Vintage Horn oder Neukauf?

Dieses Thema im Forum "Kaufberatung" wurde erstellt von Rayzer, 16.Juni.2012.

  1. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    also 3.5k für ein Vintage Alto sind m.E. eine ganze Menge. Zumindest wenn Du nicht unbedingt bei einem der bekannten Vintage-Händler käufen möchtest und keinen Wert auf perfekte Optik, "New-Old-Stock" o.ä. legst, dann fällen mir eigentlich nicht viele Vintage Altos ein, die man dafür nicht bekommen könnte. Das schließt Selmer MK6, SBA/BA, King S20 SS mit ein! Natürlich mußt Du ggf lange suchen, aber bei einem (Vintage-) Sax solltest Du eh erstmal eine ganze Weile ausprobieren. Letztlich mußt Du aber für Dich entscheiden, was für Dich das richtige ist. Nach 8 Jahren solltest Du ausreichend Erfahrung haben. Überleg Dir welche Art von Musik (Klassik, Jazz, Funk, Rock, ... etc) in welchem Kontext (Solo, Small-Combo, Bigband, Blasorchester, Plugged/Unplugged) Du spielen möchtest, welcher Klang Dir vorschwebt und dann probier im Hinblick darauf die verschiedenen Hörner aus. Schau auch, wie Du mit den verschiedenen Applikaturen klarkommst. Bei Vintage-Saxen hast Du mitunter recht eigentümliche Anordnungen der Keys. Aber wie bei allem anderen auch, gibt es hier kein objektives richtig oder falsch, sondern es muß Dir passen. Wenn Du dann glaubst ein geeignetes Sax gefunden zu haben, dann nimm am besten noch Deinen Lehrer oder anderen erfahren Profi mit und laß ihn das Sax probe spielen. Zwar muß Dir das Sax hinsichtlich Klang und Handling gefallen, aber evntl bemerkt er noch Intonationsprobleme, Deckungsprobleme oder andere technische Defekte, die Dir nicht aufgefallen wären und wg der Du dann entweder doch vom Kauf absehen solltest oder zumindest den Preis um die zu erwartenden Überholungskosten drücken kannst.

    Viele Grüße, Dirk
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    es ist sicherlich richtig, dass die alten Instrumente vor dem Hintergrund eines anderen Klangideals konstruiert und gebaut wurden.

    Ich behaupte dennoch, dass man grundsätzlich auf jedem Saxophon jede Art von Musik spielen kann. Der Klang ist m.E. deutlich eher durch das Mundstück geprägt als durch das Saxophon.

    Auch halte ich die Aussage für nicht zutreffend, dass alte Saxophone nur mit Mundstücken mit großer Kammer funktionieren. Allerdings kann die Suche nach einem modernen Mundstück, welches mit einem alten Saxophon geht durchaus etwas mühsam sein, ggf. wird man sich eines bauen lassen müssen.

    Ich glaube, das Problem liegt eher daran, dass sich in unseren Köpfen so bestimmte Schubladen festgesetzt haben, was zu welcher Musik nun wie gehören muss.

    Mir wurde auch immer gesagt, das Instrument, welches ich spiele wäre ein Klassiksaxophon, und für Jazz oder gar Funk nicht geeignet. Auch so eine Schublade.

    Man kann sich ja durchaus darüber Gedanken machen, ob es wirklich sinnig ist, ein Instrument aus den 20iger Jahren spielen zu wollen, wenn man dann aktuelle Klangvorstellungen des 21. Jahrhundert damit realisieren will, aber herrje warum soll das nicht gehen ?

    Ich habe mal live einen (Alt-)Saxophonisten gehört, der spielte tatsächlich eine uralte Kanne und dazu ein offenbar sehr modernes Mundstück. Ich habe selten einen so schneidenden Klang gehört, der aber durchaus noch Fülle hatte. Nicht unbedingt mein Geschmack, aber sehr beeindruckend.

