt, der Cocktail Jazz, die Lullermusik etc., die böse, die funktionale Musik. Doch was ist schlecht an Tanzmusik, was ist verlogen an einer schönen Melodie, was ist falsch an unterhaltenden Massenveranstaltungen? Böse wird es, wenn Musik funkionalisiert wird. Nationalistische Aufmärsche, Kaufhausmuzak, einlullernde Friede-Freude-Eierkuchen Operetten. Ist aber "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" igitt, weil es funktional ein politisches Lied ist? Was wird dann aus "Freude schöner Götterfunken" ? Die frenzen sind gliessend, wie E.Jandl sagte. So betrachtet ist funktionale Musik wie ein Werkzeug, weder gut noch böse. Und Brötzmann liesse sich schon gar nicht funktionalisieren. Der ist weit jenseits von gut und böse, *gg*.

    Ich finde es sehr schwierig, Musik zu beurteilen. Ich werde immer toleranter und offener anderen Stilen gegenüber, als meinem eigenem Geschmack. Mein Horizont erweitert sich. Als Kriterien bleiben dann erstmal die handwerklichen Qualitäten, Virtuosität, Intonation, Klang. Aber sollte ich jemand ablehnen, weil mir der Sound nicht gefällt? Spricht mich das Charisma des Auftritts an, oder nervt mich das Rumgehampel? Ich muss sagen, dass einige der Preisträger mich durchaus ansprechen, mich berühren. Nicht alle, aber insgesamt kann ich mit der Auswahl einverstanden sein, es kann ja nicht 100% nach meinem Gusto gehen. Und es sind auch einige Newbies prämiert worden.

    Der Rahmen der Veranstaltung wurde hier schon zu Recht und mit gutem Sachverstand kritisiert. Mich nervt dabei auch, das es überhaupt die Sparten bester internationaler Künstler gibt. Wozu muss BM einen deutschen Preis bekommen, das interessiert ihn vermutlich gar nicht. So gesehen ist die ganze Veranstaltung nur ein Marketing Event der beteiligten Plattenfirmen. Prof. Dieter Gorny schreibt: "...Jazz ist die Avantgarde der Musikstile." Das ist geradezu lächerlich, wenn man sich das Gros der Preisträger ansieht. Sowieso, Avantgarde? Alles schon mal dagewesen, nix neues unter dieser Sonne.

    Beliebt ist das Schimpfen auf die mächtige Musikindustrie. Wer soll das sein? Es gibt eine Vielzahl von Firmen, Labels, Studios etc. Besonders mächtig oder bedeutungsvoll sind sie alle nicht (nicht mehr). Selbst der Bundesverband Musikindustrie e.V. wirkt nur wie der hilflose Versuch, dem selbstverschuldetem Niedergang durch die neuen Medien dieser relativ unbedeutenden Industriegattung entgegenzuwirken. Als Industrie im engeren Sinn würde ich eigentlich nur ein paar Presswerke bezeichnen, alles andere sind mehr oder weniger Dienstleister im Sektor Kultur. Das man sich selbst als Industrie bezeichnet, sehe ich als eine Überhöhung, um sich falsche Bedeutung anzueigen. Treffender wäre mal wieder das Wort Filz, ein Geflecht von Musikverlagen, Entscheidern in den Sendeanstalten und sonstigen in der Kulturbürokratie Tätigen. Angesichts der wirtschaftlichen Lage vieler der im Musikbusiness tätigen Firmen halte ich es allerdings eher für einen mutigen Versuch, mit dem Jazz Echo Aufmerksamkeit zu erlangen. (Oder der Griff nach dem Strohhalm)

    Und es ist nicht die Aufgabe der Musikfirmen, die Kleinkultur in Deutschland zu fördern. Sie wollen im Prinzip nur Geld in ihrem Metier verdienen, das kann man ihnen aber nicht vorwerfen. Kultur zu fördern wäre Aufgabe des Staates, der Kommunen. Angesichtes der Lage, dass schon Betriebe der Hochkultur (Theater) vor der Schliessung stehen, ist die weitere Förderung von Kleinkunst äusserst gefährdet. In diesem Zusammenhang ist das Gebaren der GEMA geradezu skandalös, mit ihren Forderungen erwürgen sie den letzten Betrieb von kleineren Auftrittsmöglichkeiten.Wie wärs mit einem Feldzug aller Kulturschaffenden gegen die Kulturverhinderungspolitik der GEMA?

