Warum eigentlich B- bzw. Es-Stimmung

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von last, 30.Oktober.2014.

  1. last

    last Guest

    Hallo!


    Auch auf die Gefahr, dass ich mich ob meiner Unwissenheit blamiere...
    Ich hab mal eine möglicherweise dumme Frage:
    Warum sind Saxophone eigentlich B- (Tenor) bzw. Es-Instrumente (Alt)?
    Mir ist zwar klar, was das bedeutet (also C greifen und ein B erklingt), aber warum ist das eigentlich so? Ich vermute mal, dass sich daraus irgendwelche Vorteile ergeben? Hab aber keine Ahnung welche...
    Es gibt ja auch vereinzelt C-Saxophone.
    Oder ist das einfach nur historisch bedingt?

    Lasst mich nicht dumm sterben. ;-)

    LG

    lastvisitor
     
  2. Gast

    Gast Guest

    @ Lastvisitor

    Blamabel ? Nööö...> good topic !!

    Das hängt mit den "Klangfarben" im Bläsersatz zusammen.
    Hb - und Es -Instrumente in ihrer jeweiligen Stimmung harmonieren einfach interessanter zusammen als z.B. C-Saxe.....weshalb diese sich auch nie wirklich durchgesetzt haben.... sie klingen im Satz ""langweilig"".

    Anders ausgedrückt : Stell Dir mal vor, Du gehst in s Studio und singst mit Deiner Stimme verschiedene Stimmlagen eines Chorals ein.
    Das wird evtl hübsch klingen...aber eben nur in verschiedenen Tonlagen dupliziert.

    Wenn die verschiedenen Stimmen jedoch auch von verschiedenen Menschen mit unterschiedlicher StimmLAGE gesungen werden, DANN klingt das erst wirklich "bunt ".

    Wenn man sich mit der Transponiererei schwertut, kann das ein Fluch sein > ich finde das jedoch ganz gut gelöst.

    Ein C-Alto und ein C-Tenorsax z.B. klingen zusammen eher nichtssagend - AUSSER sie spielen eben versetzte Noten ( Akkorde)

    Durch die verschiedenen Stimmungen von Instrumenten wird dieser Vorgang jedoch provoziert bzw erleichtert...mal salopp ausgedrückt.

    Anderes Beispiel > Mein Bruder ist ein Tastenmann...Keyboarder seines Zeichens.
    Wenn der z.B. auf "BLÄSER" einstellt und einen Akkord spielt...dann erklingt dieser Akkord homogen, weil das Keyboard eben in C erKLINGT.

    Wenn das jedoch wirkliche Bläser tun, dann kommt das GANZ anders....da sie in Es oder Hb erklingen - auch wenn sie natürlich transponierte und passende Töne spielen. Aber sie kommen von einer anderen Basis und Klangfarbe daher.
    Soweit meine Meinung dazu.

    Es gibt jedoch auch die Theorie/Behauptung - dass man Es und Hb - Stimmungen eingerichtet hat, um den Musikern das Spiel auf ihren jeweiligen Instrumenten und Stimmungen zu erleichtern....in den Kompositionen der Orchestermusik....da die dann jeweils (meistens) eingesetzten Tonarten am kompatibelsten sind und am einfachsten zu greifen.

    Ob das stimmt, weiss ich nicht - da müsste man mal einen Musikhistoriker genauer interviewen.
    Da es ja aber auch Instrumene in F und noch ganz anderen Stimmungen gibt, könnte ich mir das schon vorstellen.

    Ist ne interessante Frage eigentlich....wenn man mal genauer drüber nachdenkt...auch historisch gesehen.
    Aber die sog. "Transponierenden Instrumente" - wozu eben auch die Saxe gehören, machen die Musikwelt einfach bunter und interessanter - klanglich gesehen ( pardon > GEHÖRT ! )

    Es gibt noch einige weitere Gründe, weshalb das so gehandhabt wird > die können Dir Notentheoretiker-Experten jedoch besser erklären als ich.

