Welches Altsaxophon ist zu empfehlen?

Dieses Thema im Forum "Kaufberatung" wurde erstellt von Ravensound, 27.August.2009.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    "Aber unter den alten Kannen gibt es prozentual an den gesamt hergestellten mindestens genau so viel Schrott wie es heute hergestellten Mist gibt."

    Eben das glaube ich nicht.

    Zur Ergonomie ein Beispiel, was mir in letzter Zeit häufig unterkommt: 'Der Oktavdrücker an meinem Conn sitzt an der falschen Stelle'

    Unschwer lässt sich erkennen, dass der Oktavdrücker im Laufe der Jahre immer weiter im Sinne des Uhrzeigers um den Daumenpuck herum gewandert ist. Hat man auf einem modernen Saxophon spielen gelernt, dann kommt der Daumen aus Richtung acht Uhr und drückt den Oktavdrücker bei zwei Uhr.
    Nimmt dieser Spieler nun ein New Wonder I in die Hand, dann wundert er sich, dass er auf zwei Uhr gar keinen Drücker antrifft. Das ist ähnlich, als wollte man einen Ford T aus dem Jahr 1926 mit der Fernbedienung im Schlüssel zentralentriegeln (um mal bei Äpfeln und Birnen zu bleiben).
    Um nun in die Oktave zu kommen, muss der Spieler mit dem Daumen hüpfen. Gleichzeitig hat er Schwierigkeiten, ans tiefe Bb zu kommen.
    Hatten die früher längere Finger? Haben die sich keine Gedanken über den Oktavdrücker gemacht?
    Keines von beiden, die Handhaltung war anders: Der Daumen kam paralleler zum Korpus von 7 Uhr, der Handballen war näher am Instrument und damit kam der kleine Finger auch gut ans tiefe Bb.

    Wenn man die Tische eines Cannonballs und eines New Wonders vergleicht, sieht man gleich den Unterschied: lag die Fläche früher tangential zur Korpusrundung, so spreizt sie sich heute weit vom Korpus ab.

    Das ist der Grund dafür, warum beim Umsteigen von einem neuen auf ein altes Horn die Tasten an den falschen Stellen zu liegen scheinen.

    Schnell ist da ein Urteil gefällt und die alten Kannen sind 'ergonomisch 'ne Katastrophe'.

    Tatsächlich ist der ergonomische Unterschied nicht allzu groß und ich könnte behaupten, dass das tiefer und näher am Korpus liegende Handgelenk die entspanntere Handhaltung darstellt. Womöglich ist es eine ergonomische Fehlentwicklung? :-D
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo ppue,

    was du schreibst ist ja richtig, bzw. zumindest eine gerechtfertigte Sichtweis, auch wenn mir die möglicherweise fehlentwickelte moderne Applikatur gerade in diesem Punkt besser liegt.

    Allerdings betrifft es meine Aussage nur für einen Einzelfall, deine vorher gemachte Aussage dagegen war sehr pauschal und in dieser Pauschalität ganz sicher nicht richtig.

    Ich bin ja völlig mit dir einer Meinung, dass nicht alles, was neu ist auch zwangsläufig besser sein muss, und nur weil sie alle der Selmer Mechanik von Mark VI hinterherbauen muss das auch nicht heißen, dass diese nun so viel ergonomischer oder auch rein technisch besser war als die Alte.

    Da gibt es noch mehrere Beispiele (z.B. der katastrophale Oktavmechanismus bei ALLEN Selmer bis mindestens SAII).

    Aber daraus kann man auch wieder nicht den Schluss ziehen, dass das alles besser war, als das, was heute so produziert wird.

    Gruß,
    xcielo
     
  3. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Und Du glaubst das es so bleibt? Wie lange spielst Du nun schon?

    Ich besitze mein Altsax nun 23Jahre und spiele es gelegentlich immer noch, reicht mir auch aus. Liegt vielleicht daran dass ich vor 10 Jahren auf Tensax umgeschwenkt bin und das seitdem hauptsächlich spiele.

    Voraussetzung ist immer ein gutes Anfängerinstrument, und kein Schrott... Dennoch glaube ich das der Wechsel nach 3 Jahren viel zu früh ist. Man hat da vielleicht gerade mal die Grundlagen des Sax spielens inne und ist froh Vorzeichen in einem Stück identifizieren und entdecken zu können. Der Ansatz, die Atmung stecken immer noch in der Entwicklung. Die meißten wissen selber doch gar nicht wie man klingen soll geschweige denn wie man einen anderen Klang hin bekommt; auch beurteilen können sie es nicht. Und sein Sax ausreizen kann man noch lange nicht.
    Also, warum wechseln?
    Klar, wer zu viel Geld hat kann das machen...