    Was ist bedeutungslose Musik? Wenn BM mit Sting zusammen auftritt, errreicht er Millionen von Menschen weltweit. Ich nehme an, ein Grossteil berührt er auch durch sein Sopranspiel. Auf diese Weise hat er eine sehr grosse Bedeutung. Dagegen erreicht ein Freejazzer vielleicht ein paar Dutzend hardcore Fans. Freejazz ist bedeutungslos in seiner gesellschaftlichen Wirkung. Das soll aber keine ästhetische Wertung sein. Bedeutung ist für mich ein politischer Begriff. Da hat Free Jazz natürlich mehr Potential als anarchisch aufbegehrender Schrei wie die 'Opium fürs Volk' Blubbermusik. Andererseits bleibt der Free Jazz mit seinem "nicht Gefallenwollen" in einem elitären Elfenbeinturm und verzichtet so freiwilllig (!) auf eine Breitenwirkung. Und eine nach konventionellen Massstäben schön vorgetragene Massen-Melodie mag ich auch zunehmend lieber. Ich bin zu weich geworden.


    Nur so ein paar Gedanken,
    euer vlm
     
  3. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Da ist was dran...

    Im Übrigen bekommst Du den 1. Forumspreis für den längsten Einzelpost.. :-D
     
  4. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    ich mach's etwas kürzer, aber in vivas post schreit einiges nach Widerspruch.
    Der post läßt mich daran zweifeln. Oder was ist hier mit "Toleranz" gemeint? Keine tätlichen Angriffe gegen anderen Musiker? Alles gleich gut finden? CDs blind kaufen? Wenn es keine ästhetischen Kriterien gibt, bleiben die Verkaufszahlen. Ich bleibe bei ästhetischen, d.h. strittigen, aber diskutierbaren Kriterien.
    Daß Kunst von Können käme, ist zwar oft widerholt, aber begriffsgeschichtlich und erst recht sachlich falsch. Arnold Schönberg hat schön gesagt: Was beim Können herauskommt, ist ein Kunststück, aber kein Kunstwerk. Eine Orange auf einer Spaghetti balancieren, verlangt auch Können.
    Das meinst Du nicht ernst, oder? Wenn ja, hilft Informieren. Wievele Medienkonzerne haben welchen Anteil an den weltweiten Tonträgerverkäufen? Wie kommt man zu airplay im Rundfunk? Wer erscheint wann in Frensehshows? No kidding, please.
    Richtig, hatte das jemand verlangt? Aber es ist eine Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Medien. Und ein Musikpreis ist entweder Selbstbeweihräucherung oder könnte Aufmerksamkeit auf solche Musiker und Szenen lenken, die Qualität haben, aber Unterstützung brauchen.
    Eben. Aber dann ist das schlicht ein Selbstwiderspruch, wenn man ablehnt, daß Musiker sich zuerst und vor allem auf musikalische Kriterien konzentrieren. Aber auch hier müßte man genauer sein: Es kommt darauf an, welche Funktionalisierung. Nichts gegen Gewerkschaftschöre und Tanzmusik - aber das erhebt auch keinen größeren ästhetischen Anspruch.
    Wie kommst Du zu dieser Unterstellung, hier werde kokettiert? Das ist eine schlichte Feststellung: Ich habe bereits gesagt, daß auch Miles Davis zu seinen erfolgreichsten Zeiten eine Minderheitenmusik war. Was ist mit Bird, Ornette Coleman, Joe Harriot, Ayler? Wie sieht der Vergleich von Wolfgang Rihm und Andre Rieu aus?
    Wenn alle gute Musik hören - was gäbe es Schöneres?
    Gruß
    Wolfgang
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Hallo Viva,

    vielen Dank für Dein ausführliches Statement!
    In einigen Punkten stimme ich Dir zu, doch Anderes weckt meinen Widerspruch - beziehungsweise den Wunsch nach Richtigstellung.

