Warum werden keine "Vintage" Hörner mehr gebaut?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von mcschmitz, 6.August.2019.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Um noch einmal eine ernsthafte, vielleicht auch ein wenig ketzerische Antwort auf die Ausgangsfrage vom @mcschmitz zu versuchen:

    ich glaube nicht, dass der Markt für solche Hörner (und zu den derzeit aufgerufenen Preisen) so groß ist, wie es die ständigen Diskussionen über Vintage-Hörner hier im Forum suggerieren.

    Und warum auch? Ich behaupte, dass man noch nie so viele Anbieter von Neu-Saxophonen guter bis bester Qualität hatte wie heute. Wer ein Spitzen-Instrument haben möchte, der muss nicht zwanghaft nach Vintage-Schätzchen suchen, auch wenn ich den Reiz solcher Hörner persönlich gut nachempfinden kann.

    Spannend finde ich die Frage, welches wohl die gesuchten Vintages in 30-50 Jahren sein mögen....
     
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  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Weil es nicht bei jedem Spieler bei jedem Mundstück gleich ist und mal das Sax grösseren Einfluss hat und dann mal das Mundstück. Und keine zwei Spieler klingen mit dem gleichen Mundstück und Saxophon gleich. Ein Freund von mir klingt auf seinem Buescher toll mit einem alten näselndem Altosound in Verbindung mit einem modernen Meyermundstück, ich klinge mit dem gleichen Mundstück viel heller und "moderner" als er, mit meinem Mundstück kann ich beides aber auf seinem Buescher umsetzen, wohingegen er sich mit meinem Mundstück nicht wohlfühlt und nur heller klingt.
    Und Vintage ist oft auch einfach ein Gefühl was die Leute damit verbinden was ihnen eine besondere Verbindung zu ihrem Horn empfinden lässt.
    Ich erlebe leider immer wieder etliche Amateure, die wären mit einem modernen Horn besser dran, gerade was die Intonation angeht. Was bringt Vintage, wenn die Leute das Sax nicht kontrollieren können und überfordert sind.
     
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  3. Naddy

    Naddy Ist fast schon zuhause hier

    Dies kann ich bestätigen, das alte Hörner Probleme bringen, wie z. B. Intonation. Ich hatte vor ein paar Jahren ein Martin Handcraft Tenor, von Ende den Zwanziger. Ich hatte es bei uns im Orchester und hatte kräftige Intonation Probleme. Das Sax war ein super Teil und hatte mächtig Spaß gemacht. Ich hätte es heute noch, wenn ich nicht die Kohle gebraucht hätte. Heute mit dem 62 Yamaha fühle ich mich im Orchester viel wohler.
     
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Seht ihr, die professionellen Jungspunde verstehen es nicht.
    Es geht bei vintage nicht darum, bequem einen Klang zu bekommen und ein einfach zu spielende Instrument zu haben. Es geht simpel nur um Spaß. Vielleicht noch so ein bißchen egopflege, ob man auf einem alten Conn mit link-mpc vielleicht doch ein Stück weit klingt wie webster. Mehr ist es nicht. Das kann man mit Vernunft nicht verstehen. Meine Meinung da meine Motivation.
     
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  5. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Ich wollte dich nicht kritisieren, lediglich ein wenig Öl ins Feuer gießen. Eigentlich stimme ich deiner Argumentation auch zu. Ich habe nur das Problem mit dem ganzen Vintage-Mythos, da ich eigentlich überhaupt nicht weiß, wie ein Vintage-Saxophone sich anhört. Zu der Zeit, als die jetztigen Vintage-Saxophone gespielt wurden, habe ich noch nicht gelebt und die alten Aufnahmen reproduzieren klangtechnisch auch nicht das Original wieder. Das was ich als Vintage-Sound empfinde, spiegelt nur meine eigene Vorstellung vom Vintage-Sound wieder. Ich glaube ein guter Saxophonist /-in kann mit einem alten Vintage-Saxophone, als auch mit einem neuen, modernen Saxophon vergleichbaren Sound produzieren, ohne dass der neutrale Zubehörer einen Unterschied merkt.
    Ich bin nur immer wieder überrascht, wie unterschiedlich eine Meinung in den verschiedenen Threads interpretiert wird.

