Wer von euch denkt/Improvisiert in Upper Struktures?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von auge, 7.Mai.2013.

  1. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Liebe Jazzfreunde,

    ich war heute auf der Jazzuni und hatte eine interessante Stunde. Dabei haben wir uns mit verschiedenen etwas jüngeren Jazzstandards befasst.
    In der Improvisation stellte sich heraus, dass es erst ab der 7 aufwärts Spannend wird (7,9,11,13 in verschiedenen b,# Ausprägungen ).
    Jetzt hab ich mir selber folgendes zusammengestrickt.

    1) Ich kann alle Akkorde bis zur 13 aus dem ff
    oder
    2) Ich denke in dem Akkord der sich von der 7 weg ergibt (Bei Dominant C ein Bbj7)

    Ist jemand von euch dabei, der in diesen sog. Upper Struktures denkt und diese auch spontan anwenden kann?

    Bin gespannt.
    Lg
    Auge
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Ja. :cool:

    Mir hat das Klavierspiel dabei aber immer sehr geholfen - wenn ich vom Klavier her weiß, was sich über einen Akkord gut anhört, wie ich dessen Charakteristik im jeweiligen Zusammenhang gut von den Voicings her herausarbeiten kann, dann kann ich dadurch auch interessante Sax-Linien bilden.

    Rein auf dem Sax wär's ein wenig mühseliger, denke ich mir, kann aber den Unterschied nicht wirklich beurteilen, weil ich nun mal mit Klavier (auch im Jazz) angefangen habe. :roll:

    Meine Schüler bekommen das je nach musikalischer Vorbildung und allgemeinem Abstraktionsvermögen besser oder schlechter hin.
    "G'schäft" ist's auf jeden Fall! ;-)


    Gut Sax,
    Rick
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Auge,
    Dave denkt in upper structures und wendet diese spontan an.
    Er sagt von mir, dass ich ich sie intuitiv anwende (ohne zu wissen, was ich da mache).
    Fazit: Ja, ich wende sie spontan an, aber ich denke nicht in ihnen. Ich wusste bis eben nicht mal, was das ist, aber Dave hat es mir am Klavier gezeigt und ich hab's definitiv in meinem Vokabular ;-)

    LG Juju
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ja klar, upper structur sind spannend. ES sind alle Akkorde spannend wo Du nicht auf dem Grundton anfängst. Allerdings musst Du das auch im Ohr haben sonst klingt es schnell auch mal schräg. Parker ist da nicht uninteressant.

    Lg Saxhornet
     
  5. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    Hi, alle die cool klingen, "denken" in upper structures.

    Grüße

    Mixo
     
  6. Mugger

    Mugger Guest

    Nein, nein, und nochmals nein...
    Das ist doch nicht erlaubt!!

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Guenne,
    Hihi, Dave tröstet mich dann immer damit, dass Getz das alles auch nicht wusste ;) aber wie Saxhornet schon sagt, es nützt ja auch nichts wenn man es theoretisch gecheckt hat aber nicht im Ohr hat, und ich hab das schon genau im Ohr, was ich spielen will...

    LG Juju
     
  8. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Ja am, Klavier isses sehr anschaulich. Da setz ich mich eh immer hin wenn ichs genau wissen will. Umsetzen muss/will ich es trotzdem am Sax (nonanet) aber spannend zu lesen, dass es wirklich gemacht wird.

    Das hab ich mir schon gedacht, dass Dave das macht. Isja Oberprofi.
    Verstehen tu ich das ja mit den Upper Strctures. Und intuitiv wirds wohl dann und wann reinfliessen. So ausm Bauch raus.
    Was mir nicht gelingt (beginne aber grade erst) ist es das parallel zum Chordsheet im Kopf mitlaufen zu lassen. Aber ich hab mir grade im iRealB ein paar schöne Übungen zusammengebastelt um das mal ein wenig reinzubekommen. Aber is natürlich beneidenswert wenn man den Saxcoach geheiratet hat ;-)...


    Jagenau darum gehts. Wie immer wenn du was schreibst isses einfach auf den Punkt.
    Nicht am Grundton oder der Quinte zu beginnen und trotzdem das harmonische Zentrum nicht aus den Ohren zu verlieren.

    Thx an alle...
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Trotzdem hat mugger recht, sowas geht nicht und macht man einfach nicht.
    Das sind dann keine upper structures sondern "intuitiv structures" oder auch "aus dem Bauch structures" oder die "meine rechte Hirnhälfte weiss schon was sie tut und ich werde mich da lieber auch nicht einmischen structures".
    Sowas kann man als Saxophonpädagoge natürlich nicht unterstützen deswegen sage ich ganz klar :stop: . Oh, da fällt mir auf beim Solieren geht es mir meist auch so, ähm :duck:

    lg saxhornet
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    @auge
    eine einfache Übung ist bei einem Song einfach je Durchgang einen Vierklang von einem anderen Ton des ursprünglichen Akkords anfangen zu lassen:
    z.B. (habe noch ein paar Klangfarbenalternativen notiert)
    1. Grundakkord Cmaj7
    2. Vierklang von der Terz aus Em7
    3. Vierklang von der Quinte aus G7 (oder G7#11)
    4. Vierklang von der Septieme aus Bm7b5 (oder Bm7)
    5. Vierklang von der None aus Dm7 (oder D7)
    6. Vierklang von der Quarte aus würde ich lassen, wenn dann von der #11 also Fis m7b5
    7. Vierklang von der Sechsten Am7

    Lg Saxhornet
     
  11. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Autsch, hört auf, ich kann nicht mehr! Ich liege schon auf dem Boden vor Lachen :lol: :lol:
    LG Juju
     
  12. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Also ich hab die 6er (und somit die 13er), 7er und die 9er "drauf" und setz' die auch bewusst ein (Exkurs: Ich komme auch vom keyboard)

    Die 4er (und somit die 11er) vergess' ich schon mal :-(, aber "passieren " tun sie mir trotzdem auch :).