    Ich fühle mich da mal etwas angesprochen und möchte noch mal darauf hinweisen, dass ich nichts gegen Cocktail-Jazz habe - ganz im Gegenteil, ich verdiene mit so etwas den größten Teil meines Lebensunterhalts.

    Das heißt aber nicht, dass ich ihn für künstlerisch besonders hochstehend oder gar förderungsbedürftig halte.

    Und Branford Marsalis hat ja nun in seinem Leben schon sehr Vieles gemacht, doch öffentlich WAHRGENOMMEN wird nur das gut Verkäufliche.
    Siehe Bobby McFerrin: Ein toller, teilweise experimenteller Vokal-Akrobat, aber sein größter Hit war "Don't Worry, be Happy", nun wirklich nicht gerade sein bestes Produkt.

    Diesen Kontrast sehe ich so nicht.
    Ich fühle mich pudelwohl in den kleinen Clubs und mit den kleinen Netzwerken, die finde ich wichtig und förderungswürdig, die dürften ruhig mehr Aufmerksamkeit erfahren - nicht notwendigerweise national, sondern vorwiegend in der direkten Nachbarschaft, im persönlichen Umfeld.

    Je größer, desto oberflächlicher...
    Davon habe ich auch mal "genascht", ich wollte ja auch mal ein "großer Star" sein - aber irgendwann hat mich diese ganze kommerzielle Mühle mit all den widerlichen Hintergrund-Geschichten nur noch angeekelt. :evil:

    Jetzt bin ich der liebe "Onkel Rick", damit komme ich besser klar als mit dem durchgeknallten, karrieregeilen "Hip Rick" der 80er und 90er. :roll:

    Ja klar, warum denn auch nicht?
    Was soll an "McDonald's" so viel besser sein als an dem leidenschaftlichen, kreativen Koch, der mühsam sein eigenes kleines Lokal betreibt??
    Ist Massenkompatibilität jetzt schon ein künstlerischer Wert an sich???
    Gut ist nur, was sich auch gut verkauft, der Rest ist schlecht und vergessenswert, weil er nicht so einfach zu vermarkten ist???? :-?

    Ich stehe überhaupt nicht auf Namedropping - jeder ist nur ein fehlbarer Mensch, keiner nur deshalb besser, weil sein Name aus welchen Gründen auch immer zufällig bekannter ist. :cool:

    Mein Sohn (16) hat es meiner Ansicht nach mal schön auf den Punkt gebracht:

    "Jazz ist unerwartet, überraschend, man weiß nie, was gleich passiert. Doch die meisten Leute wollen nur das bekommen, was sie ohnehin schon kennen, haben Angst vor etwas Neuem."

    Damit hat er zwar vor allem seine Altersgenossen gemeint, doch es trifft wohl auf einen großen Teil der Bevölkerung zu.

    Um das mal festzuhalten:
    Ich heule nicht rum, meine Konzerte sind oft sehr gut besucht, ich verdiene zwar damit keine Reichtümer, bin aber ganz zufrieden in meiner Nische.
    Aber ich bekomme auch mit, dass es viele Kollegen schwer haben, dass die Clubs oft halb leer sind. Und das liegt definitiv nicht an der Qualität oder am Musikstil, sondern es gibt einen allgemeinen Trend weg vom kleinen Club hin zu massenkompatiblen "Events".
    Was ich bedauerlich finde, weil damit vor allem dem Publikum das besondere Erlebnis der Intimität und Kommunikation mit dem Musiker entgeht. :-(

    Es ist authentisch, wenn es gefühlt und gelebt wird.
    Es ist oberflächlich, wenn es bloß ein Job ist, den man schnell hinter sich bringen will.

    Ein guter Musiker zeichnet sich dadurch aus, dass er völlig bei der Sache ist, dass er sich der Musik hingibt.