    LG
    Paedda
     
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  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Kann das ja mal für mich beantworten. Vorweg: Von den aktuellen Modellen würde ich am ehestem zum Keilwerth
    SXR 90 Shadow greifen, da es meine Soundvorstellungen ähnlich unterstützt wie mein Conn.
    Taiwan käme für mich nicht in Frage.

    Meine Gründe für Vintage:

    - unterstützt meine Soundvorstellung
    - hat kein Wertverlust mehr
    - und, nicht weniger wichtig, ich mag es einfach ein
    Horn zu spielen, dass eine Geschichte hat, dass
    vor über 90 Jahren gebaut wurde. Für mich ist
    das was ganz besonderes, eben auch ein erhaltenswertes
    Kulturgut

    CzG

    Dreas
     
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  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich würde dir da ja sofort zustimmen, ich kann den Vintage Teilen auch nicht viel abgewinnen, gleichwohl meine Saxophone auch schon 40 Jahre alt sind. Aber wenn ich jetzt neu anfinge, würde ich mich eher bei den modernen Top Instrumenten umschauen als bei den alten Kannen. Wann immer ich so ein Teil in der Hand hatte, war ich über den Fortschritt im Saxophonbau doch recht erfreut.

    Was mich aber tatsächlich immer wieder irritiert ist, dass, sieht und hört man mal einen besonderen Saxophonisten, so ist es in 80 - 90 % der Fälle schon so, dass diese ganz bestimmte Instrumente spielen. Witzigerweise waren das bis vor wenigen Jahren noch allesamt Mark VI Teile, bevor es jetzt immer mehr SBA, BA und teilweise Conn sind. Natürlich meinen dann alle, die diesen besonderen Musikern nacheifern, dass sie nun sowas auch haben müssen.

    Vielleicht ja die ganz alten Teile, also so um 1860 - 1890 ;-)

    Gruß,
    Otfried
     
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  8. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Oder aber z.B. ein Yamaha 82Z oder ein anderes modernes Horn? Man könnte sich schon mal ein paar "Erwartungs-Vintages" in den Schrank stellen und dann die Instrumente später als Vintage mit Museumsqualität auf den Markt werfen...
     
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Das wäre bei mir Anlage für nicht vorhandene Enkelkinder, lohnt nicht ;-)
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich fühlte mich gar nicht kritisiert......
    Das Problem ist, daß es es sehr verschiedene Vintage Saxe gibt und nicht jedes zu jedem Spieler passt. Und bei bestimmten Vintagesaxen wird man einen deutlicheren Unterschied zu so manchem modernen Horn hören als bei anderen. Und ich bin erstaunt was für unterschiedliche "Vintage" Sounds Leute aus modernen Saxen zaubern können, wenn sie denn diesen Sound auch im Kopf haben.
     
  11. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Interessant bei solchen Diskussionen finde ich wiederkehrend die vermeintlich schlauen Äußerungen mancher Mitforisten, die sich selbst offenbar noch nie längere Zeit mal mit einem wirklich guten und gut eingestellten alten Saxophon beschäftigt haben.
    Zweimal reinpusten reicht da nicht; das zu einem passende Instrument und das mögliche Ergebnis bekommt man halt nicht geschenkt- überaus anstrengend und ganz ungewöhnlich für die heutige Zeit …

    Sie glauben trotzdem genau zu wissen, dass das niemand braucht, weil angeblich neue Einheitsbrei-Kannen das alles und noch viel mehr und das auch noch einfacher können.

    Das ist meiner Meinung nach Unfug, aber ich lasse ihnen gerne ihre Einstellung.
     
