Warum werden keine "Vintage" Hörner mehr gebaut?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von mcschmitz, 6.August.2019.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    :ironie:

    Wie begeistert die Welt der Saxophonisten auf Neuerungen wartet, hat doch der umwerfende Erfolg von Jim Schmidt gezeigt:

     
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  2. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Ich verstehe nicht, dass einige meinen das Sax bräuchte Innovationen.

    Wieso? Was wird dann besser? Erschließt sich mir nicht.

    Alle Vorschläge verkomplizieren es....oder führen zum Blaswandler oder Keyboard...andere Instrumente.

    @gaga schrieb es, Musikinstrumente sind ausgereift.

    Wo sind die Innovationen für eine Bratpfanne, Messer, Löffel, Gabel?

    Für einen Stuhl, Tisch, Sofa?

    Backofen, Herd?

    Auto, Bahn, Flugzeug?
    (Ja, beim Auto gibt es einen Paradigmenwechsel im Antrieb. Die
    Grundtechnologie gab es aber schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts)

    Innovation ist kein Selbstzweck sondern schafft neuen Nutzen:

    Computer
    Smartphones
    Navis
    Internet

    CzG

    Dreas
     
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  3. Badener

    Badener Strebt nach Höherem

    hat er noch keine verkauft?
    Ich denke, man kann damit nur klarkommen, wenn man nicht vorher auf einem "normalen" Sax gespielt hat.....
     
  4. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ja, wäre nicht das erste Mal, dass sich das vermeintlich bessere nicht durchsetzt.

    Sonst würden wir beispielsweise schon längst alle Saxophone nach dem Prinzip des System Rationale von Leblanc spielen und uns auch nicht mit der QWERTZ-Tastatur abmühen…
     
  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich möchte da teilweise widersprechen:



    Hierauf warte ich gespannt! Eventuell werde ich es in 2021 kaufen...

    Schon etwas länger gibt es dies, aber dies ist mir vom Handling zu fremd:



    Die moderne Keyboarderin spielt z. B. so: (Bitte unbedingt das Keyboard-Solo zum Ende hin anhören!)

    Mich fasziniert, wie sie Koordination hinbekommt. Auch finde ich interessant, wie sie mit den Pads umgeht.
     
  6. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Jeder Betrieb der heute überleben will muss zusehen, dass er Gewinn macht. Es mag ein paar Liebhaber geben, die so ein Instrument spielen wollen, warum auch immer. Und die sind hier wahrscheinlich im Verhältnis auch noch überrepräsentiert. Die Masse der Käufer nimmt aber wohl lieber die ergonomischen Vorteile von 100 Jahren Saxophon Entwicklung. Es ist ja auch nicht so dass die modernen Saxophone grundsätzlich schlecht klingen.

    Wie man an den verschiedenen Versuchen, die alten "Wunderhörner" zu kopieren sieht, sind die Ergebnisse ja auch gar nicht reproduzierbar. Ich vermute, es sind ein paar wenige Ausnahme Instrumente die den Ruf der ganzen Serie tragen. Und das ist dann auch noch abhängig vom Spieler.

    Es ist also mit Sicherheit eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Wie immer.

    DIE Erklärung würde mich jetzt aber interessieren. :unsure:
     
  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    mal zusammengefasst:

    Ein Teil des Charmes alter Instrumente liegt in ihrer Unvollkommenheit. Ungleiche Töne, unvollkommene Intonation.
    Das kann einem schon gefallen, vor allem im Jazzbereich. Wenn ich mir manche Aufnahmen von Lester Young anhöre - den halte ich für ein ziemliches Genie - da rollen sich intonationsmäßig die Hufnägel ein.
    Klassiker werden damit wenig anfangen können. (Ja, Rascher Quartett schließe ich mal aus.)

    Was mir bei alten Instrumenten auffällt ist auch, dass sie hohe Intensität mehr in Sound umsetzen. Bei neuen ist viel mehr "Noise" oder "Zing" dabei.
    Wenn man in der Lautstärke spielt, in der der Durchschnittssaxophonist spielt, ist es wahrscheinlich egal. Ganz im Gegenteil, ist oft ein wenig wie die "Loudness"-Taste an Stereoanlagen.
    Warum das so ist, dazu verstehe ich vom Saxophonbau zu wenig. Tatsache für mich ist, dass einiges davon "nachbaubar" ist, wenn man will. Mein Eastman 52nd Street klingt wesentlich mehr "Vintage" als mein Harald Dallhammer. Beides unlackierte Tenöre, mehr oder weniger aus Taiwan. Interessant dazu auch, dass das Eastman ähnliche Intonationstendenzen zeigt wie die alten Selmer (Mark VI, SBA, BA), die ich mal besessen hab. Ganz im Gegensatz dazu mein Yanagisawa und das Dallhammer.

    Ich hatte mal ein Buescher Big B Alto zur Probe. Das klang fantastisch, zu Hause - zum Play-Along. Ich würde damit aber nicht in einer Bigband Lead spielen wollen. Klar geht das auch, würde aber einen zusätzlichen Kraftaufwand und zusätzliche Aufmerksamkeit erfordern, die ich zumindestens woanders brauche.

