Was war zuerst da, ...

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Jazzzzer, 2.November.2012.

  1. Jazzzzer

    Jazzzzer Ist fast schon zuhause hier

    ...die [size=large]Melodie, oder die Harmonie?
    [/size]
    Wie sind unterschiedliche Komponisten wohl herangegangen?
    Kann man es ihren Werken entnehmen - und wenn ja, wie?

    Die Frage bezieht sich sowohl auf den klassischen, als auch den Jazzbereich.

    Beste Grüße
    Lukas
     
  2. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Prinzipiell war natürlich die Melodie zuerst da. Singen, das Pfeifen auf dem Grashalm, erste einstimmige Instrumente. -

    Komponisten gehen unterschiedlich ran. Brahms zB. sagte mal, das er Werke als Ganzes wahrnimmt, in einer Art meditativen Zustand, um dann möglichst schnell das Ganze aufzuschreiben, soviel er davon noch erinnern konnte.
    Von Joe Zawinul habe ich mal ein Interview gelesen, das er beim Komponieren Linie auf Linie spielt, also zu einer ersten Melodie nach und nach weitere Linien addiert. Vermutlich ergeben sich die Harmonien dann wohl irgendwann.
    Natürlich gibt es auch Musiker, die zuerst eine Akkordfolge setzen.
    Der Möglichkeiten sind viele.
    Ich glaube nicht, das man generell Musikstilen Komponierweisen zuordnen kann, also sowas wie "Hiphop setzt zuerst Akkorde, Jazz zuerst Melodie". Das ist einfach individuell, gottseidank.




    http://swing-jazz-berlin.de/
     
  3. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ich kenne beides:

    1)Da kommt der Saitenquäler an und sagt(und spielt es danach): Ey ich hab' hier nen dolles Riff, lass uns mal was drauf machen (also zuerst die Harmonien)

    2)Da komt die Sängerin an und sagt (und singt es danach): Hey, ich hab' hier mal nen schönen Text mit der passenden Melodie, lass uns mal was draus machen (also zuerst die Melodey)

    Und bei beiden Varianten kann es vorkommen, dass das ursprünglich vorgestellte Grundmuster noch geändert und/oder weiterentwickelt wird, weil es dann in Summe stimmiger ist.


    Cheerio
    tmb
     
  4. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    tertium datur:
    manchmal ist auch erstmal ein Rhythmus bzw. Groove vorhanden und dann fängt man an, ein Stück daraus zu stricken.

    Oder man bleibt rhythmisch, weil man ein Trommelensemle hat.

    Oder man hat das
    http://www.youtube.com/watch?v=FcFyl8amoEE
    oder das
    http://www.youtube.com/watch?v=8wAP_WW8O-I&feature=related
    (Dank an Larissa!)
    oder das
    http://www.youtube.com/watch?v=V-PzHmizpDc


    Bei indischer Musik kann auch erstmal ein Raga zugrunde liegen.


    Was bei 4'33'' zuerst da? Keine Harmonie oder keine Melodie?


    Also, was ich sagen will: das ist total verschieden!
    Ich bin eher Harmonie- und Grooveorientiert.

    Grüße
    Roland
     
  5. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Hallo Jazzer,
    du berücksichtigst nur 2 Komponenten mit deiner Frage. Musik besteht aber aus 3 Komponenten. :)

    In dem, was wir unter Klassik verstehen – Musik mitteleuropäischen Ursprungs - , denke ich, gibt es hauptsächlich zuerst die Melodie, zu der sich Harmonien gesellen. Vielleicht auch umgekehrt, vermutlich jedoch sehr viel seltener. So empfinde ich es.
    Die 3. Komponente, der Rhythmus, spielt in der Klassik eine untergeordnete Rolle. Wenn er allerdings hinzukommt, z.B. bei verjazzten Bach-Stücken verändert er das Stück. Je bestimmender er ist, umso bedeutungsvoller wird er, die Melodie passt sich entsprechend an. Das Stück bekommt einen anderen Charakter und wird neu erfunden. :-D

    In der Musik afrikanischen Ursprungs ist nach meinem Verständnis der Rhythmus zuerst da, dann kommt Melodie hinzu und erst dann die Harmonie, die hier erst mal von untergeordneter Bedeutung ist, es sei denn, sie macht sich wichtig genug und verändert damit das Stück.

    In der chinesischen Musik ist es wieder anders.

    Der Komponist muss entscheiden, welchen beiden der 3 Komponenten er die einflussreichste Bedeutung für das zu komponierende Stück geben möchte. Das bearbeitet er dann vorrangig.

    So würde ich jedenfalls vorgehen. Aber ich bin kein Komponist. :)

    Gruß Cara
     
  6. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Mehr.

    Da fällt mir auf Anhieb noch 'Klangfarbe' und 'Dynamik' ein. Mein Lehrer hat mir mal ein kurzes Solo, nur mit Klangfarbe und Dynamik, vorgespielt. Die 'Melodie' hatte nur einen Ton, Harmonik nicht vorhanden.

    Und er fragte: 'War das Musik?' und ich sgte 'Ja!'.

    Zu Klangfarben vielleicht:
    Schönberg 'Orchestersuite op 16', III: Farben
    Aber der Spaß fing ja früher an. Debussy löste schon die Akkorde von deren Funktionalität und benutzte sie als Klangfarben.

    Dynamik ist auch ein wichtiger Parameter ... wüsste aber nicht, wer mit 'Dynamik' im Hinterkopf, obwohl ... wenn ich gleichmässige Viertel trommle, dann kan ich ein Solo nur mit dynmaischen Akzenten machen.

    Bringt mich auf die abseitige Idee: was ist das schwerste Orchesterinsturmnt?
    Triangel! Versuch mal, mit einer Triangel solo eine Stunde lang ein Publikum zu fesseln ...

    Grüße
    Roland
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Roland,

    ich glaube das Becken ist kaum einfacher.... :)

    LG

    Dreas
     
  8. cara

    cara Strebt nach Höherem

    hallo Roland,

    natürlich gibt es noch mehr als o.g. 3 Komponenten in der Musik.
    Gefragt wurde nach der Herangehensweise versch. Komponisten.

    Sie sollten jedenfalls den Interpreten nicht alles vorschreiben, sonst werden diese zu reinen Handwerkern degradiert. :-(

    Gruß Cara


     
  9. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Das ist the "Sound of silence". Aber ich glaube das schwerste ist der Schluss ;)

    @dreas
    Becken ist in wirklich klangvolles Instrument... mit extrem vielen Klängen...
    Triangel ist einer von zwei Gründen weshalb ich in meiner Jugend nicht mit Begeisterung der Musik zu geneigt war.

     
  10. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Natürlich war die Musik zuerst da!
    Oder wer glaubt tatsächlich, dass irgent welche Höhlenmenschen erst mal ein paar Zahlen- oder Formeln an die Höhlenwand gemalt haben, um danach zu "ersingen" wie sich das anhört? ;-)
     
  11. billy

    billy Ist fast schon zuhause hier

  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Danke Billy,

    das waren akkustisch genau meine Anfänge auf dem Sax.

    LG

    Dreas
     
  13. flar

    flar Guest

    Moin, moin
    :lol: :lol: :lol:
    Mel Brooks hat es glaub ich richtig gut getroffen!!!
    :lol: :lol: :lol:
    So ähnlich wird es gewesen sein.
    :lol: :lol: :lol:
    Der Film ist als ganzes übrigens auch sehr sehenswert, wie ich finde.

    Viele Grüße Flar
     
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