    Und wenn es bayerische Volksmusik ist, oder mittelalterliche Gesänge, oder experimentelle Klänge - Hauptsache, man selbst WILL das gerade wirklich machen.

    Ich kann Swing spielen, weil ich ihn liebe und mit dieser Musik aufgewachsen bin, ich habe ihn quasi "im Blut" - wie manche andere Stile ebenfalls.
    Doch volkstümliche Schlager beispielsweise könnte ich niemals gut interpretieren, daran muss ich scheitern, das wird nichts - weil ich diese Musik einfach nicht fühle.

    Nun, um ein erfolgreicher Musiker zu sein, benötigt man durchaus auch eine Portion Egozentrik und Borniertheit.
    Wer sich selbst nicht ausreichend wichtig nimmt, ist vielleicht ein brauchbares Orchestermitglied, aber niemals ein beeindruckender Solist. :-D

    Solche Debatten sind aber ungefähr so sinnvoll wie die Frage, was besser schmeckt, Pizza oder Lasagne.

    Nein, die Frage nach dem eigenen Gefallen ist die EINZIGE, die wirklich zählt.
    Ich kann als Künstler nichts machen, was mir nicht gefällt, was mich nicht anspricht. Sonst kann ich nicht dahinter stehen.

    Nur, weil mir alle erzählen, Bach sei wahnsinnig wichtig, kann ich ihn nicht automatisch gut interpretieren oder ihn mit Genuss anhören. Ich persönlich finde Bach LANGWEILIG, ästhetische Debatte hin oder her.
    Doch muss ich akzeptieren, dass andere Leute dies völlig anders sehen.
    Ich kann Bach durchaus seine allgemeinen künstlerischen
    Qualitäten nicht absprechen, deshalb renne ich immer noch in kein Bach-Konzert, kaufe mir nicht Hunderte von Bach-CDs oder übe wie verrückt seine Inventionen.

    Vielleicht fehlt mir ja das "Bach-Gen" - aber bin ich deshalb jetzt ein gescheiterter Musiker? ;-)

    Du hast hier meiner Ansicht nach eine falsche Gegenüberstellung gemacht, denn es gibt ja sicherlich auch AUTHENTISCHE Cocktail- oder Tanzmusik.

    Hört, hört! :lol:

    Mir stellt sich die historische Wirkung eher umgekehrt dar:
    Free Jazz war eine musikalische Revolution, die ALLE Musiker weltweit beeinflusst hat, auf die eine oder andere Art und Weise. JEDER musste sich in den 60ern und 70ern damit auseinandersetzen, man KONNTE ihn nicht ignorieren.

    Angeblich war Jimi Hendrix ein großer Free-Jazz-Fan, er holte sich von dort viele Anregungen zu seiner eigenen Musik.
    Viele Rock-Stile, besonders Hard Rock und Metal, wären ohne die Free-Jazz-Ästhetik überhaupt nicht vorstellbar gewesen. Free Jazz hat Dämme gebrochen, Grenzen niedergerissen, die Rezeption von Musik völlig verändert.

    Nun schauen wir demgegenüber zu Sting und Branford Marsalis:
    Wo sind die großen Auswirkungen, der Einfluss auf andere Musiker und Stile, auf die ganze Musikwelt??

    Ich warte...

    Wozu denn immer dieses Entweder-Oder?
    Ich höre im Auto heute Psychedelic Jazz, morgen Beethoven, übermorgen Hip-Hop und zwischendurch mal Flip Phillips live mit Buddy Rich (Geheimtipp!).

    Und heute Mittag habe ich mich auf DVD an "Seven Brides For Seven Brothers" erfreut, wo mir die wunderschönen Melodien von Gene DePaul sowie die genialen Choreografien von Michael Kidd Tränen der Rührung in die Augen trieben.
    Kommerz, Kitsch?
    Mag sein, aber dabei wahnsinnig AUTHENTISCH - die Menschen, die diesen Film gemacht haben, haben ihre Arbeit geliebt und gelebt, die Musik, die Tänze, sie haben sich voller Hingabe dafür bis zum Letzten eingesetzt.
    Und das ist das, was auch rüberkommt, was für mich zählt. :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  6. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Meinst Du davon etwas ernst???