    Gruß,
    xcielo
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

  4. Gast

    Gast Guest

    Hallo!
    Entscheidend sollte immer deine Klangvorstellung sein und keine Marke.
    Wenn dir ein altes Weltklang gefällt, warum nicht.
    Dein inneres Ohr entscheidet.
    Gruss Milo
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Na, da hat die junge Dame das harmlose Stück ja schön kaputt gemacht! :lol:

    Erinnert mich frappierend an die Sax-Spielweise meiner Ex-Freundin, die in Berlin lebt und GENAU in dem Stil bereits seit Jahrzehnten improvisiert... :roll:

    Im Ernst, für mich klingt das arme, gequälte Conn natürlich nicht selbst "rotzig und modern", sondern es wird vielmehr so aggressiv gespielt.
    Warum auch nicht?
    Ein gutes Sax sollte stilistisch einiges mitmachen können, außerdem stellt sich schon die Frage, was zuerst da war, die moderne Spielweise oder Bauweise. ;-)

    Ich kenne jedenfalls Saxer mit modernen Hörnern, die damit sehr warm und weich zu klingen verstehen, genau wie Vintage-Spieler mit rockig-rotzigem Sound.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Juju,

    Mr Booth klingt wirklich "trotz" Conn so wie die unzähligen Selmer-Mark-VI-Neobop-Tenoristen, aber gilt dieser Stil inzwischen immer noch als modern? :-D

    Ich höre da am deutlichsten typische Klangeigenheiten des Link-Metall-Mundstücks heraus, ansonsten ist das für mich mal wieder ein eindrucksvolles Beispiel, wie unwichtig das Horn selbst für Spielweise und Sound ist, um wie viel mehr Einfluss die eigenen Klangvorstellungen des Spielers haben. :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Rick,
    im Zweifelsfall zu modern für die Punters ;) aber schon unverkennbar Conn. Er spielt auch in Bands wie Steve Winwood - mit seinem Conn :-D
    Was mir am meisten aufgefallen ist bei den 3x3 Sessions auf seinem Album Trilateral was für einen Einfluß die Mikrophonierung auf seinen Sound hat (wenn ich es mir auf den studio monitors anhöre) - in der Formation mit der Orgel klingt er sehr "edgy" (wahrscheinlich U87 sehr nah am Becher), am dunkelsten ist der Klang im Trio mit Gitarre und Percussion.
    Wär ja zu einfach, wenn nur Spieler, Instrument, Mundstück etc etc den Sound machen... :-D :-D
    LG Juju
     
  8. Saxfriend

    Saxfriend Ist fast schon zuhause hier

    Hi Leute,
    ist ja wieder ein altbekanntes Thema, aber immer wieder interessant.....Besitze 2 Altos, ein True Tone von 1916 und ein Keilwerth Shadow. 2 grundverschiedene Saxophone, wobei ich das Keilwerth im Orchester spiele und das Buescher eher als Soloinstrument. Das Keilwerth ist ein Sahneschnittchen, absolut, auf dem Du alles spielen kannst( preislich genau auf deinem Budget). Das Buescher ist etwas mehr für das smoothe Spiel und kein lautes Instrument, schon gar nicht fürs Aggressive geeignet ( klassisch ).
    Ich behaupte mal, dass das Keilwerth ein Allroundinstrument ist.Ich würde es nicht wieder hergeben :-D Vielleicht auch mein TIP an Dich :cool:Auf jeden Fall testen!!!
    VLG,
    Saxfriend

    PS. Mein Conn 10M bleibt mein einziges Tenor :-D ......,da brauche ich nix modernes
    ;-) Danke, für die tollen links!
     
  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Jetzt muss ich meinen auch noch dazu geben:)

    Für das Budget erhälst Du auch ein feines Cannonball Alto. Die sind sauber verarbeitet, klingen (für mich) gut und sehen auch auch noch extra scharf aus (je nach finish)

    Cheerio
    tmb
     
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    klar macht es der Spieler aus.
    Wenn Du Dir aber z.B. meine beiden Samples anhörst, wirst Du (obwohl ich wahrlich kein Tonmeistergenie und improvisatorisch hier nicht wirklich inspiriert bin :)) wahrscheinlich auch finden, dass mein unlackiertes Schagerl (Taiwanese), das eigentlich ein "Vintage-Horn" sein will, massiver und eigentlich flüster *limitierter* klingt als mein Yanagisawa, das ein wesentlich interessantes Frequenzspektrum (und einen zentrierteren, weniger spread) Sound bietet, und somit, obwohl man es eigentlich mit "Klassik" verbindet, eher einem "Vintage-Horn" ähnelt.
    Das Mundstück und sogar das Blatt und die Klammer sind gleich.
    Ich liebe das Yani, weil es weniger "macht" und sehr flexibel ist, wobei ich erst dabei bin, es zu entdecken, hab es erst kurze Zeit. Ich würde auch jedem, der sich (noch) nicht sicher ist, wo er denn eigentlich hinwill, ein neutrales Horn empfehlen. Ich betone, dass das meine bescheidene Meinung ist.

