Warum werden keine "Vintage" Hörner mehr gebaut?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von mcschmitz, 6.August.2019.

  1. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Zu "% vom Sound":

    Nehmen wir mal an, ich habe eine ganz konkrete Soundvorstellung X im Kopf. Wenn ich die umsetzen kann, habe ich 100% dieses Sounds. Der davon in der Obertonzusammensetzung und evtl. weiteren Parametern (z. B. Dynamik) entfernteste Sound Y hätte 0% dieses Sounds. Eine KI könnte bei dazwischen liegenden Sounds ermitteln, wie viel % sie von X sie haben. Als Mensch könnte man schätzen, landet aber natürlich nicht auf ein 10tel % genau auf einen bestimmten Wert, aber bei ausreichend Übung und Verständigung auf eine Skala vielleicht auf 5% genau.


    Zur Verteilung der Anteile auf Spieler, Blatt, MPC, S-Bogen, Korpus-Design, Korpus-Material, Korpus-Lackierung, Fertigkeit des Saxdocs bei seiner Justierung, etc.:

    Wenn man nun davon ausgeht, dass ein Spieler mit einem zu ihm passenden Setup einen bestimmten Sound X zu 100% erreichen kann, könnte man schauen, wie "stark" (% vom Sound, s. o.) der Sound von diesem Sound X abweicht, wenn man einzelne Komponenten durch z. B. 10 (oder 20 oder 100 bis unendlich - lediglich begrenzt durch die Zeit und Lust, die ein gedachter Beobachter in so ein Experiment zu investieren bereit wäre) unterschiedliche Alternativen ersetzt. Wenn dann die Unterschiede bei Veränderung der Blätter im Durchschnitt doppelt so stark wahrnehmbar/messbar wären als die Unterschiede bei Veränderung des S-Bogens, würde dies bedeuten, dass der Einfluss des Blattes in dieser Versuchsreihe doppelt so stark ist wie der Einfluss des S-Bogens.

    Nachtrag 1: der Anteil des Spielers am Sound ist bei diesem Gedankenspiel natürlich ausgeklammert.

    Nachtrag 2: Das Ergebnis würde außerdem davon abhängen, inwieweit bei den einzelnen Komponenten die Abweichung von der Idealkomponente gewählt wird. Wenn ich 10 sehr unterschiedliche Blätter nehme, hätte die Komponente natürlich einen stärkeren Einfluss als wenn ich die Auswahl bereits auf sehr ähnliche einschränke.

    Nachtrag 3: interessant fände ich auch das Ergebnis, wenn man 10 komplett gleich konfigurierte Instrumente nimmt und dann schauen/messen würde, beim Austausch welcher Komponente die Auswirkung am größten ist.
     
  2. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Es gibt doch noch immer genügend Vintage Saxophone zu akzeptablen Preisen auf dem Markt. Wozu also neue nachbauen?
    Wenn ich ein gut restauriertes Conn 10m für 4 bis 5000 Euro bekomme (keine Ahnung, was die aktuell kosten), wozu dann eines nachbauen lassen für 10.000Euro?
     
    Viper gefällt das.
  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Und das funktioniert so nicht. Denn der Spieler hat mit seinen Vorlieben und seinem Sound auch noch mal Einfluss. Gleiches Set up, unterschiedlicher Spieler, unterschiedliche Ergebnisse. Verändert man bei Spieler 1 Parameter A hat es einen grossen Effekt, Parameter B macht kaum einen Unterschied. Beim zweiten Spieler macht Parameter B einen sehr grossen Unterschied aber Parameter A wirkt sich kaum aus.
    Es sind die Einzelkomponenten plus Spieler die die Mischung ausmachen und das macht es ja so schwer und lässt Leute zu so unterschiedlichen Ergebnissen kommen, wie wir es hier oft erleben.
     
    Bereckis und altoSaxo gefällt das.
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Schöne Rechnungen, @altoSaxo.

    100% Sound könnte der optimale Sound sein, den ein Spieler sich wünscht.

    Was aber ist dann 0%? Du sagst, der am weitesten davon entfernte Sound.
    Kein Sound?
    Der größtmöglichst schlechte Sound?

    Um all das geht es aber nicht in der Hypothese, dass der Spieler 95% des Sounds ausmacht.
     
  5. hiroaki

    hiroaki Ist fast schon zuhause hier

    0% heißt nicht spielen
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Oder keine Ligatur zur Hand.