    Liebe Grüße
    Klaus
     
  7. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi Dexter,
    ich wiederum liebe Musik von Bach, aber ich habe keine Ahnung, was Deine Frage bedeuten könnte. Was um alles in der Welt ist an Ricks Statement unklar oder erläuterungsbedürftig?
    Gruß
    Wolfgang
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Natürlich. Und Du bist wohl einer von denen, die mir seit etwa 40 Jahren erzählen, dass so etwas nicht sein kann, stimmt's? ;-)

    J. S. Bach respektieren, akzeptieren, analysieren - alles kein Problem.
    Aber ich LIEBE ihn nun mal deswegen nicht. Mag ich nicht. Gefällt mir nicht. Spricht mich nicht an. Lässt mich gefühlsmäßig kalt - selbst von Glenn Gould oder was-weiß-ich-wem.
    So ist es halt. Tut mir Leid.
    Schlimm?


    Liebe Grüße,
    Rick
     
  9. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Ja, weil DU damit ein gewaltiges Eigentor schießt. Ein Musiker, der Bach langweilig findet, ist in etwa so logisch möglich wie ein vegetarischer Hai.

    Schade.

    Liebe Grüße
    Klaus
     
  10. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Hi Klaus,
    wir wissen alle, daß es ausser Bach noch eine Riesenzahl SUpergenies gibt, die überirdisch gute Musik erzeugt haben.
    Um in Zukunft ein paar Fettnäpfe vermeiden zu können, würde ich dich bitten, eine KLeine Liste mit einer AUswahl der SUpergenies zusammenstellen, die jeder Musiker toll finden muß ohne sich als tumber Dilettant zu outen. :lol:
    Gruß THomas
    PS: ich habe einige Lieblingskomponisten, aber von denen mag ich eigentlich auch nicht alles ( auch wenn es noch so gut ist). Bach gehört bei aller Genialität nicht dazu, aber trotzdem gibt es Sachen von Bach, die ich sehr liebe...
     
  11. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    Zum Bach Streit: genau darum geht es nicht, um den persönlichen Geschmack. Eine Ästhetik sollte allgemeine Regeln aufstellen. Wiederum sollte es nicht nur eine Ästhetik geben, sonst wäre alles einem Didakt unterworfen, wie bspw. die sozialistische Ästhetik in der DDR.

    @Rick: Och, der Bach ist doch so wunderhübsch: "Air" auf dem Sopran. Und der Bach eignet sich doch so hervorragend zum Jazzen: Sax & Cello oder Quintessence Saxophone Quintet plays Bach. Viel Spass beim Hören!
    Überhaupt ein Ausweg aus der GEMA Falle: Erfindet neue Themen oder jazzt alle über diese uralten Themen, damals gabs noch keine GUMA.
     
  12. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    Die Sache mit den tätlichen Angriffen hat prinzipal gefordert: "genau: da die [die Freejazzer] ja keinen jatz spielen, können diejenigen, die die cocktail jatz-ausstoßer teeren und federn wollen, nicht die jatzpolizei sein!". [size=x-small](Beitrag #17)[/size]
    Ich persönlich bin eher pazifistisch veranlagt, Zivi und so weiter. Früher mochte ich keinen Mozart, bin bei Schlagern schreiend weggerannt...

    "Ich bleibe bei ästhetischen, d.h. strittigen, aber diskutierbaren Kriterien."
    Aber du hast keinerlei ästhetische Kriterien benannt, sondern nur mit Diffarmierungen um dich geschlagen. [size=x-small](#3)[/size]

    "Zitat: 'Ist es ein Merkmal guter Musik, dass sie nur kleine Minderheiten anspricht?'
    nicht prinzipiell, aber, wie die Erfahrung lehrt, fast immer: ja." [size=x-small](#6)[/size]
    Dieser Standpunkt birgt die Gefahr in sich, elitär zu sein. Und das ist kein ästhetischer Standpunkt, das ist allenfalls Empirie.

