Vom Swing zum Bebop

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von ppue, 5.September.2025 um 13:26 Uhr.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

  2. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    sehr schon erklärt und auch sehr schön musikalisch demonstriert
     
  3. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Nur leider fb...
     
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  4. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

  5. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    geen armen, geen koekjes
    geen facebook, geen swing naar bebop
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.September.2025 um 21:54 Uhr
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  6. Silver

    Silver Gehört zum Inventar

    Fratzebuch … Angucken = Datenspende (auch dann, wenn man gar keinen Facebook-Account hat)

    Wenn es nichts kostet, bist Du die Ware.
     
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  7. tehjay

    tehjay Nicht zu schüchtern zum Reden

    ...hier auf yt:

     
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  8. tehjay

    tehjay Nicht zu schüchtern zum Reden

    ...und hier noch -in aller Kürze- der geschichtliche Kontext...

     
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Der letzte Satz irritiert mich. Auflehnung gegen jede Form der kommerziellen Musik?

    Die Bebop Musiker wollten doch auch mit ihrer Musik Geld verdienen.

    Das Thema kann man aber sicher auch nicht in weniger als 2 min abhandeln.

    Gruß,
    Otfried
     
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  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Der Unterschied ist, mache ich etwas, von dem ich weiß, dass es mir Geld bringt, oder mache ich etwas, von dem ich noch nicht weiß, ob es mir Geld bringt.
    Ersteres ist Handwerk, letzteres Kunst.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Anfang der 40er Jahre kommt ja viel zusammen. Die USA tritt in den zweiten Weltkrieg ein. Viele Big Bands starben, weil die Musiker eingezogen wurden. Ich denke auch, dass die Bevölkerung nicht mehr die Lust auf die großen pompösen Ballsäle hatte.

    Noch entscheidender aber hat sich wohl der Recording Ban ausgewirkt. Die großen vier Plattenlabels haben den Swingjazz stark kommerzialisiert und den Musikern dabei schlechte Löhne gezahlt. Die Musikergewerkschaft hat deshalb 1942 zum Boykott der Firmen aufgerufen. Ein Grund, warum es kaum Aufnahmen des frühen Bebob gibt.
    Gesangskünstler wie Sinatra waren allerdings nicht in der Gewerkschaft und so wurden die weiter von den Labels gehalten. Es gibt vermehrt Aufnahmen, wo Sänger in erster Linie vokal von einen Backgroundchor begleitet wurden. Die Amis hielten das für eine neue Mode.

    Die jungen neuen schwarzen Musiker, die zum größtenteils in den Big Bands gearbeitet hatten, versuchten sich nun in kleinen Combos. Da ihre Musik nicht als Tanz- und Unterhaltungsmusik galt, wurden die Besitzer der kleinen Jazzclubs auch nicht mit kriegsbedingten Sonderabgaben belegt und hatten so ihr Auskommen.

    Natürlich waren auch die Bebop-Musiker darauf aus, etwas Geld mit ihrer Kunst zu verdienen. Ich stelle es mir aber eher wie eine Art Underground-Bewegung junger Künstler vor, denen ihre Kunst wichtiger als der kommerzielle Erfolg war. So ist der letzte Satz für mich zu verstehen.

    JES hat recht, denn ab diesem Zeitpunkt war Jazz Kunst.

    Übrigens gingen viele der weißen Musiker nach dem Krieg nach Hollywood, wo sie in den Filmstudios Arbeit fanden. Und dort im Westen, wo nun auch Jazzclubs entstanden, entdeckten die Musiker den West Coast Jazz. Tolle kammermusikalische Arrangements, viele zweistimmige Themen, intellektueller angelegt als der Bebop und ebenso von großer Bedeutung für die Jazzgeschichte.
     
  12. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Otfried
    Interessant, weil's meine persönliche Situation tangiert.

    Ich erlebe dieser Tage:

    Es ist ein riesiger Unterschied, ob du dein "Ding" machst
    und dafür Geld bekommst.
    Also fast nebenbei und unbeabsichtigt.

    Oder ob du dir gezielt Sachen "raufdrückst",
    es Leuten vorspielst, um dafür Geld zu bekommen.

    Allgemein zu der Swing / Bebop Ära ....

    Ich hatte mal gelesen, das unsere musikalischen Helden der 40er Jahre
    jeden Job in den Swing-Tanzkapellen dankbar annahmen.

    Das sie ihr Bestes gaben, viel dabei lernten und davon ihre Miete zahlen konnten.

    Aber sie brauchten ein Ventil, um nicht musikalisch zu vertrocknen.

    So kam's, das man sich nach der "Brot und Butter Mugge" anschließend in
    der Bar in der 52. Straße (Namen ??) traf, und sich musikalisch -austobte-

    Geld gab's wohl keins, aber was zu Essen.

    VG
     
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  13. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Das ist doch der normale Lauf der Dinge, Revolution wird zum Mainstream. Die jeweiligen sozialen und politischen Gegebenheiten sind meist ähnlich.
     
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  14. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Mir deucht gelesen zu haben, das Jazz seine öffentliche Anerkennung als Kunstform
    erst in Europa bekam.

    Nachdem Ende der '50 Anfang der 60er Jahre viele der Jazzer
    aus persönlichen und privaten Gründen nach Skandinavien und Frankreich auswanderten.

    In der -Neuen Welt- blieb dieses Musik noch länger ein Mittel,
    um Umsatz in Bars und Tanzhallen anzukurbeln.