    LG

    CBP
     
  3. alteriert

    alteriert Schaut öfter mal vorbei

    Moin,
    die Stimmung in Eb und Bb resultiert in erster Linie aus der Tradition der anderen Blasinstrumente (insbesondere der Klarinette, meistens in Bb).
    Um den (ersten) Spielern einen guten und möglichst einfachen Wechsel zum Saxophon zu ermöglichen war die selbe Grundstimmung äußerst hilfreich. Adolf Sax hat als "Vorlage" für´s Sax u.a. die Klarintte im Sinn gehabt. Sein Vater hat im übrigen eine Instrumentenmanufaktur u.a. für Klarinetten.
    Das es nun Eb UND Bb Stimmung wurden, (und beispielsweise nicht Eb UND A) ist zwangsläufig, .... siehe Obertonreihe.
    Ich hoffe Ihnen konnte ein wenig geholfen werden.
    Gruß
    alteriert
     
  4. rbur

    rbur Mod

    Das Ziel war, den gesamten Tonbereich mit den Instrumenten zu überdecken. Das kann man aber mit Instrumenten im Oktavabstand nicht machen, deshalb konnte man nicht alle Saxe mit C beginnen lassen, man musste das mit ca. halben Oktaven überlappen.

    Sax hat eine Familie B/Es für den Einsatz in Militärkapellen entwickelt (weil dort die Blechbläser sowieso B/Es waren) und eine C/F für klassische Orchester. Die C/F Linie ist aber nix geworden, weil das klassische Orchester im 19. Jahrhundert eigentlich schon fertig war und kaum jemand für Instrumente komponiert hat, die es nicht im Orchester schon gab. Andererseits stellt niemand Instrumentalisten ein, für die es keine Werke gibt. Ein Teufelskreis.

    Im Militärorchster sind die Saxophone weitergekommen, weil diese im tiefen Holzbereich schlichtweg nichts hatten, was laut genug war (da gab es nur Fagotte). Deshalb hat die B/Es Linie überlebt.

    Die C-Saxe hatten eine kurze Hoch-Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Da gab es noch Hausmusik und man konnte ganz einfach aus Violin- und Gesangsnoten spielen.

    Warum klingen C-Instrumente (angeblich) schlecht:
    1. Die meisten C-Instrumente Anfang des 20. Jahrhunderts waren einfach billige Consumerprodukte für den Hausgebrauch.
    2. Intonation: Amateurmusiker können oft nicht gut intonieren. Deshalb hört sich ein Mischbetrieb von Instrumenten mit unterschiedlichem Grundton meistens schlechter an als bei gleichem Grundton. Dort liegen die schlecht intonierten Töne dann zumindest an der gleichen Stelle. Das ist auch der Grund, warum Posaunenchöre heutzutage lieber auf B-Instrumenten spielen, obwohl sie in C greifen.

    Notation:
    Man hat sich dazu entschieden, die Noten so zu schreiben, dass man alle Saxe gleich greifen kann. Im Gegensatz zu den Blockflöten, die genauso überlappen. Hier greift man F-Flöten tatsächlich anders als C-Flöten.

    Der Rest ist historisch bedingt.
     
  5. last

    last Guest

    @CBP @alteriert @rbur

    Vielen Dank für Eure Erklärungen!
    Das hier ist echt ein tolles Forum - auf kompetente Hilfe in kürzester Zeit ist Verlass! Klasse!

    Nochmals vielen Dank!

    LG

    lastvisitor
     
  6. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest


    Mal abgesehen davon, dass ich bisher auch nur die historische Variante als Erklärung kannte, würde ich o.g. doch eher für etwas zu Bauchgefühlig halten. Dass ein Akkord auf einem Keyboard anders klingt als mit einem atmenden Bläsersatz ist alleine schon durch die Obertonstruktur gegeben. Das hat nicht unbedingt mit der Grundstimmung zu tun.
     