    Zum gequälten Conn: Chapeau, was sich die Dame traut, sehr ehrlich:)
    Allerdings fällt mir dazu ein Satz ein:
    "Don't get excited, be exciting!"

    Liebe Grüße
     
  11. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Das kann ich nur unterschreiben. Mein Ex-Lehrer hat mir mal einiges auf meinem Martin Committee Alt vorgespielt, in den unterschiedlichsten Stilen - es Klang einfach immer gut.

    Und Angelika Niescier hat bei mir zuhause mal das Buescher Aristocrat angespielt, dass ich zur Zeit in den Kleinanzeigen stehen habe. Einfach nur phänomenal! Ich konnte kaum Glauben,dass ich da mein eigenes Saxophon höre. Der Sound musste sich hinter keinem Selmer verstecken.

    Und trotzdem interessieren sich 99% der potentiellen Käufer eher für den "großen Namen". Ein Mark VI für den vierfachen Preis hätte ich wahrscheinlich längst verkauft...

    Also einfach Augen und Ohren offen halten und ohne Vorurteile einfach mal Instrumente ausprobieren, die man bislang noch nicht auf der Liste hatte - vielleicht muss man dann sein Budget gar nicht bis zum Limit strapazieren.
     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Claus

    Das habe ich so bei meinem Lehrer auch erlebt. ER klingt
    einfach auf jedem Hirn fantastisch!

    Und dennoch sucht auch er gerade mit großer Akribie "seine"
    Hörner, vergleicht, hört und probiert.

    Wenn er auch der Meinung wäre, alle Hörner klingen gleich bräuchte
    sich diese Arbeit nicht machen.

    LG

    Dreas
     
  13. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Hihi :)
     
  14. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @ Dreas

    Das kann schon sein. Aber es hängt m.E. damit zusammen, dass ein Profi eher in der Lage ist, mal an die Grenzen eines Instruments zu geraten.

    MIR haben die oben geschilderten Erlebnisse nur gezeigt, dass ICH weit davon entfernt bin, die Potentiale meiner Hörner auszuschöpfen. insofern hilft mir dann auch kein 6000 Euro teures Selmer SBA.

    Dass es trotzdem ein schönes, vielleicht auch bflügelndes Gefühl sein kann, sich solch ein Instrument zuzulegen, steht auf einem andren Blatt.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Mato

    Das ist halt der Beweis! Ein guter Saxer bringt sogar ein
    Hirn zum klingen... :)

    (Das kommt davon wenn man gleichzeitig Fußball guckt und
    Beiträge schreibt. )

    LG

    Dreas
     
  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    sicher klingt jedes Saxophon mehr oder weniger anders. Gleichzeitig wird man bei einem guten Spieler wiederum kaum einen Unterschied hören.

    Das ist kein Widerspruch!

    Der Anfänger neigt dazu, den Fokus auf den Klang des Instrumentes zu legen, so wie dieser sich ihm offenbart. Also beim eigenen unentwickelten Spiel, oder vom Profi gespielt.

    Für den Profi (oder besser gesagt, den weit fortgeschrittenen Spieler) ist der unmittelbare Klang viel weniger wichtig, denn er weiß ja, diesen nach seinen Vorstellungen zu formen, wenn natürlich nur in gewissen Grenzen.

    Viel wichtiger sind für diesen so diverse Kleinigkeiten, die dem Anfänger überhaupt nicht auffallen würden, bzw. dieser (noch) gar nicht beurteilen kann:

    - Homogenität in Intonation, Klang und Ansprache über den gesamten, auch erweiterten Tonbereich

    - möglicher Dynamikbereich des Instrumentes

    - Anspracheverhalten

    - Klangvariabilität

    - Eigenschaften der Mechanik

    All diese Dinge müssen möglichst optimal zusammen passen für das eigene Spiel, manche sind nicht gleichermaßen gut auf einem Instrument zu verwirklichen. Manche Eigenschaften sind auch für Anfänger anders zu optimieren als für Fortgeschrittene (die einzige wirkliche Begründung für sogenannte Schülerinstrumente).