    "Aber es ist schon ein Merkmal guter Musik, daß nicht das Gefallenwollen, sondern die Konzentration auf die Musik im Vordergrund steht." [size=x-small](#12)[/size]
    Das ist durchaus ein wichtiges Kriterium, allerdings ein recht unscharfes, es trifft wohl auf jeden ernsthaften Musiker zu. Willst du abstreiten, dass BM & andere sich auf ihre Musik konzentrieren? Und ich schätze, dass auch ein Ralph Siegel seine Musik sehr ernst nimmt. Warum machst du Musik? Willst du nicht gefallen mit dem, was du durch deine Musik ausdrückst?

    "Die "mediale Aufmerksamkeit" führt zu einer musikalischen Normierung und zum "So-Klingen-Wollen" wie die TV-Approbierten." [size=x-small](#15)[/size]
    Da kann ich dir nur Recht geben. Allerdings nennst du auch hier keine Kriterien. Du gehst davon aus, dass der Mainstream nur schlechte Musik produzieren kann, jedenfalls klingen manche deiner Äußerungen für mich so. (gut verkäuflich = bedeutungslos) Vorsicht, man könnte denken, da spricht der Neid des verkannten, geschmähten Künstlers. Musikalisch bin ich ein Kind der 60er/70er. Die Musik war damals Revolte (Jimi Hendrix, ..), auch die friedliche Flower Power Musik ist durchaus eine Kritik am Etablierten. Vielleicht war diese Musik nur innerhalb der Jugendkultur mainstream, gut verkäuflich war diese Musik allemal. Im übrigen erledigt sich der mainstream durch seine Nachahmer von selbst, das ist das Schicksal aller Modeerscheinungen.

    Lass es mich umformulieren: Kunst sollte mit Können zu tun haben. Grad heute, wo der Kunstbegriff immer mehr ausgeweitet und verwässert wird, sehe ich die Notwendigkeit einer Abgrenzung. Wenn Kunst zu Leben und Leben zu Kunst wird, dann ist alles irgendwie Kunst. Damit wird der Begriff aber sinnlos. Interessant, eine Orange auf einer Spaghetti, da denke ich sofort an Zirkus, Zirkuskunst, Körperkunst. Oder nehmen wir das Kunsthandwerk. Die Grenzen von schnödem Handerk und Kunst sind fliessend, ist die Blume auf dem Schallbecher keine Kunst? Ist Ikebana keine Kunst, was ist mit der primitiven Kunst? Wird eine rituelle Teezeremonie nicht aufgeführt wie ein kleines Drama? Heutzutage wird sogar Kitsch von einigen als Kunstform betrachtet. Meinetwegen, sollen sie doch glücklich werden mit ihren Gartenzwergen, so tolerant bin ich mittlerweilen. "..es ist schwer bestreitbar, wie etwa Umberto Eco einwirft, dass die der Kunst zugeschriebenen Wirkungen – wie Anstöße zum Denken, Erschütterung, Emotionen – ebenso von Kitsch ausgehen können." [Wikipedia: Kitsch]

    Bie dir höre ich immer nur einen sehr verengten Kunstbegriff heraus. Die reine Kunst, "die sich durch keinerlei Zugeständnisse an einen Publikumsgeschmack 'prostituieren' dürfe", das ist Schönberg in seinem Elfenbeinturm ("Musik soll wahr sein"). Eine Kunst, die keine Wirkung erzielen will, die ist für mich bedeutungslos. So wendet sich Kunst immer an andere, sie besteht nicht nur für sich. Wenn sie sich nur an einen kleinen Kreis von Wissenden wendet, ist sie elitär. Eine Kunst die auf Massenkompatibilität setzt, auf eine einfache Melodie, ist durch ihre Schlichtheit nicht minderwertig.