  7. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Den ganzen Tonbereich kann man auch mit gleich gestimmten Instrumenten im Oktavabstand abdecken. Z.B. spielt das Tenor im mittleren Register dieselben Töne wie das Sopran im tiefen, entsprechend auch bei Bari und Alt. Der eigentliche Grund ist wohl die unterschiedliche Klangfärbung. Interessanterweise macht da die Grundstimmung sehr viel aus. Obwohl die A-Klarinette nur einen halben Ton tiefer als die B-Klarinette gestimmt ist, klingt sie deutlich anders.

    LG Helmut
     
  8. rbur

    rbur Mod

    ja, das meinte ich.
    Außerdem kannst du Akkorde nicht unbedingt eng führen, wenn der gemeinsame Tonbereich zu klein ist.
    Ein anderer Aspekt ist es auch, die Überlappung der menschlichen Stimme bei den Chören nachzubilden. Da ist ein Sopran ja auch nicht eine Oktave höher als ein Alt.
    Auch zu dieser Aussage gibt es untershciedliche Meinungen.
     
  9. Taiga

    Taiga Ist fast schon zuhause hier

    Es ist schon richtig, gerade in den 20er Jahren des 20.Jh. gab es viele "Hauskonzerte" und überhaupt Hausmusik. Gerade in den USA wurde da viel Klavier, Flügel (und andere Tasteninst.) und auch Violine gespielt. Dort gesellte sich das C-Melody (oder C-Tenor) hinzu, denn es integrierte sich hier hervorragend. Daher rührte auch der Boom der C-Melodies damals. Später (Weltwirtschaftskrise und 30er Jahre) verschwand dieser Markt und mit ihm die Verwendung der C-Melodies.
    Das sie allerdings "einfach billige Consumerprodukte für den Hausgebrauch" waren würde ich so pauschal nicht unterschreiben.

    Aber Du hast es ja auch auf C-Instrumente als solche bezogen und nicht auf C-Melodies im besonderen.
     
  10. rbur

    rbur Mod

    Darum habe ich ja "die meisten" geschrieben. Trumbauer wird wahrscheinlich das damalige Äquivalent zum Mark VI gespielt haben.

    Entscheidend ist ja auch, welche C Melodys wir nehmen können, um das auszuprobieren. Das sind entweder Relikte von vor 100 Jahren oder aktuell hergestellte Instrumente, die es ja in der 3000 Euro Klasse anscheinend gar nicht gibt. Also ist ein gerechter Soundvergleich mit einem aktuellen S* oder Y* gar nicht möglich.

    Ich will lediglich darauf raus, dass C-Saxophone nicht aufgrund ihrer Stimmung schlecht klingen (falls überhaupt), sondern aufgrund anderer Faktoren.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Da ich die Frage gerade in einem anderen Zusammenhang hatte, will ich meine Antwort hier zitieren:

    "Transponierende Instrumente. Ja, nicht einfach zu erklären. Die so genannten Instrumente haben den großen Nachtteil, dass sie leider nicht von selbst transponieren, sondern dass das in der Regel der Komponist oder Spieler tun muss (-;

    Es gibt zwölf verschiedene Klarinettentypen. Transponieren tun sie, damit man alle mit den gleichen Klappennamen greifen kann: as’, es’, d’, c’, bb, a, alt-f, alt-es, Bb, A, 1B und 1A.

    Somit noch ein paar mehr, als heute gebräuchlich sind. Die Instrumente in verschiedenen Längen zu bauen, macht Sinn, wenn man in verschiedenen Tonarten spielt, denn nicht alle Tonarten sind gleich gut zu greifen.

    Man spiele das mal auf einer Bb-Klarinette:

    http://www.youtube.com/watch?v=JcIyTiKwDvU

    Hat man mal die verschiedenen Klarinetten gespielt, dann merkt man schnell den klanglichen Unterschied, der schon zwischen der Bb- und A-Klarinette herrscht. Eine schöne A-Klarinette ist sehr fett im Klang. Eine C-Klarinette dagegen recht dünn.
    Bb- und A-Klarinette haben sich so zum Standard für Soloklarinette etabliert. Das ist historisch gewachsen, auf der Suche nach einem schönen Klang, und weniger eine Erfindung der Instrumentenbauer.