    Wenn wir das und noch einiges mehr berücksichtigen, wo sind wir dann?
    Richtig, beim Heiligen Gral des Saxophonbaus, wo wir einen Kompromiss aus "Vintage" und "Modernität" haben.
    Den versuchen ja auch alle nachzubauen, und schaffen das auch - aber eben nur fast.

    Cheers, Ton
     
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  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Man sollte sich vielleicht mit der Historie des Saxofons beschäftigen...

    Als A. Sax das Saxofon erfunden hatte, benötigte er "Influencer", damit es überhaupt angenommen wurde.

    Seine Erfindung war ja auch nicht völlig neu. Das Mundstück gab es vorher bereits bei der Klarinette. Die "Böhm"-Mechanik wurde bereits bei Klarinetten und Querflöten genutzt.

    Ich bin auch überzeugt, dass die Evolution des Saxofons grundsätzlich positiv zu sehen ist. Kontraproduktiv ist der immer stärkere Druck zur Gewinnmaximierung zu betrachten.
    Was wäre gewesen, wenn ein John Coltrane, ein Wayne Shorter und ein Michael Brecker das System gespielt hätten?

    Die Instrumente kranken aus meiner bescheidenen Sicht an der "Übertechnisierung". Ich freue mich aber immer wieder, wenn einer diese spielt.
     
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  9. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich gebe dir voll Recht! Wenn ein Instrument dich intensiv fordert, entstehen mehr Emotionen. Ich merke dies aktuell beim Kontrabass. Alleine der Transport ist ein Grauen.
     
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  10. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Ich Frage nochmals und vielleicht kann mir die Frage jemand beantworten.

    Wie klingt Vintage???

    LG
    Paedda
     
  11. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wie ich oben sagte: Es hat keine "Loudness-Taste".
    Und ich möchte "Vintage" noch einmal unter Gänsefüßchen gesetzt haben.

    Grüßle, Ton
     
  12. ppue

    ppue Experte

    Unterschiedlich, denke ich. Habe nicht so viele Hörner ausprobiert weil ich bei den Conns hängen geblieben bin. Diese Vintages klingen für mich wie kein anderes Saxophon. Mit Worten beschrieben: Fett mit knackigen Höhen. Die New Wonder empfinde ich durch die speziellen Höhen als sehr durchsetzungsfähig. Würde aber bei einer GÜ zweimal überlegen, ob da Reflektoren an die Polster sollen, weil es wirklich zu scharf im Sound werden könnte.

    Mein jetzt auch schon Halbvintage-Buffet-S1 kommt nur knapp an die Spritzigkeit der Conn New Wonder heran. Saxophone, die mehr Biss haben, habe ich noch nicht kennen gelernt.

    Ich bin aber Altist und mache seltener den Wuffwuff-Sound vieler Tenoristen. Ich will es meist schlank und gerade.

    Und trotzdem scheinen die Tenöre diesen Sound zu bedienen. Viele schwärmen, ganz anders als ich, von den vollen Bässen der Hörner.
     
  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wobei Bass nicht Bass ist.
    Die Tiefen eines kultivierten Horns wie Keilwerth oder Conn sind ganz andere als die Tiefen vieler Taiwanhörner, die den Sound einfach matschig machen.
     
  14. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ja, die Übertechnisierung/komplexe Mechanik sehe ich auch.

    Die liegt wahrscheinlich aber daran, dass sich die Hörner zusätzlich auch wie normale, gewohnte Saxophone spielen lassen sollten.
    Einen Teil der Übertechnisierung hätte man womöglich weglassen können, wenn das nicht im Lastenheft der Entwicklung gestanden hätte- dann wäre nur sicher kaum jemand vom Gewohnten umgestiegen (siehe auch @Claus -ens Jim Schmidt Beispiel).

    Alles recht spekulativ, ich weiß…
     
  15. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Muss ich mir das so vorstellen, dass Vintage Hörner nur bei einer gewissen Lautstärke gut klingen, und unter- bzw. oberhalb dieser Ideallautstärke der Sound leidet?
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nur zur Info, die Loudnesstaste sorgt bei der Stereoanlage für eine Verstärkung der Höhen und Tiefen. Manche Hörner und Mundstücke betonen bei höherer Lautstärke diese ebenfalls.
     
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Also den schönsten tiefton hat von allen altos bisher das buescher Truetone. Den gleichen erdigen grundton wie das Conn, aber während das Conn eher diffus ist und damit raumfüllend, ist das buescher zentrierter. Als ab der Klang quasi nur in der Verlängerung des Horns bleibt. Ob ein Zuhörer das mitbekommt..

    Den schönsten tiefton meiner Tenöre hat das akustik, also Weltklang. Dicht auf die Conn für das raumfüllende, die buffet crampon 18&20 bzw. Superdynaction für den gerichteten Klang. Dolnet oder Adler oder auch keilwerth sind gut aber nicht so ausgeprägt.
    So wie ich empfinde beim spielen
     
  18. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Wo sind eigentlich deine Soundbeispiele zu finden und zu hören ?...bevor ich lange suche.
     
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  19. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

  20. ppue

    ppue Experte

    Du hast doch die ganzen Saxophone in deinem Kämmerlein.

    Das würde ich gerne mal hören. Unter diffus, raumfüllend und zentrierter kann ich mir absolut nichts vorstellen.
     
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