    Cheerio
    tmb
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    So mit den Zahlen klingt das dann doch eher wie eine Bestellung von Chicken McNuggets. Ich nehm' ne 6er Box mit Be Bop Sauce, ein Mixo #11 Shake und 'ne Tüte chromatic Approaches bitte. Das macht satt sag ich da nur.

    Lg Saxhornet
     
  14. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Tja,
    malen nach Zahlen :cool:

    greets
    tmb
     
  15. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ja, mache ich. Seit ich mit 14/15 damals mir selbst Harmonielehre (über Gehör und Experiment) am Klavier (da komme ich her) beibrachte und auch diese Upper Structures fand, ohne zu wissen, wie die heissen.

    Habe später erst festgestellt, dass es Bücher mit 'Jazz-Harmonielehre' gibt. Mit Buch wäre einfacher und zielgerichteter gewesen, aber so hatte ich den Spaß, mir das selbst erarbeitet zu haben.

    Klavier spielen hilft. Ungemein.


    Interessant ist auch dies:
    http://www.youtube.com/watch?v=Si4q78wUbOM

    Kommen auch jecke Klänge zustande.


    Grüße
    Roland
     
  16. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde, dass auch in diesem musikalischen Bereich das Gehör vor dem Intellekt kommen sollte. Dies setzt voraus, dass man zuerst wissen muss, wie die verschiedenen Tensions in den verschiedenen Akkorden klingen. Dann kann man entscheiden, welche Tensions gefallen und man (gezielt) einsetzen möchte. Und erst dann kommt aus meiner Sicht der Intellekt, der lediglich dazu da ist, auszurechnen, welchen Ton man bei einer gewünschten Tension spielen soll.
     
  17. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    @ saxhornet

    So besser? ;-):

    Also ich hab die Sexten (und somit die Tredezimem), Septimen und die Nonen "drauf" und setz' die auch bewusst ein (Exkurs: Ich komme auch vom keyboard)

    Die Quarten (und somit die Undezimen) vergess' ich schon mal , aber "passieren " tun sie mir trotzdem auch .

    Cheerio
    tmb


     
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    War schon vorher ok, mir war nur gerade nach rumblödeln.
    Allerdings klingt es eher so als wenn Du die Options und Tensions benutzt, was nicht das Gleiche wie das Benutzen von Upper structures ist. Zumindest nicht komplett. Bei upper structure versteht man meist ja eher, daß man Akkorde abgeleitet von Options oder Tensions nutzt.

    Lg Saxhornet
     
  19. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest


    Genauso so muss es -zumindest für mich - sein! Und wenn ich es mir recht überlege, war's auch immer so: habe was gehört, fand das cool, hab's nachgespielt -zumindest versucht- und dann die Theorie zu Rate gezogen. Dann habe ich das ganze Zeug nach Plan geübt, um es wieder zu vergessen und in meinen Impros einzusetzen.

     
  20. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Höhere Akkord-Strukturen. Kann interessant, aber auch verwirrend sein, vor allem wenn man zuviel auf einmal versucht. Recht bekannt ist die Miles Davis zugeschriebene Methode, von der Quinte bzw dem zugehörigenm Akkord auszugehen.
    Also in C-moll dann von G-moll. Das kann man nett am Keyboard ausprobieren, indem man Cmoll links drückt, und rechts die Akkordtöne von Gmoll (g, Bb, D, f) spielt. Gibt zunehmende Spannung.
    Bleibt man rechts im G-moll -Feeling, auch mit der ganzen Skala, aber bezogen eben auf g-moll, mit Betonung der G-moll Akkordtöne, und vermeidet vielleicht sogar das C und vielleicht auch das Eb, dann löst sich die Spannung nicht wirklich auf, es ist aber nicht grob falsch.
    Was den interessanten Effekt hat, das man immer noch ein Tönchen spielen möchte, welches man hofft, damit endlich die Spannung mal zu lösen :-D.
    Spielt man dann mit zitternden Fingern endlich rechts wieder den C-moll-Akkord, geht ein Aufatmen durch die Seele, und man kann wieder ruhig schlafen. -

    Die Skala bzw der Akkord auf der Quinte ist ganz gut geeignet, weil die Balance zwischen Schrägheit und Konsonanz zum Grundakkord ganz brauchbar ist. -

    Wie hier schon gesagt, das Hören ist wichtiger als die Theorie, allerdings schulen solche Spiele auch das Gehör.
    Trotzdem bleiben solche akkordischen Herangehensweisen für mich eher theoretische Spiele. Akkordtöne sind noch keine Melodien, und Melodien erheben sich aus Akkordzugehörigkeiten wie Vögel über die Städte, nicht an sie gebunden, sie trotzdem benutzend. Das Denken und Hören in Bewegungen, von Ton zu Ton, annäherungsweise kann man das als intervallisches Denken und Hören bezeichnen, scheint mir dem jedenfalls näher zu kommen.



    "Across the Universe" - Das Beatlesprogramm der Grooving Harmonists
    Freitag, 10. Mai und Samstag, 11. Mai 2013 15:30 in den Potsdamer Platz Arcaden, Alte Potsdamer Strasse 7, 10785 Berlin.
    13. und 14. September 2013 von 13:00 bis 16:0 im Eastgate in der Marzahner Promenade 1a, 12697 Berlin.


     
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