    Kunststück / Kunstwerk, das ist doch Haarspalterei. Wir sprechen von einem Musikstück, das erklingt und ebenso schnell verschwindet wie der Schall es trägt, es bleibt allenfalls in der Erinnerung haften. So wie ein Kunststück schnell ebenso vorbei ist. Wir sprechen vom Werk eines Komponisten und meinen seine schriftliche Hinterlassenschaft. So wie das Werk einer Statue bestehen bleibt. (Dann gäbe es noch das Werkstück, *gg*) Natürlich meint Schönberg das erhabene reine Werk eines ernsthaften Komponisten, intellektuell aus der Masse hervortretend. Elitär eben.

    Gemeint ist, das die Musikindustrie gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 2 Billionen mit ca. 2 Milliarden Umsatz eine recht unbedeutende Industriegattung ist. Gemeint ist auch, das sie keine unmittelbare Macht besitzen, es gibt noch etliche Sendungen, die nicht von der Massenindustrie beliefert werden. Gemeint ist auch, dass man den Gegner nicht zu einem übergrossen Popanz macht, der jede Gegenwehr sinnlos erscheinen lässt.

    Ganz unzweifelhaft unselig ist der Einfluss der "Big Four" auf das gesamte Kuturleben, da gebe ich dir recht. Es gab eine Krise der Unterhaltungsindustrie durch die Tauschbörsen, heute werden die Konzerne selbst mehr und mehr zu digitalen "Content Providern", das umfasst aber auch Filme, Printmedien, Games etc. "Neue Einnahmequellen sollen darüber hinaus das Merchandising, Künstlermanagement sowie Einnahmen aus Konzerten und Ticketing werden, um einseitige Erlösabhängigkeiten zu vermindern. Auch Lizenz- und Werbeerlöse gewinnen für die Unternehmen der Musikindustrie zunehmend an Bedeutung." [Wiki] Schöne neue Welt, wenn unser ganzes sinnliches Leben in Zukunft von Sony/BMG und Konsorten gestaltet wird.

    Mächtig wird diese Industrie durch ihren Schulterschluss mit der Politik (zB. Zypries) und einigen Vertretern hochrangiger Kulturfunktionäre (BMI). Das nenne ich aber einen Filz. Ideologisch wird verbreitet, der ausufernde Schutz der Urheberrechte würde der Verteidigung hoher Kulturwerte gelten, dass es aber faktisch in erster Linie den Grosskonzernen dient und das Kulturleben eher zementiert wird verschwiegen.

    Ich hab es aus deinen Worten heraus gelesen: "..., daß das Problem in dem gegenwärtigen Zustand der Musikindustrie liegt ....was mich nervt, ist die Einseitigkeit - also was alles verschwiegen und links liegen gelassen wird."
    Aber du hast auch wieder Recht, eigentlich sollte es Aufgabe des ansonsten recht kritischen WDR sein, sich nicht als Promotion Plattform der BMI Plattenfirmen missbrauchen zu lassen. Man sollte glatt einen alternativen Jazzpreis ausrufen.

    1.) Nenne mir deine musikalischen Kriterien, bisher habe ich bei dir nur Negativdefinitionen gehört, ganz offenbar willst du keine Blubbermusik machen.
    2.) Ganz recht, ich lehne l'Art pour l'Art und das heroisch einsame Künstlerbild ab. Funktionalisierung und rein musikalische Kriterien bilden keinen Widerspruch. (Fast) jede Musik lässt sich funktionalisieren, siehe Wagner und die Nazis. Manche Musik ist allerdings auf Grund ihrer ästhetischen Entscheidungen so sperrrig, dass sie sich schlechter funktionalisieren liesse (Schönberg, Brötzmann). Wenn diese Musik allerdings von den Massen akzeptiert würde, wäre sie auch in Gefahr, missbraucht zu werden. Und nicht zeitgenösssische Komponisten können sich daggegen nicht wehren. Aber soll es nun ein Kriterium humanistischer Musik werden, wie sperrig sie ist?
    3.) Früher war eine Allemende ein höfischer Tanz, heutzutage wird sie als Kunstwerk von einem Orchester aufgeführt, hat aber wiederum die Funktion, an einem Orchesterabend zu unterhalten. Auch du trittst mit deiner Musik vor ein Publikum, hat das keinerlei Funktion? (Ein paar lausige Kröten, einige Akklamationen). Gibt es einen einzigen hier, der mit seiner Musik nicht gefallen möchte? Der soll bitte schön nie wieder auftreten, das ist die wahre selbstgenügsame Kunstmusik.