    VG
     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @ppue hat dazu, sinngemäß, mal geschrieben, dass Bebop eher für die Intelligenz ist, oder so ähnlich.
    Swing war eine reine Unterhaltungsmusik. Unterhaltung hieß damals eine eingängliche Melodie, der entsprechende Rythmus, man konnte sowas der breiten Masse im Radio vorspielen, oder am WE danach tanzen gehen. Etwas übertrieben, der einzelne Musiker spielte keine Rolle, schon eher der komponist und Arrangeur. Interpretationen waren notiere Soli, die (leicht) variiert werden konnten. Der Musiker war der Handwerker, der umsetzen durfte, aber nicht der Künstler, der sich ausdrücken durfte.
    Bebop unterhält nicht. Tanzen kann man dazu auch nicht. Da gibt es auch keine Melodie. Bebop ist nervig, ausser man beschäftigt sich damit. Das ist dann aber ein anderes Publikum, das sich mit dieser Musik beschäftigen muss, vllt (wie ich) eine gewisse leidensstrecke durchlaufen muss, und dessen Unterhaltungen im konzentrierten zuhören liegt. Ein fertiges arrangement gibt es auch eher nicht, die künstlerische und spieltechnische Leistung der einzelnen Musiker rücken in den Mittelpunkt.
     
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  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Natürlich spielten sie dort, so es möglich war, aber eine Menge der Big Bands löste sich aus den beschriebenen Gründen Anfang der 40er Jahre auf.


    • Fletcher Henderson: Einer der Pioniere der Big Band, musste seine Band bereits in den späten 1930ern mehrfach reorganisieren und schließlich auflösen.
    • Chick Webb Orchestra: Nach Webbs Tod 1939 übernahm Ella Fitzgerald die Leitung, doch die Band verlor an Bedeutung und wurde Anfang der 1940er Jahre aufgelöst.
    • Artie Shaw: Der Klarinettist löste seine Band mehrfach auf, unter anderem 1941, als er sich aus dem Musikgeschäft zurückzog und später zur Navy ging.
    • Glenn Miller: Seine berühmte Band wurde 1942 aufgelöst, als er sich freiwillig zur US Army Air Force meldete und eine Militärband gründete. Sein tragischer Tod 1944 beendete diese Ära endgültig.
    • Jimmie Lunceford Orchestra
    Nach Luncefords plötzlichem Tod 1947 zerfiel die Band allmählich, doch bereits Anfang der 1940er Jahre hatte sie mit personellen und finanziellen Problemen zu kämpfen.
    • Cab Calloway Orchestra
    Obwohl Calloway selbst weiter aktiv blieb, schrumpfte seine Band in den 1940ern deutlich. Die großen Tourneen wurden seltener, und viele Musiker wechselten zu anderen Projekten.
    • Benny Carter and His Orchestra
    Carter war ein brillanter Arrangeur und Multiinstrumentalist, doch seine Big Band löste sich Anfang der 1940er Jahre auf, da er sich mehr auf Studioarbeit und Komposition konzentrierte.
    • Claude Hopkins Orchestra
    Hopkins war in den 1930ern sehr erfolgreich, doch seine Band verlor in den 1940ern an Popularität und wurde schließlich aufgelöst.
    • Erskine Hawkins Orchestra
    Auch wenn Hawkins selbst weiter spielte, verlor seine Band nach dem Krieg an Bedeutung und wurde verkleinert.

    Das war die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Dazu kommt der Recording Ban in genau der gleichen Zeit. Schlechte Zeiten also.
     
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  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    M. E. wurde der vorkriegsswing als massenunterhaltung und tanzmukke durch rock'n roll in der direkten Nachkriegszeit ersetzt. Eine andere Generation,...
     
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  18. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Update
    sinnlose Dopplung, muss natürlich heißen: aus politischen und privaten Gründen.

    @ppue
    Ok, aber nach allem was man so lesen kann:

    Parker z.B. war mit seiner Rolle in Big Bands nie glücklich.

    Selbst wenn diese Kapellen sich nicht aufgelöst hätten, hätten Leute wie er
    und Andere ihre eigenen, individuellen Weg gefunden und gemacht.

    Da ist, meiner Meinung nach, eine Trennlinie zwischen guten Handwerkern im Kunstbetrieb
    und originellen Künstlern.

    VG
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Unbestritten (-:

    Das 'aber' verstehe ich nicht.

    Na, da klafft aber noch eine größere Lücke zwischen dem Krieg und den 50ern und vor allem wurde die weiße Gesellschaft erst durch Elvis Presley Mitte der 50er vom Rock'n'Roll abgeholt. Kommerziell ausgefüllt wurde die Zeit zum großen Teil mit den damaligen Gesangsstars, die, wie oben geschrieben, nicht in der Musikergewerkschaft waren.
     
    Rick gefällt das.
  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Max. 10 Jahre. Bill Haley war offiziell 54 der erste. Elvis war nicht der erste, aber der erfolgreichste Vertreter des Genre.
    Im Krieg selbst war der kommerzielle Swing quasi auf dem Höhepunkt. Nimm mal Glen Miller, der als Truppenunterhalter fungierte, im Krieg mit einer Militärband. Nach dem Krieg immer noch populär wieder mit seinen Leuten.
    Nur, Bebop hat einen anderen Sinn als swing. Bebop ist eben keine unterhaltungs- und tanzmukke für die breite Masse. Die Motivation für Bebop ist völlig anders genauso wie das Publikum. Man kann nicht sagen, Bebop hat den swing abgelöst, das stimmt nur zeitlich.
     
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