    Eine Ligatur macht 100% vom Sound. Wenn sonst alles stimmt.
     
    mcschmitz gefällt das.
  7. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Habe ich dieses Pseudowissenschaftliche Geschwurbel richtig verstanden: Man benötigt kein Vintagesaxophon, es reicht ein modernes mit Vintageligatur, um vintage zu sein? :hammer:
     
  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Nee, hast du nicht.
    Da ja 95% des sounds der Spieler macht, muss der Spieler vintage sein. Also alle nach 1970 geboren haben schon mal keine Chance.
    Um dann von 95% auf 100% zu kommen braucht es die Erfahrung eines profimusikers, um das richtige Equipment zu finden. Ein vintagesaxophon ist da nicht nötig, das geht mit jedem Instrument, wenn dann Blatt, Mundstück, schraube etc. entsprechend ausgewählt sind
     
  9. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Ok, danke! Und ich dachte bisher immer, um Vintage zu spielen, muss das Sax immer älter als der Besitzer sein!
    Da ich 1956 geboren bin, bin ich in jedem Fall Vintage, auch wenn ich ein neues Chinasax spiele! :cool:
     
  10. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @ppue

    Dein Gedankengang führt logisch in die Irre. Nur weil jeder der benannten Bestandteile für die Erzeugung des Tons unverzichtbar ist, bedeutet es nicht, dass alle den gleichen Einfluss auf das Endergebnis haben. Insofern halte ich die "übliche" prozentuale Sortierung für ein absolut legitimes Bild, um Relationen zueinander zum Ausdruck zu bringen.

    Dass das nicht einen mathematischen Anspruch auf Richtigkeit erhebt und man sich trefflich darüber streiten kann, ob für den Spieler 90% realistisch sind oder doch eher 75% oder gar nur 50% - geschenkt.

    Aber die dahinter stehende Aussage ist doch, dass sich am Sound deutlich mehr verändert, wenn ich den Spieler ersetze als wenn ich die Ligatur austausche.
     
  11. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Doch natürlich,wenn du der Meinung bist 2+2=17 ,dann ist deine Meinung falsch
     
    saxhornet und gaga gefällt das.
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Nein, ist sie nicht, sofern Du das als Meinung äußerst. Natürlich kann ich der Meinung sein 2+2=17, auch wenn die Rechnung mathematisch falsch ist.

    CzG

    Dreas
     
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  13. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Wenn ich ein Vintage-Saxophone mit einem modernen Mundstück ( und/oder womöglich mit einem Kunststoffblatt) spiele, wieviel "Vintage" bleibt da noch übrig?
    Müsste man nicht konsequenterweise auch alte Vintage-Mundstücke und -Blätter spielen, um den "Vintage-Sound" zu erhalten?

    LG
    Paedda
     
  14. hiroaki

    hiroaki Ist fast schon zuhause hier

    Hab ich das alles richtig verstanden?
    Vintage ist wenn:

    - Der Spieler über 50 ist
    - Das Sax vor 1956 gebaut wurde
    - Keine modernen Umbauten am Sax vorgenommen wurden
    - Der Sax älter als der Spieler ist
    - Das Mundstück aus den 30er Jahren
    - Die Blätter mind. 50 Jahre alt sind
    - Der Gurt darf natürlich auch nicht neu sein

    Unsicher bin ich mir bei Polstern, Federn und Öl. Ich hoffe, da ist ein wenig Spielraum.
    Der Koffer hat ja bekanntlich nur einen Einfluss von 0,012% auf den Klang. Ist es vernachlässigbar, wenn er neuerer Fertigung ist?
    :)
     
  15. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das ist nur eine statistische Angabe, weil die Mehrzahl der V-Fans erstmal genug Kohle rangeschafft haben muss und weil ab 50 der Drang nach Jungbrunnenersatzhandlungen stärker wird: junge (Zweit)Frau, SUV, Rasenroboter, Steinwayflügel, Dänische Dogge, Vintagesaxophon...
     
    JES gefällt das.
  16. Claus

    Claus Mod Emeritus

    hmm...

    Dänische Dogge...

    hatte ich noch gar nicht auf meinem Zettel :D
     
  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nein. Auch moderne Mundstücke können einen alten Sound machen.
     
  18. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Wenn moderne Mundstücke auch alten Sound produzieren können (was ich nicht anzweifel) und ein Mundstück einen größeren Einfluss auf den Sound hat als das Saxophon selbst (so zumindest habe ich es hier schon häufiger gelesen), dann Frage ich mich warum gerade so viel Wert auf Vintage gelegt wird?
    Wobei sich mir gerade die Frage stellt, wie klingt eigentlich alter Sound?

    LG
    Paedda
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 7.Januar.2020
    Naddy gefällt das.
  19. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    Nur wenn er mindestens 50% des zu schützenden Horns kostet.
     
  20. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest


    Nein, das reicht leider nicht.

    Du musst noch in der Schlangengrube take-ones über uralte Technik auf eine bandmaschine einspielen. Mit Mikrofonen die unter Strom stehen können und das ganze dann auf Schellack gepresst über ein Röhrenradio erklingen lassen.

    Und das alles live.
     
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