    Doch, du weisst um die Minderheit der Jazzmusik. Und die anderen progressiven Jazzstile abseite des Jazz Mainstreams sind ein Nebenstrang in der Minderheit. "manchmal fragt man sich, was schlimmer ist für den Jazz: Die Mißachtung oder solche Achtung.". Und die kleinen Clubs und Netzwerke. Man gefällt sich darin, klein zu sein und beschwert sich, nicht wahrgenommen zu werden. Für mich klingt das etwas kokett. Egal, wichtig ist das nicht.

    Die lassen sich doch gar nicht vergleichen. Der eine ist Komponist, der andere Interpret. Allerdings, wie du schon richtig vermutest, wäre ich lieber ein trotz Millionenpublikums verschuldeter André Rieu als ein Bewohner des Elfenbeinturms. Oh, wenn ich André wäre, würde ich vielleicht einen wunderbaren Rihm mit dem Salonorchester aufführen. Hier lang bitte: Direkt in den Elfenbeinturm.
     
  13. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    eigentlich dachte ich nach Dexters eher unglücklicher Intervention, daß wir den thread friedlich einschlafen lassen sollten, aber vivas Fleiß verdient eine kurze Antwort (dabei hast Du doch schon den ersten Preis für post-Länge ;-) ). Trotzdem habe ich irgendwie den Eindruck, viva sucht die Auseinandersetzung mit Windmühlen. Ich bemühe mich jedenfalls vergeblich, eine für mich verständliche Position herauszulesen: Nach dem letzten Superpost sind wir ja sowieso (plötzlich?) in vielem einig. Aber ein ästhetisches Kriterium habe ich da auch nicht gefunden. Macht auch nichts; für ästhetische Fachdebatten ist mE dieses Forum auch nicht gedacht. Wohl aber, meine ich, für den Austausch unter Musiker-Kollegen, der manchmal auch pointiert sein darf/sollte. Darum nur drei kurze Klarstellungen:
    1 Wynton Marsalis halte ich in der Tat für einen technisch perfekten Nichtsnutz (stand nicht hier im Forum unter den leckeren Zitaten mal das schöne von Keith Jarrett: er hätte von WM noch keine Note gehört, die irgend eine Bedeutung hätte?), der massive Diffamierungen gegen alle Musiker von sich gibt, die seiner Ideologie widersprechen. Wenn Du das auch für eine Diffamierung hältst, bitte schön. Gegen Doldinger etc. habe ich nichts, im Gegenteil. Auch wenn ich mir die letzte Platte von ihm vor Jahrzehnten gekauft habe, weil ich seine Musik nicht so dolle finde. Da gibt es mE Spannenderes.
    2 Daß ich mit "Blubbermusik" einen Ausdruck gefunden habe, der begierig zitiert wird, macht mich fast stolz. Gemeint habe ich freilich nur eine Musik, die im Hintergrund vor sich hin tönen soll wie ein Zimmerspringbrunnen. Daß Kollegen davon ihren Lebensunterhalt bestreiten können, freut mich (ganz unironisch) für sie - ich weiß, daß das nicht einfach ist. Aber es ist nicht das, warum ich Musik mache.
    3 "Elitär" und "Elfenbeinturm" sind für mich nun wirklich nicht ernstzunehmen. Aus wessen Wörterbuch stammen denn diese Totschläger? Ich will jedenfalls mein Publikum damit respektieren, daß ich ihm nicht abgelutschte Häppchen hinwerfe, sondern mich mit möglichster Konzentration mit der Musik befasse, damit Publikum und Musiker etwas Neues und Aufregendes im Konzert erleben. Natürlich freue ich mich, wenn das ankommt.
    Gruß
    Wolfgang
     
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