  12. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Dann sind deine Argumente für ein Vintage-Saxophon überwiegend resultierend aus einem guten Bauchgefühl. Das ist doch gut und auch in Ordnung. Für die Historie des Saxophon nimmst Du womöglich eine nicht so ganz optimale Ergonomie und schwerere Intonation in Kauf. Dafür hast Du wahrscheinlich ein gutes Gefühl, wenn Du dein Saxophon in die Hand nimmst.
    Ich sehe meine Defizite u/o Probleme eher im Spiel. Bis dahin wo ich einmal gerne hinkommen möchte, ist es ein sehr weiter weg und ich weiß nicht einmal ob ich dort ankommen. Deshalb ist es mir viel wichtiger ein Instrument an der Hand zu haben, das mich dabei unterstützt und nicht noch vorab zusätzlich Baustellen öffnet.
    Ich möchte gerne das es dem Zuhörer gefällt was ich spiele und nicht nur das womit ich spiele.

    LG
    Paedda
     
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  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich sehe da keine zusätzlichen Baustellen. Die Ergonomie hat mich noch nie gestört und die Intonation ist insofern kein Problem, als dass das Horn nicht schlecht intoniert, sondern man selber gezwungen ist mehr auf Intonation zu achten, was ich bei einem Blasinstrument wichtig finde.

    Intonation ist immer eine Baustelle, keine zusätzliche.

    (Gut, man sollte vielleicht nicht als Anfänger mit Vintage anfangen.)

    Und meine/unsere Zuhörer finden grade auch das Spiel des Sax besonders schön.

    Die These Vintage = schlechteres Spiel ist schlicht falsch.

    CzG

    Dreas

    P. S. Ich spiele jetzt auch Sopran (ein modernes), da sind Intonationsherausforderungen auf einem (Vintage-) tenor pillepalle....
     
  14. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Dem kann ich nur bedingt zustimmen.
    Bei restaurierten oder überholten Martins sind häufig die Klappenaufgänge zu hoch eingestellt.
    Im Vergleich z.B. zu einem Conn sind die Klappenaufgänge viel geringer.
    Stimmen die Abstände nicht, geht das Instrument zwar gut los, aber die Intonation ist grauslig.
    Wobei letztere bei den Handcrafts nicht so gut ist wie bei den späteren Modellen.

    LG
    Mike
     
  15. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    @Dreas,

    Du weißt, mein Sohn hat mit einen Vintage Saxophon angefangen; ein etwas älteres Conn als Deins, und damit immerhin in seiner Kindheit und Jugend recht schnell den ein und auch anderen Nachwuchs-Preis eingespielt.

    Spaß muss es machen, und da ist ein robustes, dichtes Vintagesax allemal besser als eine undichte Billiggurke, die auch nicht besser stimmt; aber das war hier nicht Thema :topic:
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Klar geht das. Es gibt ja auch Anfänger, die auf einem Sopi anfangen....

    Hören lernen muß man auf dem Sax so oder so. Nicht das Horn intoniert, sondern der Spieler!

    CzG

    Dreas
     
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  17. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Stimmt, genauso falsch wie
    modernes Saxophon = schlechter Sound

    LG
    Paedda
     
  18. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Wenn Du jetzt noch "in der Regel" einfügst .... (mein Handcraft intoniert beispielsweise sehr gut).
     
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  19. saxhornet

    saxhornet Experte

    Sicherlich aber ein Horn kann dem Spieler in dem Punkt viel oder wenig Arbeit abverlangen. Und Manche bekommen die Intonation auf diesen Hörnern nicht in den Griff. Es kann ein Albtraum sein wenn Du einen Bläsersatz hast mit Jemanden, der sein Vintagehorn nicht im Griff hat. Und es kann Jemanden extrem ausbremsen, wenn er wenig Zeit zum Üben hat und ein Horn spielt, wo er die Intonation nicht im Griff hat.
     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das ist genauso fragwürdig wie Aussagen: Vintage Kannen sind besser oder klingen bei bestimmten Dingen besser oder Jeder bekommt die Intonation da in den Griff. Sowohl bei neuen wie auch alten Hörnern gibt es viel Licht und Schatten. Bei beiden muss man gründlich suchen um das ideale Horn, das für einen wirklich gut funktioniert erstmal finden, was nicht immer leicht ist und viel davon abhängt was man vom Sax erwartet und was man selber auch kann.
     
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