    Gruß
    Sven
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Klar hinken pauschale Beurteilungen zwangsläufig. Es war auch nur die flapsige Antwort auf Brilles Automobil- und Saxophonvergleich und sollte zeigen, dass man Birnen nicht mit Äpfeln vergleichen kann.

    Ich sehe bei handgefertigten Produkten eine Verschlechterung der Qualität. Wenn ich mir diese Seite anschaue, sehe ich die Masse schlechter Instrumente.
    Ich sage ja nicht, dass heutzutage keine guten Violinen gebaut werden, sondern nur, dass die Schrottteile gegenüber den hochwertigen Instrumenten heute einen größeren Anteil haben als früher.
     
  5. Doit

    Doit Kann einfach nicht wegbleiben

    Wenn ich schon so früh ein Saxophon kaufen ginge, nur mit einem Lehrer oder einem sehr guten Saxophonisten, denn Anfänger wissen oft nicht was sie wollen. So kaufen sie ein nicht zu empfehlendes China-Schnäppchen und üben bis zum Umfallen weil sie keinen Ton herausbringen (wie bei meinem Freund).

    Ansonsten einfach ein paar Jahre warten und dann gut überlegt kaufen...

    Gruß
    Harald
     
  6. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    ....oder zu Jupiter oder Yamaha greifen und dann ewig dabei bleiben, weil die Teile sgt. sind ;-)
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Brille schrieb
    ... oder sich ein RICHTIGES Saxophon kaufen. Weil pauschal Jupiter und Yamaha als gut zu bezeichnen.... naja. rosarote Brille eben.
    JEs
     
  8. saxhans

    saxhans Ist fast schon zuhause hier

    @ TenSax:

    Ich spiele jetzt fast drei Jahre, übe täglich ca. zwei Stunden und habe schon einiges an Saxophonen ausprobiert.

    Hängengeblieben bin ich bei Vintage-Hörnern und ebensolchen Mundstücken.

    Bisher hatte ich noch keine Probleme mit Applikaturen älterer Kannen, und mein ältestes ist ein Buescher True Tone Baujahr 1920.

    Selbst mit meinem alten Weltklang Tenor, Seriennummer 94xx komme ich einwandfrei klar.

    Für minimale Unbequemlichkeiten entschädigt mich der einmalige Vintage-Sound.

    Ich bin froh, daß ich oft gewechselt habe, nur so lernt man die Unterschiede in der Handhabung und im Klang kennen.

    Gruß Hans
     
  9. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Hans,

    habe ja grundsätzlich nichts dagegen wenn jemand ausprobiert.
    Wenn Du Zeit und Geld dafür hast, und so gut klar kommst passt das schon. Und es sei Dir gegönnt!

    Leider bleibt hierbei die Realisierung des eigenen Klangs auf der Strecke. Wenn Du ständig wechselst haben Du und Dein Körper nicht die Chance den Klang der in Dir steckt zu Tage zu fördern, da Du Dich ständig anpassen musst. Ebenso ist es mit der Applikatur, auch wenn Du das Gefühl hast es geht gut, wirst Du nicht die 100% ausreichen.

    Auch ich erreiche keine 100% auf meinem Sax, ob ich das noch hinkriege sehe ich vielleicht in 9-10Jahren...oder nie ;-)

    Nicht missverstehen, ich meine das nicht böse!

    Liebe Grüße
    Sven
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, das ist ja 'ne Theorie. Danach sollte ich auch alle anderen Tätigkeiten, für die ich Hände und Mund benötige, tunlichst sein lassen. Glaub ich nicht dran.

    Und den Sound machst du mit dem Mundstück und dem Mund. Die Kanne da unten dran macht höchstens noch 20% vom Sound aus. Man findet seinen Sound ganz bestimmt, auch wenn man die Instrumente wechselt.
     
  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Also DAS sind wieder so Pauschalaussagen...wieso 20%? Von welchem Klang? Den den der Zuschauer hört oder dem, den ich als Spieler höre??