    Das für einen optimale Instrument zu finden, selbst bei gleichen Bautypen kann daher schon mal eine etwas mühevolle Aufgabe sein, gerade für den Profi.

    In diesem Forum wird vornehmlich nur auf den "Klang" diverser Marken geschaut, ein letztlich etwas naives Vorgehen.

    Wie ppue verschiedentlich angemerkt hat ist der eigentliche Klang für die Einschätzung von Klangqualität tatsächlich sekundär, andere Eigenschaften der Töne, wie attack, Ausklingverhalten etc sind viel bedeutender, und diesen sollte damit auch vom Instrumentalisten viel mehr Bedeutung beigemessen werden.

    Gruß,
    xcielo


     
    Woliko gefällt das.
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ xcielo

    Toller Beitrag!

    Das kann ich so zu 100% nachvollziehen...

    LG

    Dreas
     
  18. Rick

    Rick Experte

    Servus tuus, Guenne!

    Deine Aufnahmen klingen sehr schön "tenorig", finde ich, sind gut und entspannt gespielt - aber für einen Sax-Vergleich habe ich das Problem, dass es sich um zwei Titel mit unterschiedlicher Charakteristik handelt.
    Die (ohnehin kaum wahrnehmbaren) Unterschiede könnten also auch einfach in der leicht unterschiedlichen Spielweise begründet sein.

    Als "limitierter" habe ich als unbeteiligter Hörer keines der beiden Saxe empfunden, ich hätte auch beim Blindtest nicht vermutet, dass Du zwei verschiedene Hörner verwendet hast.

    Okay, dann bist Du wahrscheinlich noch in der heißen Phase des anfänglichen Verliebtseins.
    Im Lauf der Zeit gewöhnt man sich aneinander, das aufregend Neue verschwindet allmählich. Doch nach einiger Zeit des Beisammenseins genießt man (hoffentlich) die Vertrautheit und Zuverlässigkeit des "Partners", entwickelt eine beständige Hingezogenheit.
    Oder man sucht sich etwas Neues, wo dann wieder das anfängliche Verliebtsein reizt.

    (Es geht natürlich ausschließlich um Saxe...) ;-)

    Vielleicht bist Du einfach der "Yanagisawa-Typ".
    Mich persönlich haben die Yanagisawas immer kalt gelassen, da "funkte" nichts zwischen uns, aber damit will ich keinswegs behaupten, dass es etwa schlechte Hörner waren.
    War nur eben nichts für mich.

    Ich finde, jeder sollte das suchen, was ihn persönlich anspricht, sich dabei nicht von Marken oder Empfehlungen (ver)leiten lassen.
    Mir sind schon oft unglückliche Saxer über den Weg gelaufen, die an ihrem Equipment verzweifelten, partout damit nicht zurecht kamen, obwohl sie sich doch nur an "beste Namen" gehalten hatten, und "der und der Star" spielt doch damit sooooo fantastisch... :roll:

    Wenn Usain Bolt mit seinen Schuhen enorm schnell rennen kann, bedeutet das schließlich noch lange nicht, dass ich damit zu ähnlichen Leistungen fähig bin. :-D

    Vielleicht muss man sich in unserer technisierten, konsumorientierten Welt immer wieder mal erneut klar machen, dass man nicht ALLES kaufen kann.
    Manches muss immer noch ganz altmodisch erarbeitet werden. :cool:

    Die letzten Absätze gelten freilich nicht Dir, lieber Guenne, Du bist da ja offensichtlich bereits auf einem anderen Level; das war nur mein Kommentar zur altbekannten Kaufempfehlungs-Diskussion.


    Liebe Grüße,
    Rick
     
  19. Mugger

    Mugger Guest

    @Rick:
    Auch wenn es jetzt ganz offtopic wird:
    Deine Freundlichkeit wärmt mein etwas angegriffenes Lehrerherz :)
    Danke dafür.
    Liebe Grüße
     
  20. saxkai5

    saxkai5 Ist fast schon zuhause hier

    Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Kaufempfehlung hier lautet eigentlich immer:"Teste was das Zeug hält und schau nicht danach, was die Profis spielen."
     
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