    Beim Saxophon kommt dazu, dass man, die Namen sagen es, sich an den Singstimmen orientiert hat. Die Stimmungen in Eb und Bb in verschiedenen Oktaven decken den gesamten Bereich bestens ab.

    Hätte man auch mit C- und F-Saxophonen machen können, ich empfinde aber z.B. das C-Melody als nicht Fisch nicht Fleisch zwischen Tenor und Alt. Hat man aber auch nie so richtig hinbekommen in der Konstruktion: Es liegt in der Stimmung näher am Tenor, in der Bauweise aber merkwürdiger Weise eher beim Alt. Das macht es etwas zu dünn, auch im Ton, wie ich meine. Zumindest bei den Vintage-Saxen. Weiß nicht, wie die Modernen klingen."
     
  12. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Anscheinend haben sich die großen Hersteller nicht mehr dafür interessiert. Es gab wohl auch zu wenig Nachfrage. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man einen fetteren Klang hinbekommen könnte. Y, K und S sollten sich das mal durch den Kopf gehen lassen, Sopraninos werden ja auch wieder gebaut. :)

    LG Helmut
     
  13. Taiga

    Taiga Ist fast schon zuhause hier

    plus 1
     
  14. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Oder man wollte ein C-Alt haben, weil ein C-Tenor zu dominant gewesen wäre? Wenn die C/F-Reihe ursprünglich für klassische Orchester gedacht war, wurde sie vielleicht bewusst etwas schlanker konstruiert. Und für den Hausmusikgebrauch war das sicher auch in Ordnung. Warum sollte ein Hersteller wie Conn, der ausgezeichnete Instrumente vom Sopranino bis zum Kontrabass im Programm hatte, das nicht hinbekommen haben? Das C-Melody hat am Knie denselben Durchmesser wie das Alt, es wurde also gar nicht versucht, ein Instrument mit dem "richtigen" Größenverhältnis zu bauen.
     
  15. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Damit saxforen was zum diskutieren haben :-D



    [size=x-small]
    http://swing-jazz-berlin.de[/size]
     
  16. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Zusammen,
    ich kann mir vorstellen, dass ein modernes C Saxophon durchaus Absatz finden würde.Ich habe regelmäßig Schüler, die in gemischten Streicher und Bläserklassen auf dem Alto klingend E Dur spielen sollen, im Konfirmandeunterricht ein Kirchenlied aus dem Gesangsbuch mitspielen wollen/sollen, in einer Gitarrenband irgendetwas mitmachen wollen etc... und dann heißt die Tonart auf dem Alto Fis Dur oder Cis Dur. Da wäre überall ein C Sax nicht verkehrt. Mag nicht einer mal bei Yamaha anrufen?
     
    eckse gefällt das.
  17. Gast

    Gast Guest

    .

    Der Saxophonwelt fehlt noch ein Herr Kuhlo. Das war der Begründer der "Posaunenchorbewegung". Dort spielen (auch heute noch) alle klingend und es wird gemunkelt, der sehr fromme Herr Kuhlo hätte das eingeführt, damit seine christlichen Trompeter nicht auch in der sündigen Blasmusik mitspielen können. Dort stehen die Noten wie wir es kennen. Trompete und Klarinette in Bb, Es-Klari in Eb usw.

    Heute noch bringen es nur wenige Posaunenchortrompeter fertig, 2-spurig zu fahren und für Blasmusik oder Big Band umzulernen.

    Herman
     
  18. rbur

    rbur Mod

    @philipp_b: schlag zu:
    http://www.thomann.de/de/thomann_cms600_l_c_melody_sax.htm
     
  19. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest


    Bei Aquila gibt´s gaaaaaaaaaaaanz viele :)
     
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ lastvisitor

    Du kannst ja Alt wie Tenor auch in klingend C spielen. Dann sind halt die Griffe komplett anders.....geht aber...habe schon einige kennen gelernt, die sich das Saxspielen so angeeignet haben.

    CzG

    Dreas

    P. S. Übrigens Dein "Smooth Operator" finde ich nach sechs Monaten sensationell!
     
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