    Ich besitze jetzt gerade 6 oder 7 Tenöre und alle klingen für mich anders, und zwar zum Teil erheblich anders. Jeweils mit dem gleichen Blatt, dem gleichen Mundstück und an meiner F.... ändert sich auch nix. Trotzdem nehme ich für einen langsamen Blues das eine, für einen etwas schneller Swing das nächste, an einem Happy-Day das Dritte und an einem S...-Tag das Vierte. Und alle klingen total anders.
    Wenn meine Freundin mir zuhört sagt sie was anderes, nämlich daß sie kaum einen Unterschied hört zwischen den verschiedenen Instrumenten, vielleicht minimale Klang- und nicht so minimale Lautstärkeunterschiede.
    Gleiches gilt übrigens für die 3 Altos, und die 3 Baris auch.
    Und daß man die Applikaturen nicht wechseln sollte halte ich für Unsinn. Klaro ich muß mich auf jedes Sax einspielen, aber grundsätzlich sehe ich eher Vorteile als Nachteiel wenn man wechselt, da man sich auf alle Eigenarten der verschiedenen Instrumente zusammen einstellen muß. Das hilft ungemein für den Ton auf jedem meiner Kannen.
    JEs
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, das sind von mir geschätzte 20%. Damit meine ich das, was vorne rauskommt, bei deiner Freundin ankommt oder das, was du auf einer Aufnahme hörst.

    20% sind wahrscheinlich noch viel zu hoch gegriffen wie man hier gut hören kann.
     
  13. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin ppue,

    ich finde schon, dass man deutliche Unterschiede hört (na ja, wieviel Prozent das dann sind sei mal dahingestellt), allerdings hätte ich es auch niemals geschafft, da eine richtige Zuordnung herzustellen.

    Mein Buffet jedenfalls hab ich klanglich nicht wiedererkannt, war nach dem Ergebnis aber überrascht, dass es am schlechtesten zu intonieren scheint.

    Gruß,
    xcielo
     
  14. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Beitrag gelöscht: Matthias hat ja sooo recht.....

    BohahaBrille
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    @ xcielo

    Hör nochmal rein, ich denke, du vertust dich. Das ist die Reihenfolge und der größte Sünder in Punkto Intonation ist das Timis:

    Cannonball Stone Series, versilbert, von 2005
    Buffet Crampon S1, Goldlack, von 1973
    Timis, Solist de Lux, versilbert, von ???, schätzungsweise 60er Jahre
    Weltklang, versilbert, ca. 1960
    Conn, "Chu Berry", Goldlack, 1928
    Conn, New Wonder I, versilbert, 1924
     
  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo ppue,

    es ist merkwürdig; eben im Büro nur über Notebooklautsprecher war vor allem der zweite Ton beim Buffet völlig daneben, jetzt zuhause über JBL Monitor und Koss Kopfhörer ist der Ton sauber.

    Nach der Gesamtschau zu urteilen, ich hätte auch das Weltklang für das Buffet gehalten, gefällt mir sehr gut.

    Welches Mundstück hast du gespielt ?

    Gruß,
    xcielo
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ein Meyer M6, oder was davon nach 30 Jahren übrig ist. Ich zieh es von Zeit zu Zeit ab und so ist die Bahnöffnung nicht mehr original.
     
  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    So,

    Dank Cool Edit hab ich es mal analysiert:

    Buffet
    1. Ton: G4 +14
    2. Ton: D#4 -13
    3. Ton: G4 +5

    Cannonball
    1. Ton: G4 +18 (im Vibrato bis über +30)
    2. Ton: D#4 +17
    3. Ton: G4 + 11

    Das sind jetzt nur Richtwerte, da der Ton natürlich in sich schwankt, vor allem gegen Ende der längeren Töne ein Höhenvibrato dazu kommt, aber es ist deutlich.

    Die Notebooklautsprecher sind da objektiver, da sie die Klangfülle drum rum einfach weglassen.

    Gruß,
    xcielo
     
  19. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Und wenn du nur eins von den Hörnern spielen würdest, an das du dich gewöhnt hast, hätte xcielo nix zu tun gehabt.
    Dann würdest du wissen, welcher Ton nicht gut stimmt und du hättest dir die passenden Reflexe antrainiert.

    Das muß man bei jedem Sax anders machen.
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich habe keine Probleme mit meiner Intonation und ich glaube, dass es in diesem Thread auch darum nicht geht. Ich habe die Saxe hintereinander gespielt und mich um die Intonation nicht sonderlich gekümmert. Wie gesagt, das Timis intoniert schlecht, alle anderen gut, und das Weltklang war schlecht gestimmt. Es ging mir um den Klang.

    Hätte ich das gleiche Horn gespielt und das Setup gewechselt, dann würde man sehr viel größere Unterschiede hören. Das wollte ich ausdrücken.
     
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